audiovision-Highlight BenQ W5700 im Test

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Die Fernbedienung ist bis auf die Farbe in großen Teilen baugleich zu der des kleinen Bruders, nur das Tastenlayout wurde an die veränderten Schwerpunkte des Beamers angepasst.

Der W5700 erhielt auch den begehrten EISA-Award

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Nach dem BenQ W2700 muss der 800 Euro teurere W5700 unseren Test-Parcours durchlaufen. Schlägt sich der Aufpreis in einer besseren Bildqualität nieder?

Bereits das 1.900 Euro teure bzw. günstige 4K-Einstiegsmodell W2700 (Test in audiovision 4-2019) überzeugte durch in seiner Preisklasse meist nicht anzutreffende Ausstattungsmerkmale wie einer 4K-Zwischenbildberechnung, der fast kompletten DCI-Farbabdeckung sowie einer automatischen HDR-Anpassung.

All dies beherrscht natürlich auch der große Bruder W5700, soll aber für einen Aufpreis von 800 Euro noch eine Schippe drauflegen: Der Kinofarbraum DCI P3 wird laut Hersteller komplett abgedeckt, Kontrast und Schärfe sind dank verbesserter Light Engine und Objektiv höher und die Signalverarbeitung kommt präziser daher. Zudem soll die Aufstellungsflexibilität, oft eine Schwäche bei DLP-Projektoren, beim Neuen keine Wünsche offen lassen. Kann sich der W5700 gegen die günstige Konkurrenz aus eigenem Haus und den mit 2.800 Euro fast gleich teuren Preisplatzhirsch Epson TW9400 (Test in audiovision 3-2019) behaupten?

Ausstattung & Praxis

Wie beim W2700 wurde für den W5700 ein komplett neues, auf DLP-Technik basierendes Chassis entwickelt.  Mit 49 x 17 x 35 Zentimetern ist es deutlich größer, für einen modernen 4K-Beamer der gehobenen Preisklasse aber alles andere als ein Riese. Um den optimierten Heimkino-Charakter zu unterstreichen, wurde das Chassis in schwarze Farbe getaucht, ein weißes Modell gibt es vorerst nicht. Das schränkt die Käuferschicht unnötig ein, denn schwarze Beamer sind in hellen Wohnzimmern ungern gesehen. Selbst deutlich teurere Projektoren wie den Sony VW570 oder den JVC N5 gibt es aus diesem Grund auch in Weiß.

Gut bestückt: Zusätzlich zu den beiden HDMI-Ausgängen, die 4K/HDR-Signale bis 60p verarbeiten, finden sich auf der Rückseite des W5700 unter anderem eine RS232-Schnittstelle, analoge und digitale Tonbuchsen, vier USB-Ports (eine Mini-Variante für Service-Zwecke), ein LAN-Anschluss und eine Netzbuchse. Dank eines 9er-Tastenfelds lässt sich der W5700 notfalls auch ohne Fernbedienung steuern.

Vorbildlich ist hingegen die Aufstellungsflexibilität: Der W5700 bietet einen großen 1,6-fachen Zoom und kann somit die gängige Leinwandbreite von 2,5 Metern aus einem Projektions-abstand von 3,4 bis 5,5 Metern ausleuchten – genau richtig für hiesige Wohnraumgrößen. Dazu gesellt sich ein doppelter optischer Lensshift mit einem Spielraum von +/- 60 Prozent in der Vertikalen und +/- 23 Prozent in der Horizontalen. Damit können unterschiedliche Raumhöhen ausgeglichen werden, ohne dass man Bildqualität einbüßen muss. In Sachen Flexibilität schließt der W5700 als DLP-Projektor erstmals zu seinen LCD/LCOS-Konkurrenten auf.

Beim Komfort gelingt ihm dieses Kunststück allerdings nicht. Denn während bei immer mehr Projektoren dieser Preisklasse das Objektiv voll motorisiert ist, muss man beim W5700 nach wie vor selbst Hand anlegen. Vor allem bei einer Deckenmontage kann dies zu Unannehmlichkeiten führen. Mangels Lens-Memory ist er auch für Cinemascope-Leinwände nur bedingt zu empfehlen, da er sich nicht automatisch an unterschiedliche Leinwandformate anpassen lässt.

Der doppelte Lensshift und der große Zoombereich sorgen für viel Aufstellungsflexibilität, leider aber nur manuell zu bedienen direkt am Gerät.

Bei den Anschlüssen wiederum werden keine Kompromisse gemacht: Zwei HDMI-Eingänge nehmen digitale Bildsignale an, beide sind mit der vollen Datendurchsetzrate von 18 Gbps ausgestattet und können so 4K/HDR-Signale bis 60 Hz verarbeiten. HDMI-2.1-Anschlüsse mit 48 Gbps und 4K-Bildwiederholraten bis 120 erwarten wir bei Projektoren hingegen erst nächstes Jahr. Zudem findet man auf der Rückseite gleich drei USB-Anschlüsse, mit denen digitale Bilder und Videos auch ohne HDMI- Zuspieler eingespeist werden können. Der W5700 verfügt dazu über einen integrierten Media-Player. Extern gesteuert und in eine automatisierte Infrastruktur eingebunden wird er über Netzwerk oder per RS232-Schnittstelle, sogar einen Klinken-Trigger für Leinwände bietet er. Zudem verfügt er über analoge und digitale Tonausgänge, die im Heimkino aber eher selten benötigt werden.

Die Bedienung zeigt sich beim W5700 nahezu identisch zum kleinen Bruder und optisch eher schlicht, was bei einem Heimkinobeamer aber kein wirklicher Nachteil ist. Die Struktur unterteilt sich in unterschiedliche Hauptgruppen, in denen man alle relevanten Bild- und Installationparameter finden kann. Wünsche bei den Einstellmöglichkeiten bleiben keine offen, manche Funktionen sind aber in Untermenüs versteckt. Zum Glück bietet die Fernbedienung, die auch ansonsten durch eine gute Reichweite und übersichtliches Layout überzeugt, hier „Shortcuts“ als Direkttaste.

Innere Werte

Wir kommen zur Projektionstechnik: Auch in der Preisklasse eines W5700 ist noch keine 3-Chip-DLP- Technologie oder eine native 4K-Auflösung zu erwarten. Im Inneren werkelt daher ein Full-HD-Chip, dessen Auflösung durch die „XPR“-Pixelschiebetechnik vervierfacht wird. Rein rechnerisch ergibt dies die vom Hersteller versprochenen 8 Megapixel, weshalb den W5700 auch ein goldenes UHD-Label ziert. Doch durch die Pixelüberlappungen bleibt ein Unterschied zu nativen, aber auch erheblich teureren 4K-Projektoren.

Das Vollglasobjektiv mit über 10 Linsen soll für eine überdurchschnittliche optische Schärfe sorgen.

Bis hierhin ist der W5700 praktisch identisch zu seinem 800 Euro günstigeren Bruder, eine bessere Bildqualität soll aber durch ein aufwändiger vergütetes Glasobjektiv gewährleistet werden, was zu einem höheren Inbild-Kontrast und einer besseren Detailschärfe führen soll (100.000:1 gegenüber 30.000:1). Dies soll auch der adaptiven Blende helfen, die den Dynamikumfang/Schwarzwert des W5700 unterstützt. Auch beim Farb-DCI-Filter wurde weiter optimiert, dieser erreicht laut Hersteller nun eine 100-Prozent-Abdeckung des Kino-Farbraums (der W2700 schaffte 95 Prozent). Zu guter Letzt soll die 4K-Zwischenbildberechnung bei der Spielfilmwiedergabe in der Frequenz besser abgestimmt sein als beim W2700, zumindest nach einem zum Testzeitpunkt noch ausstehenden Firmware-Update.

Licht und Farbe

Die Optimierungen bei Farben und Kontrast haben allerdings einen unschönen Nebeneffekt. Laut Hersteller leuchtet der W5700 mit 1.800 Lumen weniger hell als der W2700. Die Frage ist, wie viele Einbußen kalibriert verbleiben, was wir direkt nachgemessen haben: Bei korrekten Farben erzielt der W5700 eine Lichtleistung zwischen 1.100 und 1.300 Lumen, je nach eingesetztem Lampenmodus. Damit bewegt er sich im üblichen Bereich seiner Preisklasse und ist für Bildbreiten bis 3,2 Metern problemlos nutzbar.

Der begrenzte native On/Off-Kontrast von DLP-Projektoren sorgt für ein gräuliches Schwarz, was die Bildplastizität in dunklen Szenen stört, erst recht bei HDR-Material. Aus diesem Grund bietet der BenQ W5700 zwei Technologien der adaptiven Dynamiksteigerung, genannt „Dynamic Black“.

Die Dynamic Black Funktion erhöht den nativen Dynamikumfang des Projektors durch eine variable Lichtsteuerung: Wahlweise wird die Lampe gedimmt oder eine Lichtblende gesteuert.

Dabei hat man die Wahl zwischen einer adaptiven Blende oder einem adaptiven Lampen-Dimming (beides gleichzeitig ist nicht möglich). Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile: Die adaptive Blende reguliert den Lichtstrom effizienter und sorgt so für eine größere Dynamiksteigerung. Zudem reagiert sie schneller auf Helligkeitswechsel im Bild. Die Stärke der Arbeitsweise kann dabei in drei Stufen reguliert werden. Dennoch kann es stellenweise zu leichtem „Pumpen“ kommen.

Die Lichtblende schließt in dunklen Szenen und verbessert so den Schwarzwert. In hellen Szenen öffnet sie und gibt so die volle Lichtleistung der Lampe frei.

Subtiler arbeitet da das dynamische Lampendimming: In dunklen Szenen wird die Leistung der Lampe begrenzt und so Schwarzwert und Dynamikumfang erhöht. Diese Variante arbeitet absolut unsichtbar, aber dafür nicht in Echtzeit, was zu Artefakten führen kann. Außerdem steigert dies Technik den Dynamikumfang nicht im selben Maße wie die Blende.

Das Zuschalten der Brillant-Color-Funktion ist  übrigens nicht so nachteilig, wie von Kalibrier-Puristen gerne behauptet. Apropos kalibrierte Farben: BenQ wirbt mit individueller Geräte-Kalibrierung ab Werk und in der Tat zeigte unser Testexemplar bei Full-HD-/SDR-Material eine hervorragende Farbpräzision, eine nachträgliche Kalibrierung ist nicht erforderlich. Das spart Geld und ist für diese Preisklasse (und auch höhere) vorbildlich.

Jedem BenQ W5700 liegt ein dunkler Umschlag mit einem Kalibrierprotokoll an, wie man es von einer nachträglichen Kalibrierung durch einen Fachmann kennt. Tatsächlich wird laut BenQ jeder Projektor in der Fabrik einzeln kalibriert und somit die perfekte Farbdarstellung gewährleistet. Kritiker bemängeln, dass das beiliegende Protokoll ungenaue Graphen zeigt, an denen man die Qualität der Kalibrierung nicht genau ablesen kann. Doch unsere nachträglichen Messungen attestieren dem W5700 tatsächlich eine sehr gute Farbabstimmung ab Werk. BenQs Individualkalibrierung ist tatsächlich mehr als ein Marketing-Gag.

Ähnlich vorbildliche Ergebnisse vermissen wir leider in Sachen Kontrast: Zwar hilft die wahlweise adaptive Iris oder dynamische Lampensteuerung, den Dynamikumfang des Projektors auf 5.000:1 bis 7.000:1 zu steigern, der native Kontrastanteil ist aber mit durchschnittlich 1.400:1 nach wie vor limitiert, was sich vor allem bei insgesamt düsteren Filmen an einem gräulichen Schwarzwert zeigt. Durch den DLP-typischen hohen Inbild-Kontrast wird hingegen eine hervorragende Bildplastizität in Mischszenen gewährleistet.

Ein Single-Chip-DLP-Projektor erzeugt die Grundfarben sequentiell durch ein Farbrad. Ein kleine Öffnung bildet den Lichteinlass, die bunten farbigen Gläser erzeugen den Farbton (a). Durch die radiale Bewegung gibt es aber auch eine nicht unerhebliche Übergangszeit, in der zwei Farbtöne des Farbrades gleichzeitig im Lichtweg sind. In dieser Übergangszeit (b) wird die Projektion auf Schwarz geschaltet, bis das nächste Farbsegment komp­lett eingeschwenkt ist (c). Dieses Abschalten während des Überganges kostet bis zu 30 Prozent Licht.

Aktiviert man die „Brilliant Color“-Funktion des Bildmenüs, wird diese Übergangszeit ebenfalls für die Bilderzeugung genutzt, die Lichtausbeute steigt. Die Übergänge verhalten sich wie virtuelle Sekundärfarbenfelder Cyan, Magenta, Gelb. Frühere Versionen der Brilliant-Color-Funktionen erhöhten ausschließlich den Weißpegel, weshalb die Funktion unter Bildpuristen in Verruf gekommen ist. Moderne Algorithmen sorgen aber tatsächlich für einen höheren Color-Light-Output und sind somit besser als ihr Ruf.

HDR-Wiedergabe

Die große Stärke des W5700 soll bei „UHD Premium“-Material liegen, das sich durch den vollen Kinofarbraum, 4K-Auflösung und High Dynamic Range auszeichnet. BenQ verspricht hier eine genaue Wiedergabe, „wie sie von den Filmemachern beabsichtigt“ wurde. Gerade dieses Unterfangen ist bei Projektoren besonders schwer, da hohe Lichtleistung, kräftige Grundfarben und perfektes Schwarz erheblich schwerer zu realisieren sind als bei Fernsehern.

Die 100-Prozent-Kinofarbraumabdeckung wird durch einen speziellen Lichtfilter erzeugt, der auf das RGBRGB-Farbrad des Lichtweges abgestimmt ist. Tatsächlich hat BenQ hier nicht zu viel versprochen, unsere Messung bestätigt die komplette DCI-P3-Abdeckung. Damit ist der W5700 zu einer originalen Kinoreproduktion in der Lage. Erkauft wird die Farbpräzision allerdings durch Lichtleistung, die mit aktiviertem Farbfilter nur noch 670 Lumen beträgt. Zwar profitiert der Schwarzwert dadurch deutlich, aber der zugehörige HDR-Standard lebt auch von strahlenden Spitzlichtern, die mit der limitierten Lumenleistung an Strahlkraft verlieren. Zu einem gewissen Maß gleicht die Signalverarbeitung den Lichtverlust durch eine gute HDR-Gammaanpassung, die auf die Blu-ray-Metadaten zurückgreift, aus. Damit wird eine Belichtung gewährleistet, die in dunklen Szenen eine gute Durchzeichnung erzeugt und den Dynamikumfang des Beamers bestmöglich nutzt. Zusätzlich kann man mit Hilfe eines HDR-Reglers einfach die Schattenzeichnung an Leinwandgröße und Raum anpassen.

Im Ergebnis gefällt die UHD-Premium-Darstellung: Ob intensive Grün-, Rot- oder Goldtöne, der W5700 zeigt keine Schwäche und kombiniert die Farbenpracht mit einem tollen Inbild-Kontrast. Eine vollends überzeugende HDR-Abbildung ist aufgrund der Lichtleistung allerdings nur bis zu einer Bildbreite von rund 2,6 Meter bei kompletter Abdunklung des Raumes gewährleistet. 

Schärfe und Videoverarbeitung

Akkurate Farben und Bild-Kontrast sind zwei Hauptaspekte der Bilddarstellung, doch bei einem 4K-Projektor steht natürlich die Schärfe im wahrsten Sinne des Wortes im Fokus. Hier leistet das Objektiv unseres Testexemplares gute Arbeit, bis in den Randbereich werden kleine Details scharf herausgearbeitet. Auch im Vergleich zum W2700 ist die Verbesserung ersichtlich, der noch unter Blausäumen zu leiden hatte.

Projektion des BenQ W5700 (rechts) im Vergleich zum 4K-Original (links): Trotz sehr guter Ergebnisse wird die Schärfe des Originals nicht verlustfrei erreicht. Hier haben native 4K-Projektoren von Sony und JVC die Nase vorn.

Spannend ist vor allem die Frage, wie viel UHD- Auflösung die XPR-Shift-Technologie tatsächlich auf die Leinwand wirft. Bewerten kann man dies durch den direkten Vergleich zu Full-HD. Dabei hilft die „Leise“-Funktion des Bildmenüs, bei der das Pixelshifting deaktiviert werden kann und so der W5700 in einen nativen Full-HD-Projektor „zurückgeschaltet“ wird. Projiziert man ein und dasselbe fein aufgelöste 4K-Bild, so zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen UHD-Shift und Full-HD: Kanten sind gerader aufgelöst, Details werden feiner abgebildet und die Darstellung wird natürlicher und fotoähnlicher.

Im Vergleich sehen wir die deutliche Auflösungserhöhung durch das Pixelshift (rechts) gegenüber herkömm­lichem Full-HD (links): Kanten werden geglättet, feine Details werden präziser abgebildet, die Bildschärfe nimmt zu.

Bleibt die Bewegungsschärfe, bei der die 4K-Zwischenbildberechnung nachhelfen soll. Auch ohne aktivierte „Frame Interpolation“-Technik verfügt der W5700 über eine hohe Bewegungsschärfe, was seiner reaktionsschnellen DLP-Technologie zu verdanken ist. Besonders vorbildlich ist die framegenaue 24p-Wiedergabe von Spielfilmen. Aktiviert man die „Frame Interpolation“, die 4K-Signale bis 60 Hz unterstützt, so nimmt die Bewegungsschärfe zu und Spielfilme wirken flüssiger. Noch arbeitet die Zwischenbildberechnung nur mit 60 Hz, weshalb eine absolut flüssige Bewegungskompensation nicht immer möglich ist. Ein Software-Update soll dieses Defizit aber beheben. Doch bereits jetzt zeigt sich der W5700 als einer der schärfsten UHD-Projektoren seiner Preisklasse – und hat sich eine Highlight-Auszeichnung verdient.     

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AV-Fazit

86 sehr gut

Der BenQ W5700 präsentiert sich als feinoptimierte Version des W2700 und rechtfertigt seinen Aufpreis mit mehr Aufstellungsflexibilität und mehr Präzision in Schärfe, HDR und Farben. Auch gegenüber direkten Konkurrenten seiner Preisklasse ist er eine echte Alternative, ein Vergleich lohnt!
Ekki Schmitt

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