Quadral Signum-Set (Test)

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Als neue Basis-Baureihe hat Quadral die Signum-Serie konzipiert. Da stellt sich unweigerlich die Frage wie großzügig die Niedersachsen den Sparstift angesetzt haben.

Zugegeben, 2.900 Euro sind nicht gerade typisch für ein Einsteiger-Boxenset. In dieser Klasse erwarten viele Kunden eher eine „1“ am Anfang des Preisschilds. Doch betrachtet man das Gesamtprogramm von Quadral, passt es wieder: Die Signum-Baureihe ist in der Tat die kleinste und zugleich preiswerteste Lautsprecher-Serie im aktuellen Produkt-Portfolio des Hannoverschen Traditionsherstellers. Warum Quadral nicht eine Serie druntersetzt, darüber kann nur spekuliert werden, allein ist der Hersteller mit dieser Politik nicht: Viele namhafte Boxenbauer tun es Quadral gleich und bedienen den ganz preiswerten Bereich schlicht nicht. Zu vermuten ist, dass die technischen und klanglichen Kompromisse, die mit einer solchen Preisreduktion einhergehen, nicht in die Firmenphilosophie passen.

Ein immer wiederkehrendes Thema waren für Lautsprecher-Hersteller überlastete und damit defekte Hochtöner. Und das, obwohl sich die Belastbarkeit von Chassis über die Jahre erheblich verbessert hatte: Sowohl die Kleber als auch die Materialien für Schwingspulenträger wurden immer hitzebeständiger. Das reicht aber immer noch nicht, um Hochtöner wirklich vor grober Überlastung zu schützen. Die passiert immer dann, wenn ein Verstärker in die Übersteuerung getrieben wird, also so viel Eingangspegel bekommt, dass die Signalspitzen gekappt werden. Dabei entsteht selbst bei kleinen Verstärkern so viel Energie im Hochtonbereich, dass selbst moderne Chassis überlastet werden.

Abhilfe bei diesem Dilemma hat ein relativ neues elektronisches Bauteil gebracht, der PTC. Diese Abkürzung steht schlicht für „Positive Temperature Coefficient“, also ein Bauteil, das bei Erwärmung seinen Widerstand drastisch erhöht. Vor einigen Jahren brachten einige Hersteller Bauteile auf den Markt, deren Widerstand bei einem festgelegten Strom, der durchfließt, sprunghaft ansteigt. Zum Glück waren darunter auch solche, die für den Schutz von Hochtönern genau richtig dimensioniert waren und schnell genug reagierten, um ein Durchbrennen der Schwingspulen zuverlässig zu verhindern.

PTCs sind übrigens selbstrückstellend: Reduziert der Anwender die Lautstärke auf ein verträgliches Maß, gibt das Schutzelement den Hochtöner wieder frei. Diese Bauteile fanden nach und nach bei vielen Herstellern Verwendung, zumal die zusätzlichen Kosten überschaubar blieben und sich die Zuverlässigkeit der Lautsprecher beträchtlich erhöhte.

Das kleine braune Bauteil rechts unten am Rand der Frequenzweichenplatine ist der PTC, der den Quadral-Hochtöner vor Überlastung schützt.

Technik
Eine solche Produktpolitik verpflichtet natürlich auch, denn berechtigterweise erwarten Heimkino-Fans, die fast 3.000 Euro für ein 5.1-Boxenset ausgeben, auch eine entsprechende Qualität, und zwar sowohl beim Klang als auch in der Verarbeitung. Was aber letztlich für einen so erfahrenen Hersteller wie Quadral kein Problem darstellt – das macht unser Signum-Set im Test deutlich: An den sauber gestalteten, vorzüglich gefertigten Gehäusen beispielsweise gibt es nichts zu meckern. Die Korpusse von Front-Standbox Signum 90 und Center 10 Base beschichtet der Hersteller mit wertigen Kunststoffoberflächen wahlweise in Mattschwarz, Mattweiß oder Nussbaum-Dekor. Die aufgesetzten Fronten sind dagegen lackiert, bei der schwarzen und weißen Ausführung hochglänzend, bei Nussbaum in Seidenmatt Schwarz. Rundum mit letzterer Lackierung versehen sind die für Wandbefestigung ausgelegten und recht flachen Surroundboxen Signum Phase 2.

Ordentlich Gehirnschmalz wanderte nicht nur in die Optik der Quadral-Boxen: Vor allem bei der großen Signum 90 investierte Entwickler Sascha Reckert auch einiges in eine saubere, auch akustisch gut funktionierende Innenaufteilung. Statt alle drei gleich aussehenden Konustreiber auf dasselbe Volumen arbeiten zu lassen, teilte Reckert das Gehäuse gemäß dem jeweiligen Funktionen auf: Das oberste Chassis arbeitet auch als Mitteltöner und bekam ein eigenes Volumen mit zugehörigem Bassreflexrohr auf der Rückseite. Wobei: Ein „richtiger“ Mitteltöner ist der Treiber nicht, denn er überträgt auch den Bassbereich, parallel zu den beiden unteren Treibern. Die sind nur für Frequenzen bis 550 Hertz zuständig und arbeiten auf ein Gehäuseabteil, das genau doppelt so groß ist wie das des oberen Chassis und ebenfalls über eine – deutlich größere – Bassreflexöffnung verfügt. Um für ihre Arbeit besser gerüstet zu sein, bekamen ihre Schwingeinheiten mehr Gewicht in Form von unter der Staubschutzkalotte eingebrachter Vergussmasse mit auf den Weg. Diese Maßnahme senkt die Resonanzfrequenz des Chassis, was eine sinnvolle und saubere Bassreflexabstimmung erleichtert.

Als Korbmaterial für die Konustreiber der Signum-Serie wählten die Entwickler einen stabilen Kunststoff. Das ist keinesfalls als Sparmaßnahme zu verstehen, dank strategisch platzierter Stege brauchen sich die Körbe in Sachen Stabilität vor keiner Blechvariante zu verstecken und sind zudem noch amagnetisch. Das hilft dabei, die Feldlinien des Magneten, die sich bei Stahlblechkörben gerne mal in deren Metall verirren, dorthin zu konzentrieren, wo sie hingehören – nämlich in den Luftspalt des Antriebssystems.

Auch beim Hochtöner setzt Quadral bei der Signum-Serie auf eine eigene Entwicklung: RiCom-Sigma nennt Quadral diesen Treiber, der als Ringstrahler konzipiert ist (siehe Kasten). Von außen zu sehen ist nur sein vollständig flaches Schutzgitter, das keinen direkten Blick auf die Schwingeinheit erlaubt. Das setzt ungewohnte, auch optisch interessante Akzente. Bei den Frequenzweichen der Signums lässt sich Quadral ebenfalls nicht lumpen: Ordentlich dimensionierte Spulen mit Trafoblech-Kernen sowie Folienkondensatoren an nahezu allen Positionen sorgen für niedrige Verzerrungen.

Dem Signum-Set gesellt sich der Subwoofer Qube 10 CS Aktiv hinzu, der als Downfire-Konstruktion sein 10-Zoll-Chassis auf der Unterseite trägt. Daneben, zwischen den beiden vorderen Füßen, sitzt die schlitzförmig gestaltete Bassrefl exöffnung. Auf Hochpegel-Eingänge verzichtet der Quadral-Sub, bietet dafür aber neben Reglern für Pegel und Trennfrequenz auch noch einen für die stufenlos einstellbare Phase. Mit 250 Watt ist der integrierte Schaltverstärker angemessen leistungsfähig.

Die Phase lässt sich beim Qube CS10 Aktiv stufenlos zwischen 0 und 180 Grad justieren.

Beim Quadral-Sub sitzen sowohl der Treiber als auch seine Bassreflexöffnung auf der Unterseite. Durch diese
Downfire-Anordnung koppeln die Schallwellen von beiden sehr gut an den Raum an.

Der neue RiCom Sigma-Hochtöner von Quadral ist als so genannter Ringstrahler konstruiert. Bei diesen schwingt nicht, wie bei herkömmlichen Hochtönern, eine komplette Kalotte, bei der außen eine Schwingspule angebracht ist, sondern eine ringförmige Membran, bei der die Schwingspule in der Mitte sitzt. Der Ring ist in aller Regel nicht flach, sondern besteht aus zwei konzentrisch angeordneten Teilen, die gewölbt sind und an die Sicke einer herkömmlichen Membran erinnern. Die Schwingspule ist exakt an der Verbindungsstelle der beiden Membranteile angebracht. Ganz außen und in der Mitte ist die Membran mechanisch fixiert.

Eine solche Bauweise hat mehrere Vorteile: Zum einen ist die bewegte Masse kleiner als bei normalen Kalotten, was für den Antrieb die Arbeit vereinfacht und für eine höhere obere Grenzfrequenz sorgt. Unsere Messungen zeigen, dass das Chassis bis über 30 Kilohertz nennenswert Schalldruck erzeugt.

Zum anderen weisen die schwingenden Teile sehr geringe Abmessungen auf, was eventuelle Resonanzen zu hohen Frequenzen weit aus dem hörbaren Bereich heraus verschiebt. Erste Resonanzen waren in den Messungen bei 30 Kilohertz erkennbar. Und die fielen dank der hoch dämpfenden Seide, die Quadral als Membranmaterial nutzt, noch nicht einmal sonderlich kräftig aus.

Beim RiCom Sigma-Hochtöner ist die Schwingspule an der Verbindung zwischen den beiden konzentrischen Membran-Ringen aus Seide befestigt.

Tonqualität Surround
Was er im Messlabor beeindruckend unter Beweis stellte: Immerhin 109 Dezibel Maximalpegel bei einer unteren Grenzfrequenz von 32 Hertz attestieren ihm für seine Größe überdurchschnittliche Werte. Ebenfalls ein durchweg erfreuliches Bild boten die Frequenzgänge des Sets. Sie verlaufen bemerkenswert linear und unterscheiden sich zwischen den Boxentypen nur marginal. Der für das geschlossene Gehäuse der Surrounds zu steile Abfall zu tiefen Frequenzen hin offenbart, dass die Entwickler ihm ein Hochpassfilter in Form eines Serien-Kondensators eingepflanzt haben, um seine Tieftöner vor extremen Hüben zu schützen. Deutliche Einbrüche bei großen Winkeln zeigt das Rundstrahldiagramm des Centers. Auf seitlichen Sitzplätzen ist also eine geringfügig eingeschränkte Sprachverständlichkeit zu erwarten. Die von uns oft beobachtete zu niedrige Impedanz bei Lautsprechern mit drei parallel laufenden Tieftönern konnte Quadral bei der Signature 90 vermeiden, ihr Minimalwert von 3,6 Ohm bei 150 Hertz sollte für jeden Verstärker tolerabel sein.

Der überzeugende Messparcour-Durchlauf schraubt die Erwartungen an die Klangualität des Quadral-Sets natürlich in die Höhe. Dort wird es ihm aber keineswegs schwindlig, es überzeugt viel mehr mit einem temperamentvollen, aufgeräumten Klangbild, das richtig Spaß macht. Ob in „Ice Age – Jetzt taut´s“ Manny das Mammut von den Geysir-Kanonenschlägen bewusstlos geschlagen wird oder Scrat das Säbelzahn-Hörnchen bei der Eichelsuche wieder mal alles in Schutt und Asche legt, das Quadral-Set geht jedes Tempo mit und ist beim leisen Trippeln genauso präsent wie bei zu Tal donnernden Eislawinen. Hohe Wiedergabepegel sind dabei kein Problem, auch nicht im Tiefbass. Allenfalls bei eher schon brutalen Lautstärken beginnt der Subwoofer, wahrnehmbar zu komprimieren, ohne dabei mit Verzerrungen unangenehm aufzufallen.

Musikalisch lässt das Signum-Set ebenfalls nichts anbrennen: Bei „Live at Montreux“ von Toto fühlt man sich regelrecht in den Saal hineingezogen, so glaubwürdig kommt die Atmosphäre rüber – kein Wunder, so gut aufgelegt und entspannt kann man die Virtuosen aus Kalifornien nur auf dieser Blu-ray erleben, was das Quadral-Set glaubwürdig und engagiert zu Gehör bringt. Richtig Spaß macht auch, wenn die San Francisco Symphony unter Leitung von Michael Tilson Thomas Aaron Coplands „Appalachian Spring“ konzentriert, aber beschwingt zum Besten gibt. Da kommt gleich gute Laune bei den Zuhörern auf, vor allem über die ausgewogene räumliche Wiedergabe, die Solo- Instrumente fein auflöst und präzise positioniert, dem gesamten Orchester-Klangkörper aber auch die nötige Wucht und Kompaktheit verleiht.

Immer wieder faszinierend ist die Abmischung von Omar Hakims „Listen Up“: Der Zuhörer sitzt wirklich mitten in der Band und kann die Musiker um sich herum scheinbar anfassen, vor allem dann, wenn ein Set sie, wie das Quadral, so präzise und körperlich in den Raum stellt. Mit dem Klang eines klassischen Einsteiger-Boxensets hat das alles herzlich wenig zu tun.

Der fette Magnet des Quadral-Mitteltöners sorgt für kräftigen Antrieb. Die Öffnungen im Korb darunter entlüften
den Raum hinter der Zentrierspinne des Treibers.

Tonqualität Stereo
Mit jeweils drei 18-Zentimeter-Tieftönern sind die Signum 90-Standlautsprecher im Stereo-Betrieb auf einen Subwoofer wahrlich nicht angewiesen. Sie trumpfen hier mit einem satten, durchsetzungskräftigen Bass auf, der zudem fest umrissen und präzise bleibt wie John Illsley mit seinem „Railway Tracks“ gekonnt unter Beweis stellt. Die Raumabbildung der Quadrals bleibt auch hier penibel und präzise, vor allem aber dreidimensional, bei Michael Ruffs „Speaking in Melodies“ beispielsweise sortiert das Set die Band wahrnehmbar und abgestuft hinter dem Sänger ein.

Der Testbericht Quadral Signum-Set (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 2.900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 Sehr gut

Von wegen Einsteigerklasse: Das Signum-Set von Quadral beeindruckt mit einem temperamentvollen, fein aufgelösten und erwachsenen Klangbild. Bei den Gehäusen gibt es zwar kein Echtholz, dafür aber eine saubere Verarbeitung und ein ansprechendes Design.

Michael Nothnagel

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