Was bringt HDR genau?

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Überall liest man Wunderdinge über High Dynamic Range, kurz HDR. Auch in Euren TV- und Projektoren-Tests taucht der Aspekt immer häufiger auf und Euren Ultra-HD-Sehtest habt ihr ja mittlerweile sogar um HDR ergänzt. Man liest immer von „erweitertem Farbraum“ und „höherem Kontrastumfang“, aber was bedeutet das in der Praxis konkret? Vielleicht könnt Ihr einem Technik-Laien anschaulich und ohne allzu viel Fachkauderwelsch erklären, was HDR genau bringt.

Eine echte Frage hätte ich auch noch: Wisst Ihr, wann Sony seinen ersten UHD-Player auf den Markt bringt? Ich besitze bereits einen Sony 4K-TV und hätte gerne alle meine 4K-Komponenten aus einer Hand.  

Rainer Kupke, per E-Mail

audiovision: Die Frage nach dem UHD-Player lässt sich schnell beantworten. Im Frühjahr 2017 kommt der erste 4K-Scheibendreher von Sony auf den Markt, wie die Japaner unlängst im Rahmen der Cedia bekannt gaben.

HDR anschaulich zu erklären ist nicht ganz so einfach, aber wir versuchen unser Bestes. Als man in den 1950ern die TV-Standards verabschiedete, war digitales HD-Fernsehen noch Zukunftsmusik. Doch die meisten der damals festgelegten Normen, die man heutzutage auch als SDR („Standard Dynamic Range”) bezeichnet, haben noch immer Bestand. Moderne Flatscreens können aber viel realistischere Bilder liefern, wenn man sie nur lässt. An dieser Stelle kommt HDR ins Spiel.

HDR steht für High Dynamic Range, also „Hoher Dynamikumfang”. Konkret geht es um die Unterschiede zwischen dem schwärzesten Schwarz und dem weißesten Weiß. Im Prinzip nähert man sich mit HDR dem menschlichen Sehvermögen an. Selbst am sonnigsten Tag erkennen unsere Augen Beleuchtungsdetails in Wolken. In düsterer Umgebung wiederum machen wir auch bei extrem schwachen Lichtverhältnissen Einzelheiten aus. Dieser Bildeindruck ist mit High Dynamic Range besser reproduzierbar.   

Direkter Bildvergleich: links die Original-Quelle, in der Mitte das Ergebnis ohne, rechts mit HDR. Helle und dunkle Bereiche sehen besser aus.

Direkter Bildvergleich: links die Original-Quelle, in der Mitte das Ergebnis ohne, rechts mit HDR. Helle und dunkle Bereiche sehen besser aus.

Mit HDR werden mehr Details des Originalbildes für den Zuschauer sichtbar als früher. Hier gingen unter anderem Kontraste und Farben verloren.

Mit HDR werden mehr Details des Originalbildes für den Zuschauer sichtbar als früher. Hier gingen unter anderem Kontraste und Farben verloren.

Technisch erreicht wird der Effekt durch eine breitere Spanne (Range) an Helligkeitsstufen mittels einer von 8 auf 10 Bit gesteigerten Informationsdichte. Aufgrund der feineren Abstufungen sehen extrem dunkle wie extrem helle Bildanteile in HDR realistischer aus. Auch etwaige Banding-Effekte bei Szenen mit vielen Farbabstufungen wie einem Sonnenuntergang gehören dank HDR der Vergangenheit an. 

Mit HDR-10 (das „10” steht für die Bit-Tiefe), wie er von UHD-Blu-ray-Playern unterstützt wird, gibt es jetzt einen Standard, der das Plus an Informationen von der Quelle zum TV transportiert. Neben den feineren Abstufungen verspricht HDR auch hellere Spitzlichter. So kann eine Sonne dank HDR endlich um ein Vielfaches heller strahlen als eine Kerze, ohne dass es sich negativ auf die restlichen Bildbereiche auswirkt. 

Wobei die Betonung auf „kann” liegt, denn letztendlich muss der Fernseher in der Lage sein, die gesteigerte Lichtleistung abzurufen. Während die meisten neuen HDR-TVs um 500 Candela pro Quadratmeter (neuerdings wird dieser Wert auch in Nits angegeben) leisten, schaffen nur Top-Modelle wie der Panasonic TX-65 DXW904 oder der Samsung UE 65 KS9590 die für ein maximales HDR-Erlebnis notwendigen 1.000 Nits.

Aus dem Audiobereich kennen wir übrigens seit Langem die negativen Auswirkungen eines reduzierten Dynamikumfangs. So besitzen CDs ein großes Lautstärkespektrum, während im Radio alles maximal losplärrt.

Der aktuelle TV-Standard umfasst 256 Graustufen, mit HDR vervierfacht sich dieser Wert auf 1.024.

Der aktuelle TV-Standard umfasst 256 Graustufen, mit HDR vervierfacht sich dieser Wert auf 1.024.

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