Gerade mal 850 Euro kostet der AVR-X1800H DAB von Denon. Was der Einsteiger-Receiver der X-Serie dafür leistet, klärt unser Test.
Preislich hat Denon für jeden Heimkino-Freund den passenden AV-Receiver im Programm. Der AVR-X1800H DAB soll den großen Kino-Sound auch für den kleinen Geldbeutel ermöglichen, 850 Euro muss man für das aktuell kleinste Gerät der X-Baureihe investieren. Wem das etwas zu teuer ist, der greift zur 50 Euro günstigeren Version ohne DAB-Tuner (alles weitere zum digitalen Radioempfang erfahren Sie im Kasten auf der nächsten Doppelseite).
Bessere Bedienung
Während sich am Design des Gehäuses praktisch nichts gegenüber dem Vorgänger verändert hat, gab es bei den Menüs eine Rundum-Auffrischung. So begrüßt nach dem ersten Einschalten den Besitzer ein überarbeiteter Einrichtungsassistent, der ausführlich durch Punkte wie Lautsprechereinstellung, Kalibrierung, Netzwerk, Quellenanschluss oder die HEOS-App führt. Ein Upgrade erhielten auch die Grundmenüs, die jetzt in modernem Design inklusive neuer Symbole, Grafiken und Hintergrundbilder aufpoppen. Zudem wurde die Auflösung auf HD-Qualität angehoben. Zu den Einstellmöglichkeiten erscheinen am unteren Bildrand teils ausführliche Erklärungen, was den Blick in die Bedienungsanleitung, die es vollständig nur im Netz gibt, erspart.
Übersichtlich präsentiert sich das Info-Menü zu anliegenden Ton- bzw. Bildsignalen, das sich über das laufende Bild legt. Hier findet man auch Grafiken zu den eingehenden Tonsignalen und den aktiven Lautsprechern. Das rechts oben aufpoppende „Option“-Menü ist ebenso schlicht gehalten und bietet die bekannten Einstellungen – etwa zu den eingangsspezifischen Kanalpegeln aller aktiven Boxen, den Dialog Enhancer, Bass- und Höhenregler, Lip-Sync und den Wechsel zwischen den beiden Speichern für unabhängige Lautsprecher-Konfigurationen. Alle nutzbaren Decoder sind in einer Liste gleichfalls im rechten, oberen Bildbereich aufgeführt. Die Fernbedienung entspricht weitgehend der früherer Modelle, allerdings verzichtet Denon aktuell auf die Farbkodierung von einigen Tasten. Eine Hinterleuchtung gibt es erst bei größeren Receivern des Herstellers.
Die Fernbedienung entspricht der des höherwertigen Modells X2800H. Die Tasten sind schön groß und sinnvoll gruppiert und fluoreszieren im Dunkeln. Trotzdem wäre eine vollwertige Beleuchtung und eine Farbcodierung wünschenswert.
Der Preisklasse angemessen besteht die Geräte front aus Kunststoff, der Deckel des ausschließlich in Schwarz erhältlichen X1800H DAB fällt zudem verhältnismäßig dünn aus und biegt sich schon bei leichtem Druck durch. Die gerastert laufenden Räder für Volume und Quelle könnten für unseren Geschmack etwas weniger wackeln.
Aktuelle HDMI-Technik
Bereits das Vormodell beherrschte HDMI 2.1 und auch der X1800H DAB unterstützt an drei der sechs Eingänge Auflösungen bis zu 8K/60Hz bzw. 4K/120Hz inklusive HDR (Dolby Vision, HDR10+, HDR10, Dynamic HDR und HLG). Möglich ist auch ein 8K-Upscaling, der manuelle Video-Equalizer und die sechs Bild-Presets sind auch bei größeren Modellen dem Rotstift zum Opfer gefallen. Apropos Rotstift: Die analogen Videoein- bzw. Videoausgänge (FBAS) des X1700H sucht man hier vergebens.
Der AVR-X1800H DAB kann mehrkanalige Inhalte auf ein 2-Kanal-Signal heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben. Damit lässt sich Dolby Atmos im Wohnzimmer hören, während man im Schlafzimmer zum Beispiel auf einem Denon-Home-Speaker einen Stereo-Downmix der gleichen Quellen genießen kann.
Gesteuert wird alles mit der kostenlosen HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Hey Google und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür zusätzlich ein kompatibles Smart-Gerät benötigt.
HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify und Spotify Free, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, SoundCloud und TIDAL. Auch das einfache Zuspielen von lokaler Musik auf Tablets, Smartphones, Servern oder USB-Geräten ist möglich. Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Music kabellos zum AV-Receiver streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker Bluetooth-Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer.
Der AVR-X1800H DAB verfügt über eine „Roon Tested“-Zertifizierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Music-Server-System „Roon“.
Einmessung und Endstufen
Für die Lautsprecher-Kalibrierung gibt es das kleinste Einmess-System von Audyssey namens MultEQ XT, das bis zu acht Messpunkte unterstützt, drei Zielkurven bereitstellt sowie die Schaltungen Dynamic EQ (Loudness) und Dynamic Volume (Dynamikreduktion) mitbringt. Die Ergebnisse der Messung kann man mit der kostenpflichtigen „Audyssey MultEQ App“ nachbearbeiten. Im Verstärker selbst gibt es hingegen nur einen simpel gestrickten Equalizer, der sich nicht zusammen mit Audyssey nutzen lässt. Zudem greift der EQ erst ab 63 Hz und regelt keine Subwoofer. Die optionale Raumeinmessung mit Dirac Live gibt es erst ab dem AVC-X3800H
(Test in Ausgabe 12-2022).
Normal für ein Einsteier-Gerät sind sieben Endstufen. Die Signalverarbeitung des X1800H DAB ist auf 7.1.- bzw. 5.1.2-Kanäle begrenzt, was für Einsteiger-Modelle ebenso typisch und ein Unterscheidungsmerkmal zu teureren Geräten ist. Pre-outs gibt es daher nur für zwei Subwoofer, die zudem nicht getrennt regelbar sind. Endstufen können für das Bi-Amping, zwei Paar Frontboxen oder die aktive Beschallung eines Nebenraums verwendet werden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 auch Digitalströme der HDMI-Ports und Digitalbuchsen wiedergibt. Darüber hinaus kann der Denon Mehrkanal-Streams der Hauptzone in der zweiten Hörzone als Zweikanal-Ton wiedergeben.
Doppelter 3D-Sound
Neben Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X gibt es die beiden Virtualizer von Dolby und DTS. Die Virtualization- Technologie soll 3D-Sound ohne Decken- und Surround-Lautsprecher generieren, kann mit realen Lautsprechern aber natürlich nicht mithalten. Das Cross-Format-Upmixing von 2D-Streams funktionierte im Test problemlos, nativer 3D-Ton lässt sich aber nicht „ummischen“.
Genau wie das Einmess-System Dirac gibt es das belgische Tonformat Auro 3D erst ab dem X3800H (Test in 12-2022) und auch IMAX Enhanced fehlt, denn für eine entsprechende Zertifizierung müssen Geräte mindestens 10 Kanäle ansteuern können. Das Thema Musik-Streaming und Vernetzung übernimmt bei Denon das HEOS-System, alles hierzu haben wir im Kasten auf der vorherigen Seite zusammengefasst.
Nach deren Installation drückt man auf der Fernbedienung die Tuner-Taste, womit auf dem TV-Bildschirm die entsprechende Bedienoberfläche erscheint. Die Options-Taste lässt ein Menü aufpoppen, mit dem man zwischen UKW- und DAB-Radio wechseln kann. Der automatische Suchlauf brachte es via Denon-Antenne in der Nähe von Augsburg auf 49 DAB-Stationen, die man im Senderspeicher (56 Plätze) des Denon ablegen kann. Durch die Liste skippt man via Tasten auf der Fernbedienung oder am Gerät. Über die Status-Taste am Denon kann man sich auf dem Geräte-Display neben Sendername und Radiotext auch Infos wie die Digitalfrequenz des Senders, die Empfangsqualität oder die Datenrate anzeigen lassen.
Tonqualität
Im 5.1-Betrieb erzielte der X1800H DAB gute 88 bzw. 83 Watt (4 / 6 Ohm) pro Kanal und damit ähnlich viel wie der Vorgänger. Nicht ganz optimale 62 Watt pro Kanal waren es im 7.1-Modus an 6-Ohm-Last, was Punkte kostet. Im Stereo-Betrieb legte der Amp gute 165 Watt (4 Ohm) bzw. 135 Watt (6 Ohm) pro Kanal an den Tag. Der Eco-Modus („Ein“) reduzierte den durchschnitt lichen Stromverbrauch von 299 auf rund 131 Watt.
Vor dem Hörtest führten wir die Audyssey-Einmessung durch, der Vorgang der Einmessung klappte reibungslos. Ein paar Crossover-Werte mussten wir nachträglich korrigieren, was aber kein Beinbruch ist und in unserer Testumgebung öfter mal vorkommt. Die Loudness-Schaltung Dynamic EQ setzten wir zudem von „0 db“ auf „15 db“, um den Rear-Boxen ihr vorlautes Spiel auszutreiben.
So musizierte der kleine Denon locker und beschwingt, ja regelrecht unbeschwert. Instrumente auf Steely Dans Rock-Album „Two Against Nature“ (Dolby Digital 5.1) verteilten sich plastisch und ortbar im Raum bei angenehmem Klangcharakter, der nirgendwo aneckte. Weiter ging es mit Dolby Atmos von der Demo-Scheibe: Im „Amaze“-Clip wurden Effekte präzise im 3D-Raum platziert, direktionale Sound-Objekte flogen schön nachvollziehbar umher. Der „Powerful Bass“ im „Amaze“-Clip machte uns aber etwas zu viel Druck und nahm es in Punkto Präzision nicht allzu genau. Effekte auf den Decken-Lautsprechern schallten gut nachvollziehbar, auch wenn das mit vier Höhen-Speakern natürlich noch besser klappt.
Im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) zählen hingegen Bass-Performance und Dynamik. Der kleine Denon schlug sich bei den brachialen Attacken des Panzers gekonnt, trug im Bass aber etwas zu dick und schwammig auf, während die Dynamik nicht ganz so wuchtig donnerte, wie wir das von teureren Modellen kennen. Trotzdem performte der X1800H DAB auf hohem Einsteiger-Niveau. Besser geht es natürlich immer, vor allem bei der Räumlichkeit, da im 5.1.2-Betrieb für ein vollwertiges 7.1.4-System zwei Top- und die Rear-Back-Speaker fehlen, was Punkte in der Kategorie „3D-Surround“ kostet.
Wie üblich hörten wir Stereo-Musik zuerst im „Pure Direct“-Modus für die reinste Klangwiedergabe. Der X1800H DAB spielte hier mit guter Auflösung und für ein leichtes Effektehaschen mit viel Druck sowie dezenter Betonung von Höhen. Die Ortbarkeit von Instrumenten bzw. Stimmen war ausgezeichnet und der Denon bot eine großer Bühne mit verblüffender Dreidimensionalität selbst im Stereo-Modus. Größere AV-Receiver können das zwar alles noch besser und musizieren auch bei hohen Lautstärken sanfter – sind aber oft auch doppelt so teuer.
Der Testbericht Denon AVR-X1800H DAB (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 850 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Denon AVR-X1800H DAB bietet guten Klang, aktuelle HDMI-Technik, viele Netzwerk-Funktionen und eine komfortable Bedienoberfläche. Für Einsteiger-Heimkinos ist der Receiver eine gute Wahl.
Andreas Oswald