Bund und Länder zu DAB+: Neufassung des TKG mit nationaler Digitalradio-Pflicht

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Die Digitalisierung des Hörfunks erreicht weitere Meilensteine. Während eine Neufassung des Telekommunikationsgesetzes bald eine bundesweite Regelung zur Digitalradio-Pflicht für stationäre Geräte vorsieht, setzt das Deutschlandradio mit DAB+ und IP auf eine digitale Programmverbreitung: Es gibt in der zweiten Jahreshälfte in drei weiteren Regionen UKW-Frequenzen zurück. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen prüft die Landesmedienanstalt eine Ausschreibung von DAB+ Kapazitäten, nachdem eine DAB+ Bedarfsabfrage bei 47 privaten Programmanbietern auf ein großes Echo gestoßen war.

 Bund und Länder setzen die Digitalradio-Pflicht für stationäre Geräte voraussichtlich im Sommer um. Auf der Netzwerkveranstaltung „DAB+ im Dialog“ in der Bayerischen Vertretung in Berlin sagte die Staatsministerin für Digitales im Kanzleramt, Dorothee Bär: „Für den Erfolg von DAB+ bedarf es geeigneter politischer Rahmenbedingungen. Sie sorgen bei allen Beteiligten für die notwendige Planungssicherheit. Mit den Regelungen zur Interoperabilität in § 48 des neuen Telekommunikationsgesetzes ist diese gegeben.“

 Heike Raab, Staatssekretärin für Medien und Digitales, Rheinland-Pfalz, ergänzte: „Die vom europäischen Parlament verabschiedete Interoperabilitätsverpflichtung für Autoradios wird die Verbreitung und die Akzeptanz von DAB+ in Europa verbessern. Jetzt brauchen wir die nationale Umsetzung für stationäre Geräte. Wir werden auch den Dialog im Digitalradio Board fortsetzen. Wir in den Ländern können und wollen auch dazu beitragen, dass auch die privaten Programmanbieter ihr Engagement bei DAB+ intensivieren. Wir in Rheinland-Pfalz haben mit entsprechenden Planspielen einen wichtigen Schritt getan.“

Der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien Dr. Florian Herrmann macht deutlich: „Die Zukunft des Radios ist digital. Deshalb treibt die Staatsregierung seit Jahren die terrestrische Verbreitung im DAB+ Standard intensiv voran und leistet mit jährlich bis zu eine Million Euro als einziges Bundesland eine finanzielle Unterstützung für die technische Verbreitung von digitalen privaten Hörfunkprogrammen. Das zeigt Wirkung, denn wir sind bei der Verbreitung des Digitalradios Spitzenreiter: Rund 24,2 Prozent der Haushalte in Bayern – deutschlandweit sind es 17 Prozent – verfügen mittlerweile über ein Digitalradiogerät (DAB+). Mein Ziel ist die Volldigitalisierung der Radioverbreitung mit DAB+ bis 2025.“

Deutschlandradio setzt konsequent auf die Digitalisierung. Der Vorsitzende des Vereins Digitalradio Deutschland und Intendant von Deutschlandradio, Stefan Raue: „Nach Helgoland und Mittenwald werden wir in Amberg, Kempten und Füssen UKW-Frequenzen zurückgeben. Wir setzen auf DAB+ mit IP als Ergänzung. Nur mit DAB+ hat Deutschlandradio die Möglichkeit, alle Beitragszahler bundesweit zu erreichen. Die Hörerinnen und Hörer unserer drei gehobenen Programme profitieren vom klaren, digitalen Klang und den Zusatzdiensten über DAB+.“

 Prof. Dr. Karola Wille, stellvertretende ARD-Vorsitzende und Intendantin des MDR, zeigte sich überzeugt, dass der Weg hin zu einer rein digitalen Verbreitung in ganz Deutschland nur dann gelingt, wenn öffentlich-rechtlicher Rundfunk und private Anbieter kooperieren: „Dabei setzen wir auf eine wachsende digitale Programmvielfalt. Der MDR hat Ende 2018 beispielsweise mit dem Kinderradio MDR Tweens ein weiteres rein digital verbreitetes Hörfunkprogramm gestartet, das die Attraktivität von DAB+ in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen weiter erhöht. Gleichzeitig suchen wir den Schulterschluss mit den Privatradios bei der Programmverbreitung über DAB+. Wir beobachten mit Interesse, dass das Deutschlandradio UKW-Frequenzen in einigen Regionen zurückgibt und dort ausschließlich auf DAB+ setzt.“

Der Präsident des Weltverbands WorldDAB, Patrick Hannon, sprach sich für eine enge Kooperation aus: „DAB+ ist dann ein Erfolg, wenn fünf Faktoren zusammenspielen: eine gute Netzabdeckung und große Programmvielfalt, eine breite Auswahl an Geräten und die Möglichkeit, in fast allen Neuwagen ein DAB+ Autoradio bestellen zu können. Damit die Hörerinnen und Hörer von DAB+ erfahren, bedarf es eines Kommunikationskonzepts mit starken Botschaften und einer klaren Markenführung für den Handel. Je intensiver die Zusammenarbeit aller Beteiligten mit der Politik, desto nachhaltiger der Erfolg.“

Wie der HEMIX (Home Electronics Market Index) ausweist, wurden im Jahr 2018 etwas mehr als 1,4 Millionen DAB+ Radios in Deutschland verkauft. Dies entspricht einem Wachstum von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilt die gfu Consumer & Home Electronics GmbH mit. In 2017 fanden rund 1,3 Mio. DAB+ Radios ihre Käufer. Der Umsatz stieg in diesem Segment auf 218 Millionen Euro (plus 10 Prozent im Vergleich zu 2017). Das Ergebnis ist umso erfreulicher, da der Absatz von UKW Radios seit Jahren sinkt. Je nach Kategorie sind die Verkäufe von analogen UKW Radios zuletzt um bis zu 14 Prozent eingebrochen. In Deutschland sind rund 250 unterschiedliche regionale und überregionale Programme über DAB+ verfügbar. Die Abdeckung des Gesamtnetzes erreicht bundesweit 98 Prozent der Fläche; die Autobahnen sind nahezu vollversorgt. Der Digitalradio Deutschland e.V. veranstaltet jedes Jahr im Frühjahr das Netzwerkevent „DAB+ im Dialog“ mit Entscheidern von Bund und Ländern, privaten und öffentlich-rechtlichen Programmanbietern, Herstellern, Medienanstalten und Netzbetreibern.

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