Denon hat seinen zweitgrößten AV-Boliden einer Frischzellenkur unterzogen. Das Radio flog raus, dafür gibt es Alexa, Siri und IMAX-Enhanced-Sound. Selbstredend besitzt der 2.700 Euro teure AVC-X6500H 11 Endstufen und Auro 3D.
Denon ist immer für eine Überraschung gut. Im Falle des brandneuen AVC-X6500H gibt es gleich mehrere. So bastelte der Konzern im vergangenen Jahr konsequent an seinem Streaming-Konzept HEOS. Neu in dessen Funktionsumfang ist die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa und Apple Siri – Google Voice soll folgen. Ein Firmware-Update möchte den AVC-X6500H Anfang 2019 sogar fit für das neue Soundformat IMAX Enhanced machen. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie im Kasten auf Seite 17. Bereits ab Werk ist Apples AirPlay 2 an Bord, ebenso ALLM – der Auto Low Latency Mode für geringe Latenzzeiten bei der Bildschirmansteuerung (auch hierzu später mehr).
Dolby hat in den letzten Jahren mit Dolby Atmos, Dolby Vision und sogar ganzen Dolby Kinos vorgelegt. So verwundert es wenig, dass Mitbewerber wie IMAX und DTS nun auch Druck machen… müssen.
Deren Kollaboration nennt sich „IMAX Enhanced“, zielt auf den Heimkino-Markt ab und betrifft sowohl die Elektronik als auch die darauf konsumierten Inhalte. Im Idealfall sollte die ganze Wiedergabe-Kette nach Vorgaben der beiden Konzerne optimiert sein. Ziel des Programms ist es, IMAX-Kinoerlebnisse auch zu Hause in bestmöglicher Qualität auf der Grundlage von DTS- und HDR-Technologie zu ermöglichen.
Voraussetzung sind natürlich entsprechende Inhalte. Hierfür sollen Spielfilme und Dokumentationen nach IMAX-Vorgaben und auf IMAX-Equipment in 4K-Auflösung und HDR gemastered werden, dazu gehören spezielle Verfahren der Rauschreduktion und Helligkeitsanpassung für moderne 4K-HDR-Displays. Bei auf IMAX-Kameras gedrehten Produktionen darf man sich zudem auf erweiterte Bildformate freuen. Doch was genau steckt hinter diesen hochtrabenden Versprechungen?
Um eine unverfälschte Wiedergabe der Quellen zu garantieren, wird Elektronik mit IMAX-Enhanced-Siegel über einen IMAX-Modus verfügen. Für eine Lizenzierung müssen Heimkino-Komponenten den Leistungsstandards entsprechen, die von einem Zertifizierungsausschuss aus IMAX- und DTS-Ingenieuren sowie Technikspezialisten aus Hollywood festgelegt wurden. Im Kern begibt man sich damit auf die lucas´schen Spuren von THX, das in der Vergangenheit allerdings merklich an Bedeutung verloren hat.
Über die technische Umsetzung des Ganzen in Heimkino-Geräten ist bisher wenig bekannt: So sind zertifizierte AV-Receiver und AV-Verstärker für die Wiedergabe des speziell kodierten IMAX-Tons auf DTS-Basis optimiert. Als Besonderheit können IMAX-DTS:X-Streams auch zusätzliche Höhen-Center-Soundobjekte besitzen. Wie die zusätzlichen Informationen ins Boxen-Setup einfließen (zum Beispiel über einen eigenen Deckenkanal ähnlich wie bei Auro 3D), wird sich noch zeigen. Fest steht: IMAX-zertifizierte AV-Komponenten müssen mindestens ein 5.1.4-Boxen-Layout ermöglichen, was 9 Endstufen plus Sub-Pre-out oder 10-Vorverstärker-Ausgänge erfordert – günstige Geräte der Einsteiger-Klasse fallen damit schon mal durch das Raster. Für die optimale Wiedergabe von IMAX-Inhalten wird jedoch ein 7.2.4-Setup mit 2 Subwoofern und 4 Höhenlautsprechern empfohlen.
Auf unsere Nachfrage wurde Denon-Manager Roland Krüger bezüglich der Integration von IMAX Enhanced genauer: „IMAX-Inhalte werden automatisch erkannt und der spezielle DTS:X Codec sowie ein spezielles Bassmanagement darauf angewendet, dies beinhaltet einen speziellen Bass-Boost, ein spezielles Remapping und es bestimmt auch die Übernahmefrequenzen (hier ist jedoch ein manueller Eingriff durchaus möglich). Alles ganz im Sinne von IMAX im großen Kino. Sämtliche Bildbearbeitung wird bei Erkennung eines IMAX-Streams im AVR übrigens automatisch deaktiviert, dies ist Voraussetzung für die Zertifizierung.“
Sound United bewirbt bereits jetzt das neue IMAX-Feature, das per Firmware an ausgesuchte Modelle nachgereicht wird. So erhalten Denons Flaggschiff-Verstärker AVC-X8500H sowie Marantz‘ AV-Vorstufe AV8805 schon diesen Oktober ihr Upgrade. Der hier getestete AVC-X6500H sowie der kleine Bruder AVR-X4500 werden dagegen erst im Januar beliefert – Gleiches gilt für die Marantz-Modelle AV7705, SR8012, SR7013 und SR6013. Für andere Modelle ist kein Upgrade geplant.
Da zu den exklusiven IMAX-Partnern auch Sony Electronics, Sony Pictures und Paramount gehören, werden wir das „IMAX ENHANCED“-Siegel demnächst wohl auch auf UHD-Blu-ray-Covern, UHD-Playern und Fernsehern erspähen. Zumindest in Amerika hat Sony bereits Bildschirme und Projektoren mit einem speziellen IMAX-Modus angekündigt. Wann die ersten Filme beziehungsweise Dokus mit IMAX-Enhanced-Technik erscheinen, steht allerdings noch in den Sternen.
Gespart haben die Japaner allerdings am Radio. So kommt der AVC-X6500H ohne klassischen Tuner daher und nennt sich entsprechend „Integrated Network Amplifier“ und nicht mehr Receiver. Wer gehofft hat, diese Ersparnis würde sich positiv auf den Preis auswirken, den müssen wir enttäuschen. Mit 2.700 Euro kostet der AVC-X6500H sogar 200 Euro mehr als der AVR-X6400H.
Bisher waren die Modelle der 6000er-Reihe immer AV-Receiver mit integriertem Analog-Radio. Dies ändert sich mit dem AVC-X6500H, der keine klassische Tuner-Sektion mehr besitzt. Auf unsere Nachfrage, was es mit dem Wandel auf sich hat, teilte uns Produkt-Manager Roland Krüger mit: „Bei der Konzeption des AVC-X6500H haben sich die Ingenieure am Flaggschiff orientiert. Um eine im Vergleich zum Vorgänger verbesserte Klangqualität zu erzielen, wurden nicht nur zahlreiche Bauteile in der Vor- und Endstufe geändert, sondern man verzichtete im gleichen Atemzug auch auf den Tuner. Zudem wird gerade Schritt für Schritt in Deutschland der analoge Rundfunk über Kabel abgeschaltet, und mit der Internet-Radio-Integration des AVC-X6500H lassen sich deutlich mehr Radiostationen nutzen, als das über UKW der Fall ist.“
Verbesserungen im Detail
Auf der Liste der kleineren Verbesserungen steht der eARC, eine Weiterentwicklung des Audio-Return-Channels, mit dem künftig auch hochauflösende Formate wie DTS-HD und Dolby TrueHD vom Fernseher via HDMI-Strippe an den Receiver gesendet werden können. Die Integration soll zeitnah per Firmware-Update erfolgen. Gedreht haben die Denon-Ingenieure auch am Eco-Modus, der standardmäßig jetzt auf „Auto“ steht statt auf „Aus“. Die Technik ist „jetzt auch bei eingestellten Lautstärken über 50 aktiv, falls für 2 Minuten kein Signal kommt, um hier zusätzlich Strom zu sparen“, so Produkt-Manager Roland Krüger von Denon.
Willkommen heißen wir die Rückkehr der Web-Control-Funktion, die im Zuge der HEOS-Implementierung in Denon-Produkte verschwand. Mit dem Web-Setup lässt sich der AVC-X6500H bequem über einen gewöhnlichen Internet-Browser einrichten und steuern, hierzu muss man nur die Netzwerk-Adresse (IP) des Verstärkers aufrufen. Das Web-Setup funktionierte zum Testzeitpunkt allerdings noch nicht vollständig, es waren lediglich die Punkte „Audio“ und „Video“ aktiv. Laut Denon werden bis Januar verschiedene Firmware-Updates die Funktionen schrittweise komplettieren.
Neben dem Browser-Menü lässt sich der AVC-X6500H auch über die HEOS-App sowie Denons AV Remote-App bedienen. Im Gegensatz zu den Apps steckt die Sprachsteuerung via Amazon Alexa noch in den Kinderschuhen (das gilt generell für Sprachassistenten), zumal der Fokus auf der Multiroom-Wiedergabe von Musik via Streaming-Dienste liegt („Alexa, spiele Abba über Amazon Music im Wohnzimmer“) und nicht der Gerätebedienung; Lauter/Leiser und der Quellenwechsel funktionieren aber. Wer jedoch schnell mal den Subwoofer lauter stellen möchte, der hat (derzeit noch) schlechte Karten. Voraussetzung für Alexa ist ein Amazon-Speaker wie der „Echo“ (100 Euro) oder „Echo Dot“ (60 Euro), damit das Zusammenspiel von Verstärker bzw. HEOS und Alexa klappt. Ohne Zusatz-Lautsprecher kommt Apples Sprachlösung „Siri“ zurecht, die auf AirPlay 2 fußt – auch hier steht das Musikstreaming im Mittelpunkt. In einer noch nicht näher definierten Zukunft soll der AVC-6500H auch für Googles „Voice“ fit gemacht werden.
Veränderungen gab es auch beim Design: Das neue Erscheinungsbild orientiert sich am derzeitigen Flaggschiff AVC-X8500H (Test in Ausgabe 3-2018), im Zuge des Face-Lifts fiel die Einfassung um Display und Frontpanele weg, zudem erhielten die beiden Räder eine neue Form – der Lautstärkeregler verursachte an unserem Testgerät allerdings leichte Schleifgeräusche beim Drehen. Die Front besteht in dieser Preisklasse natürlich aus hochwertigem Aluminium und nicht aus Plastik. Jedoch müssen wir noch immer die scharfen oberen Kanten monieren. Zudem gibt der Deckel schon bei leichtem Druck nach.
Alle 3D-Tonformate
Schon zum Standard gehören in Denons 6er-Serie die 11 verbauten Endstufen für vollwertigen 3D-Sound mit Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3D; den Auro-Decoder gibt es bereits seit letztem Jahr umsonst. Zum Decoder-Fundus gehören zudem die Upmixer Dolby Surround, Auro-Matic, DTS Neural:X, und DTS Virtual:X. Bis auf Letzteren ist mit allen auch das Cross-Format-Upmixing möglich, Ausnahme bilden wie bisher die nativen 3D-Tonformate, welche die Wiedergabe durch Fremd-Decoder verweigern. Ebenfalls an Bord sind auch 6 von Denon entwickelte Raumklangprogramme.
Im Menü „Lautsprecher/Endstufen-Zuweis.“ legt man beim AVC-X6500H Art und Anzahl der Lautsprecher fest. Bei 3D-Tonformaten ist dies allerdings mit Einschränkungen verbunden. Zwar sind volle 11.2-Setups möglich, die definierte Position der Lautsprecher bestimmt jedoch die Verfügbarkeit der Decoder: Während Dolby Atmos und DTS:X stets parallel und bei allen Konfigurationen funktionieren, müssen für Auro 3D-Ton vordere Front-Height-Lautsprecher oder vordere Aufsatzboxen aktiv sein; für das hintere Boxenpaar kann man sich Height-, Decken- und Aufsatzboxen wählen. Surround-Height-Boxen (nicht zu verwechseln mit Back-Height-Boxen) schweigen bei Atmos-Ton, DTS:X nutzt sie aber.
Die Audio-Sektion wurde etwas getunt, unter anderem gab es laut Denon mehr Speicher für die Chips, so greift der Neuling bei der Signalverarbeitung auf 4 leistungsstarke SHARC-DSP-Prozessoren von Analog Devices zurück. Ansonsten erwartet uns unter dem Deckel ein vertrautes Bild, besonders auffällig sind die 11 diskret aufgebauten Endstufen auf Monoblock-Platinen, die sich an die Kühlrippen schmiegen.
Bei den AV-Anschlüssen hat sich nichts verändert – fast nichts: Es fehlt die Radio-Antennenbuchse, deren Platz ein zusätzliches Cinch-Pärchen für einen externen Tuner einnimmt. Damit verfügt der AVC-X6500H über 7 analoge Schnittstellen, plus einen Anschluss für den Plattenspieler. Digital kommen 2 mal Toslink, 2 mal Koax sowie 8 HDMI-Eingänge und 3 HDMI-Ausgänge hinzu. Eine Besonderheit ist der „Denon HD Link“, eine Cinch-Verbindung, welche die Steuerung des Signaltaktes via HDMI verkabelter Geräte dem Verstärker übergibt, was Laufzeitfehler (Jitter) minimieren und damit den Sound verbessern soll.
11 Endstufen & Audyssey
Neben 11 verbauten Leistungsverstärkern besitzt der Denon 7.2.4-Pre-outs für die Verbindung zu externen Verstärkern. Mehr als 13 Kanäle gleichzeitig kann der AVC-X6500H allerdings nicht nutzen, die 15-Kanalverarbeitung mit 6 Höhenboxen und Auro-13.1-Ton bleibt Denons Flaggschiff AVC-X8500H vorbehalten – ebenso die 13 Endstufen des Super-Verstärkers. Ungenutzte Endstufen können im AVC-X6500H für das Bi-Amping oder zwei weitere Hörzonen verwendet werden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 und 3 auch Digitalströme der S/PDIF- und Koaxial-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem HDMI-Signale.
Die Boxenkonfiguration ist vorbildlich, Pegel und Distanzen aller Boxen lassen sich individuell mit 0,5-dB-Schritten respektive 1-Zentimeter-Einheiten justieren. Das Bass-Management erlaubt zudem, für jeden Lautsprecher separat die Crossover-Frequenz zu bestimmen. Klasse finden wir auch das separate Lautsprecher-Setup für die 2-Kanal-Wiedergabe, in dem man Bass-Management, Pegel und Distanzen unabhängig von den Einstellungen der Mehrkanalton-Wiedergabe konfigurieren kann.
Die bewährte und größte Einmess-Automatik MultEQ XT32 von Audyssey unterstützt bis zu 8 Messpunkte, zum Funktionsumfang gehören ferner die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“, die Dynamikreduktion „Dynamic Volume“, die Anti-Dröhn-Schaltung „LFC“ sowie die separate Einmessung von zwei Woofern („SubEQ HT“).
Optional darf man mit der 22 Euro teuren App „Audyssey MultEQ Editor“ die Ergebnisse der Einmessung selbst manipulieren beziehungsweise nach persönlichen Hörvorlieben gestalten – eine durchaus sinnvolle App, die bei einem Gerät dieser Preisklasse aber eigentlich nichts kosten sollte. Aus unserer Sicht noch immer suboptimal ist der Standard-Equalizer, der keine Regelung der beiden Subwoofer vorsieht und alle übrigen Boxen erst ab hohen 63 Hertz justiert. Zudem lässt er sich nicht bei aktivem Audyssey einschalten.
Video und Multimedia
Das Video-Board unterstützt 4K/60p-Signale, HDCP 2.2 und HDR mit Dolby Vision, HDR10 und HLG – alles ab Werk. Erste Geräte mit dem neuen HMDI-Standard 2.1 erwarten wir frühestens im nächsten Jahr, der AVC-X6500H besitzt noch ein 2.0-Video-Board. Zudem rechnet der Denon SD- und HD-Material für die HDMI-Ausgabe auf UHD-Auflösung hoch. Das Scaling führte allerdings zu einer Anschärfung des Bildes und damit zu dezenten Doppelkonturen, selbst wenn die Scaling-Option „Schärfe“ deaktiviert war. Der Video-Equalizer und die 6 Bildmodi – darunter 2 nach ISF-Norm (Day, Night) – funktionieren allerdings nicht bei Zuspielung von 4K-Signalen, was der Rechenleistung der Grafik-Chips geschuldet sein könnte. Bei 1080p-Videos und geringer aufgelöstem Material gibt es dagegen keinerlei Einschränkungen.
ALLM (Auto Low Latency Mode) ist eine neue HDMI-Funktion und im HDMI-Standard 2.1 spezifiziert. Das Feature ermöglicht es, Bilder zwischen ALLM-fähigen Komponenten mit möglichst geringer Verzögerung zu versenden – was besonders für Videospiele interessant ist. Sobald ein ALLM-Signal anliegt, etwa von einer XBox One, schaltet der AVC-X6500H automatisch alle das Bild verzögernden Features (Video-EQ, I/P & Scaler, Audio Delay) zugunsten möglichst geringer Latenzzeiten ab. Der Mediaplayer schluckt auch Hi-Res-Dateien in den Formaten WAV, FLAC, ALAC und DSD (bis 5.6 MHz); Mehrkanal-Files lassen sich aber nicht abspielen. Neben USB gelangt Musik via AirPlay 2, Bluetooth oder Netzwerkserver zum Receiver. Als kostenloses Internet-Radio steht TuneIn zur Verfügung, das mit umfangreichen Suchfunktionen überzeugt. Über die HEOS-App lassen sich zudem viele Streaming-Dienste wie Spotify, Amazon Music, Tidal, Deezer, Juke oder Napster nutzen.
Tonqualität
Mit 139 Watt im 5-Kanal-Betrieb (4 Ohm) und 99 Watt im 7-Kanal-Modus (6 Ohm) besitzt der AVC-X6500H genauso viel Power wie der AVR-X6400H. Bei normalem Betrieb zieht er durchschnittlich 354 Watt aus der Steckdose, im Eco-Modus (Betriebsart „On“) sinkt der Verbrauch auf 156 Watt.
Im Hörtest klang der AVC-X6500H ganz nach einem großen Denon – kraftvoll, geschmeidig, voluminös und dennoch sauber durchzeichnend tönte es aus unseren Lautsprechern. Große Orchester fächerte der Bolide räumlich überzeugend auf und schälte Instrumenten samt Hallfahnen klar heraus. Ein großer Flügel klang auch danach und nicht wie ein schmächtiges Piano, Bläser tönten mit realistischen Klangfarben und Pauken trommelten druckvoll, doch kontrolliert. Die Einmess-Automatik erledigte ihren Job ohne Fehl und Tadel, nachjus-tieren mussten wir nichts.
Wem die beiden ermittelten EQ-Kurven „Flat“ und „Reference“ nicht gefallen beziehungsweise etwas zu hell klingen, der kann mit Denons „Audyssey MultEQ App“ auch manuell eingreifen. Audysseys „Dynamic EQ“-Schaltung spendierte dem Klang eine gehörige Portion Volumen, Bass und auch Räumlichkeit, wobei es uns auf den Rear-Speakern bisweilen schon etwas zu vorlaut tönte. „Dynamic Volume“ eignet sich aufgrund der hörbaren und zudem 3-stufig einstellbaren Dynamik-Komprimierung ausgezeichnet fürs nächtliche Leisehören.
Mit Dolby-Atmos-Trailern spannte der Denon große, luftige und präzise Schallfelder auf, in denen sich Sound-Objekte frei und greifbar bewegten – auch über unseren Köpfen. Die finale Actionszene in „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) transportierte der X6500H eindrucksvoll in den Hörraum: Effekte verteilten sich weiträumig wie plastisch, und auch bei Extrempegeln behielt der Bolide Ruhe und Überblick – und klang niemals angestrengt. In Sachen Dynamik und Bass-Präzision blieb aber noch ein klein wenig Luft nach oben.
Im Stereo-Betrieb (Direct-Modus) nagelte der AVC-X6500H Stimmen so felsenfest und körperhaft zwischen unsere Frontlautsprecher, dass wir uns vergewissern mussten, ob nicht der Center-Speaker heimlich mitspielte. Auch die breite wie tiefe Bühne und plastische Darstellung von Instrumenten konnte uns überzeugen. Im Bass spielte der Denon klar und straff und schuf so ein Fundament, das nie schwerfällig und eingedickt wirkte.
Der Testbericht Denon AVC-X6500H (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 2700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Denons klangstarker 11-Kanal-Bolide AVC-X6500H trumpft mit den gleichen Tugenden wie sein Vorgänger auf – nur ohne Analog-Radio. Die Features wurden vor allem im Bereich Streaming und Steuerung erweitert und verbessert. Ein Platz in unserer Referenzklasse ist ihm damit sicher.
Andreas Oswald