Reportage: 11.1-Kanäle im Kino und Heimkino

0

Reportage: 11.1-Kanäle im Kino und HeimkinoDreidimensionale Soundtracks sind im Kino ein großes Thema. Jetzt kommt der Klang von oben auch ins Heimkino – mit 11.1-Kanälen.

Die Stimme Gottes war lange Zeit ruhig. Vor genau zehn Jahren kam mit "We were Soldiers" ein Film ins Kino, der einen Lautsprecher an der Decke des Saales ansteuern konnte – in Hollywood nannte man das Voice of God, auch wenn daraus eher Hubschrauber tönten als himmlische Stimmen. Das System hatte nicht einmal einen richtigen Namen und bestand auch nur aus einer Matrix-Abmischung: Um 180 Grad in der Phase gedrehte Geräusche auf beiden Surround-Spuren legte der Decoder nach oben, so wie früher bei Dolby Surround die hinteren Kanäle codiert wurden.

Durchgesetzt hat sich dieses Verfahren nicht, aber es war klar: Wenn man irgendwie das Surround-Erlebnis steigern will, muss man in die Höhe gehen – gehobene Unterhaltung sozusagen. Und vermarkten lässt sich das natürlich am besten mit dem Begriff 3D. Denn bisher findet das Klanggeschehen nur zweidimensional auf einer Ebene statt. Doch wie genau man das technisch umsetzt, ist umstritten. Wie bei anderen Systemfragen auch versuchen die üblichen Verdächtigen von Dolby bis DTS ihre Claims abzustecken und ihre Technologien als Standard zu etablieren.

Reportage: 11.1-Kanäle im Kino und Heimkino
Regisseur Peter Jackson vertonte seinen neuen Film "The Hobbit" in
Dolby Atmos.

 

1.000 Atmos-Kinos in 2013

Dabei scheiden sich die Geister schon an der Frage, wie man die 3D-Klänge transportiert. Die radikale Lösung wäre, sich ganz von jedem Kanal­schema zu lösen und nur noch Informationen der Art zu übertragen, welche Geräusche wo platziert sind. Erst bei der Wiedergabe werden die Töne dann den verfügbaren Lautsprechern zugeordnet. Einfacher ist es, ein bestehendes 5.1- oder 7.1-Kanalraster durch zusätzliche Spuren für oben zu erweitern.

Im ersten Lager, was man auch objektbasierte Tonverfahren nennt, gibt es eine Reihe von Vorschlägen, etwa Immsound, Iosono, MDA von SRS. Doch nur ein einziges Verfahren hat es bereits bis in die Praxis geschafft: Atmos von Dolby. Bis jetzt sind immerhin sechs Filme in Atmos abgemischt worden, sie konnten in zwölf Kinos in den USA und einem in Kanada originalgetreu erklingen. Bis Jahresende sollen schon mehr als 50 Spielstätten aufgerüstet worden sein, Ende 2013 gar bis zu 1.000, so Dolby.

Atmos ermöglicht zwei Reihen von Boxen an der Decke, dazu zusätzliche Frontkanäle, Front-Höhenkanäle und weitere Subwoofer-Platzierungen. Doch auch 5.1-, 7.1- oder Stereosysteme sollen besser klingen, verspricht Dolby. Man prüfe derzeit, ob und wie man Atmos fürs Heimkino nutzen könne. Das passende Medium wäre wahrscheinlich die Blu-ray-Disc, doch da müsste der Verband den Standard um ein entsprechendes Profil erweitern; außerdem bräuchte man eine Aufnahme in die HDMI-Norm, um künftige AV-Receiver damit versorgen zu können. Als Alternative denken die Dolby-Manager über Streaming nach, wo weniger Standards zu beachten sind.

Konkurrenz im Kino kommt von Auro (audiovision 7-2012). Das von Barco vertriebene System aus Belgien setzt buchstäblich auf bestehende Kanäle einen drauf, womit bis zu 13 Spuren übertragen werden können. Dabei bleibt Auro kompatibel zu allen bisherigen Decodern. Ob und wie die Technologie den Weg in private Kinos finden könnte, ist offen. Immerhin kann man sie aber bereits in Deutschland hören, und zwar im Cinestar am Potsdamer Platz in Berlin.

Reportage: 11.1-Kanäle im Kino und Heimkino
Ein moderner AV-Receiver wie der Onkyo
TX-NR5010 kann das 11.1-Signal einer Neo:X-codierten
Disc erkennen und wiedergeben.

 

[!ServicePages? &id=`[*id*]` &pages=`12487,12488`!]

{{backr}}

 

Antworten