ANGA: Ampel-Aus spielt Telekom in die Hände

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Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen von ANGA Der Breitbandverband e.V. am 7. November mahnt Verbandspräsident Thomas Braun: „Das Aus der Ampel-Koalition darf nicht dazu führen, dass kritische Entscheidungen in der Digitalpolitik verschleppt werden. Wir brauchen jetzt ein starkes Bekenntnis der Politik zum Wettbewerb.”

Der Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Stefan Schnorr, zeigte sich hingegen zuversichtlich mit Blick auf die parlamentarische Beratung und Verabschiedung des sog. Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetzes. Er setze auf die ANGA und sei sich sicher, der Verband werde auch zukünftig beim flächendeckenden Ausbau hochleistungsfähiger Infrastrukturen einen wichtigen Beitrag leisten.

Im Rahmen der Veranstaltung stellte Professor Klaus Goldhammer vom Beratungsunternehmen Goldmedia GmbH die im Auftrag der ANGA erstellte „Marktstudie 2030 – Glasfaserausbau auf dem Prüfstand: Trends, Wettbewerbsentwicklung, Herausforderungen“ vor. Die Studie stellt fest, dass die durchschnittliche Anschlussdatenlast bis 2030 um den Faktor 2,4 bis 3,7 ansteigen werde. Dabei könnten die Anforderungen von KI-gestützten Videodiensten und Cloud-Gaming-Anwendungen nicht mehr von bestehenden DSL-Anschlüssen abgebildet werden. Dies werde mittelfristig die Nachfrage nach leistungsfähigen Gigabitanschlüssen und insbesondere Glasfaser stärken. Aktuell seien allerdings geschätzt erst ein Drittel der Wohngebäude in Deutschland mit Glasfasernetzen erschlossen. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Ausbautempos werde eine Versorgung aller Wohngebäude in Deutschland frühestens 2034 erreicht – und damit das Glasfaserziel der Bundesregierung verfehlt. Aktuell sei zudem unklar, ob das Ausbautempo der Wettbewerbsunternehmen aufrechterhalten werde.

Dies hänge u. a. von der Auslastungsperspektive für die errichteten Glasfasernetze ab. Voraussetzung für eine gute Auslastung der Glasfasernetze ist, dass die Deutsche Telekom ihr Kupfernetz abschaltet. Allerdings gebe es für die Telekom in Ausbaugebieten von Wettbewerbern hohe wirtschaftliche Anreize, das Kupfernetz weiter zu betreiben und auch weiter zu vermarkten. Dies reduziere die Kundenzahlen auf den Glasfasernetzen und damit die Impulse für den weiteren Ausbau der Wettbewerbsunternehmen in Deutschland.

Die teilnehmenden CEOs großer deutscher Netzbetreiber, darunter Marcel de Groot, Vodafone Deutschland, Andreas Pfisterer, Deutsche Glasfaser, Markus Oswald, Tele Columbus, und Bernd Thielk, willy.tel, leiteten daraus ab, dass dringender politischer und regulatorischer Handlungsbedarf bestehe. Die Bundesnetzagentur müsse ihre Aufgabe ernst nehmen, und schnell die Rahmenbedingungen für die Kupfernetz-Abschaltung festlegen, damit diese wettbewerbsneutral und diskriminierungsfrei erfolge. Der Telekom das Heft des Handelns allein zu überlassen, sei fatal für Deutschland. Es drohe eine Re-Monopolisierung im Glasfaserbereich, die dem Wettbewerb, den Verbraucherinteressen und letztendlich dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden werde.

Vor knapp 250 Gästen aus Politik, Regierung, Wirtschaft, Verbänden und Medien beging der Breitbandverband ANGA als ältester Branchenverband der Telekommunikationsindustrie im Berliner Telegraphenamt sein 50-jähriges Jubiläum.  Der Verband vertritt Unternehmen, die Milliarden Euro in den Ausbau eigener Glasfasernetze und damit in die Lebensadern für eine erfolgreiche Digitalisierung investieren. Dazu zählen sowohl bundesweite als auch regionale und lokale Anbieter. Zu den Mitgliedern gehören u. a. Vodafone, Tele Columbus (PŸUR), Deutsche Glasfaser, EWE TEL, NetCologne, M-net, willy.tel, wilhelm.tel, DNS:NET und eine Vielzahl von Technologieausrüstern. Sie decken heute rund 80 Prozent der gebuchten FTTH-Anschlüsse ab und versorgen insgesamt rund 20 Mio. Haushalte in Deutschland mit Internet und Fernsehen.

 

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