Yamaha YSP-5600 SW (Test)

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Eine Sound-Bar mit Dolby Atmos und DTS:X? Yamaha macht‘s möglich. Doch auch der Rest des 2.000 Euro teuren Klangbretts samt Subwoofer schindet Eindruck.

Eine Soundbar, die auch die neuen 3D-Tonformate unterstützt, bekamen wir bisher noch nicht in unsere Test-Finger. Das ist uns schon mal eine „Innovation“-Auszeichnung wert. Mit 46 verbauten Chassis in nur einem Lautsprecher-Gehäuse möchte Yamahas 1.700 (ohne Subwoofer) bzw. 2.000 Euro (mit Subwoofer) teure YSP-5600 den dreidimensionalen Kino-Sound ins Wohnzimmer hohlen – wir sind gespannt, ob das funktioniert.

Ausstattung & Praxis

Yamaha-YSP-5600-pcZwar bekommt man für diesen Preis bereits 5.1-Boxensets, doch Soundbar-Kunden lieben es in erster Linie kompakt und unauffällig. Übermäßig kompakt geriet die YSP-5600 mit einer Breite von 1,10 Meter allerdings auch nicht, zumindest nicht für Soundbar-Verhältnisse. Die Höhe von fast 22 Zentimetern könnte das knapp 12 Kilo schwere Klangbrett mit Kunststoff-Gehäuse bei einer Platzierung vor dem Fernseher ins Bild ragen lassen. Für viele dürfte daher die Wandmontage unter dem TV die bevorzugte Installationsart sein. Hierfür sind Schraubenfassungen an der Rückseite vorhanden, die passende Halterung SPM-K30 muss man für rund 50 Euro jedoch separat kaufen. Gleiches gilt für ein HDMI-Kabel, ein Toslink-Kabel liegt bei.

Yamaha-YSP-5600-Fernbedienung

Die Fernbedienung liegt gut in der Hand, die Tasten sind klar gegliedert. Auf den drei Memory-Tasten lassen sich verschiedene Boxen-Setups speichern.

Hinter der robusten und nicht abnehmbaren Metallgitterfront verbaut Yamaha insgesamt 44 „Beam“-Chassis plus zwei Woofer (siehe Kasten), die mit Hilfe einer ausgeklügelten DSP-Steuerung den Schall in verschiedene Richtungen abstrahlen; für den Höhen-Sound integrierten die Japaner auf jeder Seite sechs zur Decke gerichtete Treiber. Mittels Schallreflexionen von den Wänden und der Decke soll ein glaubhaftes 3D-Klangfeld entstehen, auf diese Weise simuliert die YSP-5600 ein 7.1.2-Boxensystem. Wie gut das funktioniert, hängt maßgeblich von der Beschaffenheit des Hörraums ab, auf den die Bedienungsanleitung gesondert eingeht. Unter „Nicht empfohlene Hörum­gebungen“ fallen laut Yamaha etwa Räume mit stark schallabsorbierenden Wänden, Deckenschrägen und komplexen Bauformen, aber auch ein zu geringer Hörabstand unter 1,8 Meter soll das Klang­erlebnis schmälern.

Herkömmliche Sound-Bars erzeugen virtuellen Surroundklang dadurch, dass sie die Audiosignale so manipulieren, dass sich der Schall für das Ohr so anhört, als käme er von hinten. Einen anderen Ansatz verfolgt Yamaha bei seinen Sound-Projektoren.

Die Sound-Bar YSP-5600 verfügt dazu über 44 nebeneinander platzierte Lautsprecher plus zwei Woofer. Eine solche Anordnung bündelt den Schall stark, wirft ihn quasi wie ein Projektor in eine bestimmte Richtung, weshalb Yamaha treffend von „Beam“-Lautsprechern spricht. Durch die gezielte Ansteuerung der Treiber mittels DSP und eigener Digital-Endstufen erreicht man, dass sich der Schall in bestimmte Richtungen lenken lässt. Wird beispielsweise ein Schallstrahl auf die Seitenwand gerichtet, ohne dass er zuvor den Hörer erreicht, entsteht durch Reflexionen der Eindruck, als befände sich dort die Schallquelle bzw. eine Lautsprecherbox.

Sound von oben: Links und rechts an den Seiten der YSP-5600 sitzen je sechs nach oben gerichtete Beam-Lautsprecher, die Schall in Richtung Decke abstrahlen.

Sound von oben: Links und rechts an den Seiten der YSP-5600 sitzen je sechs nach oben gerichtete Beam-Lautsprecher, die Schall in Richtung Decke abstrahlen.

Yamahas Sounddeck verfügt über viele kleine Beam-Lautsprecher, die den Schall gezielt abstrahlen. Über Schallreflexionen entsteht der Surround-Klang.

Yamahas Sounddeck verfügt über viele kleine Beam-Lautsprecher, die den Schall gezielt abstrahlen. Über Schallreflexionen entsteht der Surround-Klang.

Damit die YSP-5600 das Beste aus der jeweiligen Hörumgebung zaubert, besitzt sie ein Einmess-System samt Mikrofon namens „IntelliBeam“, das neben dem Klang, den Distanzen und den Pegeln auch die Abstrahlwinkel der Chassis-Gruppen automatisch ermittelt. Ein manueller Equalizer fehlt, alle anderen Werte kann man bei Bedarf selbst justieren, was allerdings etwas Mess- und Rechenarbeit erfordert. Zu klassischen Höhen-/Bass-Reglern gesellen sich zwei Schaltungen zur Dynamikreduzierung sowie ein Klangverbesserer („Enhancer“) für komprimierte Signale; der Lip-Synch verzögert den Ton um bis zu 500 Millisekunden.

Für eine Sound-Bar reichhaltig bestückt: Auf der Gehäuserückseite findet man Stereo-Cinch und zwei Toslink-Eingänge. Hinzu kommen IR-Steuerbuchsen sowie die Schnittstellen zur Verbindung mit einem Subwoofer.

Die vier HDMI-Eingänge sind kompatibel mit 4K/60p-Signalen, aber nur Port 1 versteht sich auf HDCP 2.2. Auch der HDMI-Ausgang akzeptiert den UHD-Kopierschutz.

Die vier HDMI-Eingänge sind kompatibel mit 4K/60p-Signalen, aber nur Port 1 versteht sich auf HDCP 2.2. Auch der HDMI-Ausgang akzeptiert den UHD-Kopierschutz.

Atmos & DTS:X

An Tonformaten akzeptiert die YSP-5600 alle üblichen Verdächtigen von Dolby und DTS – DTS:X wird allerdings erst nach einem für Ende April angekündigten Firmware-Update dekodiert. Dolbys Surround-Upmixer hievt Stereo- sowie Mehrkanalton in die Höhendimension und funktioniert auch bei DTS-Signalen, zweidimensional arbeitet dagegen der DTS Neo:6-Dekoder. Zu einem reinen Stereo-Modus gesellt sich das gut funktionierende „Target“-Programm, das einen einzelnen, horizontal ausrichtbaren „Beam“ direkt auf einen frei definierbaren Sitzort vor der Soundbar richtet – dieser Modus konnte unsere Ohren allerdings nicht überzeugen. Hinzu kommen zehn von Yamahas eigenen „Cinema DSP“-Klangprogrammen, von denen die „Movie“-Modi (Spectacle, Sci-Fi, Adventure) auch 3D-Sound liefern. Die Bedienung erfolgt über eine vollwertige Fernbedienung bzw. über das etwas altbacken anmutende Onscreen-Menü. Alternativ kann der Riegel über Yamahas „Home Theater Controller“-App gesteuert werden. Die Soundbar selbst verfügt über ein einzeiliges Display hinter der Gitterfront.

Video & Multimedia

Bei der Videotechnik ist die YSP-5600 auf dem aktuellen Stand: Die vier HDMI-Eingänge schleifen 4K/60p-Singale durch, der Kopierschutz HDCP 2.2 wird aber nur an einem der Eingänge sowie am HDMI-Ausgang akzeptiert. Digitaler Ton vom Fernseher gelangt neben HDMI-ARC auch über die beiden Toslink-Eingänge in die Soundbar.

In Sachen Streaming glänzt die YSP-5600 mit Yamahas MusicCast-System, das alle kompatiblen Audio-Komponenten zu einem Netzwerk verknüpft. Bluetooth-Signale können nicht nur empfangen, sondern auch gesendet werden, zudem versteht sich die Soundbar auf Apples AirPlay und vernetzt via LAN oder WiFi auf externe Datenträger (DLNA). Mit vTuner ist zudem kostenloses Internet-Radio an Bord, aber auch die kostenpflichtigen Musikdienste Juke, Napster und Spotify werden unterstützt. Die Steuerung der Dienste erfolgt über Yamahas „MusicCast Controller“-App für Android- und iOS-Geräte.

Mehr Bass gegen Aufpreis

Der optionale Subwoofer NS-SW300 (300 Euro) kann wahlweise per Kabel oder drahtlos in Betrieb genommen werden, das SWK-W16 Wireless Subwoofer Kit gehört zum Lieferumfang der YSP-5600. Ein 25-cm-Treiber des gut verarbeiteten Bassreflex-Würfels samt edler Hochglanzoberfläche wird von einer 250 Watt starken Endstufe befeuert, zur Ausstattung gehören neben Phasenschalter und stufenlosem Tiefpassfilter (40 bis 140 Hz) auch Boxen­terminals zum Durschleifen der Tonsignale an Satelliten-Boxen.

Der 37 x 35 x 42 cm (H/B/T) große Hochglanz-Basswürfel NS-SW300 ist optional erhältlich und ergänzt die Sound-Bar um ein druckvolles Bassfundament.

Der 37 x 35 x 42 cm (H/B/T) große Hochglanz-Basswürfel NS-SW300 ist optional erhältlich und ergänzt die Sound-Bar um ein druckvolles Bassfundament.

Tonqualität

Mit 128 Watt beschallt Yamahas Klangriegel auch große Räume problemlos – Verzerrungen konnten wir selbst bei hohen Pegeln nicht wahrnehmen. Der SW300-Woofer fügte sich nahtlos ins Klangbild und sorgte für ein hör- und fühlbar kräftigeres Fundament. In der Kern­disziplin Sprachwiedergabe leistete sich die Bar kaum Schwächen, Dialoge klangen tonal harmonisch und bestens verständlich, selbst wenn man nicht exakt mittig sitzt. Nur bei Betrachtungswinkeln jenseits üblicher Sofagrößen schallten Stimmen dumpfer und leiser, hier verbesserte die „Clear Voice“-Funktion die Dialogverständlichkeit. Im Stereo-Modus fällt die Schallbündelung geringer aus als bei Surround, in vertikaler Richtung bündelt die YSP-5600 kaum. Bei Musik wie Film gefiel zudem die große, plas­tische und präzise Frontbühne, welche die Soundbar akustisch völlig verschwinden lässt.

In Sachen Surround-Sound spielte die YSP-5600 in der höchsten Soundbar-Liga: Mehrkanal-Ton von Filmszenen aus „Mad Max: Fury Road“ und „San Andreas“ klangen verblüffend groß, räumlich gut differenziert, auch von links wie rechts des Sitzplatzes; nur von hinten war vergleichsweise wenig zu hören. Bei direktionalen und plastischen Effekten wie dem 360°-Grad-Vogelflug in Dolbys „Amaze“-Trailer stieß das Prinzip der Schallreflexionen – zumindest in unserem Hörraum – an seine Grenzen und reproduzierte das Flattergeräusch recht diffus. Gleiches gilt für Atmos-Effekte, welche die YSP-5600 in unserem Testraum eher andeutete als sie realistisch über dem Kopf zu platzieren. Nichtsdestotrotz gefiel uns der luftig-räumliche Klang aus nur einer einzigen Box, die „rundum“ Spaß macht.

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Der Testbericht Yamaha YSP-5600 SW (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 2000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 Sehr gut

Dank innovativer „Beam“-Technik samt 3D-Höhensound ist Yamahas YSP-5600 eine Klasse für sich – und ein „Highlight“ in der Soundbar-Landschaft. Ein 7.1.2.-Boxenset kann sie jedoch nicht ersetzen.

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