AV-Receiver für weit unter 1.000 Euro sind selten geworden: Gerade mal 600 Euro kostet der VSX-835DAB von Pioneer. Was der Einsteiger mit 7 Endstufen und Digitalradio so alles auf dem Kasten hat, klärt unser Test.
Klappert man die Webseiten der großen AV-Verstärker-Hersteller ab, merkt man schnell: die Preise kannten zuletzt nur eine Richtung: nach oben. Zwar haben einige Firmen noch Modelle um 600 Euro im Programm, diese haben aber oft schon etliche Jahre auf dem Buckel oder mit 5 Endstufen nur das Heimkino-Minimum unter der Haube.
Gut ein Jahr nach dem Start der großen Verstärker VSX-LX305/505/805 schiebt Pioneer jetzt zwei kleine Modelle hinterher: den VSX-535 für 500 Euro sowie den hier getesteten VSX-835DAB. Mit einem Preisschild von 600 Euro ist Letzterer ein Einsteiger, technisch offeriert er aber schon Features, die man bei den nächstgrößeren Modellen findet – 7 Endstufen sowie Dolby Atmos und DTS:X. An anderen Stellen hat man dafür eingespart, wie beim Streaming. Das DAB im Receiver-Namen steht natürlich für das terrestrische Digitalradio, ein entsprechender Tuner samt Antenne sind vorhanden, eine günstigere Version ohne DAB-Radio gibt es nicht.
Wenig überraschend besitzt der VSX835DAB eine Plastik-Front sowie keine Klappe für versteckte Tasten. Der Deckel biegt sich schon bei leichtem Druck durch, dafür ist das Gehäuse sauber verarbeitet und die Regler für Volume und Quellenwahl schleifen beim Drehen nicht.
Aktuelle Technik
HDMI 2.1 ist bei allen AV-Verstärkern angekommen, so dass man sich auch beim VSX-835DAB keine Sorgen über die Kompatibilität mit 8K/60Hz bzw. 4K/120Hz machen muss – und das an allen 4 HDMI-Eingängen und dem HDMI-Out samt eARC. Zudem werden Dolby Vision, HDR10+, HDR10 und Dynamic HDR unterstützt, hinzu kommt VRR, ALLM und SBTM für den Spielspaß via Konsole oder PC. Der Video-Upscaler rechnet 2K-Signale auf bis zu 8K-Auflösung hoch. Die optionale „Super Resolution“-Funktion schärft das Bild dreistufig an.
Ausbaufähig: Aufgrund des wuseligen und einheitlichen Tasten-Layouts ist die Benutzerführung eher mäßig, oft sucht man nach dem richtigen Drücker. Zudem fehlt eine Beleuchtung.
Bei den Endstufen gibt es besagte 7 Stück, so lassen sich 7.1- oder 5.1.2-Setups mit zwei Höhenboxen betreiben. Die Signalverarbeitung ist gleichfalls auf 7.1-Kanäle beschränkt, denn Preouts bekommt nur der Subwoofer-Kanal, der auf zwei Cinch-Buchsen aufgeteilt ist. Im Menü lässt sich daher lediglich ein Subwoofer einstellen und regeln. Der VSX-835DAB kann eine zweite Hör zone aktiv oder via Stereo-Preouts bedienen, zudem darf man die Frontkanäle bi-ampen.
Das Bassmanagement fällt etwas rudimentärer aus, denn die Trennfrequenz zwischen 50 und 200 Hz kann man nur einmal für alle „klein“ definierten Boxen auswählen. Mit „Double Bass“ werden die Bassanteile der Frontboxen zusätzlich auf dem Subwoofer wiedergegeben. Die Boxenabstände zum Hörplatz lassen sich in 3 Zentimeter-Einheiten definieren, die Kanalpegel in 0,5-db-Schritten.
An Decodern spendierte Pioneer Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Von DTS ist zudem der Virtualisierer (Virtual:X) an Bord. Dolbys Virtualisierungstechnologie fehlt hingegen, ebenso Auro 3D. Die acht DSP-Klangprogramme des Pioneer sind Geschmackssache. Zur Überraschung bietet der 8-Kanäler IMAX Enhanced, denn bisher waren 10 Kanäle mit einer 5.1.4-Matrix für solch eine Zertifizierung bei AV-Verstärkern nötig. Offenbar wurden die Kriterien aufgeweicht, denn neben DTS:X-Ton mit IMAX-Codierung gibt es laut Pioneer-Handbuch auch 5.1-IMAX-Signale (sind uns noch nicht untergekommen), welche der Pioneer ebenso decodieren kann. IMAX-Inhalte werden automatisch erkannt, sofern man die Funktion nicht im Menü deaktiviert. Liegt IMAX-Ton an, werden der spezielle DTS-Codec sowie ein eigenes Bassmanagement (siehe Bild) angewendet: Hierzu gehört ein spezieller Subwoofer-Modus (IMAX Bassversorgung), der die Bassanteile aller anderen Boxen auf Basis der IMAX-Vorgaben an den LFE-Kanal schanzt, sowie eine separate Justage des Basspegels (IMAX LFE Stummschaltpegel).
Um den Klang an die akustischen Gegebenheiten des Hörraums anzupassen, steuert Pioneer das proprietäre MCACC-System bei. Auf das bei größeren Modellen gleichfalls integrierte Dirac Live muss man beim VSX-835DAB verzichten. Der Amp besitzt zudem eine Schaltung zur Korrektur von Phasenstörungen („Phase Control“), einen „Midnight“-Modus zur Dynamikreduktion und ein „Theater Filter“, das die Hochtonanteile anhebt. Bass- und Höhenregler sind vorhanden, einen manuellen Equalizer sucht man hingegen vergebens.
Streaming und Bedienung
Drahtlos geht es nur via Bluetooth zum Gerät, Chromecast und AirPlay fehlen ebenso wie DTS Play-Fi oder ein Webradio. Die USB-Buchse dient nur der Stromversorgung und für Firmware-Updates. Letzteres muss man über USB vornehmen, denn weder WLAN noch eine Ethernet-Buchse sind vorhanden, womit die Steuerung per „Pioneer Remote App“ flachfällt. Fehlanzeige sind auch Sprachassistenten, so dass sich der VSX-835DAB nur über die Fernbedienung steuern lässt.
Deren Design und Tastenlayout ist identisch zu den Modellen größerer Pioneer-Receiver, der Funktionsumfang unterscheidet sich aber dezent. Die Fernbedienung birgt Verbesserungspotenzial, denn viele einheitliche Tasten, kaum eine räumliche und keine farbliche Untergliederung machen die Bedienung mitunter zum Suchspiel.
Die Onscreen-Menüs des VSX-835DAB sind praxisgerecht, fallen aber in die Kategorie „Simpler geht es (n)immer“: Weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund, selten gesellt sich eine Grafik dazu. Immerhin gibt es rudimentäre Erklärungen zu vielen Menüpunkten. Die Schnelleinstellungen für HDMI, Audio, Raum-EQ und Pegel poppen rechts unten in einem Fenster über dem laufenden Bild auf, ebenso das Info-Menü mit vielen Angaben über die eingehenden und ausgehenden AV-Signale.
Tonqualität
Im Messlabor bot unser Testmuster des VSX-835DAB der Preisklasse angemessene Leistungen. Im Stereo-Modus an 4-Ohm-Last waren es hohe 141 Watt pro Kanal, an 6 Ohm immer noch 126 Watt. Im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm) standen 55 Watt pro Kanal auf dem Zähler, solide 74 Watt (6 Ohm) bzw. 78 Watt (4 Ohm) pro Kanal lieferte der Amp im 5.1-Modus.
Der durchschnittliche Stromverbrauch lag mit 271 Watt im Normalbereich, die implementierte Eco-Schaltung lässt sich nicht über das Menü deaktivieren – wir fanden jedenfalls keine Option – und schaltet sich nach eigenem Ermessen zu bzw. ab.
Der Pioneer VSX-835DAB ist – wie der Name schon verrät – damit ausgerüstet. Die dafür benötigte Antenne wird mitgeliefert. Nach deren Installation drückt man auf der Fernbedienung die Tuner-Taste, womit der Receiver seinen Sendersuchlauf beginnt, alternativ kann man im Grundmenü die Suche aktivieren bzw. nach einem Wohnortwechsel erneut starten, ferner lässt sich eine Dynamikreduktion (DRC) aktivieren. Der TV-Bildschirm bleibt während der Radio-Wiedergabe schwarz. Mit der Info-Taste der Fernbedienung kann man immerhin über das Display am Receiver Informationen aufrufen, dazu gehören Sendername, Empfangsqualität (Bitrate und Audiomodus), Empfangsfrequenz und Lauftext (Dynamic Label Segment) mit Infos zur aktuellen Sendung. Die Reihenfolge der Sender lässt sich alphabetisch oder nach den DAB-Multiplexen ordnen. Der Pioneer bietet 40 Stationsspeicher, in denen man seine Lieblings sender ablegen kann, mit den Preset-Tasten der Fernbedienung scrollt man durch die gespeicherten Stationen.
Unterm Strich ist die DAB-Bedienführung im VSX-835DAB nicht die benutzerfreundlichste. Eine zusätzliche grafische Oberfläche via Onscreen-Menü wie etwa in Denon-Receivern bietet hier unübersehbare Vorteile.
Vor dem Hörtest führten wir die Einmessung mit MCACC durch, die ohne Störungen vonstatten ging. Die Crossover-Frequenzen mussten wir manuell auf unsere Speaker abstimmen – diesmal auch unsere mächtigen Frontboxen zurück auf „groß“ stellen, welche die Einmessung als „klein“ ermittelte. Zudem setzten wir die Trennfrequenz des Subwoofer von 100 auf 80 Hertz.
Mit den Anpassungen verlor auch der Subwoofer ein bisschen sein vorlautes Spiel. Nichtsdestotrotz schraubten wir am Subwoofer selbst die Lautstärke ein ordentliches Stück herunter, denn der Pegelregler im Amp brachte kaum die nötige Zügelung. So angepasst, spielte der Pioneer immer noch druckvoll, knackig und bei aller Wucht sauber. Auch deshalb sorgte der kleine Amp mit ungebremster Lebendigkeit und Spielfreude für wippende Füße bei unserer Musik-Session. Steely Dan rockte mit guter Auflösung im Hochton, der nicht scharf in die Ohren fuhr – selbst bei gehobenen Pegeln nicht. Überbordende Klangfarben hat der Pioneer zwar nicht zu bieten, einen besonders audiophilen Vertreter darf man in dieser Preisregion aber auch nicht erwarten.
Weiter ging es mit Dolby-Atmos-Trailern: Der Pioneer bot ein detailreiches wie präzises Klangfeld, in dem Effekte schön nachvollziehbar platziert wurden – das machen teure AV-Receiver nicht besser. Allerdings haben wir schon größere Schallfelder vernommen. Bei einer 5.1.2-Boxenkonfiguration fehlen für ein vollwertiges (7.1.4) Atmos-Setup die Back-Rears und zwei Höhenboxen, was man hört und was Punkte kostet. Im Rahmen seiner Möglichkeiten bot der Pioneer jedoch eine ausgezeichnete Räumlichkeit samt klar nachvollziehbarer Tonobjekte über dem Kopf.
Der „Powerful Bass“ im „Amaze“-Clip kam mit der geforderten Wucht und Tiefe, da vibrierte nicht nur der Magen mit, sondern auch unsere Decke. Dies war auch im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) der Fall, in dem ein Panzer kräftig Feuerwerk macht. Der Pioneer hatte keine Probleme, die Szene mit ihrer Wucht und Dynamik in unseren Hörraum zu transportieren, das klang schon sehr erwachsen.
Bei Stereo-Musik im „Pure Direct“-Modus hatte der VSX-835DAB einen ebenso schwung- und druckvollen Auftritt. Die Stereo-Bühne erstreckte sich breit, wenn auch nicht allzu tief. Bei gehobenen Pegeln schlich sich schon mal eine Schärfe in den Sound, die wir von High-End-Boliden nicht gewohnt sind. 600 sind aber auch keine 6.000 Euro und in seiner Preisklasse ist der Pioneer ein feiner Spielpartner für Einsteiger-Heimkinos.
Der Testbericht Pioneer VSX-835DAB (Gesamtwertung: 61, Preis/UVP: 600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Pioneer VSX-835DAB ist mit seinen 7 Endstufen und sattem Sound ein guter Spielpartner für günstige Einsteiger-Heimkinos. Aufgrund von Abwertungen in der B-Note (Ausstattung und Praxis) reicht es aber nur für „befriedigend“.
Andreas Oswald