Die breiten Seitenränder des Sony KD-65 X 9305 C treffen vielleicht nicht jedermanns Design-Geschmack. Dahinter steckt aber ein klangstarkes Audiosystem, welches so manche Soundbar oder Boxenset überflüssig macht. Aus technischer Sicht hat er natürlich noch viel mehr zu bieten.
Ausstattung und Praxis
Erfreulich, dass der rund 171 Zentimeter breite Fernseher auch auf kleineren TV-Tischen Platz findet. Denn die Standfüße, auf denen sich übrigens ein stolzes Gewicht von fast 50 Kilogramm verteilt, können wahlweise an den Außenseiten oder mittig, links und rechts neben der (abschaltbaren) Status-LED montiert werden. Apropos LED: Während das Flaggschiff KD-75 X 9405 C (Test in audiovision 8-2015) über eine vollflächige Hintergrundbeleuchtung verfügt, sitzen die Dioden beim 65-Zöller lediglich im Displayrahmen. Die Rekordhelligkeit von 1.300 Candela pro Quadratmeter werden sie also nicht erreichen.
Leider dauert der Sendersuchlauf immer noch recht lang und gelegentlich stockte die Bedienung. Bei der restlichen Ausstattung muss man aber keine Abstriche hinnehmen. So verrichtet im KD-65 X 9305 C der bewährte X1-4K-Prozessor seinen Dienst, der die Zügel des Dreiergespanns aus „X-Reality Pro“, „Triluminos Display“ (Quantum Dots) und „Dynamic Contrast Enhancer“ ergreift – was diese Technologien in der Praxis bringen, verraten wir auf der nächsten Seite. Die Motionflow-XR-Bewegungsverbesserung werkelt dabei mit einer Bildrate von 1.200 Hertz. Ebenso am Werk ist die „X-tended Dynamic Range“-Schaltung, die durch zonenabhängiges Regeln des Backlights sowie Anpassen der Gamma-Kennlinie die Bilddynamik optimiert. Nach einem Firmware-Update, das Sony bereits für den Sommer angekündigt hat, soll das Gerät sogar HDR-Signale verarbeiten können. Noch schlagen Abspielversuche via USB fehl.
Generell erkennt der Mediaplayer alle wichtigen Dateitypen und zeigt diese nun auch in UHD-Qualität. Alternativ lassen sich Multimedia-Inhalte auch über alternative Wiedergabe-Apps wie den „MX Player“ aus dem Google Play Store wiedergeben. Eingefleischte Smart-TV-Fans finden hier selbstverständlich unzählige weitere Anwendungen sowie Minispiele. Anders als der große Bruder greift der KD-65 X 9305 C bei Amazon Instant Video auch auf die UHD-Inhalte zu – Netflix kontert mit einem hochkarätigen Serien-Angebot (mehr in audiovision 3-2015, Seite 54). Via YouTube kommt man sogar kostenlos in den Genuss von 4K-Clips.
Das USB-Recording hingegen funktioniert immer noch nicht, weshalb TV-Freunde für Aufnahmen auf eine externe Settop-Box zurückgreifen müssen. Der im Fernseher integrierte Doppel-Tuner macht so natürlich wenig Sinn. Das Highlight des KD-65 X 9305 C bleibt aber das überragende Soundsystem.
Sechs Digitalverstärker mit insgesamt 90 Watt versorgen die beiden neun Zentimeter großen Bassreflex-Tieftöner, zwei Mitteltöner identischer Bauart und die beiden Hochtonkalotten. Die gleichermaßen leichten und steifen Membranen aus MICA-verstärktem Glasfasermaterial reagieren besonders impulsgenau, patentierte Ferrofluid-Technologie bedämpft zudem unerwünschte Schwingungen und minimiert Verzerrungen. Der Sony-TV klingt deshalb äußerst dynamisch und beeindruckt zugleich durch neutrale Klangfarben sowie konturierte Bässe. Schon ab 40 Hertz sind bis zu 80 Dezibel Schalldruck möglich, im Oberbass bei 80 Hertz bringt der TV-Bolide locker 90 Dezibel. Für noch mehr Bassfundament sorgt die 300 Euro teure Subwoofer-Option SWF-BR 100, die dank Funktechnik (abgesehen von einer Verbindung zur Steckdose) keine Kabel benötigt.
So kann man in der sparsam möblierten Designer-Wohnung getrost auf weitere Audiokomponenten verzichten, zumal der Sony nicht nur Standardkost wie vier Klangmodi, einen 5.1-Surround-Modus oder einen Sieben-Band-Equalizer bietet. Wie beim Top-Modell beeindruckt die integrierte „High-Resolution Audio“-Technik Klangpuristen. So zieht der musikbegabte Japaner diverse hochkarätige Dateitypen aus dem Internet, deren Klangqualität CD-Niveau (16 Bit / 44.1 kHz) mit bis zu 24 Bit / 192 kHz deutlich übertrifft. Entsprechend aufgelöste Formate werden inzwischen von zahlreichen Musikdiensten angeboten (Qobuz, HDtracks, HighResAudio, HDmusicStore, Bleep, Cybele, Gimell, HD Klassik, Linn Records, Naim Label, 2L, 7digital und Berliner Philharmoniker). Über die zahllosen, aus dem Google Play Store aufspielbaren Apps lässt sich Musik auch vom USB-Stick komfortabel abspielen oder über Dateimanager wie den „ES Datei Explorer“ verschieben und kopieren. Für die moderne Nutzung dieser Medien braucht man sowieso ein gutes Display. Dieses kann man nach erfolgter Titelauswahl beim Sony natürlich direkt über die Action-Menü-Taste (Funktion „Bild aus“) für ungestörten Musikgenuss abschalten.
Für besten Klang sorgen Helferchen wie DSEE HX zur Erhöhung der Abtastrate oder die Funktion „Clear Audio+“ mit den Klangverbesserungen „DSEE“ (Digital Sound Enhancement Engine) und „Clear Phase Audio“. Weitere Tonfunktionen wie eine quellenbezogene Lautstärkeregelung oder Pegelsteller für den digitalen Tonausgang runden die üppige Audio-Ausstattung ab.
Bildqualität
Geht es nach Sony, ist der X1-Prozessor im Hinblick auf die Bildqualität die halbe Miete – zumindest garantiert er laut Werbung „noch mehr Klarheit, Farbe und Kontrast“. Tatsächlich besticht der KD-65 X 9305 C auf Anhieb durch knackige Schärfe, hohe Sättigung (infolge des erweiterten Farbraums) sowie saubere Differenzierung, wobei der zugrunde liegende Bildmodus „Standard“ mit 9.000 Kelvin etwas kühl erscheint. Wir empfehlen deshalb das wärmere, nahezu perfekt auf den für Blu-ray und HDTV maßgeblichen BT.709-Standard abgestimmte Preset „Cinema pro“; dieses zeigt neben einer neutralen Farbtemperatur von 6.365 Kelvin wesentlich geringere Delta-E-Werte. So sind weder in schwierigen Nuancen wie Hautpartien noch in Graustufen nennenswerte Abweichungen feststellbar. Auf Wunsch verleiht die über „Farbbrillanz“ regelbare Triluminos-Technologie dem Bild einen knalligen Look, indem sie vor allem Rot- und Grüntöne verstärkt. Andererseits wirken dadurch zum Beispiel die ohnehin recht bunten Bahamas-Szenen aus „Casino Royale“ etwas überzogen. Im Menü stehen auch die von Haus aus erweiterten Farbräume „DCI“ und „BT.2020“ zur Auswahl, die sich jedoch nur für entsprechend gemasterte Quellen eignen.
Beim Kontrast kann der X93C seinem großen Bruder zwar nicht ganz das Wasser reichen, erzielt aber trotzdem beachtliche Ergebnisse von 983:1 (EBU) und 401:1 (ANSI); im schwarzen Testbild mit kleinem Weißfeld klettert das Verhältnis auf 3.524:1. Links und rechts vom Spitzlicht messen wir sogar 13.095:1, was daran liegt, dass das Display aufgrund großer beziehungsweise fehlender Local-Dimming-Zonen zu den Seiten hin abdunkelt. Folglich verlieren dort schwach differenzierte und/oder düstere Motive leicht an Zeichnung. Aus schrägem Blickwinkel nehmen die Kontrasteinbußen weiter zu und auch die Helligkeit sinkt um rund 48 Prozent. Darüber trösten die üppigen Lichtreserven von fast 380 Candela hinweg – wohlgemerkt: im neutralsten Preset. Der zu kühle, plakative Modus „Brillant“ kitzelt satte 628 Candela aus dem Backlight. Einen guten Kompromiss aus warmen Farben und hoher Leuchtkraft (533 Candela) bildet „Cinema home“.
Das 3D-Bild ist hell, farbintensiv und vermittelt einen tollen Tiefeneindruck, erscheint wegen der (trotz Shutter-Technik) horizontal halbierten Auflösung allerdings relativ weich. Zum Lieferumfang gehören zwei batteriebetriebene Brillen.
Der Testbericht Sony KD-65 X 9305 C (Gesamtwertung: 88, Preis/UVP: 4500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen sichert sich der Sony KD-65 X 9305 C den Testsieg. Er erzielt in beinahe allen Diszplinen – Bildqualität, Klang, Ausstattung und Verarbeitung – Spitzenwerte. Kritik gibt es nur für die teils zähe Bedienung und die noch immer reduzierte 3D-Auflösung.
Florian Friedrich, Martin Ratkovic, Udo Ratai