Optoma HD 28 DSE (Test)

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Der HD 28 DSE des Heimkino-Spezialisten Optoma ähnelt dem Kurzdistanz-Projektor GT 80 aus gleichem Hause. Er setzt anstelle der festen Weitwinkel-Optik ein Zoom-Objektiv mit normalem Brennweitenfaktor sowie eine etwas stärkere 210-Watt-Lampe ein. Neu ist die Bildverbesserungsschaltung „Darbee Special Edition“, die im Namenskürzel DSE ausgedrückt ist und die Detailschärfe steigern soll.

Ausstattung und Bedienung

optoma-pcDas kleine Objektiv des Optoma bietet kein Lens-Shift und ist einfach aufgebaut. Verstellt man den lediglich 1,1-fachen Zoombereich, ändert sich auch die Bildschärfe und muss neu justiert werden. Den Zweck, die Bildgröße anzupassen, erfüllt die Optik dennoch und löst Details sogar bis in die Ecken gleichmäßig scharf auf. Im ersten Eindruck wirkt die Projektion aber dunkler und die Menüschriften im Kontrast weicher als bei der Konkurrenz. Auch die Ausleuchtung könnte besser sein, sie fällt nach rechts leicht ab.

Flexibilität bietet der digitale Zoom, der das Bild verkleinert oder in 25 feinen Stufen vergrößert. Neben einer digitalen Trapez- und Ecken-Korrektur bietet der Optoma eine Bildverschiebung sowie eine Maskierungsfunktion. Letztere verschlechtert jedoch die Skalierung, und die Bildverschiebung reicht leider nicht, um einen 21:9-Film ganz an die Unterkante einer 16:9-Leinwand zu schieben.

Am Terminal spiegelt der MHL-fähige HDMI-Eingang (Nummer eins) auch HD-Inhalte von Tablets oder Smartphones auf die Leinwand; analoge AV-Inputs fehlen. Gut gefällt die beleuchtete Fernbedienung mit Direkttasten für Helligkeit, Kontrast und Bildquelle sowie Bildformat und Dynamic Black. Sie regelt auch den Sleep-Timer (30 bis 990 Minuten) und die Lautstärke des winzigen Einbau-Lautsprechers. Per Miniklinke gibt der Optoma analogen Stereoton aus und mithilfe von 3D-Emitter und 3D-Brille (89 Euro) laufen im Heimkino auch 3D-Filme. In leisen Passagen stört allerdings der laute Lüfter, der mit Surren sowie einem an- und abschwellenden tonalen Geräusch verknüpft ist.

optoma-ideal

Licht und Farbe

Anders als beim Bruder GT 1080 leidet der HD 28 DSE nicht unter eingeschränkten grünen Farbtönen. Im besten Bildmodus „Bezug“ liefert er vielmehr besonders satte, aber dennoch natürlich wirkende Farben. Sie hängen im Detail vom HDMI-Farbmodus der Bildquelle ab, was in leicht rotverschobenem Gelb (Farbmodus YUV) oder in leicht bläulichem Cyan (Farbmodus RGB) mündet. Die mit 7.600 Kelvin zu kühl voreingestellte Farbtemperatur lässt sich in Stufe „Warm“ auf 7.200 Kelvin verbessern. Profis nutzen das komplette Farbmanagement des Optoma zur weiteren Feinabstimmung.

Leider ist der farblich beste Bildmodus „Bezug“ (615 Lumen auf BrilliantColor-Stufe „1“) dreimal dunkler als der Bildmodus „Hell“ (1.830 Lumen auf BrilliantColor-Stufe „10“). Der auffällig hohe Lichtverlust bewirkt leider auch ein entsprechend schwaches Kontrastverhältnis: Derart schlechte Werte von 350:1 (EBU-Kontrast) beziehungsweise 200:1 (ANSI-Kontrast im Schachbrettmuster) sehen wir selten. Auch der Im-Bild-Kontrast eines kleinen Weißfelds auf schwarzem Grund fällt mit 630:1 besonders schwach aus – gemessen wird ein Projektor in unserem Labordurchgang nun mal immer im farblich besten Bildmodus. Die gute Nachricht ist, dass der Optoma selbst im Preset „Hell“ zwar schlechtere und gröbere Farbnuancen, allerdings noch brauchbare Ergebnisse liefert. Rote und grüne Farben erscheinen untersättigt, das satte und helle Weiß liegt jedoch bei korrekten 6.840 Kelvin.

Praktisch: Die beleuchtete Optoma-Fernbedienung bringt Direkttasten für Helligkeit, Kontrast sowie Bildquelle mit und steuert auch die Lautstärke.

Praktisch: Die beleuchtete Optoma-Fernbedienung bringt Direkttasten für Helligkeit, Kontrast sowie Bildquelle mit und steuert auch die Lautstärke.

Optoma verspricht im Team mit der „Visual Presence Technologie“ von Darbee Bilder mit mehr Tiefe, Schärfe und Realität. Zaubern kann die Schaltung zwar nicht, dennoch setzt sie – anders als übliche Schärfefilter – vor allem auf eine intelligente Analyse feiner Kontrast­unterschiede. In der nächtlichen Montenegro-Szene werden zuvor kaum sichtbare Konturen der Büsche verstärkt, ohne dass die beiden Modi „Darbee Hi-Def“ und „Spiel“ Säume in harten Testbildern produzieren. Der dritte Modus „Darbee Full Pop“ kombiniert dazu eine leichte Schärfeanhebung mit geringen Säumen. Der Effektregler (0 bis 100 Prozent) sollte zum Schutz vor groben Übertreibungen aber dezent eingesetzt werden. Aktiviert man in dieser Szene noch die dynamische Lampensteuerung „Dynamic Black“, holt der Optoma mehr Details, Kontraste und Farben hervor (siehe oben).

Die Bildverarbeitung von Darbee analysiert vor allem schwache Kontraste. Zusammen mit „Dynamic Black“ wird das zuvor flaue Flussbett neben dem Gleis (links) plakativ neben grünen Wiesen herausgestellt (rechts).

Die Bildverarbeitung von Darbee analysiert vor allem schwache Kontraste. Zusammen mit „Dynamic Black“ wird das zuvor flaue Flussbett neben dem Gleis (links) plakativ neben grünen Wiesen herausgestellt (rechts).

Anstelle eines klassischen Lampensparmodus regelt „Dynamic Black“ die Lampenhelligkeit bildabhängig. In der düsteren Montenegro-Szene von „Casino Royale“ kann die Schaltung den Kontrast verdoppeln. Dazu reduziert der Optoma den Stromverbrauch in dieser Szene von 250 auf 95 Watt und spreizt den Videokontrast zum Ausgleich des Helligkeitsverlusts. Nebeneffekte der Schaltung sind bildabhängig ein meist leiseres, aber gelegentlich stark moduliertes Lüftergeräusch sowie kurzzeitige Überstrahlungen in hellen Szenen.

Schärfe und Videoverarbeitung

Das Schwarz-Weiß-Intro von „Casino Royale“ zeigt der Optoma trotz gelegentlicher Farbblitzer homogen farbneutral sowie in filmisch feiner Bildschärfe. In dieser Szene sollte man eine dezente Darbee-Einstellung wählen, sonst erscheint das Filmkorn zu grob. Im folgenden animierten Vorspann taucht der fallende Vorhang unsere Leinwand in besonders kräftiges Rot. Auch andere Farben leuchten intensiv und wirken keineswegs blass oder unnatürlich; Daniel Craigs Gesicht erscheint lebensecht. Dass der Optoma rote und orange Farben leicht betont, führt auch in den sommerlichen Strandaufnahmen auf den Bahamas zu einem angenehm warmen und freundlichen Farb-eindruck.

Alternative: Wechselt man auf den Bildmodus „Hell“, steigern sich Lichtausbeute und Kontrast deutlich. Die Farben sind zwar schwächer, aber noch brauchbar.

Alternative: Wechselt man auf den Bildmodus „Hell“, steigern sich Lichtausbeute und Kontrast deutlich. Die Farben sind zwar schwächer, aber noch brauchbar.

Übersichtlich: Der Optoma beschränkt sich auf zwei HDMI-Eingänge, einer davon ist mit MHL-Funktion ausgerüstet. Der integrierte Breitbänder und sein analoger Tonausgang helfen bei mobilen Einsätzen.

Übersichtlich: Der Optoma beschränkt sich auf zwei HDMI-Eingänge, einer davon ist mit MHL-Funktion ausgerüstet. Der integrierte Breitbänder und sein analoger Tonausgang helfen bei mobilen Einsätzen.

In düsteren Szenen waschen Farben jedoch aufgrund des schwachen Kontrasts spürbar aus. Hier steigert die Darbee-Schaltung die Zeichnung sowie feine Kontrastunterschiede in den dunklen Büschen spürbar (siehe Kasten „Darbee und Dynamic Black“). Kontrast und Lichtstärke sind auch bei 3D-Filmen begrenzt, allerdings zeigt sie der Optoma als einziger im Testfeld mit kräftigen und natürlich wirkenden Farben. Dank der 144-Hertz-3D-Darstellung ist auch kein Pull-down-Ruckeln erkennbar. Eine Bewegungsglättung für Kinofilme fehlt, dafür überzeugt die gute Vollbildwandlung des Videoprozessors. Die Bewegungsschärfe geht trotz leichter Farbsäume in Ordnung, denn die bei kontrastreichen Motiven in rasanten Sportszenen entstehende Mehrfachkante ist kaum verwischt.

900 Euro: Der Optoma bringt im farblich besten Bildmodus besonders kräftige Farben ins Spiel. Das kostet viel Helligkeit, während er in anderen Bildmodi auch große Leinwände ausleuchten kann. Vorne links sitzt ein kleiner Lautsprecher.

900 Euro: Der Optoma bringt im farblich besten Bildmodus besonders kräftige Farben ins Spiel. Das kostet viel Helligkeit, während er in anderen Bildmodi auch große Leinwände ausleuchten kann. Vorne links sitzt ein kleiner Lautsprecher.

optoma-wertung

Der Testbericht Optoma HD28DSE (Gesamtwertung: 64, Preis/UVP: 900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

64 befriedigend

Der Optoma HD 28 DSE zeigt warme und besonders leuchtintensive Farben, was aber auf Kosten der Helligkeit und des Kontrastumfangs geht. In anderen Bildmodi ist er viel heller, aber weniger farbecht. Für effektives Bildtuning stehen das Farbmanagement und die Darbee-Schaltung bereit.

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