Yamaha RX-A2050 (Test)

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Mit inzwischen jährlicher Gewissheit bringen die Hersteller von AV-Receivern ihre Geräte auf den aktuellen Stand. So übertrumpft der RX-A2050 seinen Vorgänger RX-A2040 mit DTS:X-Ton, dem HDCP-2.2-Kopierschutz sowie Yamahas neuem „Music Cast“-Mehrraumsystem. Auch beim Preis hat der Neue zugelegt, kostet er mit 1.600 Euro doch 100 Euro mehr als der Vorgänger. 

Ausstattung und Praxis

yamaha-pcWie bei Modellwechseln üblich, kommt nicht nur Neues hinzu, sondern es fällt auch was weg. Im Vergleich zum RX-A2040 wären das die MHL-Fähig-keit, die USB-Strombuchse  zum Aufladen von Zubehör, der 7.1-Analogeingang sowie der S/PDIF- und der zweite FBAS-Ausgang.

Mit integriertem Dolby Atmos, der Update-Möglichkeit auf DTS:X (im Frühjahr 2016) und der 4K-Videoverarbeitung samt HDMI 2.0 und HDCP 2.2 wurde der Receiver für die audiovisuelle Zukunft im Heimkino-Einsatz bestens präpariert; über ein künftiges Update soll die Video-Sektion sogar fit für High-Dynamic-Range-Inhalte gemacht werden. Auro-3D-Ton bleibt allerdings außen vor, wie schon beim Flaggschiff RX-A3050. Apropos RX-A3050: Für 700 Euro Aufpreis bekommt man beim  Spitzenmodell (Test in audiovision 9-2015) zwar auch „nur“ neun integrierte Endstufen, dafür fallen die D/A-Wandler und DSP-Klangprogramme höherwertiger aus, zudem berücksichtigt die Einmess-Automatik auch die Winkel- und Höhenmessung der Lautsprecher. Ferner besitzt Yamahas Größter 11.2-Mehrkanal-Pre-outs, beim RX-A2050 sind es nur 7.2 – plus vier Pre-outs für zwei Hörzonen. Die Anzahl der Vorverstärkerausgänge verrät dann auch das maximale Kanal-Processing: Während der RX-A3050 unter Verwendung externer Verstärker 7.2.4-Boxen-Setups unterstützt, kann der RX-A2050 aufgrund seiner 7.2.2- bzw. 5.2.4-Verarbeitung kein maximales Atmos-Boxensetup ansteuern.

Die Fernbedienung liegt gut in der Hand, ist aber weder beleuchtet noch programmierbar. Zudem dürften die Tasten etwas größer sein.

Die Fernbedienung liegt gut in der Hand, ist aber weder beleuchtet noch programmierbar. Zudem dürften die Tasten etwas größer sein.

Verarbeitung und Aufbau

Von außen sieht der wahlweise schwarz- oder titan-farbene Bolide wie sein älterer Bruder aus: An der massiven Verarbeitung samt Aluminium-Front und der aus dem Vollen gefrästen Alu-Klappe gibt es genauso wenig auszusetzen wie am informativen Display mit der hervorragend ablesbaren Punktmatrix.

Vielseitige Manipulation möglich: Yamahas DSP-Klangprogramme kann man nach Geschmack einstellen.

Vielseitige Manipulation möglich: Yamahas DSP-Klangprogramme kann man nach Geschmack einstellen.

Tadellos zeigt sich auch der Innenaufbau aus hochwertigen, handselektierten Bauteilen und der durchdachten Konstruktion zur Gehäusedämpfung. Der Yamaha-typische fünfte Fuß am Gehäuseboden („A.R.T Wedge“-Design) soll Vibrationen vom Hochstrom-Trafo fernhalten, der darüber liegt. Auch der H-förmige Innenrahmen mit Querverstrebung soll für zusätzliche Stabilität sorgen. Eine optimale Stereo-Trennung verspricht Yamaha durch den strikt symmetrischen Aufbau der Verstärkersektion. Bei der Signalverarbeitung setzen die Japaner auf zwei SABRE9006A-D/A-Wandler von EES, die besonders rausch- und verzerrungsarm arbeiten.

Wie bei allen Atmos-Receivern muss man sich im Menü für die Endstufenzuweisung erst einmal zurechtfinden. Bei Yamaha gilt: Wer keinen externen Verstärker anschließen möchte, wählt die Endstufen-Zuordnung „Basic“ und setzt alle nicht angesteuerten Lautsprecher im Menü entsprechend auf „nicht vorhanden“. Der RX-A2050 unterstützt Atmos-Setups von 5.1.4 bis zu 7.2.2, die 7.2.4-Option bleibt dem RX-A3050 vorbehalten.

5.1.4-Setup: In der Einstellung „Basic“ steuert der Yamaha zwei Paar Höhen-Lautsprecher an, sofern...

5.1.4-Setup: In der Einstellung „Basic“ steuert der
Yamaha zwei Paar Höhen-Lautsprecher an, sofern…

... man im Konfigurationsmenü die Surround-Back-Lautsprecher auf „nicht vorhanden“ einstellt.

… man im Konfigurationsmenü die Surround-Back-Lautsprecher auf „nicht vorhanden“ einstellt.

Die Höhen-Boxen kann man vorne oben, an der Decke („Lichte Höhe“) oder nach „Dolby“ positionieren.

Die Höhen-Boxen kann man vorne oben, an der Decke („Lichte Höhe“) oder nach „Dolby“ positionieren.

Für ein 7.1.2-Setup schaltet man das hintere Höhen-Paar ab. Höhenboxen nur hinten funktioniert aber nicht.

Für ein 7.1.2-Setup schaltet man das hintere Höhen-Paar ab. Höhenboxen nur hinten funktioniert aber nicht.

Die Option „Dolby Enabled SP“ erlaubt die Positionierung der Höhenboxen auf den Front- und Rear-Boxen.

Die Option „Dolby Enabled SP“ erlaubt die Positionierung der Höhenboxen auf den Front- und Rear-Boxen.

Keine Selbstverständlichkeit: Die Höhenboxen können auch als Vollbereichsboxen (groß) definiert werden.

Keine Selbstverständlichkeit: Die Höhenboxen können auch als Vollbereichsboxen (groß) definiert werden.

Flexible Boxenkonfiguration

Brachliegende Endstufen können für Bi-Amping oder die Nebenraumbeschallung genutzt werden, wobei der Yamaha in der zweiten Hörzone auch HDMI-Signale für Bild und Ton wiedergibt, in den Zonen 1 bis 3 Digital-signale der Koax- und S/PDIF-Buchsen sowie in Zone 4 Audiosignale via HDMI. Mit seinen neun Endstufen befeuert der RX-A2050 maximal 7.2.2- oder 5.2.4-Boxen-Sets, die Atmos-Effektlautsprecher können dabei wahlweise im Decken-Modus oder als Dolby Enabled Speaker auf den Front- und Surround-Boxen betrieben werden, nicht jedoch auf den Surround-Back-Boxen. Hintere Höhenboxen allein lassen sich leider nicht betreiben: Stellt man das vordere Paar („Front Präsenz“) auf „nicht vorhanden“, wird das Untermenü für das hintere Pärchen („Rear Präsenz“) ausgegraut. Bei der Deckeninstallation fehlt zudem die Boxenplatzierung mittig zur Längsachse (Top Middle). Die Bedienungsanleitung rät bei Betrieb mit nur zwei Deckenboxen, diese links und rechts neben den Hörplatz zu montieren und in der Einstellung „Lichte Höhe“ zu betreiben. Alternativ kann man Deckenboxen auch an den Yamaha-typischen „Presence“-Positionen oben an der Front- und Rückwand installieren. 

Der Yamaha RX-A2050 bietet elf Lautsprecherklemmen, von denen aber maximal neun zeitgleich aktiv sind. Neben 7.2-Vorverstärkerausgängen sind Pre-outs für Hörzone 2 und 3 an Bord; wo einst der 7.1-Mehrkanaleingang saß (neben den Pre-outs), klafft nur eine Lücke. Digitale wie analoge Eingänge inklusive Phono sind ausreichend vorhanden.

Der Yamaha RX-A2050 bietet elf Lautsprecherklemmen, von denen aber maximal neun zeitgleich aktiv sind. Neben 7.2-Vorverstärkerausgängen sind Pre-outs für Hörzone 2 und 3 an Bord; wo einst der 7.1-Mehrkanaleingang saß (neben den Pre-outs), klafft nur eine Lücke. Digitale wie analoge Eingänge inklusive Phono sind ausreichend vorhanden.

Sind die Basiseinstellungen vorgenommen, geht es ans Feintuning. Als zu groß empfinden wir die Schritte der Boxenabstände mit fünf Zentimetern, Ein-Zentimeter-Schritte wären für eine bestmögliche Aufstellung optimal. An der Pegeljustage in 0,5-Dezibel-Einheiten gibt es dagegen nichts zu kritisieren, den Testton-Generator kann man lobenswerterweise zu- wie abschalten. Sehr gut: Zwei Subwoofer lassen sich individuell in Pegel, Distanz, Phase und am Equalizer regeln. Alle Einstellungen, auch die des parametrischen Equalizers (siehe Kasten „Der parametrische Equalizer“) kann man in zwei separaten Lautsprecher-Setups speichern. So kann man zum Beispiel die Ergebnisse von zwei Einmess-Vorgängen per Knopfdruck vergleichen oder unterschiedliche Setups fürs Filme-Gucken und Musik-Hören anlegen. Jedes der beiden Boxen-Setups lässt sich zudem in den zwölf programmierbaren „Szenen“ zusammen mit einer Vielzahl anderer Einstellungen – etwa dem bevorzugten Klangprogramm – hinterlegen, für vier „Szenen“ bietet die Fernbedienung Direkttasten.

yamaha-innen

Video und Multimedia

Die Video-Verarbeitung des RX-A2050 beherrscht die UHD-Auflösung mit 60 Hertz und 4:4:4-Farbübertragung sowie den HDCP-2.2-Kopierschutz, zudem skaliert der Yamaha analoge wie digitale Sig-nale auf 4K. Dem Ton nachhinkende Bilder lassen sich über das Lip-Sync-Delay bis zu 500 Millisekunden anpassen, die feinstufigen Regler für Helligkeit, Kontrast und Sättigung sind in 200 Stufen justierbar, die Steller für Details und Schärfe in 50 Stufen. Kontakt zu externen Medien nimmt der Receiver drahtlos über Wifi-Direct, DLNA-Client, AirPlay und erstmals auch über integriertes Bluetooth auf, wobei das Funkmodul Audiosignale nicht nur empfängt, sondern auch sendet – Yamahas Mehrraum-Vernetzung „Music Cast“ macht es möglich. Den iPod kann man direkt am Receiver anschließen, via USB akzeptiert der RX-A2050 unter anderem die Dateiformate ALAC, AIFF, DSD, WAV und MP3, nicht aber AAC und auch keine Mehrkanal-Dateien. NTFS-Stifte verweigert der Amp ebenfalls. Über das Internet gelangt Musik in Form des Webradios vTuner in den Receiver, zusätzlich sind mit Spotify, Napster und Juke auch Bezahldienste an Bord.

Yamahas „AV Controller“-App bietet sogar einen virtuellen Lautstärkeregler.

Yamahas „AV Controller“-App bietet sogar einen virtuellen Lautstärkeregler.

Über das praktische Webinterface des RX-A2050 lassen sich auch komplexe Makros („Szenen“) komfortabel programmieren.

Über das praktische Webinterface des RX-A2050 lassen sich auch komplexe Makros („Szenen“) komfortabel programmieren.

Einfache Bedienung

Sobald man sich an die vertikale und horizontale Menüstruktur gewöhnt hat, geht die Bedienung leicht von der Hand. Auch Yamahas „AV Controller“-App ist intuitiv zu bedienen und bietet sogar ein virtuelles Poti. Nicht ganz so hübsch, aber praktisch präsentiert sich das Webinterface (aufzurufen über „IP-Adresse/setup“), mit dem sich der Receiver komplett einrichten lässt. Wem das zu kompliziert ist, der kann bei der Inbetriebnahme zur App „AV Setup Guide“ (nur für Tablets) greifen, die Schritt für Schritt durch die Ersteinrichtung der Heimkinozentrale führt. In gedruckter Form liegt nur eine Schnellstartanleitung bei, die komplette Bedienungsanleitung gibt es auf CD-ROM.

Tonqualität

An fast allen Lasten liefert der Bolide Leistung satt, im Stereo-Betrieb bei 4 Ohm stolze 262 Watt und damit sogar 10 Watt mehr als der teurere RX-A3050. Auch im 5-Kanal-Betrieb erreicht der RX-A2050 mit 132 Watt pro Kanal (6 Ohm) in etwa die Werte des großen Bruders, nur bei 6-Ohm-Last und 7-Kanälen knickte die Leistung auch bei wiederholter Messung auf immer noch gute 72 Watt ein.

Yamaha spendiert seinen Receivern traditionell einen parametrischen EQ (PEQ), der im Vergleich zum klassischen Grafik-EQ (GEQ) flexibler, aber auch komplizierter in der Handhabung ist. Während man am GEQ festgelegte Frequenzen mit Schiebereglern verstärkt oder abschwächt, offeriert Yamahas PEQ sieben Filterbänder, die sich jeweils in Frequenz, Verstärkung bzw. Abschwächung sowie Breite (Q-Faktor) einstellen lassen. Für die Frequenz stehen 28 Stufen zur Verfügung.

Der Clou des PEQ ist der Q-Regler, mit dem sich der Charakter des Filters ändert – Q steht dabei für Qua­lity bzw. Güte. Bei maximalem Gütewert von 10 ist das Filter eine 1/10-Oktave schmal, so dass sich dröhnende Basstöne leiser machen lassen, ohne benachbarte Frequenzen zu beeinflussen. Kleine Q-Werte sind hingegen gut geeignet, um breite Frequenzbereiche klanglich unauffällig zu betonen oder abzuschwächen.

Weil der Yamaha sieben EQ-Bänder für jeden Lautsprecher und je vier für die Subwoofer hat, lassen sich komplexe Kurvenverläufe erzielen, obwohl das einzelne Filter immer die Kurve einer Glocke beziehungsweise Kerbe aufweist. Die Yamaha-Klangregelung unterscheidet sich in einem weiteren Punkt von den Audyssey-Systemen bei Denon und Onkyo: YPAO nutzt keinen eigenen EQ, Nachkorrekturen sind problemlos möglich: Man kopiert dazu die automatisch ermittelten EQ-Kurven in den Speicher „Manuell“ und kann so zwischen bearbeiteter und unbearbeiteter Version vergleichen. Anders die Klangkorrektur bei Audyssey: Ihre EQs verfügen eigenen Angaben zufolge über mehrere Tausend Filterbänder, die sich vom Nutzer aber nicht editieren lassen. Zwar kann man bei Denon die Audyssey-Kurve mittels Kopier-Funktion am Grafik-EQ nachbilden, doch beim Umschalten ändert sich der Klang leicht.

Der parametrische Equalizer des RX-A2050 kann für jeden Lautsprecher separat eingestellt werden.

Der parametrische Equalizer des RX-A2050 kann für jeden Lautsprecher separat eingestellt werden.

Die Songs unseres Dauergastes Steely Dan schob der Yamaha dann auch ungemein druckvoll und anspringend in den Hörraum, die leichtfüßige Art gefiel auf Anhieb. Mit viel Kraft kontrollierte der RX-A2050 die konturierten Bassläufe, so dass man den Lautstärkeregler immer noch etwas mehr nach rechts drehen möchte. Obenherum schälte der Yamaha mit kristallklaren Höhen Details mühelos heraus, die auch bei geringer Lautstärke nicht an Durchzeichnung einbüßten. Beim Dolby-Atmos-Trailer „Amaze“ setzte der Bolide die effektvolle Klangkulisse räumlich groß, plastisch und mit solch einer Basswucht in den Raum, dass wir den bis dahin deaktivierten Subwoofer gar nicht vermissten. Für moderate Kinoabende findet Yamahas Loudness-Schaltung „YPAO-Volume“ eine gute Balance aus Höhen und Bässen, nur bei Flüster-Pegeln dickte diese den Sound für unseren Geschmack etwas zu sehr im Grundton ein. Grob- und Feintuning lässt sich auch mit den 22 Raumklangprogrammen betreiben, die sich sogar individuell anpassen lassen. Löblich: Als einer der wenigen Atmos-Receiver bietet der RX-A2050 zusätzlich zum Dolby Surround-Upmixer auch Dolby ProLogic IIx  sowie DTS Neo:6, um Stereo-Ton auf Mehrkanal-Klang aufzublasen.

Vor dem zweiten Hördurchgang samt Subwoofer bemühten wir die YPAO-Einmessautomatik, die unnötigerweise unsere vorderen Standlautsprecher bei 100 Hertz kappte. Die Pegel- und Distanzwerte wurden aber plausibel gewählt. So klang der „Amaze“-Trailer ausbalancierter und durchhörbarer, der 360-Grad-Vogelflug gelang präziser und räumlich geschlossener. Auch die Bässe drückten jetzt stärker. Von den drei Einmess-Kurven gefiel uns „Natürl.“ am besten, da sie Steely Dans flotten Rhythmen etwas mehr Grundton verpasste und mit nur leicht angehobenen Höhen für mehr Feinzeichnung sorgte. „Linear“ und „Front“ schallten in unserem Hörraum dagegen zu spitz bzw. weniger detailreich als „Natürl.“.

Auch im Stereo-Betrieb gefiel das zupackende Fundament gepaart mit hoher Durchzeichnung und großer Abbildung – egal ob bei HDMI-, S/PDIF oder Analog-Zuspielung. Im Pure Direct Modus musizierte der RX-A2050 rauschärmer als über „Straight“, was in der Praxis aber nur bei Lautstärken jenseits von Gut und Böse hörbar ist. (ao)      

Yamaha-RX-A-2050-Front

yamaha-wertung

AuVi_AWARD-Referenz

AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Yamaha RX-A2050 (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 1600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 sehr gut

Yamahas RX-A2050 wurde dank HDCP-2.2-Update fit für die UHD-Zukunft gemacht, mit Dolby Atmos und DTS-X sind zudem die wichtigen 3D-Tonformate an Bord. Die Kraft des Boliden reicht auch für große Heimkinos aus. Nur am Atmos-Boxen-Setup sollten die Japaner noch etwas feilen.

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