Teufel Varion-Set (Test)

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Trotz eines Preisschilds von gerade mal 700 Euro und eher kompakten Abmessungen ist das neue Teufel-Set Varion 5.1 von den Berliner Boxenbauern als vollwertige Heimkino-Kombi konzipiert. Der Name kommt nicht von ungefähr, bieten die einen halben Meter langen, schlanken Säulen doch eine hohe Flexibilität bei der Aufstellung. Ob waagerecht oder senkrecht, ob an der Wand, im Regal oder frei aufgestellt, sie sollen stets eine optimale Klangqualität bieten.

Rein mechanisch stellt das schon mal kein Problem dar, denn die fünf identischen Satelliten mit der Bezeichnung CS 75 LCR sind dank ihrer geringen Abmessungen auch auf kleinem Raum gut unterzubringen. Ähnliches gilt für den Subwoofer US 2106/1 SW.

Technik

teufel_varion-set_proconZwar enthält er nur einen Treiber mit 16 Zentimetern Durchmesser, der aber ist per Klippel auf möglichst großen Hub optimiert und nach Teufel-Art in einem Gehäuse untergebracht, das groß genug ist, um keine elektronische Tiefbassanhebung nötig zu machen. Deshalb kann sich die eingebaute Endstufe auch mit 80 Watt bescheiden. Ein Tiefpass-Filter enthält der Sub nicht, diese Funktion überlässt er dem ihn antreibenden Heimkino-Receiver.

Für die Satelliten setzt Teufel eine Technik ein, die in der professionellen Beschallungsinstallation schwer angesagt ist: nämlich ein sogenanntes Line Array (siehe Kasten „Stapelung von Lautsprechern“). Sechs vergleichsweise kleine Chassis mit 55 Millimetern Durchmesser, von denen drei oberhalb und drei unterhalb der 19-Millimeter-Hochtonkalotte sitzen, sorgen für eine verstärkte Richtwirkung zur Hochachse. Dadurch strahlen die CS 75 LCR im stehenden Betrieb Boden und Decke weniger an als normale Boxen-Konstruktionen.

Schon aus dem Karton heraus lassen sich die Satelliten ins Regal stellen und dank entsprechender Montageöffnungen auf der Rückseite an der Wand anbringen. Dem Center ist ein Standfuß beigelegt, mit dem er quer unter einen Fernseher gelegt werden kann. Für eine noch größere Flexibilität bietet Teufel sowohl einen Bodenständer (160 Euro pro Paar) als auch einen Tischständer (130 Euro pro Paar) an. Ohne diese Ständer wäre die Kippgefahr aufgrund der geringen Standfläche zu groß. Trotz der schon vorhandenen Montage-löcher bietet Teufel einen Wandhalter an (30 Euro pro Paar). Der bietet gegenüber der direkten Montage den Vorteil, dass er über ein Gelenk verfügt, mit dem sich die Boxen horizontal ausrichten lassen.

Tonqualität Surround

Mit 38 Hertz unterer Grenzfrequenz wählten die Teufel-Entwickler einen für ein Chassis dieser Größe sinnvollen Wert, der den Subwoofer nicht überfordert. Der gewährleistet einen Maximalpegel von immerhin 100 Dezibel. Nicht schlecht angesichts einer Verstärkerleistung von eher moderaten 80 Watt. Die Frequenzgänge reichen im Tieftonbereich bis dahin, wo der Subwoofer aufhört: bis 200 Hertz. Auch ohne weitere Filtermaßnahmen im Receiver sollte so ein nahtloser Übergang in diesem Bereich sichergestellt sein. Die Frequenzgänge der Satelliten zeigen sich ohne nennenswerte Abweichungen. Weniger optimal ist die Abstrahlcharakteristik des – quergelegten – Centers. Er zeigt Einbrüche im Mitteltonbereich unter größeren Winkeln. Ihn auch senkrecht zu positionieren wäre akustisch die bessere Lösung, in den meisten Heimkinos dürfte das aber selten möglich sein.

Wer aufgrund der kompakten Lifestyle-Optik einen piepsigen Ton mit fehlender Substanz erwartet hat, der irrt. Und zwar auf der ganzen Linie, denn das Varion-Set spielt überraschend groß auf. Der Subwoofer integriert sich nahtlos ins restliche Klanggeschehen, wie zum Beispiel Männerstimmen in den Dialogen von „Terminator – Die Erlösung“ unter Beweis stellen.

Das Prinzip von Line-Array-Lautsprechern ist nicht neu. Die langen, schmalen Lautsprecher findet man beispielsweise in Kirchen zur Sprachübertragung. In der XXL-Variante werden sie häufig auf Live-Konzerten eingesetzt. Die Idee dahinter: Je mehr Chassis oder ganze Boxen man anein­ander reiht, desto mehr richten sie den Schall zumindest in die Richtung, in die sie aufeinander gestapelt werden. Die Bündelung geht sogar so weit, dass der Schalldruck nicht mehr um 6 Dezibel abnimmt, wenn man die Entfernung verdoppelt, sondern nur noch um 3 Dezibel. Das ist der Grund, warum Line Arrays auf Open-Air-Konzerten beliebt sind, denn sie strahlen einfach weiter als herkömmliche Konstruktionen. Der Effekt ist allerdings frequenzabhängig, je größer die Gesamtlänge des Line Arrays, umso tiefer die Frequenz, bis zu der er wirkt. Auch schwächt er sich ab einer bestimmten, ebenfalls größen- und frequenzabhängigen Entfernung ab.

Die 6 Chassis der Teufel-Satelliten bilden ein Line Array. Dass die Reihe durch den mittig angeordneten Hochtöner unterbrochen wird, stört den Effekt kaum.

Die 6 Chassis der Teufel-Satelliten bilden ein Line Array. Dass die Reihe durch den mittig angeordneten Hochtöner unterbrochen wird, stört den Effekt kaum.

Bei besagten Kirchenlautsprechern kommt zu dem beschriebenen Phänomen noch ein weiteres hinzu: Je mehr Schall direkt auf den Zuhörer und nicht auf Boden und Decke abgestrahlt wird, desto weniger wird der – im Fall einer Kirche sehr hallige – Raum angeregt, wodurch die Sprachverständlichkeit steigt.

Ähnlich ist das auch im Heimkino, wobei dessen Akustik weniger Nachhall produziert als eine Kirche. Trotzdem hilft auch hier, dass Boden und Decke weniger angestrahlt werden. In diesem Fall bei der Ortung von Schallereignissen, die durch frühe Reflexionen beeinträchtigt werden. Solche Line Arrays sollten aber nach Möglichkeit immer senkrecht aufgestellt werden, denn ihr Rundstrahlverhalten ist nur in diesem Fall optimal. Waagerecht positioniert produzieren sie abseits der Achse deutliche Unlinearitäten.

Auch bei unserem 3-Doors-Down-Klassiker „Away From The Sun“ wirkt das Set homogen und stellt den massiven Sound bemerkenswert unaufgeregt und dynamisch in den Raum. Zu laut darf es dabei natürlich nicht werden, sonst merkt man der 700-Euro-Kombo den Stress an, wird sie doch aggressiver und ungenauer. Das gilt wohlgemerkt für ein Pegelniveau, das im Alltag selten erreicht wird.

Ebenfalls nicht zu verachten ist das System, wenn der Sinn des Besitzers mal nach etwas Feingeistigem steht. Selbst Klassik macht Spaß, wie das Teufel-Set mit dem „Appalachian Spring“ von Aaron Copland, interpretiert von der San Francisco Symphony, beweist: Es stellt die Instrumente sauber im Raum auf und lässt auch feine Klangdetails durchscheinen. Komplett verfärbungsfrei spielt das Set nicht, grobe Fehler kann man ihm in diesem Punkt aber nicht vorwerfen.

Tonqualität Stereo

Ohne Sub sind die CS 75 LCR im Stereo-Betrieb nicht sinnvoll zu betreiben, überzeugen inklusive Woofer jedoch ebenfalls mit erwachsenem Klang, der ausgeglichen wirkt. Erstaunlich gut geht ihm die räumliche Darstellung von der Hand, bei „Jazz at the Pawnshop“ beispielsweise stellt es die Instrumente präzise um den Zuhörer und vermittelt  die Raumatmosphäre glaubwürdig. mino

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AuVi_AWARD-Preistipp

Der Testbericht Teufel Varion (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

75 gut

Für 700 Euro bekommt man mit dem Varion von Teufel nicht nur ein sehr gut aussehendes, sondern auch ein sehr gut klingendes 5.1-Set. Dynamische Wunderdinge darf man bei dem Preis freilich nicht erwarten.

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