Blu-ray-Test: Doctor Sleeps Erwachen

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Als Stanley Kubricks „The Shining“ 1980 in die Kinos kam, wurde er von den Kritikern gefeiert. Stephen King, dem Verfasser der Buchvorlage, gefiel der Film hingegen gar nicht. Der Bestseller-Autor bezeichnete ihn als „Cadillac ohne Motor“ und „uninspirierter Quatsch“, Kubrick wurde von ihm als „hoch begabt, aber fehlgeleitet“ eingestuft.

Mit der Kino-Adaption seiner Roman-fortsetzung „Doctor Sleeps Erwachen“ zeigt sich King dagegen äußerst zufrieden. So lobt er Regisseur und Drehbuchautor Mike Flanagan im Blu-ray-Bonusmaterial über den grünen Klee und bescheinigt ihm seine Bücher „bestens verstanden“ zu haben. Ganz objektiv dürfte Kings Euphorie nicht sein, hat er als Co-Produzent doch ein finanzielles Interesse am Erfolg des Films. 

40 Jahre nach den entsetzlichen  Ereignissen aus „The Shining“ befindet sich Danny (Ewan McGregor) auf dem gleichen verhängnisvollen Weg wie einst sein Vater. Arbeitslos, einsam und ständig betrunken hangelt er sich durch den Tag und versucht seine Telepathie-Fähigkeiten zu unterdrücken. Erst als er die junge Abra (Kyliegh Curran) kennenlernt, bekommt sein Leben einen Sinn. 

Mehr ist besser

Mit einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden benötigt man bereits für die Kinofassung viel Sitzfleisch, der auf einer zweiten Blu-ray  untergebrachte Director‘s Cut packt eine halbe Stunde obendrauf. Die 30 Zusatz-minuten vertiefen vor allem die Beziehung zwischen Danny und seinem Vater, der ihn in Visionen begleitet. So wirkt das ohnehin gelungene Psycho-Horror-Drama noch etwas runder.

Vor dem Hintergrund ist es umso ärgerlicher, dass der Director‘s Cut nicht in 4K vorliegt und ausschließlich in Englisch mit deutschen Untertiteln daherkommt. Das ist leider nicht der einzige Akustik-Fauxpas, denn deutschen Ton gibt es bei der Kinofassung nur in komprimierter 5.1-Form (Dolby Digital mit 640 Kbit/s – Punktabzug. O-Ton-Gucker dürfen sich hingegen über Dolby-Atmos-Sound samt 7.1-True-HD-Kern freuen – bei beiden Fassungen.

Vom Director‘s Cut einmal abgsehen, fällt das Bonusmaterial hingegen überschaubar aus. Neben der bereits erwähnten Featurette mit Stephen King gibt es ein informatives, wenn mit 14 Minuten auch nicht sonderlich langes Making-of, in dem Mike Flanagan erzählt, wie nervös er war, King sein Drehbuch zuzuschicken. In „Rückkehr ins Overlook-Hotel“ erinnert sich der 42-jährige Amerikaner außerdem, wie er „The Shining“ erstmals auf Videokassette gesehen hatte und welche Mühen er auf sich nahm, um die originale Schreibmaschine aus Kubricks Film für „Doctor Sleeps Erwachen“ zu bekommen.

Ursprünglich für Anfang April geplant wurde die Blu-ray-Veröffent-lichung mehrmals auf aktuell den 28. Mai verschoben.                        

Bild: Der von Grün-Gelbtönen sowie einer Ausleuchtung mit diffusen Lichtquellen geprägte (soll Grusel-Mystery-Atmosphäre schaffen) 1,85:1-Transfer verfügt über ein gutes Schärfe- und Detail-niveau. Trotz teils sattem Schwarz leidet die Plastizität unter dem Düster-Look. Rauschen ist kein Thema, beim Finale im „Overlook“-Hotel wurden die Bilder auf alt getrimmt. Noch 5 Punkte.

Ton: Gleich zu Beginn sorgt voluminöser Herzschlag (3:21) für raumfüllende Dynamik und auch im weiteren Verlauf spielen sich Schockeffekte lautstark nach vorn, Dialoge wurden im 5.1-Mix dagegen arg leise abgemischt. Der englische Dolby-Atmos-Mix erweitert den Hörraum fast pausenlos nach oben, direktionale Effekte hört man aber selten.

Die Wertung 
Film 5 von 6 Punkten
Bildqualität 5 von 6 Punkten
Tonqualität 4 von 6 Punkten
Bonusmaterial 3 von 6 Punkten
Die technischen Daten
Anbieter Warner
Bildformat 1,85:1 (1080/24p)
Tonspur Deutsch Dolby Digital 5.1
Tonspur Englisch Dolby Atmos / Dolby TrueHD 7.1
Untertitel deutsch, englisch

 

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