Für verhältnismäßig günstige 1.100 Euro liefert der Denon AVC-X3700H 8K-Video, 9 Endstufen, tollen 3D-Sound und viel Leistung. Doch das ist längst nicht alles.
Schon der Schritt vom AVR-X3500H zum AVR-X3600H war ein großer: Aus 7 wurden 9 Endstufen, an die Stelle der 7.2-Kanal-Verarbeitung ist ein 11.2-Processing für 7.2.4-Boxen-Setups getreten. Mit dem AVC-X3700H folgt jetzt die nächste Evolutionsstufe: Statt der üblichen 4K/60p beherrscht der AVC-X3700H auch 8K-Video für superhochaufgelöste Inhalte, die neue HDMI-Schnittstelle nach 2.1-Norm macht es möglich. 8K oder wahlweise 4K mit 120 Einzelbildern pro Sekunde sind allerdings nur die Speerspitze an neuen Video-Funktionen, die der Denon bereithält. Neben nützlichen Features wie VRR, QMS und QFT (was sich dahinter verbirgt, erfahren Sie im Kasten auf der rechten Seite) werden jetzt auch HDR-Streams in den Formaten HDR10+ und Dynamic HDR erkannt. Dolby Vision, HDR und HLG beherrschte bereits der Vorgänger.
Wie alle Denon-Verstärker des Jahrgangs 2020 bietet auch der AVC-X3700H neben 2 HDMI-Ausgängen lediglich einen HDMI-Eingang nach der HDMI-2.1-Spezifikation. Reicht das nicht, kann 3D-Sound auch über den eARC vom Fernseher an den AV-Verstärker geleitet werden. Die restlichen Eingänge arbeiten nach der 2.0-Norm, beherrschen aber ebenso die neuen Video-Features wie QFT, QMS und die HDR-Formate.
Auch auf Audioseite hat es Verbesserungen bzw. Neuerungen gegeben. Eine davon ist das Abschalten sämtlicher internen Endstufen, um den AVC-X3700H als Vorstufe für externe Endstufen nutzen zu können. Wie alle neuen Denons besitzt der AVC-X3700H eine zweite Lautsprecher-Konfiguration zur alternativen Speicherung von Boxen-Setups und Parametern des Einmess-Systems. So darf man etwa für das Hören von Stereo-Musik oder 5.1-SACD ein anderes Setup anlegen als für 3D-Filmton mit 11.2-Kanälen. Federn lassen musste der Neuling beim Radio, weder UKW noch DAB+ sind an Bord, weshalb der Denon als Verstärker und nicht wie der Vorgänger (Test in 11-2019) als Receiver auftritt.
Der Preis sank gegenüber besagtem Vorgänger um 100 Euro auf 1.100 Euro. Im Vergleich zum 1.500 Euro teuren und nächstgrößeren Modell AVC-X4700H lässt der kleine Bruder den Auro 3D-Decoder vermissen, leidet etwas an Materialschwund und bietet weniger Leistung.
• 8K: Dank 8K-Passthrough mit 60 Hertz bietet der AVC-X3700H ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4K-Inhalte können zudem auf 8K skaliert werden.
• 4K/120Hz: Die hohe Bewegungsschärfe mit 4K-Passthrough bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.
• Variable Refresh Rate (VRR): Die variable Bildwiederholrate verringert oder verhindert Verzögerungen, Unterbrechungen und Frame-Tearing und sorgt so für ein flüssigeres Gaming.
• HDR: Der AVC-X3700H unterstützt HDR10, HDR10+, Dolby Vision, Hybrid Log Gamma (HLG) und Dynamic HDR in jeder einzelnen Szene oder Frame für Frame mit idealen Werten für Tiefe, Detail, Bildhelligkeit und Kontrast sowie breiterem Farbspektrum. Mit an Bord sind auch ein 4:4:4 Pure Color Subsampling, 3D- und BT.2020-Passthrough.
• Quick Media Switching: QMS eliminiert leere Anzeigen („Schwarzbilder“) vor dem Abspielen von Filmen und Videos.
• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virtual Reality Vorteile bringt.
• eARC-Unterstützung: Der Enhanced Audio Return Channel ermöglicht die Übertragung der neuesten, verlustfreien 3D-Audioformate direkt vom Fernseher zum AV-Receiver über ein HDMI-Kabel.
• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz über die Spielkonsole Xbox One (kompatibler Fernseher erforderlich).
• HDCP 2.3: Der AVC-X3700H versteht sich auf den neuesten Kopierschutz an allen HDMI-Anschlüssen.
Endstufen und Hörzonen
Besagter Materialschwund zeigt sich auf der Front, die nur aus Plastik und nicht mehr aus Aluminium besteht; eine dicke Klappe fehlt ebenso. Der Deckel lässt sich für unseren Geschmack etwas zu leicht durchdrücken und auch das edle Silbergold-Outfit der größeren Brüder gibt es beim nur in Schwarz erhältlichen AVC-X3700H nicht. Der Blick auf die Front lässt zudem den HDMI-Anschluss vermissen. Auf der Rückseite ist die Ausstattung hingegen fast identisch, es fehlen einer der beider Trigger-outs sowie die Cinch-Pre-outs für eine dritte Hörzone.
Für den Sound fährt der X3700H mit 11 Boxen-Terminals auf, womit sich ein 7.1.4-Boxen-Set verkabeln lässt – mit seinen 9 Endstufen beschallt der Denon aber nur 5.1.4- oder 7.1.2-Systeme aktiv. Alternativ können freie Endstufen auch für das Bi-Amping oder die Beschallung eines Nebenraums verwendet werden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 auch Digitalströme der S/PDIF-Buchsen und Koaxial-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem
HDMI-Signale mit bis zu 4K/60p. Darüber hinaus kann er Mehrkanal-Streams der Hauptzone in der zweiten Hörzone als 2-Kanal-Ton wiedergeben.
11.2-Pre-outs für die 13-Kanal-Verarbeitung sind ebenso dabei wie ein Paar Vorverstärkerausgänge für Multiroom. Je zwei Toslink- und Koax-Buchsen sind großzügig bemessen, Vinyl-Freunde dürfen sich über einen Phono-Eingang freuen. Auf Videoseite ist der Receiver mit 7 HDMI-Eingängen und 3 HDMI-Ausgängen gut bestückt.
Decoder und Einmessung
Zur Standard-Ausstattung gehören die Decoder von Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Mit dabei ist auch IMAX Enhanced für eine nach IMAX-Vorgaben optimierte Bild- und Tonwiedergabe. Ebenfalls dabei sind die Virtualisierer DTS Virtual:X und Dolby Height Virtualizer. Die Height-Virtualization-Technologie soll für 3D-Sound ohne Decken- und Surround-Lautsprecher sorgen, kann sich mit realen Lautsprechern aber nicht messen. Das Cross-Format-Upmixing ist beim AVC-X3700H wieder möglich, nachdem es bei den 2019er-Geräten auf Druck von Dolby eingeschränkt worden war. Ausnahmen bilden wie immer die nativen 3D-Streams. Ebenfalls an Bord sind 6 Raumklang-Programme.
Die automatische Klangkorrektur ermöglicht Audysseys größtes Einmesssystem MultEQ XT32, das 8 Messpunkte berücksichtigt, 3 Zielkurven bereitstellt sowie die Klangschaltungen Dynamic EQ (Loudness) und Dynamic Volume (Dynamikreduktion) mitbringt. Den Klang der Einmessung darf man mit der kostenpflichtigen „Audyssey MultEQ App“ nach eigenen Wünschen modellieren. Im Verstärker selbst steht ein Equalizer zur Verfügung, der jedoch nur bei inaktivem Audyssey nutzbar ist. Zudem greift der EQ erst ab hohen 63 Hz und regelt keinen der beiden Subwoofer.
Ausstattung und Technik
Das Wichtigste zu den neuen Video-Funktionen haben wir im Kasten oben zusammengefasst. Der Video-Equalizer verfügt über 6 vorgefertigte Bildmodi – darunter 2 nach ISF-Norm (Day, Night) – und manuelle Regler. Leider funktionierte der Equalizer im Test nicht mit 4K-Blu-rays, bei 2K-Signalen hingegen schon. Nützlich ist der Reiter „Video / 4K / 8K Signal Format“, in dem man Auflösung und Farbtiefe für die Ausgabe auf den TV-Apparat abstimmt.
Im hinteren Teil sitzen nach Funktionsgruppen geordnete Platinen übereinander. Ganz oben befindet sich das Digitalboard mit den HDMI-Buchsen, 8K/4K-Videochips und der digitalen Soundverarbeitung. Auch das HEOS-Multiroom-Modul wurde darauf untergebracht, es sitzt mittig und wird von zusätzlichen Alublechen gekühlt. Eine Etage tiefer befindet sich die Platine mit allen analogen Anschlüssen. Ganz unten im Gehäuse hat Denon die Lautsprecher-Terminals verstaut, von denen es 11 Stück gibt. Aktiv beschallen kann der AVC-X3700H aber nur 9 Lautsprecher.
Streaming & Multimedia
Hier blieb alles beim Alten und Guten: Die Vernetzung zu Musikquellen gelingt über DLNA, AirPlay 2 und Bluetooth, die Steuerung erfolgt am bequemsten über die HEOS-App. Der Mediaplayer verarbeitet Hi-Res-Audio-Dateien (24 Bit / 196 kHz) in den Formaten FLAC, ALAC, WAV und DSD (2,8 und 5,6 MHz). Als Webradio ist TuneIn integriert, alle anderen Musik-Streaming-Dienste wie Spotify, Tidal, Deezer, Napster und Amazon Music wurden in die HEOS-App ausgelagert. Die Sprachsteuerung funktioniert neben Amazon Alexa auch mit Apple Siri und dem Google Assistant.
Die Bedienung des Verstärkers gelingt am komfortabelsten über die klassische Fernbedienung, die in Sachen Layout, Funktionalität und Übersichtlichkeit top ist. Zwar fehlt eine Hintergrundbeleuchtung, aber immerhin fluoreszieren viele der Tasten im Dunkeln, sofern sie vorher Licht getankt haben. Alternativ lässt sich der AVC-X3700H über die HEOS-App bedienen. Die Web-Control-Funktion erreicht man über einen Internet-Browser mit der IP-Adresse des Receivers, sie bietet ein übersichtliches grafisches Menü, mit dem sich der Receiver komplett und einfach bedienen lässt.
Der AVC-X3700H kann mehrkanalige Inhalte auf ein 2-Kanal-Signal heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben. Damit lässt sich Dolby Atmos im Wohnzimmer hören, während man im Schlafzimmer zum Beispiel auf einem Denon Home-Speaker ein 2-Kanal-Downmix der gleichen Quellen genießen kann.
Gesteuert wird alles mit der kostenlosen HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Google Assistant und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür ein kompatibler Smart-Speaker benötigt.
HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify und Spotify Free, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, SoundCloud und TIDAL. Auch das einfache Zuspielen von lokaler Musik auf Tablets, Smartphones, Servern oder USB-Geräten ist möglich. Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Music kabellos zum AV-Receiver streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker auch Bluetooth-Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer.
Der AVC-X3700H verfügt über eine „Roon Tested“-Zertifizierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Music-Server-System „Roon“.
Tonqualität
Die 106 respektive 93 Watt im 5.1-Betrieb (4 / 6 Ohm) sind in dieser Preisklasse mehr als angemessen. 91 und 76 Watt (4 / 6 Ohm) pro Kanal im 7.1-Modus sind für die meisten Heimkinos ebenfalls ausreichend, die volle Punktzahl erzielt der Denon wie schon sein Vorgänger damit aber nicht. Im Stereo-Betrieb legte der X3700H bärenstarke 187 Watt (4 Ohm) bzw. 145 Watt (6 Ohm) an den Tag. Der Eco-Modus „On“ reduziert den durchschnittlichen Stromverbrauch von 324 auf gute 142 Watt.
Im Hörtest legte der X3700H bei Steely Dans „Gaslighting Abbie“ (DTS 5.1) einen lockeren und dennoch klar durchgezeichneten Auftritt hin. Das groovte cool und der Amp behielt die Zügel trotzdem im Griff – im Pure-Direct-Modus wohlgemerkt. Mit maßvollem, aber sauberem Bass und greifbar aufgestellten Instrumenten stand die Band vor uns.
Die Einmessung klappte problemlos, sowohl direkt am Gerät, als auch per App (siehe Foto unten). Unsere Regal-Boxen hinten stehen zwar recht nah an der Wand, hätten aber trotzdem als „klein“ erkannt werden sollen und nicht wie erfolgt als „groß“ (Vollbereich).
Das aktive Audyssey kam uns bei den Bach-Kantaten des Bach Kollegium Japan unter Masaaki Suzuki (SACD 5.1 DSD über HDMI) gerade recht, nahm die Frequenzgang-Korrektur doch etwas die Spitzen aus den Höhen, was besonders dem recht „hart“ abgemischten Chor der Aufnahme gut zu Gehör stand. „Dynamic EQ“ addierte nicht nur mehr Klangvolumen, sondern auch eine gute Portion Räumlichkeit – hauptsächlich durch eine deutliche Pegelanhebung der Rears. Bei Rockmusik war uns die Surround-Dominanz der Surround-Kanäle aber schon wieder zu viel.
Mit Filmton kam uns die erhöhte Räumlichkeit wiederum gerade recht: Atmos-Trailer punkteten mit großen Schallfeldern, in denen jedes Sound-Element klar ortbar wurde. Natürlich fehlen zu vollwertigem 3D-Sound ein Paar Rear-Boxen (damit hörten wir) oder ein Paar Höhenboxen, was Punktabzug in der Kategorie „3D-Surround“ zur Folge hat. So tönte beim Atmos-Trailer „Audiosphere“ der Synthesizer klar über dem Kopf, im Rücken allerdings nicht so weiträumig wie mit aktiven Back-Rears. Der „Powerfull bass“ in „Amaze“ drückte mit besagter Power recht mächtig, auch wenn wir das schon eine Nuance sauberer aus unserem Nubert Subwoofer gehört haben. Das störte allerdings reichlich wenig, wenn im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) der Panzer spürbar wurde. Wer solche Action-Spektakel nachts und/oder nachbarschaftsfreundlich hören möchte, kann sich der dreistufigen Dynamikkompression von Audyssey bedienen, die Pegel und Bassspitzen zuverlässig kappt – sowohl bei Dolby als auch bei DTS.
Stereo-Musik hörten wir zuerst im Pure-Direct-Modus: Hier überzeugte der Japaner mit klaren Höhen und feiner Auflösung, wobei nicht ganz perfekte Aufnahmen schon mal zu leichten Spitzen neigten. Die Einmessung bügelte das aus und addierte noch etwas Bass, womit sich ein angenehmer, langzeittauglicher Klang ergab. Die Bühne stand vorne sauber aufgedröselt vor uns mit greifbarer Stimmenwiedergabe mittig zwischen den Boxen. In Breite und Tiefe war die Bühne ausgewogen, auch wenn wir schon größer spielende Amps im Labor hatten.
Die dreistufige „Restorer“-Funktion versucht durch Kompression verloren gegangene Obertöne zu rekonstruieren. In der Praxis äußert sich dies in der Addition von Bässen und Höhen, was für einen lebendigeren und subjektiv „besseren“ Klang sorgen kann.
Der Testbericht Denon AVC-X3700H (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 1100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2020 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Denon AVC-X3700H punktet mit HDMI 2.1 und vielen neuen Video-Funktionen samt 8K-Auflösung. Dass er zwei Punkte weniger als sein Vorgänger einfährt, liegt an unseren jährlich verschärften Bewertungskriterien.
Andreas Oswald