Wann immer es eine neue Heimkino-Tonnorm gibt, ist der Boxenbauer Teufel mit entsprechenden Produkten schnell auf dem Markt, so auch bei Dolby Atmos. Die Säulen LT 5A FR aus dem LT-5-Programm der Berliner bekamen einen für die Höhensignale bestimmten Treiber in ihre Oberseite integriert. Die optische Umsetzung des neuen Tonformats ist den Entwicklern aus unserer Sicht merklich gefälliger von der Hand gegangen als einem Großteil der Konkurrenz, man sieht nämlich von dem zusätzlichen Treiber zunächst einmal überhaupt nichts. Er verschwindet hinter einem Gitter, das sich nicht von dem vor den ‚normalen‘ Treibern unterscheidet. Zudem sind die Teufel-Säulen – sie bestehen aus zwei Millimeter starkem, gebürsteten Aluminium – bis in die Details sehr sorgfältig verarbeitet. Das Design gelang elegant, blieb aber dezent.
Aktives Atmos
Auf den zweiten Blick, nämlich den auf die Rückseite, offenbaren die Säulen dann doch eine Besonderheit: Sie bringen einen eigenen Verstärker für den Atmos-Bereich mit. Das macht definitiv Sinn, denn nicht alle Heimkino-Receiver mit Atmos-Dekoder haben auch genügend Endstufen eingebaut, um alle vier Kanäle für die Höhenlautsprecher anzutreiben. Mit der Aktivbauweise hat Teufel dieses Problem geschickt umgangen. Doch auch mit Endstufen im Receiver lassen sich die LT 5A betreiben, für diesen Fall montierte Teufel einen Hochpegel-Eingang in Form von Lautsprecherklemmen, ähnlich wie bei vielen Subwoofern.
Der Aufbau einer Atmos-Heimkinoanlage ist naturgemäß schon wegen der zusätzlichen Kanäle komplexer als der eines normalen 5.1-Systems. Im Fall des LT-5-Sets muss der Anwender neben dem Verlegen eines Kabels vom Receiver – ob nun Lautsprecherstrippen oder Cinch-Verbindungen – zudem dafür Sorge tragen, dass in der Nähe jeder der vier Säulen eine Steckdose zur Stromversorgung erreichbar ist. Idealerweise sollte sich diese Dose im gleichen Stromkreis wie die für den Receiver befinden, damit Potenzialunterschiede, und damit Brummstörungen, möglichst klein sind.
Dass Teufel als Atmos-Einheit einen Breitbänder einsetzt, sollte nicht als Hinweis auf übertriebene Sparsamkeit verstanden werden: Solche Chassis haben den Ruf einer Billiglösung längst abgestreift und sind gerade in der hier gewählten Größe von acht Zentimetern durchaus in der Lage, alles zwischen 200 Hertz und 20 Kilohertz linear und sauber wiederzugeben. Ein solches Chassis erreicht im Hochtonbereich allerdings immer noch nicht die Detailwiedergabe und Genauigkeit einer guten Kalotte. Das braucht es aber für die Atmos-Anwendung in der Regel gar nicht.
Dreiweg statt Zweiweg
Neben der Atmos-Abteilung integrierten die Berliner Entwickler natürlich auch noch ‚normale‘ Lautsprecher in die LT-5-Schallwandler. Und zwar mit einem Aufwand, den man bei designorientierten Lautsprechern nicht unbedingt erwartet: Sowohl die vier gleichen Säulen für Front und Surround als auch der Center sind Dreiweg-Konstruktionen. Den Bass übernehmen jeweils zwei Tieftöner mit je 13 Zentimetern Durchmesser, während für mittlere Frequenzen jeweils ein 8-Zentimeter-Konus zuständig ist. Den Hochtonbereich bearbeitet in beiden Varianten eine 25 Millimeter große Gewebe-kalotte. Die Tieftöner von Säulen und Center arbeiten als geschlossene Gehäuse, was zwar weniger Pegel und Tiefgang bedeutet als eine Bassreflexlösung, aber dafür mit einer besseren Impulswiedergabe im Bass punkten kann.
Beim Subwoofer verzichtete Teufel dagegen nicht auf den Zusatz-Schub durch Gehäuse-Öffnungen, die man in der Bodenplatte unterbrachte. Allerdings wählte der Hersteller hier seine eigene Variante, die er DPU-Technik nennt und Strömungsgeräusche vermeiden soll. Das Anschlussfeld des Subs ist kompromisslos aufs Heimkino ausgelegt und lässt alles dafür Überflüssige wie Hochpegel-Eingänge und Stereo-Buchsen weg. Selbst auf Regler für die Trennfrequenz verzichtet Teufel und überlässt deren Einstellung komplett dem Receiver. Immerhin baute der Hersteller ein zwischen 30 und 70 Hertz stufenlos einstellbares Hochpassfilter ein, das auf Wunsch die tiefsten Frequenzen ausfiltert. So lässt sich vor allem bei kleinen Räumen unerwünschtes Dröhnen minimieren.
Teufel hat dieses Problem bei der Entwicklung des LT 5-Atmos-Sets erkannt und versucht zu bereinigen: Direkt in den zu verhindernden direkten Abstrahlweg des schräg nach oben strahlenden Chassis setzten die Entwickler einen Kunststoff-Steg. Dieser soll ab einer bestimmten Frequenz die Abstrahlung nach vorn verhindern. Dies ist auch gelungen, wie eine Messung in unserem Labor zeigt: Der Pegel nach vorn zum Hörplatz ist merklich geringer als der auf der Chassis-Achse, also dem Anteil, der zur Decke hin abgestrahlt wird – teils um mehr als 10 Dezibel. Der Lohn für diese Mühe: Der von der Decke zu den Hörern reflektierte Schall bestimmt die Ortung der nach oben gemixten Signale deutlich mehr als bei den Mitbewerbern.
Tonqualität Surround
Auch bei auf die unterste Filterfrequenz, nämlich 30 Hertz eingestelltem Hochpassfilter zeigt der Teufel-Sub einen zu tiefen Frequenzen hin leicht fallenden Frequenzgang. Das ist durchaus sinnvoll, denn diese Abstimmung gleicht die Verstärkung der Basswiedergabe durch die Bodenaufstellung aus. Auch kann der Sub so näher an Seitenwänden aufgestellt werden, ohne dass seine Wiedergabe aus dem Gleichgewicht gerät. Seine untere Grenzfrequenz von 35 Hertz und sein Maximalpegel von 110 Dezibel lassen viel Heimkino-Tieftonspaß erwarten.
Für einen optimalen Atmos-Effekt ist es laut Dolby aber besser, wenn Lautsprecher mit integrierter Atmos-Abteilung deutlich hinter dem Hörplatz und damit in etwa an den Positionen der Back-Rear-Boxen aufgestellt werden. Erst dann funktioniert der einhüllende Effekt so, wie von den Erfindern vorgesehen. Auch aus diesem Grund konzipierte Dolby für den Heimkino-Betrieb den Wiedergabemodus 7.1.4, bei dem die Atmos-Lautsprecher auf die Back-Surround-Position wandern und den regulären Surround-Boxen keine Höhenkanäle zugeordnet sind.
In der Praxis bedeutet dies: Beim 7.1.4-Betrieb mit dem hier getesteten 5.1.4-Set würden die LT 5A FR-Säulen hinter dem Hörplatz als Back-Surround-Boxen musizieren, für die seitlichen Surround-Positionen müssten zusätzliche Boxen angeschafft werden. Hier haben die Berliner mit den LT 5 Mk2 FCR (Bild unten) optisch und akustisch Passendes zur Wandmontage im Programm. Vorsicht gilt bei der Wahl des Receivers, denn nicht alle Geräte – selbst in der Mittel- und Oberklasse – unterstützen die Verarbeitung von 7.1.4-Signalen.
Die Frequenzgänge von Säulen und Center zeigen einen ausgewogenen Verlauf ohne große Unregelmäßigkeiten. Gelungen ist das Rundstrahlverhalten des Centers, der auch nicht genau auf seiner Abstrahl-Achse sitzenden Heimkino-Fans hohe Klangqualität bietet. Auch der Atmos-Breitbänder zeigte sich gut in Form, sein Frequenzgang reicht ohne größere Unregelmäßigkeiten ebenfalls bis nahezu 20 Kilohertz.
Das merkt man bei entsprechendem Tonmate-rial auch sofort: Die Atmos-Abteilung integriert sich nahtlos in den Gesamtklang. Besser als den bisher von uns getesteten Atmos-Sets gelingt es dem LT 5 Atmos zudem, Schallereignisse wirklich über den Hörern abzubilden. Bei „Expendables 3“ fliegt der Hubschrauber glaubhaft über unseren Köpfen, ohne dass man sich beim Hören groß darauf konzentrieren muss. Damit wirkt das Klang-erlebnis noch authentischer. Unser Atmos-Favorit aus der Krachbumm-Fraktion ist derzeit aber eindeutig „Mad Max: Fury Road“, bei dem man ein ums andere Mal unweigerlich seinen Kopf einzieht, wenn es von der Decke kracht (zum Beispiel gleich in der Eröffnungsszene bei 1:54).
Weniger krachend, aber nicht minder eindrucksvoll wirkt die Dolby-Atmos-Abmischung des Science-Fiction-Dramas „Gravity“. Auf dem Teufel-Set fasziniert der 3D-Tonmix mit ungemein glaubwürdiger wie einhüllender Räumlichkeit. Da werden die Weltraumspaziergänge auch zum akustischen Gänsehaut-Erlebnis.
Gelingt dies aber, werden die Entwickler mit merklich besserem Klang belohnt: Zum einen teilen sich jetzt drei Chassis den Arbeitsbereich auf und können für ihre jeweilige Aufgabe zielgenauer optimiert werden. Zum anderen ist mit einer Dreiweg-Konstruktion eine homogenere Rundstrahl-Charakteristik zu erreichen, der von Wänden und Decke reflektierte Schall hat ein dem Direktschall ähnlicheres Spektrum. Damit klingt die Box unverfärbter und bildet die Räumlichkeit genauer ab.
Dabei ist der ausgewogene, homogene Klang des „normalen“ Teils des Teufel-Sets eine große Hilfe. Denn es überzeugt durch verfärbungs-arme, präzise Darstellung, die bei Filmton für hohe Sprachverständlichkeit wie Detailfülle und bei Musik für natürliche Klangfärbung und genaue Positionierung in Breite und Tiefe sorgt. Dave Matthews und Tim Reynolds spielen ihr „Crash into me“ ebenso locker und ansatzlos wie Toto auf der neuen Blu-ray „Live in Poland“ ihren Hit „Rosanna“.
Tonqualität Stereo
Auch im Stereo-Betrieb sollten die LT-5-Säulen nicht auf Subwoofer-Unterstützung verzichten, sonst klingen sie arg dünn. Ist der Sub aber in Betrieb, tönt es ebenso homogen und fein wie im Mehrkanal-Modus: Schön klagend gibt beispielsweise Emma Lee ihr „Backseat Heroine“ zum Besten, mit säuberlich im Raum aufgestaffelter, gefühlvoll aufspielender Band.
Knackig kommt der Bass bei Dire-Straits-Bassist John Illsley auf seinem „Railway Tracks“, dessen druckvolle und doch luftige Aufnahme einmal mehr zeigt, wie der Mann an der Bassgitarre einen Song prägen kann, indem er ganz ohne Effekthascherei einfach auf den Punkt spielt. (mino)
Der Testbericht Teufel LT5 Atmos (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 3500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2015 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Das war die bisher beste Vorstellung einer Atmos-Kombi: Bei Teufels LT 5 Atmos-Set wirkt der Klang bei entsprechendem Material wirklich dreidimensional, Signale von oben ertönen auch wirklich von dort – ein echtes Highlight. Mit dem natürlichen und präzisen Klang lässt sich ermüdungsfrei lange Musik und Heimkino-Ton genießen.