Canton Sound L (Test)

0

Ohne viel smarten Budenzauber will das Canton Sound L unter 700 Euro den TV-Klang gehörig aufpolieren. Und das nicht als klassische Soundbar, sondern als Sounddeck. Wir hören, ob die Rechnung aufgeht.

In Zeiten, in denen selbst kleinste Smartspeaker mit 3D-Klang werben, fragt man sich zurecht, ob man den ganzen Technik-Schnickschnack wirklich braucht – also für den guten Klang. Canton besinnt sich beim „Sound L“-Deck jedenfalls auf das Wesentliche und bringt nach aktuellen Maßstäben ein – in puncto Features – eher abgespecktes Sounddeck auf den Markt. So verzichtet der Traditionshersteller aus dem Taunus auf Dolby Atmos, großartige DSP-Effekte und einen externen Subwoofer – auch in puncto Streaming muss man Kompromisse eingehen. Als logische Konsequenz gibt es kein „Smart“ in der Produktbezeichnung, ein „Sound“ hingegen schon – was für Cantons Kernkompetenz spricht: den hochwertigen Lautsprecherbau.

Der Preis von 670 Euro blieb durch das gezielte Abspecken vergleichsweise moderat, keine Abstriche muss man in Punkto Materialqualität und Verarbeitung machen. Überhaupt mutet das Sound L bautechnisch wie eine kompakte Version des hauseigenen „Smart Sounddeck 100“ (Test in 6-2021) an. Trotz der immer noch stattlichen Breite von 90 Zentimetern sollte das 11 Kilogramm schwere, in Schwarz oder Weiß erhältliche Sounddeck auf die meisten Sideboards oder Lowboards passen. Die Oberseite bzw. Stellfläche für den TV (über die maximale Tragkraft schweigt sich der Hersteller aus) besteht aus Glas – das sieht nicht nur schick aus, sondern ist auch robust. Um Kratzer muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen, fettige Fingerabdrücke zieht das Deck allerdings magisch an.

Die kleine Fernbedienung ist recht schwer und robust. Mit einer Lernfunktion lassen sich Befehle, etwa des TV-Gebers, auf die Canton-Soundbar übertragen. Die Lautstärkeregelung via TV-Fernbedienung funktionierte im Test dank CEC-Steuerfunktion problemlos.

Bereits für sich alleine spielt das „Sound L“-Deck recht kräftig auf, doch wer es räumlicher und basslastiger mag, kann den Tonriegel mit anderen Canton-Produkten koppeln, zum Beispiel mit diesen:

Bei der 120 Watt starken „Smart Soundbox 3“ handelt es sich um einen kompakten Wireless-Lautsprecher, der solo, als Stereo-Duo oder im Trio mit einem Subwoofer betrieben werden kann. Drahtlos kommuniziert die smarte Box auch mit dem Sound L, bevorzugt als Rear-Box. Der Streaming-Speaker besitzt neben WLAN einen LAN-Port. Mit der Verbindung ins Netz stehen dank Chromecast viele Streaming-Optionen zur Verfügung, sofern man seine Soundbox mit der Google-Home-App verknüpft. Eine direkte Zuspielung von Musik ist auch mit Bluetooth möglich, per Kabel geht es via 3,5-mm-Klinke in die Box. An der Oberseite findet man 8 Tasten zur Bedienung, an der Front strahlt ein helles LED-Display. Der Funktionsumfang bietet unter anderem eine Bass-, Mitten- und Höhenregelung, einen Dreifach-EQ, 3 User-Presets sowie eine Ein- und Ausschaltautomatik.

Optional darf man das Sound L mit einem Subwoofer erweitern, hier bietet sich der 33 Zentimeter hohe und 8,5 Kilogramm schwere „Smart Sub 8“ für 600 Euro an. Dank obiger Glasplatte passt dessen Design perfekt, er ist neben Schwarz auch in Weiß lieferbar. Der geschlossene Aktiv-Sub verfügt über ein Chassis mit 21,9 Zentimetern, das im Downfire-Prinzip Richtung Boden abstrahlt und von einer 200 Watt starken Digital-Endstufe angetrieben wird. Lautstärke und Phase werden über das Sounddeck geregelt. Die Kopplung erfolgt über Cantons proprietäres Funkmodul oder klassisch per Strippe. Auch der Subwoofer bietet eine praktische Ein- und Ausschaltautomatik.

Cantons „Smart Soundbox 3“ sowie der „Smart Sub 8“-Woofer verbinden sich drahtlos mit dem „Sound L“-Tondeck.

Vielfältig erweiterbar
Einen Subwoofer hat der Tonriegel wie erwähnt nicht im Schlepptau, dank des großen Gehäusevolumens kommt das Sound L aber ganz gut ohne aus. Nachrüsten kann man trotzdem, die Vernetzung von Canton-Produkten untereinander gelingt über das proprietäre Funkmodul. So lässt sich das Deck mit kompatiblen Subwoofern, Regal- und sogar Standlautsprechern zu einem vollwertigen Heimkino-System erweitern, das Sound L agiert dann als Center (siehe Kasten).

Das Canton-Deck arbeitet als natives 2.1-Kanalsystem, also Stereo plus Basskanal. In der Summe werkeln 8 Treiber, vier 10 Zentimeter große Tieftöner aus Aluminium sitzen dabei an der Unterseite des Decks, auf der Rückseite des Gehäuses gibt es zwei Bassreflexrohre zu Tieftonverstärkung. Zwei 5 Zentimeter große Aluminium-Mitteltöner sowie zwei 19 Millimeter große Gewebehochtonkalotten wurden in die Front gepackt, die von einem robusten Gitter geschützt werden. Einen Center-Kanal gibt es physisch nicht, der taucht aber in virtueller Form im Boxenmenü auf – gleiches gilt für die beiden Surround-Kanäle.

Decoder für Dolby Digital und DTS sind an Bord, das DSP-Processing verteilt bei anliegendem Mehrkanalton alle Informationen auf die 2.1-Kanäle. Im Gegensatz zum Sounddeck 100 ist das Sound L nicht für 3D-Ton gerüstet, auch HD-Tonsignale von Dolby und DTS werden nicht akzeptiert, daher müssen externe Zuspieler wie unser Oppo UDP-203 das HD-Signal nach PCM 2.0 wandeln. Für den Hörtest nutzten wir jedoch den HDMI-ARC (eARC gibt es nicht, was angesichts fehlender HD-Decoder überflüssig wäre), womit unser Oppo den originalen Bitream-Ton an unseren Samsung-TV reichte, der ihn zur Sound L übertrug. Mit „Standard“, „Movie“ und „Music“ sind drei Klangprogramme an Bord, Tonjustagen darf man zudem bei Bass, Mitten und Höhen vornehmen.

Bedienung und Anschlüsse
Konträr zu vielen Soundbars anderer Hersteller besitzt die Sound L ein übersichtliches Bildschirm-Menü, was Einstellungen merklich vereinfacht. Das Geräte-Display mit drei großen Buchstaben lässt sich dagegen nicht optimal hinter dem Frontgrill ablesen; Tasten am Gerät gibt es keine. Das Grundmenü erlaubt Einstellungen zu Pegel und Abstand der einzelnen Kanäle. Der Equalizer bietet vorgegebene Presets für eine freie Boxenaufstellung, die wandnahe Unterbringung oder die Eck-Positionierung des Decks. Viele Einstellungen (z.B. Eingang, Lautstärke, Klangeinstellungen, Pegel) lassen sich in drei Benutzerspeichern sichern und via Tastendruck abrufen. Für das Streaming gibt es nur Bluetooth – Netzwerk, Multiroom, Sprachassistenten oder eine App-Bedienung stehen hingegen nicht im Lastenheft dieses Canton Decks.

Auf der Rückseite findet man 3 HDMI-Eingänge und einen HDMI-Ausgang inklusive ARC. Alle HDMI-Ports akzeptieren 4K/60p-Signale mit HDR10, HDR10+ und HLG.

Saubere Verarbeitung und edle Materialien: Holzwangen, Metallgitter und Glasdeckel bescheinigen dem Sound L eine hochwertige Qualität.

Bestens bestückt: Cantons Sound L bietet mit 4 HDMI-Buchsen (3 x In, 1 x Out samt ARC), Toslink, Koax, Cinch und einem Subwoofer-Ausgang jede Menge AV-Anschlüsse. Wi-Fi und LAN gibt es hingegen nicht.

Tonqualität
Entgegen der Kategorie Soundbars funktionieren die meisten Sounddecks aufgrund des merklich größeren Gehäusevolumens auch ohne separaten Subwoofer recht ordentlich. Das Sound L bot jedenfalls ausreichend Bässe, um Atmos-Trailer, die jetzt in Dolby Digital 2.0 abgespielt wurden, genug Klanggröße und Kraft mit auf den Weg zu geben. Der „Powerful Bass“ in Dolbys „Amaze“-Clip war auf jeden Fall noch gut hörbar, wenn auch nicht in seiner vollen Tiefe und Wucht. Der Panzer im Finale von „Ghost in the Shell“ rumpelte ebenfalls ordentlich im Tiefton. Ein separater Subwoofer kann das natürlich noch besser, dürfte für den Großteil der Zielgruppe aber überflüssig sein. Die Dynamik-Kompression (DRC) für Dolby-Signale funktionierte zuverlässig und reduzierte sowohl Bässe als auch Dynamik kräftig, bei DTS und PCM blieb sie hingegen wirkungslos.

Zum Thema Surround: Vorne öffnete sich eine große und luftige Bühne mit klarer Links-Rechts-Ortung der Effekte, die unseren Hörraum in der Breite komplett ausfüllten. Seitlich des Hörplatzes wurden wir von einer Klangwolke umhüllt, die ein angenehmes Raumgefühl vermittelte, so richtig von der Seite oder gar hinter dem Hörplatz konnten wir jedoch keine Klangeffekte vernehmen. Auch Höheneffekte wie die Synthesizer in „Audiosphere“ schallten praktisch komplett von der 2D-Tonebene, was uns angesichts der Konstruktion des Sounddecks nicht überrascht. Die typischen Klangverfärbungen aufgrund der DSP-Verarbeitung fielen nur gering aus. Dialoge klangen bei frontaler Sitzposition natürlich und klar, aus stark seitlichen Hörwinkeln nur unwesentlich dumpfer.

Stereomusik lässt sich gut auf dem Deck hören, auch wenn die Räumlichkeit im „Standard“-Modus begrenzt war. Das „Music“-Programm sorgte für ein erweitertes Klangfeld, „Movie“ spielte noch einen Tick größer. DSP-Nebenwirkungen wie Hall oder eine verminderte Sprachverständlichkeit hielten sich dabei sehr in Grenzen.

Der Testbericht Canton Sound L (Gesamtwertung: 78, Preis/UVP: 670 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

78 Gut

Cantons Sound L klingt richtig gut, sieht schick aus und lässt sich zu einem 5.1-System erweitern. Streaming-Fans kommen hingegen nur bedingt auf ihre Kosten.

Andreas Oswald

Kommentarfunktion deaktiviert.