90 Jahre elektronisches Fernsehen

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Am 14.12.1930 ebnete der Physiker Manfred von Ardenne den Weg für eine Erfolgsge-schichte: Erstmals gelang es ihm Bewegtbilder elektronisch und nicht auf mechanischem Wege zu erzeugen. Sein Konzept erwies sich als bahnbrechend, denn der Versuch des Phy-sikers gilt als der Startschuss für das heutige Massenmedium Fernsehen.

Nach wie vor ist Fernsehen eine beliebte Freizeitbeschäftigung und Informationsquelle, 211 Minuten betrug die durchschnittliche tägliche Sehdauer in Deutschland im vergangenen Jahr. Und in diesem Jahr werden die Zeiten vor dem Bildschirm weiter gestiegen sein, denn bei einer Befragung der gfu während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr gaben 42 Pro-zent der Teilnehmer*innen an, mehr Zeit mit dem Anschauen von TV-Programmen zu ver-bringen. Bestätigt wird die Beliebtheit des Fernsehens durch aktuelle Marktzahlen der GfK und der gfu: So wird für 2020 beim weltweiten Absatz von TV-Geräten ein Zuwachs um zwei Prozent auf rund 230 Millionen Stück erwartet.

Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu Consumer & Home Electronics GmbH, konstatiert: „Wie viele weitere bahnbrechende Innovationen feierte auch das elektronische Fernse-hen seine Premiere auf der IFA in Berlin (vormals „Funkausstellung“), der weltweit bedeu-tendsten Messe für Consumer Electronics und Home Appliances. Wie die aktuellen Nut-zungs- und Verkaufszahlen belegen, hat Fernsehen nichts an seiner Attraktivität eingebüßt.“

Zeitliche Entwicklung des Fernsehens: Von der Flimmerkiste zu 8k
Mitte der 1920er Jahre beruhten die ersten Gehversuche des Fernsehens noch auf mecha-nischer Bildabtastung. Ab 1930 löste dann die Elektronik alle mechanischen Lösungen ab. So zeigte Manfred von Ardenne am 14. Dezember 1930 zum ersten Mal vollelektronisches Fernsehen im Labor. Recht bescheiden muten die Daten an, die mit einem Raster von 100 Zeilen bei 20 Bildwechseln pro Sekunde überliefert sind. 1931 wurde das System während der Großen Funkausstellung auf dem Loewe-Stand erstmals öffentlich präsentiert. Auch auf der anderen Seite des Atlantiks galt dieser Technik-Durchbruch als Sensation. Die „New York Times“ kündigte sie bereits im Vorfeld der Messe, am 16. August 1931, in einem gro-ßen Artikel an.

Ardenne griff bei seiner Lösung auf bereits bekannte Komponenten wie die Braun‘sche Röhre (Elektronenstrahl-Röhre) zurück. Röhren verwendete er auch zur Aufnahme des Fernseh-bildes. Das Geniale und Visionäre an seiner Versuchsanordnung aber war die Auswahl und Optimierung der Komponenten, die in der Folge eine unproblematische und stetige Verbes-serung der Bildqualität erlaubten.

Die Technik war entwickelt, es folgten die Inhalte: Am 22. März 1935 wurde im Berliner Haus des Rundfunks das erste regelmäßige öffentliche Fernsehprogramm der Welt ausgestrahlt. Dreimal in der Woche, jeweils zwischen 20:30 und 22 Uhr, übertrug der Sender eine Mi-schung aus Filmausschnitten und im Studio produziertem Live-Programm. Die Mehrzahl der Zuschauer konnte diese Darbietungen allerdings noch nicht im Wohnzimmer vor dem eige-nen Fernseher, sondern nur in öffentlichen „Fernsehstuben“ verfolgen.

Ausgehend von diesen einfachen Anfängen hat sich die Technik des Fernsehens in den vergangenen 90 Jahren ständig weiterentwickelt: Sie reicht von der primitiv anmutenden Flim-merkiste in Röhrentechnik mit 100 Zeilen über Standard-TV, HDTV und UHDTV zum heute möglichen 8k Bild mit 7680 × 4320 Bildpunkten mit horizontal ca. 8.000 Spalten (vergleichbar mit Zeilen). Weitere Schritte waren die Fernbedienung (zunächst noch über Kabel), die Ein-führung der Halbleitertechnik und des Farbfernsehens in West- und Ost-Deutschland (1967 und 1969) sowie eine Änderung des Bildseitenverhältnisses (1970). Ein Patent zweier Schweizer Physiker begründete 1970 die Nutzung der Flüssigkristalltechnik für LC-Displays (LC = Liquid Cristal = Flüssigkristall) und lies den Traum vom flachen TV-Bild an der Wand Wirklichkeit werden. 1973 wurden in Japan erste LC-Displays vorgestellt. 1977 zeigten ARD und ZDF erstmals Videotext. Ein zweiter Tonkanal erweiterte das Fernsehen für Stereoklang oder für Übertragungen in zwei Sprachen.

1985 präsentierte die Industrie die ersten Geräte für den direkten Empfang von Satelliten-Fernsehen. Am 2. November 1990 wurde die Nationale HDTV-Plattform Deutschland ge-gründet – mit dem Ziel, die Einführung des hoch auflösenden Fernsehens zu koordinieren. Das Hochzeilen-Fernsehen blieb jedoch vorerst ein Zukunftsprojekt, weil die hierfür vorgese-henen analogen Standards nicht mehr in die technische Landschaft passten. Im Jahr 1991 wurden die ersten TV-Geräte im Breitbildformat 16:9 vorgestellt.

Am 10. September 1993 starteten Sendeanstalten, die Geräteindustrie, Netzbetreiber und Verwaltungen gemeinsam das europäische DVB-Projekt (DVB = Digital Video Broadcasting). Die unter Leitung dieser Organisation entwickelten technischen Standards für digitales Fern-sehen wurden 1995 für die ersten Ausstrahlungen verwendet. Mittlerweile ist DVB weltweit im Einsatz. Im Februar 2010 starteten die öffentlich-rechtlichen Programmanbieter in Deutschland den HDTV-Regelbetrieb.

Das Fernsehgerät entwickelt sich seit Mitte der 90er Jahre immer mehr auch zum Multime-dia-Talent. Smart TVs erschließen über ihren Zugang zum Internet und zum Heimnetzwerk ein ganzes Universum an neuen Inhalten. Das TV-Gerät kann längst viel mehr als nur Pro-gramme via Antenne, Kabel oder Satellit empfangen, es bietet Zugang zur Welt des Streaming-TVs und der Mediatheken. Mit den Bildschirmtechnologien LCD und OLED kommt heute ein beeindruckendes Fernseherlebnis ins Wohnzimmer – in hoher Auflösung, Bild- und Tonqualität.

 

 

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