Seit über zehn Jahren gilt die Harman-Target-Curve (der Zielfrequenzgang der Firma Harman für Kopfhörer) für viele als das Maß aller Dinge, wenn es darum geht, Studioklang in Kopfhörern zu replizieren. Mit dem grell OAE1-Kopfhörer hat Akustik-Koryphäe Axel Grell nun eine völlig neue Hörerfahrung entwickelt, die die Kopfhörer-Technologie revolutioniert – und die Harman-Target-Curve zumindest in Teilen in Frage stellt.
Das Hören von Musik mit herkömmlichen Kopfhörern unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von der Hörerfahrung beim natürlichen Hören, einem Live-Konzert oder über Studiolautsprecher: Zum einen kommt der Schall von den Seiten, nicht von vorne. Zum anderen wird er beim Hören mit Kopfhörern nur mit dem Trommelfell wahrgenommen; beim natürlichen Hören oder beim Hören über Lautsprecher wird der Schall aber mit dem ganzen Körper empfunden. Das gilt insbesondere für tiefe Töne.
Die Harman-Target-Curve wurde seinerzeit unter anderem von Dr. Sean Olive entwickelt und zielte darauf ab, einen Frequenzgang für Kopfhörer zu erreichen, durch den sich das Hörerlebnis mit Kopfhörern weitgehend mit dem in einem Studio-Setup deckt. Sie wurde über die Jahre stetig angepasst und optimiert, kann aber die beiden genannten grundlegenden Unterschiede zwischen Live- und Kopfhörer-Akustik bis heute nicht ausgleichen.
OAE1: Abgestimmt für authentisches Hören
Axel Grell hat in den vergangenen Jahrzenten beim Audiospezialisten Sennheiser und als Consultant für namhafte Marken im audiophilen und Studiobereich umfangreiche Erfahrungen in der Entwicklung hochwertiger Kopfhörer, die zum Teil seit Jahrzenten den Maßstab für guten Kopfhörerklang darstellen, gesammelt. Nun hat er mit seiner eigenen Marke „grell“ ein völlig neues akustisches Konzept entwickelt, das auf zwei Grundsätzen fußt:
Da der Schall beim Hören mit Kopfhörern von der Seite kommend auf das Trommelfell trifft, ergibt sich ein Frequenzgang, der nicht dem entspricht, der sich bei der authentischen Position der Klangquelle vor dem Hörer ergeben würde. Ein idealer Kopfhörer würde am Trommelfell den gleichen individuellen Frequenzgang wie Studiolautsprecher in einem genormten Studio erzeugen. Je besser diese individuellen Frequenzgänge, die mit einem Kopfhörer erzeugt werden, mit den individuellen Frequenzgängen im Studio übereinstimmen, desto mehr stimmt der Kopfhörerklang für jeden Hörenden mit dem Klang im Studio überein.
Die Unterschiede zwischen den individuellen Frequenzgängen werden maßgeblich von der Geometrie des Außenohrs (Pinna) beeinflusst. Wie unterschiedlich diese Frequenzgänge sein können, zeigt das Bild unten. Grell schlägt hier die Einführung des Pinna Interaction Factor (PIAF) vor: Ein idealer Kopfhörer hätte einen PIAF von 100, In-Ear Kopfhörer, die prinzipbedingt nicht mit dem Außenohr interagieren, haben einen PIAF von 0.
Außerdem muss die fehlende Wahrnehmung des Schalls durch den ganzen Körper bei tiefen Tönen kompensiert werden. Dies kann durch eine vor allem im Bassbereich angepasste Frequenzganglinie geschehen, die so austariert ist, dass Dröhnen im 200-Hz-Bereich vermieden und stattdessen der Schalldruck bis hinunter zu Frequenzen um die 20 Hz gleichmäßig und sanft erhöht wird.
Diesen beiden Leitlinien folgend revolutioniert die Abstimmung des OAE1 das Hören mit Kopfhörern: Zum einen sind die beiden Biozellulose-Membranen des grell OAE1 nicht neben, sondern zum Gesicht hin, vor dem Ohr positioniert. Dadurch projizieren sie die Schallwellen so, als kämen sie von einer Quelle, die sich vor dem Nutzer befindet. Wie erwähnt entspricht das der optimalen Positionierung von Lautsprechern für die Stereowiedergabe, wie sie beispielsweise auch in professionellen Tonstudios zum Einsatz kommt. Daneben folgt seine Frequenzganglinie im Bereich oberhalb von etwa 600 Hz der Kurve von Ideallautsprechern in einer 30°-Position zum Hörer beinahe exakt und steigt unterhalb von 600 Hz gleichmäßig an – ohne dabei den berüchtigten „Bumm-Bumm“-Bass zu erzeugen.
Guter Klang kann gewöhnungsbedürftig sein
Im Ergebnis ist das Klangerlebnis mit den OAE1 tatsächlich so revolutionär, dass Reviewer, deren Fokus auf dem Testen von Kopfhörern liegt, zunächst teilweise irritiert oder gar enttäuscht vom Produkt waren – etwas, das man bei grell nachvollziehen kann: Für Menschen, die Musik bislang fast ausschließlich mit traditionellen Kopfhörern gehört haben, sind die klanglichen Unterschiede zwischen herkömmlichen Kopfhörern und den OAE1 beim ersten Hören mit dem Frequenzgang, den ihre eigenen Außenohren formen, dramatisch. Menschen, die Musik vor allem live oder mit hochwertigen Lautsprechern hören, sind im Gegensatz dazu von Anfang an vom Klang des OAE1 begeistert.
Bei grell ist man daher überzeugt, dass die neue Abstimmung des OAE1 „richtiger“ ist als die traditioneller Kopfhörer – da sie die individuelle Klangformung des Schalls in das Hörerleben mit einbezieht und eine Akustik realisiert, die der im Studio weitgehend entspricht. Dafür spricht eben auch, dass Reviewer und Tester, die nicht nur auf Kopfhörer spezialisiert sind, sich durchweg positiv zu den OAE1 geäußert haben. Die guten Nachrichten für alle, die zunächst mit dem ungewohnten Klang fremdeln: Das menschliche Gehör ist lernfähig und so haben sich bei grell schon Kopfhörer-Enthusiasten gemeldet, die die OAE1 beim ersten Hören nicht ansprachen, da sie nicht ihren Erfahrungen beim Hören mit Kopfhörern entsprachen; spätestens bei der zweiten oder dritten Hörsession konnten sie dann aber voll überzeugen.
„Die Klangqualität von Kopfhörern wurde bisher objektiv vor allem anhand des Frequenzgangs bewertet; wir sind der Meinung, dass es Zeit für eine umfassendere Betrachtung der Klangwahrnehmung mit Kopfhörern ist,“ erklärt Axel Grell. „Der OAE1 repräsentiert jahrzehntelange Erfahrung in der Kopfhörerentwicklung und setzt bewusst auf entscheidende Faktoren wie akustische Offenheit und den Winkel, in dem der Schall auf das Ohr trifft. Indem wir zu den Wurzeln der Akustik zurückkehren, erzeugen wir ein Ergebnis, das sich radikal von den aktuell üblichen Klangvorstellungen abhebt. Gemeinsam mit dem IKT der Leibniz Universität Hannover arbeiten wir überdies daran, weitere essenzielle Parameter – einschließlich der Faktoren Offenheit und Winkel des Schalleinfalls – messbar zu machen.“
Selbsttest auf der HIGH END Mitte Mai in München gefällig?
Grell wird mit dem OAE1 vom 18. bis zum 21. Mai auf der High End in München mit dem „grell sound mobile“ zugegen sein und lädt interessierte Besucher, Journalisten und Kopfhörer-Enthusiasten zum Probehören und fachlichen Austausch zum Thema ein. Die Marke präsentiert sich im Außenbereich des MOC direkt vor dem Eingang zu Halle 1, die auch die „World of Headphones“ beherbergt. Dort werden außerdem neue Inhalte für den Podcast „grell sound lab“ produziert und zu diesem Zweck vor Ort Theorie und Praxis rund um die neue Technologie erklärt und diskutiert werden.
Darüber hinaus stehen Axel Grell und Jermo Köhnke für Gespräche und Interviews zur Verfügung – entsprechende Anfragen von Pressevertretern, die sich vor Ort in München oder auch abseits der High End intensiver über der Thematik allgemein oder die Target-Curve bzw. die Besonderheiten des OAE1 im Speziellen austauschen möchten, sind herzlich willkommen und können direkt an den unten stehenden Pressekontakt gerichtet werden.
Technische Daten des OAE1 signature:
Frequenzgang: 12 – 32.000 Hz (-3 dB), 06- 44.000 Hz (-10 dB)
Schallwandlerprinzip: dynamisch
Ohrankopplung: ohrumschließend
Klangcharakteristik: frontorientierte Lautheitsdiffusfeldentzerrung
Anpassung an die individuelle Hörkurve: Schallfeld-Ohrmuschel-Interaktion
Nennimpedanz: 38 Ω
Schalldruckpegel: 106 dB bei 1 kHz 1 VRMS
Max. Langzeit-Eingangsleistung nach IEC 60268-7: 500 mW
Klirrfaktor bei 1 kHz 100 dB: 0,05 %.
Gewicht ohne Kabel: 375 g
Spannkraft des Kopfbügels: 3,5 N
Kabel I: Doppelseitiges, silberumsponnenes: OFC-Kabel, 1,8 m (6 ft)
Anschlüsse Kopfhörerseite: 2,5 mm TRRS-Stecker
Anschluss an ein Gerät: 3,5 mm (1/8″) Stereo-Stecker
Aufschraubbarer Adapter: 1/8″ (3,5 mm) -> 1/4″ (6,3 mm)
Kabel II: Einseitig, silberbeschichtet: OFC-Kabel, 1,8 m (6 ft)
Anschluss Kopfhörerseite: 2,5 mm TRRS-Stecker
Anschluss an ein Gerät: 4,4 mm symmetrischer TRRRS-Stereostecker