UHD-Blu-ray-Test: Indiana Jones 4 Movie Collection

0

Als letztes Jahr erste Gerüchte über eine UHD-Blu-ray-Veröffentlichung der „Indiana Jones“-Filme aufkamen, war der Jubel unter Heimkino- Enthusiasten groß. Denn neben „Star Wars“, „Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“ und Superheldenfilmen jeder Couleur, stehen die Abenteuer des peitschenschwingenden Archä ologen (Harrison Ford) ganz oben auf vielen UHD-Wunschlisten.

Die Vorfreude wuchs, als bekannt wurde, dass alle vier Teile („Jäger des verlorenen Schatzes“, „Tempel des Todes“, „Der letzte Kreuzzug“, „DasKönigreich des Kristallschädels“) in den Genuss neuer 4K-Abtastungen von den jeweiligen Kameranegativen kommen würden. Niemand Geringeres als Regisseur Steven Spielberg sollte die Restaurierung überwachen, um den Original-Look der über 30 Jahre alten Filme bestmöglich zu erhalten.

Bei der limitierten Steelbook-Edition hat jeder Film sein eigenes Stahlgehäuse, das in einem Schuber Platz fi ndet.

Das klingt erst mal gut, allerdings wurde Ähnliches bereits bei der Blu-ray-Premiere vor knapp zehn Jahren behauptet. Und das Ergebnis erfüllte nicht ganz die hochgesteckten Erwartungen. Vor allem beim ersten Teil ließen halbdunkle Einstellungen oft Schärfe wie Details vermissen, ein eingeschränkter Kontrastumfang resultierte in teils gräulichem Schwarz und die Farbgebung war nicht immer natürlich.

Besser, aber nicht perfekt
Da stellt sich die Frage: Haben die Verantwortlichen diesmal alles richtig gemacht? Die kurze Antwort: Nicht ganz, aber fast. So sind die Filme schärfer und detailreicher und dank High Dynamic Range (in HDR 10 und Dolby Vision) wirken die Cinemascope- Bilder oft plastischer. Zudem ist die Farbgebung natürlicher:

Vor allem Hauttöne profi tieren vom neuen Color-Grading: Während Sean Connery auf der Blu-ray einen Sonnenbrand zu haben scheint (oberes Bild), sieht sein Teint auf der 4K-Disc (unteres Bild) gesünder aus.

Leider konnte man die Finger nicht ganz vom Rauschfilter lassen, was gelegentlich zu einem leichten Detailverlust und verschliffenem Filmkorn führt. Die Auswirkungen sind zwar nicht wirklich schlimm, aber eigentlich überflüssig und vermutlich ein Zugeständnis an veränderte Sehgewohnheiten. Hinzu kommen produktionsbedingte Mängel wie Unschärfen beim explosiven Bundes laden-Finale. Der Einsatz „umfangreicher visueller Effekte“ (Pressetext) beschränkt sich übrigens auf die bessere Integration von gemalten Hintergründen (Matte-Pantings) und andere optische Korrekturen, die kaum jemand bemerken dürfte:

Bei Szenen mit optischen Effekten, wie hier am
Ende von „Tempel des Todes“, wurden die Übergänge zu gemalten Hintergründen digital optimiert.

Und was ist mit dem Ton? Alle Filme wurden in den Studios von Skywalker Sound unter Aufsicht des oscarprämierten Sounddesigners Ben Burtt („Star Wars“) neu in Dolby Atmos abgemischt. Dafür griff man ausschließlich auf die ursprünglichen Soundelemente zurück, um den Original-Klang nicht zu verfälschen. Das Ergebnis kann sich hören lassen, hat aber einen Schönheitsfehler: In den Genuss der 3D-Abmischungen kommen nur O-Ton-Fans. Die Synchronfassungen tönen wie bisher in 5.1, allerdings um einiges besser als bisher und erstmals in Dolby TrueHD. Weitere Details zur Bildund Tonqualität finden Sie im Kasten unten.

Dank HDR werden Details in hellen Bildbereichen wie lodernde Flammen in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ besser durchgezeichnet (oberes Bild) als auf der Blu-ray (unteres Bild).

Kein neues Bonusmaterial
Von den Trailern abgesehen, befinden sich die umfangreichen Extras (über 7 Stunden) auf einem separaten Silberling. Leider handelt es sich hier ausschließlich um bekanntes Material, zumindest einen neuen Beitrag über die Restauration hätten wir uns gewünscht. Das Highlight sind die einst für die DVD-Veröffentlichung produzierten Retro- Dokumentationen für jeden Film. Apropos DVD, das 80-minütige Produktionstagebuch zu „Königreich des Kristallschädels“, das sich auf der Doppel-DVD befindet, hat es nicht in die Box geschafft. Trotzdem gehört sie in jede 4K-Sammlung.

Die von George Lucas ersonnenen und von Steven Spielberg inszenierten Blockbuster gehören zu den besten Abenteuerfilmen aller Zeiten, auch wenn Teil 4 qualitativ mit den Vorgängern nicht konkurrieren kann. Ein fünfter Teil soll nächstes Jahr ins Kino kommen.

Die Standard-Digipack-Edition
enthält alle vier Indiana-Jones-Filme
auf UHD-Blu-ray und Blu-ray sowie
eine Bonus-Disc und ein Booklet.

Bild
Dank neuer 4K-Abtastungen, einer Farbkorrektur und einer High-Dynamic-Range-Encodierung (in HDR10 und Dolby Vision) erstrahlen alle Teile in einer bisher nicht gekannten Qualität. Im Vergleich zur Blu-ray-Erstaufl age sind die 4K-Scheiben schärfer und detailreicher, auch wenn der Zugewinn bei Teil 2 und 3 überschaubar ausfällt – aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Für das Plus an Qualität zeichnet aber ohnehin die Kombination aus neuem Color-Grading und dem erweiterten Kontrastumfang verantwortlich. So wirkt das Bild plastischer, Spitzlichter strahlen heller und Schwarz ist jetzt (fast) immer richtig schwarz. Trotzdem gehen in Schattenbereichen kaum Details verloren. Bei sonnigen Aufnahmen leuchtet das Bild, dabei überstrahlen helle Bereiche kaum oder nur geringfügig. Zudem ist der orange-bräunliche Anstrich einer natürlichen Farbpalette gewichen und das 35mm-Korn wird, trotz gelegentlichem Rauschfiltereinsatz, meist fi lmisch reproduziert. Insgesamt ist das Qualitätsniveau der Filme ähnlich, einzig beim teils arg düsteren „Tempel des Todes“ hätten wir uns etwas mehr HDR-Power gewünscht.

Ton
Von den teils dünnen Dialogen (Teil 1 bis 3) und der fehlenden Höhenebene einmal abgesehen, müssen sich die deutschen 5.1-Abmischungen (erstmals in HD) nicht vor dem englischen Atmos-Ton verstecken, manchmal klingt es in der Synchronfassung sogar etwas wuchtiger. Verglichen mit den deutschen 5.1-Dolby-Digital-Spuren der alten Blu-ray-Scheiben, die beiliegen, ist vor allem die Räumlichkeit präziser. Selten klangen 30 bis 40 Jahre alte Filme in Deutsch so gut (dicke 4 Punkte), die volle Mehrkanal-Power mit allem, was dazugehört, gibt es trotzdem erst beim „Königreich des Kristallschädels“ (knappe 6 Punkte).

Extras
Film-Discs: Trailer und Teaser. Bonus-Disc: „Am Set von Jäger des verlorenen Schatzes“ (57:52), Making-of von 1981 zu „Jäger des verlorenen Schatzes“ (57:48), Retro-Dokumentationen zu allen vier Filmen (50:52, 41:09, 35:03, 28:49), „Die Stunts“ (10:56), „Der Sound“ (13:21), „Die Musik“ (12:22), „Die Spezialeffekte“ (12:22), „Das schmelzende Gesicht“ (8:12), „Indiana Jones und die Krabbeltiere“ (11:46), „Reise mit Indiana Jones: Drehorte“ (9:58), „Indys Frauen“ (9:15), „Indys Freunde und Feinde“ (10:10), „Berühmte Ausstattungsgegenstände“ (9:52),
„Die Effekte von Indy“ (22:34), „Abenteuer Vorproduktion“ (12:36).

Die Wertung 
Film 6 von 6 Punkten
Bildqualität 5 von 6 Punkten
Tonqualität 5 von 6 Punkten
Bonusmaterial 5 von 6 Punkten
Die technischen Daten
Anbieter Paramount
Bildformat 2,35:1 (UHD-Blu-ray)
Tonspur Deutsch Dolby TrueHD 5.1
Tonspur Englisch Dolby Atmos / Dolby TrueHD 7.1
Untertitel deutsch

 

Antworten