Sim2 Grand Cinema Mico 50 (Test)

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Sim2 Grand Cinema Mico 50 – LED-Projektor für 16.000 Euro

Test Sim2 Grand Cinema Mico 50 - LED-Projektor für 16.000 EuroNeben Runco wagt sich auch Sim2 an die LED-Projektion. Die Italiener versprechen für ihren Grand Cinema 30.000 Stunden kons­tante Leistung. Wir testen, wie viel Leistung das ist.

Die Heimkino-Experten von Sim2 aus Italien nannten ihren ersten LED-Projektor "Mico", was auf Latein so viel wie "ich schimmere" bedeutet. Weil die LED-Technik brandneu ist und uns neugierig macht, warteten wir entgegen unserer Gewohnheiten nicht auf das Serienmodell, sondern testeten einen seriennahen Prototypen.
Wie der Projektor von Runco bringt der Mico 50 drei strahlend helle Hochleistungs-LEDs für Grün, Rot und Blau mit. Die nötige Flüssigkeitskühlung macht den Beamer zum dicken Brummer. Die Bilderzeugung übernimmt langlebige DLP-Technik von Texas Instruments, die dank se­quentieller LED-Ansteuerung ohne Verschleißteile wie Farbrad auskommt. Die LEDs aus der Phlatlight-Serie von Luminus sollen mehr als 30.000 Stunden lang konstante Leistung liefern. Sim2 verspricht 800 Lumen und Kontrastwerte bis zu 100.000:1.

Ausstattung und Bedienung

Zwei Zoom-Optiken für kurze und weite Projektions­abstände sind lieferbar. Dazu bietet der Mico 50 den bei DLP seltenen Komfort von motorischem Zoom, Fokus und 2D-Lens-Shift. Der Zoomfaktor von 1,4:1 reicht, um bei einer 21:9-Installation unterschiedliche Bildformate anzupassen.
Zur Kontrolle von Zoom und Fokus wird ein Testbild eingeblendet. Bei unserem Prototypen er­gab sich dabei eine ungenaue Fokussierung in Form eines Konvergenzfehlers oben links. Wir vermuteten eine nicht exakt montierte Optik, was wir Sim2 mitteilten. Dort versicherte man uns, dass die Fokussierung für die Serie bereits überarbeitet sei, und bat uns, das Gerät einzuschicken. Es kam nach wenigen Tagen besser justiert zurück, war aber noch nicht perfekt. Abbildungsfehler der Optik sind bei LED-Projektion noch kritischer als bei konventioneller Technik (siehe Kasten unten). Die Geräuschentwicklung liegt mit 25 Dezibel niedriger als beim Runco. Dafür fällt bei maximaler LED-Leistung ein Netzteilsurren auf. Es variiert mit der Helligkeit des Videosignals, wenn die Kontrastautomatik "Dynamik Black" aktiviert ist. Diese Schaltung entwickelte Sim2 mit Texas Instruments und will so einen dynamischen Kontrast von 100.000:1 erzielen. Zusätzlich wird die Lichtleistung der LEDs in dunklen Szenen dynamisch gesenkt. Dabei reduziert sich der Stromverbrauch auf  bis zu 108 Watt.
Wichtiger als der Stromspareffekt sind die Haltbarkeit und Stabilität der LEDs. Sie sollen bei vier Stunden Einsatz am Tag 20 Jahre lang durchhalten. Mit Erfahrungswerten lässt sich das nicht untermauern, schließlich ist die Technik brandneu.
Die Videoverarbeitung glänzt mit bestem De-Interlacing sowohl bei SDTV- als auch bei HDTV-Bildern. Bis auf einige gewöhnungsbedürftige Tasten und ein paar seltsam übersetzte Menüpunkte gefallen die beleuchtete Fernbedienung und die deutschsprachigen Menüs.

Test Sim2 Grand Cinema Mico 50 - LED-Projektor für 16.000 Euro

Platz im Anschlussfeld: Neben den üblichen Videoeingängen stehen zwei
Zwölf-Volt-Trigger und eine RS-232-Schnittstelle zur Fernsteuerung zur Verfügung.
Bei voller LED-Leistung überlagert ein leises Surren vom Netzteil
das vergleichsweise niedrige Betriebsgeräusch.

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Komfortabel: Die beleuchtete
Fernbedienung steuert Zoom, Fokus und 2D-Lens-Shift motorisch. 

 

Zusatzinfo: Helmholtz-Kohlrausch-Effekt

 

Der Mico 50 von Sim2 zeigt im Bildmodus "Ursprünglich" das extrem weite Spektrum der LED-Leuchtmittel (LED steht für Light Emitting Diode). Laut Hersteller soll diese Eigenschaft der LEDs zu stärker gesättigten Farben führen, die um bis zu 25 Prozent heller wirken.

Der Zusammenhang zwischen Farbsättigung und empfundener Helligkeit wurde bereits in den 60er-Jahren als "Helmholtz-Kohlrausch-Effekt" beschrieben. Bei gleicher Helligkeit werden demnach bunte Bilder vom Auge heller wahrgenommen als blasse Bilder. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von "Farbenglut". Aus diesem Grund tragen Rettungskräfte immer Kleidung in Signalfarben. Der Helmholtz-Kohlrausch-Effekt wirkt aber nicht bei allen Farben gleich. In gel­ben und gelbgrünen Farbtönen fehlt er nahezu, stärker ist er bei Orange, Grün und Cyan und am stärksten bei intensivem Rot, Purpur oder Violett.

Manche Displays oder Projektoren gleichen Schwächen im Rotanteil aus, zum Beispiel durch einen zu Rot hin erweiterten Farbraum. Dabei handelt es sich um ein durchaus probates Mittel, jedoch wirken die Farben bei einem stark erweiterten Farbraum zu intensiv und wenig natürlich. So auch beim Sim2 Mico 50, wo der Bildmodus "Ursprünglich" zu intensiven und unnatürlichen Bonbonfarben führt. In den Bildmodi "Auto" und "HDTV" dagegen verringert sich der Farbumfang in Richtung der gültigen HD-Standards. Die Farben erscheinen natürlich; allerdings wirkt sich dann auch der Helmholtz-Kohlrausch-Effekt wesentlich geringer aus.

Test Sim2 Grand Cinema Mico 50 - LED-Projektor für 16.000 Euro

Farbenglut: Im Modus "Ursprünglich" weist der Mico 50 ein für alle Farben deutlich erweitertes LED-Spektrum au

Licht und Farbe

Ein Vorteil der LED-Technik ist das schnelle An- und Abschalten ohne Wartezeiten. Die volle Bildhelligkeit steht schon nach wenigen Sekunden zur Verfügung. In der farbneutralsten Voreinstellung "D65" reicht die 433 Lumen helle Projektion für maximal 2,1 Meter breite Leinwände, ist also etwas heller als beim Mitbewerber Runco. Zwar steigert der seltsam übersetzte Anzeigemodus "Überlappung" die Helligkeit auf 542 Lumen (und den Stromverbrauch von 225 Watt auf 278 Watt), was für 2,3 Meter breite Leinwände reicht. Doch dabei ergeben sich blasse Farben und Abweichungen im Farbton, weshalb wir den Modus in unserer Bewertung nicht berücksichtigen.
HDMI-Video stellt der Mico 50 generell nur im RGB-Farbraum korrekt dar. Bei YUV 4:4:4 kommt es zu einer leichten, bei YUV 4:2:2 zu einer gravierenden Übersättigung von Grün, hellste Kontraste wirken leicht übersteuert. Daraus können Probleme erwachsen, denn bei vielen HDMI-Geräten lässt sich der RGB-Modus nicht mehr manuell erzwingen.
In der Einstellung "Ursprünglich" wirken die Farben zu knallig, natürlicher gelingen sie dem Projektor im Modus "Auto" oder "HDTV" (siehe auch Kasten oben). Bildtüftler dürften aber ein Farbmanagement für die Primär- und Sekundärfarben vermissen, nur die generelle Farbsättigung und der Farbton lassen sich verändern.
In der Weißpunkteinstellung liefert der Mico 50 eine recht neutrale Farbtemperatur von 6700 Kelvin und zeigt einen ganz kleinen Stich in Richtung Cyan. Um ihn zu beseitigen, genügt es, im Benutzermodus zwei x-/y-Farbkoordinaten einzugeben. Optional klappt das auch automatisch mit einem Chromameter Minolta CL-200. Am besten gefällt es uns, wenn ein Projektor von Start weg gute Grundeinstellungen bietet wie unser DLP-Referenzprojektor SamsungSP-A 800 B. Sim2 gibt sich aber alle Mühe, die Nachmessung des Mico 50 mit neuer Firmware lieferte noch besser vorjustierte Farben. In unseren Messungen wird der beste voreingestellte Modus bewertet, die von uns optimierten Einstellungen berücksichtigen wir im Sehtest.
Der Bildkontrast bleibt weit unter der Herstellerangabe von 100.000:1; mit aktivierter "Dynamik Black"-Schaltung ergibt sich ein Wert von 3.610:1. Ohne sie liegt der native Kontrast auf einem guten DLP-Niveau von 1.500:1, der Im-Bild-Kontrast ergibt 1.320:1. Aktuelle Projektoren mit LCD- oder D-ILA-Technik bieten hier bessere Werte. Mit rund 500:1 übertrifft der Mico 50 aber zumindest beim ANSI-Kontrast die meisten Konkurrenten, nicht aber den neuen Rekordhalter Runco Q-750i.

Sim2 Grand Cinema Mico 50 - LED-Projektor für 16.000 €

 

Bildqualität Standardsignale

Großes Lob verdient die erstklassige Verarbeitung von Halbbildvideos. Der Videoprozessor beherrscht selbst die schwierigsten Testsequenzen für Kino- und TV-Bilder perfekt. Über seinen YUV-Eingang holt er das Maximum heraus, auch dank des abschaltbaren Bildbeschnitts (Overscan).
Bei FBAS- und S-Video-Quellen zeigt der Sim2 ein leicht beschnittenes Bild, was praxisgerecht ist. Wiederum mittels Benutzerprofil lässt sich ein unbeschnittenes Bildformat programmieren, auch Verkleinern ist möglich. Aufgrund falsch gesetzter Filter wirken FBAS- und S-Videobilder weich und leisten sich unschöne Säume. Die Farbauflösung ist auf 0,5 MHz begrenzt, feine vertikale Muster verschwimmen. Auch hier sollte Sim2 die Firmware überprüfen. Über HDMI gelingt hingegen erstklassige Vollbildqualität – sofern man den Farbraum auf RGB einstellen kann.

Sim2 Grand Cinema Mico 50 - LED-Projektor für 16.000 €

Feine Muster erscheinen in der Bildmitte sauber und farbrein,
zum Rand nehmen die Abbildungsfehler auch
aufgrund der LED-Lichtcharakteristik zu.

Bildqualität HDTV

Analoges HD-Video im Format 1080i erscheint zunächst nicht pixelexakt skaliert, da selbst das Bildformat "Pixel to Pixel" einen leichten Overscan aufweist. Hier kommt erneut das Benutzerprofil zu Hilfe, über das sich Bildformate mit exakter Skalierung generieren lassen. Via HDMI passt die Skalierung, mit HDTV-Testbildern zeigt sich aber, dass man alle Filter und Schärferegler auf Null stellen muss, um Säume und Überschärfungen zu vermeiden. Dann wandelt der ausgereifte Videoprozessor HD-Halbbildvideos im Format 1080i blitzsauber in flimmerfreie Vollbilder um. Dabei behandelt er Kino­- und TV-Material immer korrekt. HD-Videos im Format 1080/30p gelingen ebenfalls scharf und flimmerfrei, wenn man den Filmmode von "Auto" auf "Film" umschaltet. Die meisten BD-Player schaffen das selbst bei 1080p-Bildausgabe nicht.
Um im direkten Vergleich mit unserem DLP-Referenzprojektor Samsung SP-A 800 B eine ähnliche Helligkeit zu erzielen, stellten wir dessen Lampe auf den Sparmodus. In der Voreinstellung "D 65" des Mico 50 lässt zunächst ein kleiner blaugrüner Farbstich die LED-Projektion eine Spur kühler wirken, gut sichtbar in den Schwarz-Weiß-Szenen zu Beginn von "Casino Royale". Auch im Bond-Vorspann wirkte sich diese Tendenz leicht auf die Gelb- und Ockertöne im Bildhintergund aus, sie tendieren eine Spur in Richtung Grün. Dagegen faszinieren die beeindruckenden Rottöne, etwa wenn der blutrote Vorhang von der Schwarz-Weiß-Sequenz ins animierte Bond-Intro überleitet und die gesamte Leinwand in sattes Rot taucht. Auch die mit Licht durchfluteten sommerlichen Szenen am Strand gelingen gut, denn trotz leichter Betonung grüner Farben sehen weder das Meer noch die Palmenzweige künstlich aus. Hauttöne wirken ebenfalls natürlich. In dunklen Szenen fällt aber der nicht optimale Bildkontrast auf, der sich in sichtbar helleren Letterbox-Balken äußert. Feinste Muster erscheinen etwas weicher, da die Optik des Mico 50 wesentlich schlechter fokussiert als die des Samsung.
Änderungen der Farben entfallen beim Mico 50 mangels Farbmanagement. Im Menü "Weißpunkt" wechselten wir aber auf die manuell exakt ausgemessenen x-/y-Koordinaten für 6.500 Kelvin Farbtemperatur. Das bringt einen Gewinn an Farbneutralität, die nicht nur der schwarz-weißen Bond-Sequenz den kleinen Farbstich austreibt. Auch die gelben Mischfarben verlieren ihren Grünstich, die LED-Projektion zieht in der Farbwirkung fast mit dem Samsung gleich. Die bunten Lichter Miamis strahlen während Bonds nächtlicher Taxifahrt unglaublich klar von der Leinwand, wirken aber nicht übertrieben. Die Bremslichter der Autos leuchten per LED-Projektion ebenso intensiv wie die Lämpchen am Flughafen. Rote Farben bringt der Samsung erst im hellen Lampenmodus mit vergleichbarer Kraft aufs Tuch, weil die UHP-Lampe dann erhöhte rote Spektralanteile liefert.
Die vom Hersteller nachjustierte Optik projiziert deutlich weniger Farbsäume als die erste Testversion. Aufgrund des sehr reinen LED-Farbspek­trums mit isolierten Grundfarben entstehen im Auge trotzdem Abbildungsfehler zwischen den Grundfarben, die aus größerer Blickdistanz als grünliche Säume um helle Objekte erscheinen.
Auf Technologien zur Steigerung der Bewegungsschärfe verzichtet der Mico 50 ebenso wie der Runco, weshalb manch andere Projektoren schnelle Schwenks bei Sportsendungen schärfer zeigen. Die klassische 24p-Wiedergabe von Kinofilmen gelingt mit LED-Ansteuerung aber überzeugend; sie wirkt bewegungsscharf und dank des feinen DLP-Rasters besonders filmisch.

Sim2 Grand Cinema Mico 50 - LED-Projektor für 16.000 €

 Runde Formen: Das gefällige Design macht den LED-Projektor
von Sim2 zum Hingucker. Mit seinen 25 Kilogramm ist er
wie der Runco ein echter Koloss.

Fazit

Die im Vergleich zum Runco leise LED-Projektion fasziniert mit satten Farben, doch Kontrast, Helligkeit und Abbildungsschärfe erreichen nicht Spitzenniveau. Allerdings handelt es sich beim getesteten Mico 50 um ein Vorseriengerät mit leichten Mängeln, die Sim2 per Firmware beheben will. 

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Zusatzinfo: Dynamik Black

Die zusammen mit Texas Instruments entwickelte Schaltung "Dynamik Black" senkt bei dunklen Bildern die LED-Lichtleistung und hebt gleichzeitig per Gammakorrektur den Kontrast an. Während bei der vergleichbaren Constant-Contrast-Schaltung des Runco drei Stufen zur Verfügung stehen, gibt es beim Mico 50 nur eine.
Im ersten Sehtest mit dem Prototypen regelte die Schaltung zu stark: In unserem Testbild mit roter Rose vor schwarzem Grund ging die Zeichnung in den Blütenblättern verloren, das Resultat ähnelte dem des Runco Q-750i. Beim Nachtest mit neuer Firmware für den Projektor zeigte die Schaltung eine dezentere Wirkung, die Blüte wurde nun besser differenziert.

Verbessert: BeimNachtest reduzierte die besser angepasste
"Dynamik Black"-Schaltung die Zeichnung derRose kaum noch.

   

 

Technische Ausstattung und Bewertung

Test Sim2 Grand Cinema Mico 50 - LED-Projektor für 16.000 €

 

 

 

Der Testbericht Sim2 Grand Cinema Mico 50 (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 16000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2010 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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