Samsung GQ55QN90A (Test)

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Der 1.250 Euro teure Samsung GQ55QN90A ist der günstigste 55-Zöller in unserem Vierer-Testfeld. Während die Mitbewerber von LG, Panasonic und Sony Modelle mit OLED-Technik ins Rennen geschickt haben, arbeitet der Koreaner mit Mini-LEDs, die auf 576 Zonen aufgeteilt sind. Der Grund: Samsung hat (noch) keine OLED-Fernseher in seinem Sortiment. Wer den QN90A in einer anderen Bildschirmgröße haben will, hat die freie Auswahl: Optional gibt es den Neo QLED nämlich auch mit 43, 50, 65, 75, 85 und 98 Zoll. Kostet der 75-Zöller noch moderate 2.600 Euro, muss man für den 85-Zöller schon 4.000 Euro hinlegen. Noch mal 13 Zoll mehr schlagen mit 15.000 Euro zu Buche. Der mit Anschlüssen gerade mal 2,7 Zentimeter dünne Flat-TV verfügt über einen hochwertigen Rahmen mit titanfarbener Metallblende. Dank separat erhältlicher Slim-Fit-Halterung kann der Samsung fast bündig an der Wand montiert werden, der Abstand beträgt weniger als einen Zentimeter.

Ausstattung und Praxis
Zur Ausstattung des GQ55QN90A gehören vier HDMI-Ports, von denen jedoch nur einer den HDMI-2.1-Standard mit Auto Game Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR), 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz sowie FreeSync Premium Pro, HGiG, G-Sync und Game Motion Plus unterstützt. Die Anschlüsse und die Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind nicht wie beim QN95A und den beiden 8KModellen in einer separaten Box ausgelagert, sondern im Gehäuserücken integriert. Der Samsung ermöglicht TV-Aufnahmen und Time-Shift auf USB-Festplatte, zusätzliche TV-Kanäle landen kostenlos über das Internet mittels Samsung TV Plus auf dem Gerät, und der praktische Universal Guide schlägt Inhalte aus Mediatheken und Streaming-Portalen vor, die sich am Geschmack des Zuschauers orientieren sollen. Für die Sprachsteuerung stehen Amazon Alexa, Bixby und Google Assistant zur Verfügung. Der Ambient-Modus dient dazu, das Display in ungenutzten TV-Pausen mit einem Kunstwerk, abstrakten Designs, Nachrichten oder Wetterinfos zu verschönern. Streamer und Smartphone-Fans kommen beim 55-Zöller ebenfalls auf ihre Kosten. Nicht nur, dass dieser neben Bluetooth und Chromecast auch AirPlay 2 unterstützt. Zum Spiegeln von Inhalten reicht es aus, das Smartphone kurz an den Rahmen des Flat-TVs zu halten (Tap View). Und dank Multi View lassen sich beispielsweise YouTube-Clips, Smartphone-Inhalte oder das Live-Bild einer Webcam in unterschiedlichen Fenstern gleichzeitig darstellen.

Solar und USB: Samsung verzichtet auf austauschbare Batterien und lädt den internen Akku des Signalgebers per Sonnen- oder Kunstlicht – und im Notfall über ein USB-Kabel auf. Für Netfl ix, Amazon Prime Video und Samsung TV Plus gibt es Direktwahltasten. Die kleine Fernbedienung kommt mit wenigen Tasten aus, die zum Teil doppelt belegt sind. Eine Beleuchtung fehlt.

Der Neo Quantum Processor 4K mit Deep-Learning-Technologie und das übersichtlich gestaltete Betriebssystem Tizen OS ermöglichen hohes Arbeitstempo. Die App-Auswahl ist riesig, hierzu gehören unter anderem Disney+, Apple TV, HD+, Sky Ticket, Joyn, Magenta TV und Rakuten TV.

Fit für Gamer: Zumindest eine der vier HDMI-Buchsen unterstützt die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz sowie Variable Refresh Rate und den Auto Low Latency Mode.

Ansprechend: Das Betriebssystem Tizen OS listet auf einen Blick Apps, Einstellungen, TV-Sender und eine Vorschau auf diverse Streaming-Inhalte auf.

Abstrakte Kunst: Wählt man den Ambient-Modus aus, so kann man das Display des 55-Zöllers mit diversen Hintergründen aus unterschiedlichen Genres verschönern.

Arbeiten auf XXL-Display: Nicht nur ein Smartphone, auch ein Windows-PC bzw. Mac lässt sich mit dem Fernseher verbinden – sogar mit Maus und Tastatur.

Auch wenn der GQ55QN90A mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1.250 Euro vergleichsweise günstig ist, bietet Samsung eine Fülle an intelligenten Helfern zur Optimierung von Bild und Ton. „Adaptives Bild“ verbessert spürbar die Helligkeit und versucht, abhängig vom Lichtpegel im Raum und dem angezeigten Inhalt die beste Bildqualität darzustellen. Dieses Feature arbeitet effektiv und ist alles andere als Spielerei. Die Veränderungen am bildlichen Eindruck sind gravierend.

Der „Aktive Sprachverstärker“ kann störende Hintergrundgeräusche wie Rauschen oder Küchengeräte erkennen und hebt in Eigenregie Stimmsignale an, damit der Zuschauer Dialoge besser wahrnehmen kann. „Adaptiver Ton+“ wiederum analysiert den Audioinhalt und die räumlichen Gegebenheiten in Echtzeit und verbessert daraufhin die Soundakustik durch eine selbstständige Ton-Kalibrierung. Die „Adaptive Lautstärke“ passt derweil den Pegel basierend auf dem eigenen Nutzungsmuster und der Audioeingabe automatisch an. Mit „Q-Symphony“ hat man die Möglichkeit, durch den Einsatz einer kompatiblen Samsung-Soundbar den TV-Ton parallel über die Lautsprecher des Fernsehers und den separaten Klangriegel abzuspielen.

Ab ins Menü: Im Bereich „Allgemein“ haben Sie die Möglichkeit, zu den Einstellungen des intelligenten Modus zu gelangen.

Smarte Helfer: Der intelligente Modus besteht aus mehreren Features – Sie können diese einzeln oder alle gemeinsam aktivieren.

Bild- und Tonqualität
Im alltäglichen TV-Betrieb überzeugt der Samsung mit natürlichen Farben, einem scharfen, plastischen und ausgewogenen Bild. Einen ersten erfolgreichen Angriff auf unser OLED-Quartett startet der QLED bei der Helligkeitsmessung. In dieser Disziplin können ihm die Mitbewerber mit selbstleuchtenden Pixeln nicht das Wasser reichen. Selbst im „Film“-Modus, der den authentischsten Bildeindruck liefert, schafft der Koreaner eine Spitzenhelligkeit von 1.509 Candela. Auch bei zunehmendem Weißanteil hat der Samsung mit 1.153 Candela (50 Prozent) bzw. 727 Candela (100 Prozent) locker die Nase vorne. Die Maximalhelligkeit, die normalerweise im „Dynamisch“-Modus erzielt werden sollte, konnten wir im Test nicht ermitteln. Offenbar aufgrund eines Software-Fehlers erzielte der GQ55QN90A im 10-Prozent-Weißfeld nur 309 Candela. Dieses Phänomen haben wir schon bei anderen Samsung-TVs beobachtet. Mit 6.519 Kelvin ist die Farbtemperatur im Modus „Warm2“ ab Werk perfekt voreingestellt, der ANSI-Kontrast fällt mit 6.125:1 ebenfalls hervorragend aus.

Die zweite wichtige Kategorie ist die Schwarzdarstellung: Kann der 55-Zöller hier auf dem extrem hohen Niveau der OLEDs mithalten? Unsere Antwort lautet: punktuell ja, aber unter dem Strich nicht. Schaut man bei zentraler Sitzposition frontal auf das QLED-Display, so überzeugt der schwarze Abspann der Amazon-Serie „Pastewka“ durch ein tiefes Schwarz und eine homogene Ausleuchtung ohne Aufhellungen. Für Zuschauer mit seitlichem Blickwinkel ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Die weißen Schrifteinblendungen mit Schauspielern und anderen Produktionsmitarbeitern sind jetzt von einem großen, grauen Lichthof umgeben, den man bei OLEDs vergeblich sucht. Die „Dimmung“ sollte man dabei auf „Hoch“ belassen. Reduziert man diese nämlich auf „Gering“, wird aus den vorherigen größtenteils schwarzen Bildbereichen eine zwar weitgehend einheitliche, aber dafür nur noch graue Fläche.

Äußerst präzise: Der Samsung arbeitet im SDR-Bereich mit hoher Farbtreue – allerdings ist für dieses perfekte Ergebnis ein wenig Feintuning erforderlich.

Kleine Abweichungen: Bei Rot und Grün fallen im DCI-P3-Spektrum minimale Ungenauigkeiten bei der Farbreproduktion auf – in der Praxis ist das aber egal.

Der Samsung unterstützt weder Dolby Atmos noch Dolby Vision, bei den HDR-Formaten dafür HLG, HDR10 und HDR10+. Dank der enormen Leuchtkraft des Displays sind HDR-Titel ein Augenschmaus. In der Netflix-Doku „Chasing Coral“ beispielsweise fasziniert der TV-Apparat mit eindrucksvollen Unterwasseraufnahmen, leuchtenden Farben, toller Schärfe und einzigartigen Einblicken in das Leben am Meeresboden. Unsere Empfehlung: Probieren Sie mal den Modus „Adaptives Bild“ aus. Klar, im Gegensatz zum braven „Film“-Setting übertreibt es der Samsung jetzt ein wenig, aber die explodierenden Farben und ihre enorme Power sind ein Genuss. Blickwinkelstabilität und Bewegungsdarstellung des QN55A sind top.

Ebenfalls Freude kommt mit dem 60 Watt starken 4.2.2-Soundsystem auf. Stimmen, Musik, Sport, Dokus oder Actionstreifen – all das erledigt der 55-Zöller akustisch unaufgeregt und recht souverän. Die Raumfülle ist ordentlich und der Klangteppich geht auch seitlich über das Gehäuse des Flachmanns hinaus. Klar, wer sich satte Bässe wünscht, muss in eine separate Soundbar mit Tieftöner investieren. Aber der Samsung deutet es zumindest unüberhörbar an, wenn eine Horde Elefanten trampelt oder ein Donnerwetter losbricht. Das Feature „SpaceFit Sound“ ermöglicht eine selbstständige Ton-Kalibrierung des Fernsehers.

Der Testbericht Samsung GQ55QN90A (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 1250 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 Sehr gut

Für gerade mal 1.250 Euro begeistert der Samsung GQ55QN90A durch enorme Helligkeit, ein super ausgewogenes Bild, eine umfangreiche Ausstattung und hohen Bedienkomfort. Vermissen tut man lediglich Dolby Vision. Einzig bei der Schwarzdarstellung merkt man, dass die OLED-Konkurrenz für Film-Fans immer noch die erste Wahl ist.

Jochen Wieloch

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