UHD auf Sendung (Reportage)

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Anfang September wird das ultrascharfe Fern­sehen Realität: Der erste frei empfangbare UHD-Kanal startet einen Regelbetrieb. Zudem schickt „HD+“ einen Demokanal auf Sendung. Und Sky intensiviert seine UHD-Probeläufe.

Zumindest die älteren Technikbegeisterten werden sich noch an den 25. August 1967 erinnern: Um 10.57 Uhr fiel auf der damals 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in West-Berlin der Startschuss für das Farbfernsehen in der Bundesrepublik Deutschland. Auf der diesjährigen IFA in Berlin wurde am 4. September erneut ein kleines Stück TV-Geschichte geschrieben.

Shoppen in Ultra-HD

Dort ging mit Pearl.TV der erste frei empfangbare ultrahochauflösende Kanal in Europa auf Sendung. Zwar ist der Shoppingsender inhaltlich und von der Zuschauer-Relevanz nicht unbedingt dazu geeignet, die Massen vor den Geräten zu mobilisieren.

Aber nach all den vielen Fragezeichen der vergangenen Monate bezüglich der neuen Technik und dem langen Warten auf die Ultra-HD-Blu-ray ist dies ein deut­liches Zeichen an Hersteller, Industrie und Konsumenten, dass es mit Ultra-HD endlich losgeht. Zu empfangen ist Pearl.TV 4K über die Satelliten-Position Astra 19,2 Grad Ost (Transponder 1.035, Frequenz 10.994 MHz, Polarisation horizontal, Symbolrate 22.000). Gesendet wird mit einer Auflösung von 3.840 x 2.160 Bildpunkten, einer Bildwiederholungsrate von 50 Bildern und einer Farbtiefe von 10 Bit. Pearl zufolge werden die Außen-Produktionen mit 35mm-Kameras gedreht.

Am 4. September 2015 geht es los: Dann startet der Shoppingsender Pearl.TV in Ultra-HD-Auflösung mit 50 Bildern und einer Farbtiefe von 10 Bit.

Am 4. September 2015 geht es los: Dann startet der Shoppingsender Pearl.TV in Ultra-HD-Auflösung mit 50 Bildern und einer Farbtiefe von 10 Bit.

Verschlüsseltes UHD

Mit der „HD+“-Plattform hat ein namhafter Anbieter zudem für September den Relaunch eines UHD-Demokanals bekannt gegeben. Die Rede ist bisher von einem „verschlüsselten Zeitfenster“ ohne Details, wie häufig am Tag und wie regelmäßig neue Inhalte über den Bildschirm flimmern. Benötigt werden ein „HD+“-Modul bzw. ein „HD+“ UHD Receiver sowie eine aktive Smartcard. Erste geeignete Settop-Boxen sowie ein erstes UHD-TV-Gerät in Kooperation mit Technisat werden auf der IFA präsentiert. Inhaltlich verspricht die HD Plus GmbH einen Mix aus Sport, Kultur, Design und Natur.

Freie UHD-Demos

Bereits im Mai 2014 war über 13 Grad Ost mit Hot Bird 4K1 der erste europäische in HEVC codierte Demo-Sender mit 50 Bildern aufgeschaltet worden. In Zukunft können sich die Zuschauer hier auf mehr Ultra-HD-Inhalte von Anixe HD und SPI International freuen. Hot Bird 4K1 ist mit einem entsprechenden Flat-TV neben Satellit (11.296 MHz, horizontal, 27.500) auch über Kabel- und IPTV-Netze zu empfangen. Für Herbst ist außerdem mit 4K FunBox UHD ein Sender auf 13 Grad Ost geplant, der neben Dokumentationen auch Aufnahmen der Skyline von San Francisco, spektakuläre Wolkenbewegungen, Metropolen bei Nacht, Sportereignisse und Musicals mit derzeit maximaler Auflösung zeigen soll. Wer seine Schüssel auf die Astra-Position 19,2 Grad Ost ausgerichtet hat, kann hier bereits den Sender As­tra Ultra HD Demo empfangen (1.035, 10.994 MHz, horizontal, 22.000).

Zumindest in seiner Mediathek bietet der frei-empfangbare HD-Sender Anixe Ultra-HD-Häppchen in den Bereichen Dokumentationen und Spielfilme an. Bis Ende des vergangenen Jahres sollten hier rund 100 Stunden Material im Genre „Spielfilm“ auf ihren Abruf warten.

Dokumentationen und Spielfilme lassen sich bereits in Ultra-HD-Auflösung über die Mediathek des frei empfangbaren Senders Anixe-HD abrufen.

Dokumentationen und Spielfilme lassen sich bereits in Ultra-HD-Auflösung über die Mediathek des frei empfangbaren Senders Anixe-HD abrufen.

Sky-Spekulationen

Schon seit längerer Zeit grübelt die Branche, wann Sky seinen ersten UHD-Sender im Regelbetrieb aufschalten könnte. Noch lässt sich der Pay-TV-Anbieter diesbezüglich nicht in die Karten schauen. Anfang August hatte Sky beim Supercup-Finale zwischen Wolfsburg und Bayern München einen weiteren UHD-Test durchgeführt. Zum ersten Mal war dabei auch HDR (High Dynamic Range) für Bilder mit höherem Kontrastumfang über die gesamte Produktionskette von der Kamera im Stadion über Satellit bis auf den Fernseher eingesetzt worden. Im Rahmen des Champions-League- und des DFB-Pokalfinales sowie eines Konzerts der Fantastischen Vier hatte Sky zuletzt ebenfalls Produktionen mit UHD-Auflösung getestet. jw

Interview mit Stefan Kunz
Vice President Business & Distribution Services bei Sky Deutschland

Stefan Kunz Vice President Business & Distribution Services bei Sky Deutschland

Stefan Kunz
Vice President Business & Distribution Services bei Sky Deutschland

Was sind Ihre Erfahrungen aus den bisherigen UHD-Probeläufen?

Jeder einzelne Test hat uns geholfen, die Besonderheiten einer Produktion in Ultra-HD zu verstehen und diese zu optimieren. So können wir aufgrund der höheren Auflösung komplett neue Kamerapositionen verwenden und haben zum Beispiel gesehen, dass Kamera­schwenks und Schnitte anders durchgeführt werden müssen als bei einer HD-Produktion, damit sich das Auge daran gewöhnen kann bzw. Unschärfen vermieden werden. Von Test zu Test haben wir große Fortschritte gemacht, was die Bildqualität sowie die Verarbeitung der Datenmengen angeht.

Was erweist sich im Zusammenhang mit UHD-Ausstrahlungen bisher als größtes Problem? Liegt dies auf Produktionsseite oder eher beim Zuschauer, dem noch geeignete Settop-Boxen zum UHD-Empfang fehlen?

Sowohl als auch – die größte Herausforderung auf Produktionsseite bzw. bei der Verbreitung von Ultra-HD ist die enorme Bandbreite, die benötigt wird. Schließlich muss über die komplette Produktionskette die zehn­fache Datenmenge von HD verarbeitet werden. Auf Kundenseite fehlen darüber hinaus noch die entsprechenden Settop-Boxen und Empfangsgeräte.

Stichwort UHD-Regelbetrieb: Mit Pearl.TV geht im September ein erster Sender im UHD-Dauerbetrieb auf Sendung. Können Sie für Sky diesbezüglich schon eine grobe zeitliche Vorgabe machen?

Nein. Wir werden erst dann ein Datum für eine regelmäßige Ultra-HD-Ausstrahlung nennen, wenn die Technologie so weit ist und wir davon überzeugt sind, dass sie einen klaren Mehrwert für unsere Kunden darstellt.

Nach jetzigem Stand kommen zuerst Satelliten-Zuschauer in den Genuss von UHD-Inhalten, Kabel­kunden müssen sich länger gedulden: Hat das technische Hintergründe?

Eine Ausstrahlung von Ultra-HD ist immer auch eine Frage der verfügbaren Bandbreite. Wir haben uns vor Kurzem weitere Kapazitäten gesichert, um Planungs­sicherheit bei der Übertragung von Ultra-HD über Satellit zu haben.

Wann ist mit ersten UHD-Inhalten per Video-on-Demand bei Sky zu rechnen?

Den größten Mehrwert für den Zuschauer haben wir bei Live-Events ausgemacht, weshalb wir uns momentan im Rahmen unserer Tests auf Fußballspiele und auch Konzerte konzentrieren.

Sind in nächster Zeit weitere UHD-Testläufe geplant, möglicherweise auch für eine größere Zuschauerzahl?

Wir werden auch in dieser Fußballsaison wieder verschiedene Live-Tests in Ultra-HD machen. Das werden vorrangig interne Tests sein, wir werden aber rechtzeitig bekanntgeben, wenn unsere Ultra-HD-Bilder öffentlich zu sehen sind.

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