Nubert nuXinema-Set (Test)

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Sie wollen eine Surround-Anlage mit möglichst wenig Kabeln? Dann hat Nubert jetzt die passende Kombi im Programm: Die bekannten Aktiv-Boxen der nuPro-RC-Serie und den neuen AV-Prozessor nuXinema preAV.

Eine Heimkino-Anlage zu verkabeln, war schon immer eine eher aufwändige Angelegenheit. Das gilt vor allem für die Lautsprecher. Für jede Box muss eine eigene Strippe gezogen werden, oft genug bis ans andere Ende des jeweiligen Raums. Wenn man die Installation eines AV-Systems nicht von vornherein in Bau oder Renovierung des Raums einkalkuliert, ist ein optisch unauffälliges Verlegen dieser Kabel ohne größeren Aufwand kaum möglich – mal ganz abgesehen davon, dass ordentliche Kabel nicht umsonst zu haben sind und das Verlegen auch Arbeit macht und zumindest rudimentäre technische Kenntnisse erfordert.

Genau aus diesen Gründen hat der eifrige Direktversender Nubert aus Schwäbisch Gmünd umfassend in Drahtlos-Technik investiert und mit X-Connect Surround sogar ein eigenes Funk-Datenprotokoll entwickelt. Dies bekamen zuerst die neuesten Boxenmodelle der nuPro-Serie – erkennbar an dem Präfix nuPro XS – eingepflanzt. Eine aus Heimkino-Sicht vollwertige Mehrkanal-Anlage macht daraus aber erst der nuXinema preAV: Denn der 835 Euro teure Heimkino-Prozessor kann bis zu acht Kanäle unabhängig voneinander durch die Luft zu den passenden Lautsprechern schicken. Das dürfen dann auch Höhenkanäle sein, denn der Nubert-Prozessor besitzt Decoder für Dolby Atmos und DTS:X. Für ganz große Heimkino-Systeme sind sogar vier weitere Kanäle möglich, die dann allerdings per Kabel an die entsprechenden Cinch-Ausgänge des Geräts angeschlossen werden. Insgesamt ist also eine 7.1.4-Anlage möglich – mehr als erstaunlich für so eine kleine Kiste, die mit ihrer Breite von 23,4 Zentimetern und der Höhe von 6 Zentimetern den größten Teil der Receiver- und Prozessor-Konkurrenz geradezu klobig erscheinen lässt.

Technik

Trotzdem ist die Ausstattung mit Anschlüssen durchaus überzeugend: Immerhin gibt es drei HDMI-Eingänge und einen eARC-Ausgang sowie je einen optischen, koaxialen und USB-Digitaleingang. Bluetooth mit aptX komplettiert die Ausstattung auf der digitalen Seite. Selbst einen „stinknormalen“ Cinch-Analogeingang integrierten die Schwaben, es lässt sich also selbst ein Plattenspieler – der allerdings einen eigenen Phono-Preamp mitbringen muss – anstöpseln. Neben den Drahtlos-Kanälen bringt der Nubert auch, wie schon erwähnt, analoge Ausgänge mit, und zwar in Form von acht Cinchbuchsen. Möglichkeiten zum Musik­streaming hat der Hersteller hingegen nicht integriert, die muss der Anwender selbst beisteuern.

Trotz geringer Größe des nuXinema-Prozessors ist seine Ausstattung mit Anschlüssen sehr umfangreich.

Trotz geringer Größe des nuXinema-Prozessors ist seine Ausstattung mit Anschlüssen sehr umfangreich.Die Nubert-Entwickler statteten ihren Heim­kino-Prozessor, wie es sich gehört, mit einem umfassenden Bildschirmmenü aus, mit dem der Anwender alle Einstellungen inklusive des Setups vornehmen kann. Es ist mittels der beigelegten Fernbedienung zugänglich, die erfreulich übersichtlich ist und dank ihrer Aluminium-Front gut und schwer in der Hand liegt. Ihre Verarbeitung ist, genau wie die des Prozessors, ausgezeichnet. Auch am AV-Prozessor selbst ist die Bedienung möglich, allerdings mit nur einer Taste und einem Dreh-Drück-Knopf vergleichsweise rudimentär.

Als weitere Möglichkeit zur Bedienung des nuXinema preAV stellt Nubert die Smartphone-App X-Remote zur Verfügung. Die ist schon von den Subwoofern der XW- und Lautsprechern der XS-Serie bekannt. Schon dort konnte sie mit guter Bedienbarkeit und Übersichtlichkeit überzeugen. Auch für den Prozessor bewährt sie sich: Seine zusätzlichen Funktionen integrieren sich nahtlos in die Bedienoberfläche. Auch die gut funktionierende Nubert-Raumeinmessung X-Room integrierte der Hersteller in den Prozessor, sie beschränkt sich aller­dings auf die Frontlautsprecher links und rechts. Subwoofer, Center und sämtliche Raumlautsprecher können ebenfalls eingemessen werden, aber nur individuell, nicht über den nuXinema. Dazu müssen sie zunächst aus dem Mehrkanal-Verbund gelöst werden, um dann die Einmessung der einzelnen Box zu starten. Erst dann können sie wieder ins Heimkino-Ensemble aufgenommen werden.

Von Treiber und Bassreflexöffnung des Nubert-Subs ist im Betrieb nichts zu sehen, denn beide sind im Boden des XW-900 integriert.

Das Testsystem besteht neben dem Prozessor aus zwei aktiven Front-Standlautsprechern nuPro XS-8000 RC und zwei aktiven nuPro XS-3000 RC für die Surroundkanäle. Die nuPro XS-3000 RC kam auch für den Center zum Einsatz, da es bislang keinen dedizierten Center in der XS-Baureihe gibt und die einzige Soundbar der Serie, die nuPro XS-8500 RC, für diesen Zweck etwas groß ausfällt. Sowohl die 8000er als auch die 3000er rüstet Nubert mit Treibern der gewohnten Qualität aus, die Tief- und Mitteltöner strahlen über Polypropylen-Membranen ab, als Hochtöner verwenden die Schwaben 25-Millimeter-Gewebekalotten, die zum Schutz mit einem feinmaschigen Gitter versehen sind. Zur Tiefbass-Unterstützung lieferte Nubert gleich zwei nuSub XW-900 mit, kompakte Subs mit 27-Zentimeter-Treiber und 220 Watt Verstärkerleistung. Sie sind in Downfiring-Technik aufgebaut, Treiber und Bassreflexrohr sind im Boden untergebracht.

Die vier Verstärker der nuPro XS-8000 RC – für jeden Treiber gibt es einen eigenen – leisten jeweils 210 Watt, die beiden der kleinen Surroundboxen und des Centers jeweils 180 Watt. Sämtliche XS-Boxen verfügen selbst über eine üppige Anzahl an Anschlüssen, die aber maximal für Stereo-Betrieb vorgesehen sind.

Das menschliche Ohr ist bei leisen Pegeln für tiefe Töne weniger empfindlich als bei großer Lautstärke. Das versuchten schon in der Hifi-Anfangszeit viele Verstärker mit der Loudness-Funktion (zu deutsch etwa „gehörrichtige Lautstärke“) auszugleichen. Leider oft falsch, denn die meisten Geräte hoben damals tiefe wie hohe Frequenzen an, wohl das Ergebnis einer Fehlinterpretation der Kurven gleicher subjektiver Lautheit (die Fletcher-Munson-Kurven). Ein weiterer Haken war, dass die Anhebung nicht von der Wiedergabelautstärke abhängig war, sondern bei jedem Pegel gleich. Was einer der Gründe war, dass sie nach und nach aus den Geräten verschwand.

Ganz anders bei Nubert: Da der momentane Wiedergabepegel durch die aktive Ansteuerung mit digitalen Pegeln bekannt ist, kann die Loudness-Funktion präzise arbeiten und für jeden Wiedergabepegel die korrekte Klangbalance im Bass herstellen. Es lohnt sich also auf jeden Fall, diese Funktion zumindest einmal auszuprobieren. High-End-Puristen mögen es zwar nicht glauben, aber eine Verschlechterung der Klangqualität durch etwaige Phasenverschiebungen oder andere Nebenwirkungen der eingesetzten Filter ist nicht zu befürchten, es gibt also eigentlich nur Vorteile beim Loudness-Einsatz bei Nubert.

Bei niedrigem Abhörpegel hebt die Loudness-Funktion von Nubert die Bässe gehörrichtig an. Je höher der Pegel wird, desto geringer fällt die Anhebung aus.

Auch die nuPro XS-Lautsprecher sind mit Anschlüssen üppig bestückt.

Tonqualität Heimkino

Wie von Nubert gewohnt, reichen die Subwoofer mit ihrer unteren Grenzfrequenz von 21,2 Hertz sehr weit in den Frequenzkeller hinunter und können zudem mit dem sehr satten – gemeinsamen – Maximalpegel von 111 Dezibel aufwarten. Die Frequenzgänge von Front- und Center/Surroundboxen fallen schön linear aus, es sind kaum Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Das Rundstrahlverhalten der als Center zweckentfremdeten Regalbox nuPRO XS-3000 RC zeigt klar, warum eine solche Verwendung sogar sinnvoll sein kann: Es gibt, anders als bei üblichen Center in Quer-Bauweise, keinerlei Einbrüche im Mitteltonbereich unter größeren Winkeln. Hier bekommt jeder Sitzplatz eine nahezu gleiche Klangqualität vom Centerkanal.

Wer Angst hatte, dass Drahtlos-Technik zwar bequem ist, aber die Klangqualität einschränkt, darf beruhigt sein: Das Nubert Set spielt gewohnt neutral, locker und präzise auf, ohne irgendwelche wahrnehmbaren Abstriche bei Auflösung oder Räumlichkeit. Auch bei Nubert durchaus üblich: Die Basswiedergabe, die Subwoofer spielen mit Druck und Volumen auf, bleiben dabei aber sehr schön trocken und sauber. Heimkino-Sound vom Feinsten demonstrierten die Nuberts auch bei der Dachszene von „Ratatouille“: Der Blitzschlag kommt ansatzlos und derart heftig, dass er auch die Tester erschreckte, die die Szene in- und auswändig kennen. Und die Schrotflinte der wütenden alten Dame erhebt ihre Stimme mit Autorität und lässt die Ladungen höchst dynamisch in die Decke fetzen. Selbst ein beherzter Rechtsdreh am Lautstärke-Regler bringt die Lautsprecher nicht in Verlegenheit, sie quittieren ihn einfach mit höherem Pegel, ohne Verzerrungen hören zu lassen.

Ebenfalls vorbildlich kommt das Drahtlos-System mit Mehrkanal-Musik zurecht: Beispielsweise bei „Givin´ it up“ von George Benson und Al Jarreau punkten die Nuberts mit Feinauflösung und plastischer Räumlichkeit, und das, ohne ins Überanalytische abzugleiten. Ja, einige Lautsprecher-Sets mögen in diesen Punkten tatsächlich noch mehr zu bieten haben, kosten aber dafür auch erheblich mehr, und das selbst ohne die bei den Aktivlautsprechern schon integrierten Leistungsverstärker. Eine wirklich überzeugende Vorstellung, die das Nubert-Set hier gibt.

Zwar entfällt beim nuXinema-Set von Nubert das mühsame Verkabeln der Lautsprecher, ganz ohne Konfigurations-Arbeit kommt man aber auch hier nicht aus. Die sinnvollste und am wenigsten fehleranfällige Vorgehensweise ist folgende: Als Erstes schließt man den nuXinema-Prozessor an das Stromnetz und schaltet ihn ein. Dann ist der erste Lautsprecher an der Reihe, der ebenfalls angeschlossen und eingeschaltet wird. Die Smartphone-App X-Remote erkennt jetzt beide Geräte. Nun gilt es, den Lautsprecher in der App zu aktivieren und in seinem Setup auf Wireless („wls slave“) zu schalten. Er sucht dann eine Wireless-Verbindung mit dem nuXinema-Prozessor. In dessen Anzeige-Menü ordnet man den Lautsprecher jetzt dem passenden Kanal zu und die Verbindung steht (beide Displays zeigen „Connected“). In gleicher Weise stellt man für jeden weiteren Lautsprecher im System die Verbindung her. Das dauert insgesamt nur wenige Minuten und verlief im Test ohne jegliches Problem.

Ein Hinweis am Rande: Gibt es einmal einen Stromausfall, ist es ratsam, vor dem Einschalten der Sicherung sämtliche Lautsprecher auszuschalten. Sonst wirft der Einschaltstrom der Aktivboxen-Leistungselektronik die Sicherung nämlich sofort wieder heraus.

Nach erfolgter Einrichtung sind alle im nuXinema-System vorhandenen Drahtlos-Lautsprecher den gewünschten Kanälen des Prozessors zugeordnet.

Sehr übersichtlich und sauber verarbeitet präsentiert sich die Nubert-Fernbedienung.

Tonqualität Stereo
Das gilt auch für den Stereo-Klang, was kein Wunder ist, hatten die nuPro XS-8000 RC den Testern doch schon im Solo-Test ausgesprochen gut gefallen. Bassschläge wie auf Michael Ruffs „Speaking in Melodies“ kommen exakt, sehr knackig und mit viel Tiefgang. Stimmen und Instrumente fächern sie zudem sauber zwischen sich auf und stellen sie in Breite und Tiefe präzise auf ihre Positionen. Dass sie mit ihrer Performance auf Subwoofer-Unterstützung problemlos verzichten können, ist ganz gut so, denn im PCM-Stereo-Betrieb offenbarte der Nubert-Prozessor einen Bug: Der Subwoofer-Pegel ist in dieser Betriebsart zu gering.

 

Der Testbericht Nubert nuXinema-Set (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 8.100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 Sehr gut

Bewährungsprobe bestanden: Das Nubert-System beweist, dass Drahtlos-Heimkino praktikabel ist und sich in Sachen Klangqualität keineswegs verstecken muss – auch nicht vor passiven Lautsprecher-Sets mit ähnlichem Preis und ohne Heimkino-Prozessor.

Michael Nothnagel

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