Hisense präsentiert mit dem PX1-Pro einen Ultrakurzdistanz-Projektor, der die Grundfarben mit RGB-Laser erzeugt. Wie gut der Beamer den Farbraumstandard Rec.2020 einhält und was für Smartfunktionen er mitbringt, zeigt unser Test.
Als Hisense uns vor knapp einem Jahr den Laser-TV 100L9G-B12 inklusive 100-Zoll-Leinwand zukommen ließ (Test in 1-2022), mussten wir diesen zu dritt durch unsere Redaktionsräume manövrieren. Der neue PX1-Pro kommt ohne Leinwand daher, was Transport und Installation vereinfacht, zudem ist er mit 3.000 Euro nur halb so teuer. Wer auf eine Leinwand nicht verzichten möchte, kann sich ein mattweißes Gain 1,0-Modell oder eine passende CLR-Bildwand von 70 bis 130 Zoll zulegen. Größer ist nicht sinnvoll, weil der PX1-Pro nur in diesem Bereich vollständig fokussieren kann.
Dem Projektor liegt jede Menge Zubehör bei, welches wir als durchweg sinnvoll erachten. Dazu gehören: Zwei Paar Stoffhandschuhe, damit die Oberfläche des Gehäuses während der Montage keine Kratzer bekommt und ein Schraubenschlüssel zur Ausrichtung der Füße. Damit diese sich anschließend nicht wieder verstellen, sind zudem zwei halbrunde „Stopper“ vorhanden. Ein Reinigungstuch, ein Blasebalg zum Entfernen von Staubpartikeln, eine gedruckte Bedienungsanleitung und verschiedene Anschlusskabel plus Fernbedienung vervollständigen das Paket.
Ausstattung und Technik
Der Hisense PX1-Pro ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor, der Bildsignale bis 3.840 x 2.160 Pixel entgegennehmen und sequenziell via XPR-Shift-Technologie projizieren kann. Die Lichtleistung, die von einer Trichroma RGB-Laserlichtquelle erzeugt wird, beziffert der Hersteller mit 2.200 Lumen. Bis zu 107 Prozent des Farbraums Rec.2020 sollen abgedeckt werden (siehe Kasten). Für eine knackscharfe Bewegungsdarstellung sorgt die Zwischenbildberechnung, die sich unter erweiterte Einstellungen hinter dem Begriff „Bildschärfe optimieren“ verbirgt. In gleich sechs Stufen lässt sich dieses Feature wunschgemäß anwenden.
Die schwarze Fernbedienung ist nicht hinterleuchtet, wodurch sich die Navigation in dunkler Umgebung als problematisch erweist. Dafür sind Direktwahltasten für YouTube, Disney+, Prime Video und Google Play vorhanden. Überdies fungiert der Handsender als Mikrophon für die Sprachsteuerung.
Der Filmmaker-Modus ist ein relativ neues Tool, das unter den verschiedenen Bildmodi ausgewählt werden kann. Hier sind alle Dinge deaktiviert, die den Original-Look eines Spielfilms verändern. Dazu gehören auch jegliche Schärfe- und Rauschfilterungen. Wem das leichte 24-Hz-Kinoruckeln nicht zusagen sollte, kann die Bewegungsschärfe nachträglich verbessern, weil alle Features des Projektors wahlweise hinzugeschaltet werden können.
Hisense hat dem PX1-Pro ein dynamisches Tone Mapping spendiert, damit Filme, Sport und Serien in HDR bestmöglich auf die Leinwand projiziert werden. Dolby Vision wird nicht wiedergegeben, die Performance beschränkt sich auf HDR10 und Hybrid Log Gamma.
Ein smartes Betriebssystem ist vorhanden, welches via Android TV Zugriff auf zahlreiche Apps ermöglicht. Netflix gehört aus Lizenzgründen leider nicht dazu. Dafür gibt es einen Web-Browser und Remote Now zur Steuerung via Smartphone. Ebenfalls an Bord: Eine Sprachsteuerung, Bluetooth sowie eine Soundbar mit 2 x 15 Watt, die auch Dolby Atmos unterstützt, ein Media Player, der die gängigen Container-Formate AVI, MP4, MKV, TS beherrscht, sowie die Bildformate JPEG, BMP, PNG.
Davon profitieren Spielfilme, wie „Matrix“ und „Unsere Erde 2“, die in Rec.2020 gemastert sind. Richtig projiziert zeigen diese Filme noch sattere Farben. Vor allem Grün- und Rotfarbtöne erscheinen überaus spektakulär.
Installation und Bedienung
Hisense macht die Einrichtung leicht. Wir schließen unseren 4K-Blu-ray-Player sowie eine Spielekonsole via HDMI an und stecken das Netzkabel ein. Sobald der Projektor das erste Mal eingeschaltet wird, führt ein Installations-Menü durch alle relevanten Einstellungen – und zwar Schritt für Schritt.
Zunächst wird der Projektor auf die Leinwand ausgerichtet, die Schärfe eingestellt und die gewünschte Landessprache ausgewählt. Anschließend erfolgt die Netzwerkverbindung mit einer QWERTZ-Bildschirmtastatur. Damit lassen sich Passwort und E-Mail-Adresse (für die Google-Registrierung) komfortabel eingeben. Jetzt können wir auf die vorinstallierten Apps zugreifen beziehungsweise weitere Programme kostenlos aus dem Google Play Store herunterladen. Download und Initialisierung gehen flott von der Hand. Überhaupt gelingt die Navigation durch das übersichtliche On-Screen-Menü schnell und präzise. Um Blu-ray-Filme zu sehen, schalten wir auf HDMI 1.
Licht und Farbe
Die beworbene Maximalhelligkeit wird mit 2.220 Lumen leicht übertroffen im Bildmodus „Lebendig“. Trotzdem tut sich kein Grünfarbstich auf, den wir sonst im hellsten Lichtmodus in aller Regel vorfinden. Die Farbtemperatur ist zwar zu kühl, aber der Bildeindruck erscheint durchaus stimmig, so dass dieser Bildmodus bei Tageslicht im Wohnzimmer eine gute Alternative darstellt.
Ab Werk steht der Beamer allerdings im „Energie sparmodus“, der nur 1.152 Lumen auf die Leinwand bringt. Zwar wird die Farbtemperatur von 6.500 Kelvin nominell erreicht, aber mit einem Grün-Defizit und einem Rot/Blau-Überschuss. Wir schalten daher in den Bildmodus „Filmmaker“ und nehmen die nötigen Anpassungen via RGB-Gain/Offset-Regler vor. Hierbei sind nur wenige Klicks nötig, um einen exzellenten Graustufenverlauf von 0 bis 100 IRE zu erhalten. Dank eines 6-Achsen-Farbmanagements, das ein wenig Einarbeitungszeitbedarf, sind auch die Primär- und Sekundärfarben schnell eingefangen. Für das Gamma steht ein eigener Equalizer zur Verfügung, den wir nicht in Anspruch nehmen, weil der Richtwert 2,2 sehr gut eingehalten wird.
Der statische On/Off-Kontrast beträgt 2.810:1. Der ANSI-Kontrast ist mit 220:1 eher mittelprächtig, während sich der Schwarzwert mit 0,71 Lumen auf einem guten Niveau für einen DLP-Projektor befindet. Kalibriert beträgt die Lichtausbeute helle 2.017 Lumen (HDR) und 1.845 Lumen (SDR). Das reicht aus, um Leinwände bis 4,50 Meter Breite mit 16 Footlambert zu befeuern oder entsprechend kleinere Bildbreiten, wenn das Umgebungslicht im Raum zunimmt.
Bild- und Tonqualität
Mit 24 Dezibel im hohen Laserlicht-Modus ist der Hisense PX1-Pro kaum auszumachen im Raum. Sobald Filmsound ertönt, sind die Lüfter gar nicht mehr zu hören. Der DLP-bedingte Regenbogen-Effekt ist auf angenehm niedrigem Niveau. Unschöne Farbblitze an kontrastreichen Kanten nehmen wir daher nur selten wahr. Spielfilme mit 24 Hz laufen originalgetreu und zeigen praktisch keine nennenswerten Fehler, wenn die Zwischenbildberechnung dezent eingesetzt wird. In „Tom & Jerry“ fliegen die Möwen am Anfang grazil durchs Bild. Der Titelschriftzug leuchtet herrlich vor dem blauen Wasser. Bis zum Rand bleibt die Schärfe auf hervorragendem Niveau. In komplett dunklen Räumen ist um die Leinwand herum auf der weißen Wand ein dezenter Lichthof erkennbar, zudem schmälern chromatische Aberrationen auf der rechten Seite den exzellenten Eindruck ein wenig. Rote und grüne Säume an kontrastreichen Kanten sind die Folgen der Weitwinkeloptik in Verbindung mit RGB-Laser. Durch die verschiedenen Wellenlängen des Farbspektrums wird das Licht unterschiedlich gebrochen. Aus üblichen Betrachtungsabständen sind die Säume allerdings kaum auszumachen.
Bereits das Warner-Logo in „Tenet“ begeistert mit sattem Rot, wie wir es nur selten zu sehen bekommen, da der DCI-P3-Farbraum komplett abgedeckt wird. Während der Flugzeugentführung leuchten die Lampen auf dem Rollfeld strahlend hell. Die Explosion der Ladeklappe ist ein echter HDR-Wow-Moment. Einzelne Funken scheinen sich förmlich in die Leinwand brennen zu wollen.
Das Grün in den „Matrix“-Filmen von der 4K-Blu-ray haben wir selten so kraftvoll gesehen. Von 0,001 bis 1.000 Nits werden alle Inhalte vom dynamischen Tone Mapping bestmöglich dargestellt. Selbst mit anspruchsvoll gemasterten Filmen wie „Sully“ gibt sich der PX1-Pro kaum eine Blöße. Auf den Displays am Times Square sind fast alle Inhalte vorhanden, als Captain Sully dort nachts joggt, um den Kopf freizubekommen. Sportübertragungen in 50 und 60 Hz werden ebenfalls klar und deutlich projiziert.
Der Sound ist in fast allen Modi ziemlich schwach auf der Brust. Höhen und Mitten werden zwar ordentlich reproduziert, doch es fehlt Grundton und Bass. Via Equalizer begegnen wir dem weitgehend, so dass Stimmen und Musik auf TV-Niveau mithalten können. Um Räume bis 20 Quadratmeter auf Zimmerlautstärke zu beschallen, reicht der Pegel locker aus. Der Projektor unterstützt Dolby Atmos und kann die Tonsignale dank eARC zum AV-Receiver ausgeben.
Der Testbericht Hisense PX1-Pro (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 3.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit der langlebigen Trichroma-Laserlicht-Technologie gelingt dem Hisense PX1-Pro eine herausragende Farbraumdarstellung für HDR und SDR. Die Schärfe ist über die gesamte Bildfläche exzellent, so dass detailreiche 4K-Bilder für jede Menge Großbildspaß sorgen.
Michael B. Rehders