Yamaha RX-A 850 (Test)

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Der 950 Euro teure RX-A 850 der Aventage-Reihe ist Yamahas günstigster Heimkino-Receiver mit Dolby Atmos.

Das konkurrierende 3D-Format DTS:X bekommt man bei den Japanern erst ab dem 300 Euro teureren RX-A 1050. Wie alle sechs Receiver der Aventage-Reihe unterstützt auch der 850er „MusicCast“, mit dem sich eine Vielzahl von Yamaha-Komponenten zu einem Mehrraum-System vereinen lassen.

Ausstattung und Technik

Mehr ist nicht immer besser: Besonders im unteren Drittel der Fernbedienung drängen sich für unseren Geschmack etwas zu viele Tasten.

Mehr ist nicht immer besser: Besonders im unteren Drittel der Fernbedienung drängen sich für unseren Geschmack etwas zu viele Tasten.

Im Vergleich zum Vorjahres-Modell RX-A 840 (Test in Ausgabe 10-2014) packt Yamaha einige Extras mehr in seinen neuen 7.2-Mittelklasse-Receiver: Neben „MusicCast“und Dolby Atmos stehen die Unterstützung für den Ultra-HD-Kopierschutz HDCP 2.2 auf der Ausstattungsliste. Den Rotstift setzten die Japaner bei der USB-Buchse an, die nur 1 statt 2,1 Ampere liefert, wodurch sie keine stromhungrigen Geräte wie iPads auflädt. Ferner entfielen die Smartphone-Extras HDMI-MHL und HTC Connect. Nach wie vor gehören ein großes, zweizeiliges Display mit separater Dezibel-Anzeige zum Erkennungsmerkmal des Yamaha, ebenso wie der mittig angebrachte Dämpfer am Gehäuseboden.

In Sachen Tontechnik hebt sich der RX-A 850 mit sieben diskret aufgebauten Endstufen hervor, die wahlweise zugunsten eines geringeren Stromverbrauchs in einem leistungsreduzierten Eco-Modus arbeiten. Das Atmos-Boxensetup ist auf 5.2.2 beschränkt: Nutzt man die beiden Höhenkanäle, die bei Yamaha „Front Presence“ heißen, stehen entsprechend keine Surround-Back-Lautsprecher zur Verfügung. Falls die Blu-ray keine Atmos-Tonspur mitbringt, liefert neben den bordeigenen DSP-Programmen der „Dolby Surround“-Upmixer Töne von oben.

Die Einmessautomatik korrigiert den Frequenzgang der Lautsprecher mit Hilfe von bis zu acht Messpunkten. Die drei von der Automatik ermittelten Klangkurven kann der Nutzer nachträglich modifizieren. Bei der manuellen Einstellung gefallen uns die umschaltbare Subwoofer-Phase, dank der man vom Hörplatz aus kontrollieren kann, welche Einstellung den besseren Bass liefert. Die Lautsprecher verrückt die Automatik oder der Nutzer in Fünf-Zentimeter-Schritten zu einem virtuellen Kreis um den Hörer. Nicht schlecht, aber die Ein-Zentimeter-Schritte vom Pioneer und Denon erlauben eine noch genauere Abstimmung. Zur automatischen und manuellen Klangregelung gibt es einen semiparametrischen EQ: Pro Lautsprecher stehen sieben Filter parat (am Subwoofer vier), die sich nahezu stufenlos in Pegel und Bandbreite, und 28-stufig in der Frequenz justieren lassen.

Im Dolby-Atmos-Setup hat man die Auswahl aus drei unterschiedlichen Lautsprecher-Positionen.

Im Dolby-Atmos-Setup hat man die Auswahl aus drei unterschiedlichen Lautsprecher-Positionen.

Video und Multimedia

Drei der acht HDMI-Eingänge akzeptieren HDCP 2.2, die restlichen HDMI-Ports UHD-Signale bis 60 Hertz. Zusätzlich skaliert die Videoelektronik HDMI und analoge SD-Signale zu 4K mit 60 Hertz. Einzig die fehlenden Bildregler verhindern die Höchstwertung bei der Video-Note.

In puncto Multimedia ist der Yamaha bestens ausgestattet, weil er Smartphone und Co. per AirPlay, Bluetooth, DLNA, WLAN, WiFi Direct und USB kontaktiert. Er ist mit Streaming-Apps von Spotify, Napster und Juke kompatibel, kostenlos Musik beschert zudem sein Internet-Radio. Neben der MusicCast-App (siehe Kasten rechte Seite) steht mit dem „AV-Controller“ eine zweite Smartphone-Fernbedienung zur Verfügung. Außerdem lässt sich der Receiver am Internet-Browser steuern und einrichten. Apropos Einrichtung: Obwohl das Display genug Platz böte, ist man zur Bedienung des Setup-Menüs auf einen Bildschirm angewiesen. Ferner dreht sich das Lautstärkerad für unseren Geschmack etwas zu leicht.

Upmixer: Wahlweise reichern Dolby Surround, Pro Logic II und DTS Neo:6 den Sound mit zusätzlichen Kanälen an.

Upmixer: Wahlweise reichern Dolby Surround, Pro Logic II und DTS Neo:6 den Sound mit zusätzlichen Kanälen an.

Tonqualität

Bei der Leistungsmessung überrascht uns der Yamaha positiv: Während der Vorgänger wegen seiner mäßigen Power-Reserven bei gleichzeitiger Auslastung mehrerer Endstufen Punkte verschenkte, lässt sich das 2015er-Modell diesbezüglich nicht mehr von der Konkurrenz abhängen: Mit einer Gesamtleistung von über 500 Watt kann es auch in richtig großen Heimkinos unbeschwert aufspielen.

Die ausgewogen und dynamisch arrangierten Popsongs von Steely Dan reproduziert der Yamaha mit angenehmer Lebendigkeit und Detailtreue. Bass­gewaltigen Filmton, wie die Explosion der Gasflasche zu Anfang von „Casino Royale“, steckt er ohne Spur von Kompression und Rauigkeit weg. Nur das Rockkonzert von 3 Doors Down klingt mit großen Frontboxen, kleinem Center und Surrounds sowie ohne Subwoofer-Unterstützung etwas schlank, was aber auch am Mastering der Dolby-Tonspur liegt.

Im zweiten Hördurchgang mit Einmessung waren wir überrascht, dass die Rockband trotz Subwoofer-Unterstützung noch immer zu dünn klingt – wie wir herausfanden, sorgte das Umstellen der Subwoofer-Phase im Menü für den notwendigen Druck, der sich nun bei allen Stücken einstellte. Die „Extra-Bass“-Funktion sollte man bei „klein“ definierten Boxen besser abgeschaltet lassen, da sie das Subwoofer-Ausgangssignal bei Frequenzen unter 40 Hertz leiser, dafür Bässe um die 60 Hertz lauter macht. Gedacht ist die Schaltung, um kleinen Woofern mehr Druck zu verleihen – hier wäre eine genauere Erläuterung der Funktionsweise wünschenswert. Mit der Frequenzgang-Entzerrung waren wir zufrieden: Während die YPAO-Modi „Natürlich“ und „Linear“ ein zu helles Klangbild erzeugten, konnten wir mit „Front“ gut leben: Die EQ-Kurve gleicht alle Boxen auf den Sound der Frontlautsprecher ab, was sich ausgewogen anhörte und für eine homogenere Räumlichkeit sorgte, indem sich die Boxen nun weniger im Klang unterschieden.

Bei Stereo überzeugt der Yamaha insbesondere im „Pure Direct“-Klangmodus, der Musik gegenüber dem „Direct“-Modus noch einen Hauch mehr Präzision und Rauscharmut entlockt.

Flexibel: Das Mehrraum-system „Musiccast“

Die MusicCast-App dient als Steuerzentrale für Yamahas Multiroom-System: Sie funktioniert auf Smartphones und Tablets mit Android- (ab Version 4.1) und iOS-Betriebssystem (ab Version 7.1). Mit den übersichtlichen Kacheln kann man einen Raum (Rechts) und eine Tonquelle (Mitte)auswählen. Neben den hauseigenen MusicCast-Komponenten lassen sich auch Bluetooth-basierte Wiedergabegeräte anderer Hersteller (Links) einbinden.

Die MusicCast-App dient als Steuerzentrale für Yamahas Multiroom-System: Sie funktioniert auf Smartphones und Tablets mit Android- (ab Version 4.1) und iOS-Betriebssystem (ab Version 7.1). Mit den übersichtlichen Kacheln kann man einen Raum (Rechts) und eine Tonquelle (Mitte)auswählen. Neben den hauseigenen MusicCast-Komponenten lassen sich auch Bluetooth-basierte Wiedergabegeräte anderer Hersteller (Links) einbinden.

Am 20. August startete Yamaha sein Multiroom-System „MusicCast“ mit dem Anspruch, die Lösungen anderer Hersteller in Sachen Flexibilität zu übertreffen. Derzeit sind 31 Yamaha-Produkte mit MusicCast kompatibel, darunter AV-Receiver, Soundbars und Aktivboxen. Bis zu zehn MusicCast-Komponenten lassen sich miteinander per WLAN vernetzen und per Smartphone-App steuern. Die Auswahl an Musik­quellen ist umfangreich: Im Zusammenspiel mit dem RX-A 850 stehen alle AV-Eingänge, der UKW/MW-Tuner und die Netzwerk-Musikquellen sowie – über einen in der App integrierten Musikspieler – die im Telefon gespeicherten Songs zur Auswahl.

Über Bluetooth und AirPlay lassen sich weitere Geräte wie Laptops und Computer als Quelle einbinden. Einzelne Räume kann man zudem verbinden, wodurch der Laptop, dessen Bluetooth-Signal nur die MusicCast-Komponente im gleichen Raum erreichen würde, überall zu hören ist. Ein weiterer Clou ist der eingebaute Bluetooth-Transmitter, mit dem die Wiedergabe auf beliebigen Bluetooth-Lautsprechern und Kopfhörern möglich ist. Mehrkanal-Musik von Blu-ray wandelt der Receiver zur Übertragung in andere Räume zu einem Stereo-Downmix, den alle Wieder­gabe-Geräte spielen. MusicCast unterstützt die gängigen hochauflösenden Musikdateiarten wie ALAC, AIFF, DSD, FLAC und WAV.

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Der Testbericht Yamaha RX-A 850 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

80 sehr gut

AV-Fazit: Dolby Atmos, höhere Endstufenleistung und dank MusicCast mehr Streaming-Möglichkeiten zeichnen den RX-A 850 gegenüber seinem Vorgänger aus. Zum vollkommenen Glück fehlt eigentlich nur DTS:X.
Florian Goisl

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