Blu-ray-Test: Maniac Limited Vintage Edition

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Obwohl bereits in einer Szene gekürzt, war die Videokassette von William Lustigs Horror­klassiker „Maniac“ (1980) die erste nach §131 StGB beschlagnahmte Heim­kino-Fassung eines Films in Deutschland. Im September 2019 wurde die Beschlagnahmung aufgehoben und nach der Streichung vom Index gab es Anfang des Jahres von der FSK für die Uncut-Version das Siegel „Keine Jugendfreigabe“ (die bereits seit 2013 erhält­liche FSK18-Blu-ray ist stark gekürzt).
Das aus Zensursicht glückliche Ende feierte das Indie-Label Nameless Media im Juni mit einer Reihe an Veröffentlichungen. Jetzt legt Sony nach und bringt seine Versionen auf den Markt. Neben einer regulären Blu-ray und 4K-Blu-ray erscheinen die hier von uns getestete „Limited Vintage Edition“ sowie eine Amazon-exklusive „Ultimate Limited Collector’s Fan Edition“.

Dreifach hält besser
Teil des 5-Disc-Sets sind drei verschiedene Schnittfassungen des Films, in dem ein Psychopath (Joe Spinell) Jagd auf Frauen in New York macht. Neben der ungekürzten US-Kino­fassung und dem zensierten deutschen Kinocut (für Nostalgiker optional in 4:3-VHS-Qualität) gibt es noch einen Director‘s Cut. Der enthält jedoch nicht mehr Gewalt, vielmehr wurde eine Restaurantszene entfernt, mit der Regisseur Lustig nie recht zufrieden war.
Wie eng Lustigs Leben mit „Maniac“ verknüpft ist, wird im restlichen Bonusmaterial deutlich. So ließ es sich der heute 65-jährige Filmemacher nicht nehmen, an einer Veranstaltung des deutschen Magazins Neon Zombie teilzunehmen und dort 60 Minuten aus dem Nähkästchen zu plaudern und sich Fragen der Fans zu stellen. Highlight sind seine Ausführungen zu einer ungeplanten Bordellübernachtung während der damaligen Presse-Tour. Beim ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Neon-Zombie-Magazin produzierten „The Making of a Living Pulp Novel“ handelt es sich zwar im Grunde um ein mit Filmausschnitten angereichertes Inter­view, interessant ist es trotzdem.

Professioneller und mannigfaltiger kommen die von früheren US-Veröffentlichungen portierten Extras daher. Zahlreiche Beiträge widmen sich unter anderem den Schauplätzen, der Musik, den Spezialeffekten und dem unerwartet früh verstorbenen Hauptdarsteller (daher gab es auch nie eine Fortsetzung). Der Kontroverse, die der Film seinerzeit auch in den USA auslöste, wurde auf der Bonus-Blu-ray ein eigener Menüpunkt gewidmet.

Film
„Die Mutter aller verbotenen Filme in Deutschland“ ist ein atmosphärisch dichter Low-Budget-Horrorthriller mit einem toll aufspielenden Joe Spinell.
Bild: Zwar ist die Qualität dank neuer 4K-Abtastung besser als je zuvor und bildet die künstlerische Intention hervorragend ab, unter objektiven Gesichtspunkten ist die Bildqualität aber alles andere als gut: Denn „Maniac“ wurde vor 40 Jahren für 135.000 US-Dollar auf 16mm-Film gedreht und sollte düster und dreckig aussehen. So sind die Farben trist und entsättigt, der Kontrastumfang eingeschränkt, das Rauschen hoch und die Bildschärfe überzeugt nur in Nahaufnahmen halbwegs. Da hier das Ausgangsmaterial die Quelle allen Übels ist, kann man sich die 4K-Blu-ray sparen.

Ton
Der Score der überraschend guten 2.0-Abmischung spielt via Upmixer sehr räumlich und kräftig im Bass. Geräusche tönen teils vorne breit und sogar von den Rear-Boxen, besitzen teils aber auch nur Mono-Charakter. Dialogen hört man ihr Alter an, sie schallen aber recht gut verständlich. Der englische 7.1-Mix verteilt alles präziser und detailreicher.

Extras
Zwei Audiokommentare, „A Maniac meets the Retromaniacs“ (58:19), „Maniac: The Making of a Living Pulp Novel“ (44:49), Outtakes (18:53), „Returning to the Scene of the Crime“ (7:54), „Anna und der Killer“ (13:05), „The Dead Dealer“ (12:07), „Dark Notes“ (12:13), „Maniac Men“ (10:36), „The Joel Spinell Story“ (49:20), „Mr. Robbie: Maniac 2 Promo Reel“ (7:25), „Paul Wunder“ (19:12), „William Lustig bei Movie Madness“ (47:18), „Joe Spinell in Cannes“ (0:44), „Joe Spinell bei The Joe Franklin Show“ (13:13), „Caroline Munro TV-Interview“ (2:54), „Barf Bag Review Policy“ (2:10), „Grindhouse Film Festival“ (22:20), Ausschnitte aus US-Nachrichtensendungen (14:22), „Violent Movies“ (12:45), „Movie Violence“ (8:27), „Al Goldstein rants against violent movies“ (3:54), „Al Goldstein mutilates his love doll“ (2:39), „Gallery of Outrage“ (Texttafeln), Trailer,
Teaer, TV-Spots, Radio-Spots, Bildergalerie.

Die Wertung 
Film 4 von 6 Punkten
Bildqualität 2 von 6 Punkten
Tonqualität 3 von 6 Punkten
Bonusmaterial 6 von 6 Punkten
Die technischen Daten
Anbieter Sony
Bildformat 1,85:1 (Blu-ray)
Tonspur Deutsch DTS-HD Master Audio 2.0
Tonspur Englisch DTS-HD Master Audio 7.1
Untertitel deutsch, englisch

 

Das jugendgefährdende Remake

Mit „Alexandre Ajas Maniac“ entstand 2012 ein durchaus gelungenes Remake zu William Lustigs Horrorklassiker. Nachdem die ungekürzte Fassung im Kino noch ab 18 Jahren freigegeben war, mussten für die ebenfalls ab 18 Jahren freigegebene Heimkino-Auswertung (Bild) gut zwei Minuten geschnitten werden. Obwohl dem Film in seiner ungekürzten Form von der SPIO „keine schwere Jugendgefährdung“ attestiert wurde, landete er auf dem Index und wurde im März 2015 sogar beschlagnahmt. Anfang 2020 hob das Landgericht Stuttgart die Beschlagnahmung wieder auf, indiziert ist das mit „Herr der Ringe“-Darsteller Elijah Wood prominent besetzte Werk allerdings nach wie vor.

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