Sony STR-DN 860 (Test)

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Im Gegensatz zu Fernsehern hat man bei Receivern aus dem Hause Sony nicht die Qual der Wahl. Denn mit dem STR-DN 1060 und STR-DN 860 gibt es nur zwei neue Modelle mit HDCP 2.2. Der von uns getestete STR-DN 860 ist 80 Euro günstiger als die 7.2-Konkurrenz von Onkyo und Pioneer. Der Sony lockt mit außergewöhnlichen Extras wie einer Klangverbesserung für komprimierte MP3-Stücke (siehe Kasten „Das verbirgt sich hinter High-Res Audio“), versteht sich aber weder auf Dolby Atmos noch DTS:X.     

Ausstattung und Technik

sony-pcErste Sympathiepunkte sammelt der Japaner für seine aufgeräumte Optik und den präzise drehenden Lautstärkepoti, nur an der scharfkantigen Front sollten die Designer im wahrsten Sinne feilen. Im Unterschied zum 50 Euro günstigeren Vorgänger (Test in Ausgabe 8-2014) beherrscht einer der fünf HDMI-Eingänge den UHD-Kopierschutz HDCP 2.2. Weitere Neuerungen sind das Delay für den LFE-Kanal und der MP3-Klangverbesserer „DSEE HX“. Offenbar dem Rotstift zum Opfer fielen das Internetradio sowie die 75-Ohm-UKW-Antennenbuchse, nur die mitgelieferte Wurfantenne passt in die Spezialbuchse.

Sony STR-DN 860: Der Geber kommt mit wenigen Tasten aus, jedoch lassen sich nicht alle Eingänge direkt aufrufen.

Sony STR-DN 860: Der Geber kommt mit wenigen Tasten aus, jedoch lassen sich nicht alle Eingänge direkt aufrufen.

Am Lautsprecher-Setup gefallen uns die feinen Einstellschritte für die Boxenpegel und Entfernungen von einem halben Dezibel und einem Zentimeter, die sich von Hand oder Sonys Einmessauto-matik DCAC justieren lassen. Bis auf die unabhängige Beschallung des Nebenraums (Zone 2) sowie einen „Stereo (Groß) plus Subwoofer“-Modus lassen sich alle gängigen Lautsprecher-Konfigurationen einstellen, darunter auch „Bi Amping“ und ein zweites Stereo-Boxenpaar. Ein manuell einstellbarer Equalizer fehlt, doch immerhin lassen sich die Bass- und Höhenregler separat pro Lautsprechergruppe regeln. Punkte bei der Ausstattung lässt der Sony wegen seiner fehlenden Decoder für Dolby Atmos, DTS:X und ProLogic IIz liegen. Die Höhenboxen werden nur in den Sony-eigenen Raumklang-programmen aktiv.

Das Bildschirmmenü hebt sich mit feinen Grafiken von der Konkurrenz ab, dennoch ist der Sony nicht gerade ein Vorbild an Bedienkomfort. Das Menü reagiert häufig verzögert, außerdem verteilen sich die Klangeinstellungen auf drei verschiedene Untermenüs. Die Fernbedienung wirkt mit ihren wenigen Tasten zwar aufgeräumt, doch leider lassen sich nicht alle Eingänge direkt anwählen.

Video und Multimedia

Der Videoprozessor skaliert 480p, 720p und 1080i/p auf 4K, zudem erlaubt er das Umschalten des HDMI-Farbformats. Ein 1080p-Upscaling eingehender SD-Signale beherrscht er hingegen nicht. Kritikwürdig ist der hohe Verbrauch bei der Durchleitung eines HDMI-Signals im Standby, der mit 28 Watt zu rund 70 Euro zusätzlichen Stromkosten pro Jahr führt.   

Mit Internet-Apps kann der Sony nicht dienen, dafür mit vielen Möglichkeiten, Mobilgeräte zu kontaktieren: Videos lassen sich per MHL-HDMI und „Screen Mirroring“ (Miracast) einspeisen, Musik per Bluetooth und NFC. Kontakt zum Heimnetz nimmt der Receiver mit seinem Dualband-WLAN auf. Zudem empfängt er Streams von Spotify sowie Apps mit Google-Cast-Unterstützung. Alternativ steuern lässt sich der Sony per Smartphone-App „SongPal“ und per Internetbrowser.    

Das schöne Hauptmenü unterscheidet die Eingänge nach Video („Watch“) und Audio („Listen“).

Das schöne Hauptmenü unterscheidet die Eingänge nach Video („Watch“) und Audio („Listen“).

Drei Custom Presets erlauben das Speichern und Aufrufen vieler Einstellungen per Knopfdruck.

Drei Custom Presets erlauben das Speichern und Aufrufen vieler Einstellungen per Knopfdruck.

Die Klangregelung umfasst Bass- und Höhenregler, die sich separat je Boxengruppe einstellen lassen.

Die Klangregelung umfasst Bass- und Höhenregler, die sich separat je Boxengruppe einstellen lassen.

Zusammen mit Philips entwickelte Sony mit der SACD den ersten hochauflösenden Tonträger. Bis heute hat der japanische Konzern die audiophile Musikwiedergabe im Fokus. Das an Receivern unterschiedlicher Hersteller zu findende „Hi-Res Audio“-Logo steht beim STR-DN 860 für folgende Extras:
• High Resolution Audioplayer: Über USB und Netzwerk gibt der Sony alle gängigen, hochauflösenden Stereo- und Mehrkanal-Audioformate wie AIFF, ALAC, DSD, FLAC und WAV wieder.
• DSD-Decoding via HDMI: Der Sony verarbeitet den rohen 1-Bit-Datenstrom einer SACD per HDMI, was nicht alle Receiver können.
• Audio Upscaler und -Enhancer: Zur Klangverbesserung von CDs und MP3-Dateien verfügt der Receiver über die Schaltungen „D.L.L.“ (Digital Legato Linear) und „DSEE HX“ (Digital Sound Enhancement Engine). Zur genauen Arbeitsweise der zweistufigen Schaltung schweigt sich Sony aus, wahrscheinlich ist aber, dass sie die Abtastrate erhöht. DSEE HX versucht infolge von Datenreduktion verloren gegangene Obertöne anhand einer psychoakustischen Analyse zu rekonstruieren.
• verlustfreie Bluetooth-Übertragung: Normalerweise werden Audiodaten bei der Übertragung per Bluetooth im verlustbehafteten Format SBC komprimiert. Der Sony dagegen beherrscht den eigens entwickelten Codec „LDAC“, der mit seiner rund dreimal so hohen Datenrate von 990 kbps die Qualität hochauflösender Audiodateien bewahrt. Der Receiver fungiert als Bluetooth-Empfänger und -Sender und ist damit ein idealer Spielpartner für Sonys LDAC-Produktprogramm, das aus diversen MP3-Playern, Kopfhörern und Aktivlautsprechern besteht.

Das „Hi-Res Audio“-Logo am Sony-Receiver steht für eine Reihe unterschiedlicher Funktionen.

Das „Hi-Res Audio“-Logo am Sony-Receiver steht für eine Reihe unterschiedlicher Funktionen.

Der Hörmodus Portable Audio verbessert mit dem „DSEE HX“-Verfahren den Klang schlecht codierter Musik.

Der Hörmodus Portable Audio verbessert mit dem „DSEE HX“-Verfahren den Klang schlecht codierter Musik.

Tonqualität

Mit einer Gesamtleistung von 450 Watt, die er bei fünf- und siebenkanaliger Volllast bereitstellt, liefert der Sony die Voraussetzung für packenden Heimkinoklang. Mühelos und mit tollem Druck gibt er den tiefbassgeladenen Dolby Trailer „Spheres“ ohne Subwoofer-Unterstüzung wieder. Bei Musik begeistert er mit einem souveränen Klang. Die Höhen klingen erst bei hohen Pegeln etwas rau und angestrengt. Das sauber arbeitende Bass-Management sorgt bei den meisten Musikscheiben für ein sattes Tiefton-Fundament. Nur der Dolby-Track unserer 3 Doors Down-DVD „Away From The Sun“ kommt trotz LFE-Verzögerung etwas dünn zu Gehör. Denn anders als beim Pioneer, der die Funktion ebenfalls bietet, wirkt die LFE-Verzögerung des Sony nur am Subwoofer-Ausgang. Im zweiten Hördurchgang waren wir überrascht, dass die Einmessautomatik schon nach zwei Minuten unser Lautsprecherset justiert hat. Bis auf die leicht abweichenden Distanzen für linke und rechte Frontbox, die wir von Hand korrigierten, waren wir mit den Ergebnissen äußerst zufrieden.

Das Auswahlmenü des Audioplayers informiert über Dateiname, Format und den Zeitpunkt der Erstellung.

Das Auswahlmenü des Audioplayers informiert über Dateiname, Format und den Zeitpunkt der Erstellung.

DCAC beließ unsere bassfähigen Nubert Schallwandler ungefiltert, die drei EQ-Kurven „Engineer“, „Full Flat“ und „Front Reference“ verliehen dem Klang mehr Wärme und Druck – schade nur, dass DCAC die EQ-Kurven nicht grafisch anzeigt. Selbst die bei anderen Receivern häufig als zu hell empfundene Flat-Einstellung nervt nicht mit zu präsenten oberen Mitten und Höhen. Insofern ist der fehlende Cinema-Filter wenig tragisch. Nach der Einmessung lässt sich zudem die Funktion „Automatic Phase Matching“ zuschalten, die die Ortung verbessert, ohne dass sie die Klangfarbe ändert: Mit ihr verschmolzen Front und Center förmlich zu einer Bühne, Gesang und Instrumente standen greifbarer, fokussierter im Raum. Beim leisen Hören ist die zweistufig einstellbare Loudness-Schaltung „Sound Optimizer“ eine feine Sache, die den Sound mit etwas mehr Bässen und Höhen anreichert, sowie die Auto-Level-Schaltung, die Dynamikspitzen kappt.

Von den fünf HDMI-Eingängen versteht sich nur einer auf HDCP 2.2, dafür gibt der Receiver dank HDMI-MHL 3.0 sogar 4K-Videos vom Smartphone wieder. Die Antennen verbessern den WLAN- und Bluetooth-Empfang. Unschön sind das fixe Netzkabel und der FM-Eingang, weil in den nur der Spezialstecker der mitgelieferten Wurfantenne passt.

Von den fünf HDMI-Eingängen versteht sich nur einer auf HDCP 2.2, dafür gibt der Receiver dank HDMI-MHL 3.0 sogar 4K-Videos vom Smartphone wieder. Die Antennen verbessern den WLAN- und Bluetooth-Empfang. Unschön sind das fixe Netzkabel und der FM-Eingang, weil in den nur der Spezialstecker der mitgelieferten Wurfantenne passt.

Mit CD-Stereomaterial klingt der Sony an allen Eingängen ausgewogen. Besondere Aufmerksamkeit verdient sein MP3-Verbesserer (siehe Kasten „Das verbirgt sich hinter High-Res Audio“), der im Test mit einem schlecht codierten MP3-Song für feinere Höhen sorgte und Kompressions-Artefakte zu kaschieren schien. Wünschenswert wäre, dass sich der Hörmodus auch per Kopfhörer und in Verbindung mit den Klangreglern nutzen lässt.    

550 Euro: Die Tasten zur Grundbedienung sind unauffällig unterhalb des Displays angebracht, was den nur in Schwarz erhältlichen Receiver aufgeräumt wirken lässt. Das Lautstärkerad dreht sich schön satt.

550 Euro: Die Tasten zur Grundbedienung sind unauffällig unterhalb des Displays angebracht, was den nur in Schwarz erhältlichen Receiver aufgeräumt wirken lässt. Das Lautstärkerad dreht sich schön satt.

sony-wertung

Der Testbericht Sony STR-DN 860 (Gesamtwertung: 72, Preis/UVP: 550 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

72 gut

Sonys 7.2-Receiver besticht neben seinem günstigen Preis mit guten Leistungswerten sowie einem feinen, satten Klang, die er auch der Einmessautomatik verdankt. Wertvolle Punkte lässt er bei der Ausstattung wegen seiner fehlenden Decoder für Dolby Atmos, DTS:X und Pro Logic IIz liegen.

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