Samsung GQ65QN800BT (Test)

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Der Samsung GQ65QN800BT ist nicht nur der einzige 8K-Fernseher in diesem Testfeld, sondern mit 4.200 Euro auch der teuerste. Genau wie der Sony XR-75X95K (Seite 44) arbeitet der Koreaner mit mehreren tausend Mini-LEDs, aus der Anzahl der Dimming-Zonen macht auch Samsung ein Geheimnis. Hinter dem Samsung-Terminus „Quantum-Matrix-Technologie Pro“ versteckt sich ein Verfahren, das die Quantum-Mini-LEDs mit höchster Präzision ansteuert, um die Detailtreue sowohl in hellen als auch in dunklen Bildbereichen zu optimieren.

Optisch bietet der GQ65QN800BT mit 14-Bit-HDR-Mapping ein bereits bekanntes Bild. Das 1,69 Zentimeter tiefe Display (das 8K-Topmodell GQ65QN900BT ist mit 1,52 Zentimeter minimal flacher) wird von einer hochwertigen Lochblende aus Edelstahl umgeben und von einem massiven Metallfuß in der Farbe „Sand Schwarz“ getragen. Alle Anschlüsse sind in der One Connect Box ausgelagert, die über ein Kabel mit dem Fernseher verbunden wird. Je nach Aufstellort der Box – entweder rückseitig passgenau auf dem Ständer oder in einem Regal – gehören ein 0,3 sowie ein 2,5 Meter langes Verbindungskabel zum Liefer umfang. Der ohne Fuß 23,3 Kilo schwere Apparat lässt sich mittels VESA-Norm 400 x 300 mm an der Wand befestigen. Optional bietet Samsung eine Mini sowie eine Slim Fit Wandhalterung für eine superflache Wandmontage an. Den QN800BT gibt es auch in 75 Zoll für 5.700 und als 85-Zöller für 8.000 Euro.

Ausstattung und Praxis
Wer sich für einen neuen 8K-Fernseher von Samsung interessiert, stellt sich zwangsläufig die Frage: Muss es das Spitzenmodell QN900BT sein (Test in Ausgabe 5-2022) oder reicht auch der QN800BT? Die preisliche Differenz bei den 65-Zöllern fällt mit 1.500 Euro nicht gerade klein aus. Beim Blick in die technischen Spezifikationen sind wir überrascht: Die Unterschiede sind – zumindest auf dem Papier – erstaunlich gering. Zusätzlich fragen wir beim Technik-Support von Samsung nach, dessen Aussagen sich mit unseren Recherchen decken. So werkelt im GQ65QN900BT ein 90 Watt starkes 6.2.4-Kanal-System, während sich der GQ65QN800BT mit 70 Watt und einer 4.2.2-Kanal-Konfiguration begnügt. Darüber hinaus bietet der 5.700 Euro teure QN900BT mehr Display-Helligkeit, sein Fuß erstrahlt zudem in Silber und nicht in Schwarz. Das war es aber auch schon.

Mit so wenigen Tasten wie bei Samsung kommt keine andere TV-Fernbedienung aus. Einen Ziffernblock kann man sich virtuell auf dem Bildschirm des Fernsehers einblenden. Einige Tasten sind mehrfach belegt. Für die Streaming-Dienste Netflix, Disney+, Amazon Prime Video und Samsung TV Plus stehen Direktwahltasten zur Verfügung.

Auch im GQ65QN800BT arbeitet der Neural Quantum Prozessor 8K, der für die Bildoptimierung auf Daten von 20 neuralen Netzen zugreift. Für mehr Bildtiefe setzt Samsung auf den Real Depth Enhancer, der wie das menschliche Auge Tiefe wahrnimmt, indem der Kontrast im Bildvordergrund erhöht wird. Für Gamer sind alle vier HDMI-Ports interessant, da diese neben 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz auch Variable Refresh Rate (VRR) und den Auto Low Latency Mode (ALLM) unterstützen. Hinzu kommen FreeSync Premium Pro und HGiG-Kompatibilität.

Boxenstopp: Der GQ65QN800BT hat keine Anschlüsse am Gehäuse. Diese sind ebenso wie die Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 in einer Box ausgelagert. Schließt man hier eine USB-Festplatte an, kann der Samsung-Fernseher TV-Sendungen aufzeichnen und anhalten. Alle vier HDMI-Ports unterstützen den Standard 2.1.

Mehr Auswahl: Samsung hat im Ambient-Modus wieder neue Motive hinzugefügt.

Im Vergleich zum Vorjahr hat Samsung die Tizen-Oberfläche dezent überarbeitet. Der Startbildschirm zeigt weiterhin Apps, aktuelle Programme und Vorschläge aus Mediatheken und Streaming-Diensten an. Auf der linken Bildschirmseite sind mit der Suchfunktion, dem Zugriff auf den Ambient-Modus zum Verschönern des ungenutzten TV-Displays und dem Menü für „Einstellungen“, „Verbundene Geräte“ und „MultiView“ (der QN800BT kann unter anderem Live-TV, YouTube-Clips, Smartphone-Oberflächen und Webcam-Aufnahmen in bis zu vier Fenstern gleichzeitig darstellen) neue Einträge hinzugekommen. Das Handling des 65-Zöllers ist intuitiv, das Bedientempo hoch.

Premiere feiern in diesem Jahr die Bildmodi „Optimiert“ und „EyeComfort“ im „Intelligenten Modus“, die die Helligkeit des Panels in Abhängigkeit vom Lichtpegel im Raum bzw. je nach Tageszeit die Bildschirmeinstellungen an den Zuschauer anpassen, um dessen Augen zu schonen. Geblieben sind smarte Features wie der Aktive Sprachverstärker und die adaptive Lautstärkeanpassung des Flat-TVs basierend auf dem Nutzungsmuster des Zuschauers. Die Sprachsteuerung gelingt per Alexa, Bixby und Google Assistant.

Normalerweise benötigt man ein teures Spektrometer und Spezialsoftware wie Calman Ultimate, um einen Fernseher optimal zu kalibrieren und die Farben perfekt einzustellen. Samsung hat jetzt erstmals eine pfiffige Option an Bord, um eine entsprechende TV-Kalibrierung mit einem Smartphone durchzuführen, auf dem die Gratis-App „SmartThings“ installiert sein muss. Unterstützt werden sowohl mobile Android- als auch Apple-Geräte. In den „Experteneinstellungen“ des TV-Menüs navigiert man zum Eintrag „Intelligente Kalibrierung“ und scannt anschließend auf dem TV-Bildschirm einen QR-Code ab. Hiernach öffnet sich automatisch in der „SmartThings“-App die „Smart Calibration“. Zur Auswahl steht unter anderem der „Standardmodus“, bei dem innerhalb weniger Sekunden eine einfache Kalibrierung für den Weißabgleich und eine Optimierung des Bildmenüs durchgeführt wird. Etwas mehr Zeit muss man im „Profi modus“ einplanen – jetzt fi ndet eine intensive Kalibrierung für einen Weißabgleich mit 20 Punkten, Graustufen-Linearität, Gamma und Farbart statt. Zur Durchführung wird die Smartphone-Kamera auf ein weißes Rechteck auf dem Bildschirm ausgerichtet. Der kalibrierte Modus lässt sich anschließend im Menü als separater Bildmodus abrufen.

Einfacher geht es nicht: Die Kamera des Smartphones muss nur auf das weiße Rechteck gehalten werden, schon startet die Kalibrierung des 65-Zöllers.

Optimiertes Setting: Das kalibrierte Ergebnis lässt sich über die Bildmodi abrufen und natürlich jederzeit wieder rückgängig machen.

Wunschergebnis: Mit kleineren manuellen Eingriffen liefert der Samsung im SDR-Bereich ein überzeugendes
Messergebnis für jeden einzelnen Farbton.

Grundsolide: Im DCI-P3-Spektrum schneidet der 65-Zöller nicht hundertprozentig perfekt ab. Die kleinen
Abweichungen fallen aber nicht negativ auf.

Bild- und Tonqualität
Gute Nachricht für Samsung, schlechte für die OLEDs von LG, Panasonic und Philips aus diesem Testfeld: Bei deren Paradedisziplin, der Schwarzdarstellung, ist der qualitative Vorsprung der Flat-TVs mit selbstleuchtenden Pixeln aufgebraucht. Der GQ65QN800BT agiert auf identischem Niveau. Steht das „Lokale Dimming“ auf „Hoch“, leuchten die weißen Bildanteile zwar kräftiger. Mit „Standard“ ist das Panel allerdings perfekt ausgeleuchtet. Sowohl bei frontaler als auch bei seitlicher Draufsicht ist Schwarz so megadunkel wie Pech. Nur wenn man im absolut abgedunkelten Raum gleichzeitig von oben und schräg von außen auf das Display schaut, erkennt man einen minimalen Grauschleier um weiße Objekte. Der Samsung schneidet in dieser Disziplin noch einen Tick besser ab als der Mini-LED-Konkurrent Sony XR-75X95K. Für maximalen Filmgenuss muss man dem QN800BT weder einen OLED vorziehen noch zum QN900BT greifen.

Nicht nur im abgedunkelten Heimkino, sondern auch im sonnigen Wohnzimmer schlägt sich der Samsung sehr gut, auch wenn er bei der Spitzenhelligkeit nicht mit dem 8K-Topmodell mithalten kann. Der GQ65QN800BT leuchtet im „Film“-Modus mit bis zu 1.226 Candela, mit zunehmendem Weißanteil schafft er 725 bzw. 480 Candela (50 bzw. 100 Prozent Weiß). Beim QN900BT war erst bei 1.800 Candela Schluss, im „Dynamisch“-Modus gar erst bei 2.550 Candela. Der ANSI-Kontrast liegt bei starken 4.800:1, die Farbtemperatur mit „Warm2“ bei ausgezeichneten 6.622 Kelvin.

Neues Menü: Samsung hat seine Tizen-Oberfläche auf der linken Seite um zusätzliche Einträge erweitert.

Für die HDR-Darstellung beherrscht der Flachmann die Formate HLG, HDR10, HDR10+ und HDR10+ Adaptive, aber kein Dolby Vision. Netflix-Streifen wie die Serie „Raising Dion“ entzücken durch hohe Leuchtkraft, saubere Farben, eine feine Durchzeichnung in dunklen Passagen und eine schöne Schärfe. Obwohl der Samsung mit 7.680 x 4.320 Pixeln auflöst, sieht weder SD- noch HD- oder UHD-Material schärfer als auf einem 4K-Panel aus.

Einen Hauch mehr Schärfe und Plastizität bemerkt man lediglich mit nativem, qualitativ sehr hochwertig produziertem 8K-Material. Dieses spielt der QN800BT sowohl per USB-Buchse und HDMI-Port als auch praktischerweise über YouTube ab. Hier wird die Auswahl glücklicherweise immer größer. Viele 8K-Streifen, die auf der Plattform schlummern, reichen qualitativ aber nicht aus, um den Vorteil der zusätzlichen Pixelpower zu erleben. Überzeugender ist das 8K-Demomaterial von Samsung selbst, das erst ab einer Distanz von einem halben Meter eine Pixelstruktur erahnen lässt. Blickwinkelstabilität, Entspiegelung und Bewegungsdarstellung des Koreaners sind spitze.

Das 4.2.2-Soundsystem mit 70 Watt unterstützt Dolby Atmos und Object Tracking Sound (OTS+). Dieses Verfahren ermöglicht es, mithilfe von Audiopositionierung und Szenenanalyse Objektbewegungen auf dem Display zu folgen, wodurch der Zuschauer akustisch stärker in die Handlung hineingezogen werden soll. Der zusätzliche Center Speaker arbeitet effektiv, die Sprachverständlichkeit des 65-Zöllers ist vorbildlich. Auch bei höheren Lautstärken lässt sich der Samsung nicht so schnell zu Verzerrungen hinreißen. Räumlichkeit und Dynamik sind gut, können mit dem 6.2.4-Kanal-System des teureren QN900BT aber nicht ganz mithalten.

Der Testbericht Samsung GQ65QN800BT (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 Sehr gut

Für einen ausgezeichneten 8K-TV mit Mini-LEDs muss man bei Samsung nicht unbedingt höher ins Regal greifen: Der GQ65QN800BT liefert vorzügliches Schwarz und verfügt über ausreichend Leuchtkraft. Dazu ist er mit externer Anschlussbox und Smartphone-Kalibrierung toll ausgestattet.

Jochen Wieloch

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