Quadral Aurum Vulkan-Set (Test)

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So richtig in die Vollen durfte audiovision diesmal bei Quadral gehen. Der Anlass dafür: Die zweitgrößte Box in der Top-Baureihe Aurum des hannoverschen Herstellers, die Vulkan, wurde komplett überarbeitet – und heißt jetzt mit vollem Namen Aurum Vulkan VIII R. Vier dieser 122 Zentimeter hohen und 55 Kilogramm schweren Standlautsprecher (8.000 Euro pro Paar) schickte uns Quadral als Front- und Surroundboxen zum Test. Den vier Vulkane(r)n stehen mächtige Mitstreiter zur Seite: der 5.000 Euro teure Center Titan Base und – gleich in zweifacher Ausführung – der Subwoofer Orkus (1.500 Euro).

Technik

Quadral_Aurum-Set_PCIm Fall der Vulkan ist der Begriff „Überarbeitung“ glattes Understatement. Denn von der Vorläufer-Box blieb einzig der Tiefmitteltöner übrig, alles andere wurde ausgewechselt. Beispielsweise kommen im Bass jetzt zwei Chassis mit je 20 Zentimeter Durchmesser zum Einsatz. Die besitzen annähernd die gleiche Membranfläche wie der 30er im Vorgänger-Modell, reagieren aber durch die jeweils geringere Membranmasse schneller auf Impulse. Zudem sollte das Gehäuse nicht zu breit werden, und da lassen sich die kleineren Chassis einfacher integrieren.

Quadral montiert schon seit einiger Zeit die Tieftöner der großen Boxenmodelle nicht mehr direkt auf der Schallwand, sondern versetzt sie um einige Zentimeter nach hinten. So entsteht vor den Membranen ein kleines Volumen, dass als sogenannte Druckkammer fungiert und den oberen Bass- und Grundtonbereich verstärkt. Um die rechteckige Öffnung in der Front optisch zu kaschieren, verspannt Quadral sie mit dicken schwarzen Gummibändern. Nach hinten arbeiten die Tieftöner in herkömmliche Bassreflexgehäuse, im Fall der Vulkan VIII R in eines mit besonders üppig dimensioniertem Rohr zur Vermeidung von Strömungsgeräuschen.

Ebenso wie die beiden Tieftöner erzeugt auch der 17-Zentimeter-Mitteltöner mit einer Membran aus einem speziellen, vom Hersteller „Altima“ genannten Material, seinen Schall. Dieses besteht aus Aluminium, Titan und Magnesium und soll die Eigenschaften dieser drei Metalle optimal kombinieren. Etwaige Membranresonanzen können so aus dem Nutzbereich der Chassis herausgeschoben und mit der Frequenzweiche unterdrückt werden. Der Mitteltöner ist identisch mit dem im Topmodell Titan VIII. Das Gleiche gilt für den Hochtöner, ein echtes Bändchen, bei dem ein stromdurchflossener Streifen Aluminium-Folie für die Schallabstrahlung sorgt (siehe Kasten „Bändchen-Hochtöner“).

Der Center Titan Base ist ein direkter Abkömmling der – eben schon erwähnten – Titan VIII. Die im Center eingesetzten Chassis sind identisch zu denen im Standboxen-Flaggschiff, das Gehäusevolumen wurde aber etwas reduziert. Trotzdem ist er für seinen Anwendungszweck immens groß ausgefallen. Es fällt schwer, ihn sich unter einem normalen Flachbild-Fernseher vorzustellen, sei dieser auch noch so groß. Erst im vollwertigen Heim-kino mit Projektor und XXL-Leinwand macht er wirklich Sinn. Und auch da ist der Umgang mit ihm nicht einfach, denn unter einer Leinwand ist er immer in nächster Nähe zum Fußboden und meist auch zur Rückwand. Die daraus resultierende Bassanhebung sollte definitiv vom AV-Receiver kompensiert werden. Am besten aufgehoben ist der Center hinter einer schalldurchlässigen Leinwand.

Aufwändig: Anzahl und Qualität der eingesetzten Bauteile zeigen den hohen Aufwand, der in der Vulkan VIII R von Quadral steckt.

Aufwändig: Anzahl und Qualität der eingesetzten Bauteile zeigen den hohen Aufwand, der in der Vulkan VIII R von Quadral steckt.

Abgrundtiefen Bass versprechen die beiden Quadral-Subwoofer schon mit ihrem Namen: Orkus, im Deutschen ein meist im Sinne von Abgrund oder Unterwelt verwendeter Begriff. Erreichen wollen sie dies mit Hilfe ihrer 32-Zentimeter-Langhubchassis, die nach unten hin abstrahlen. Die Distanz zum Fußboden wird durch vier massive Füße festgelegt, die wiederum unten an einer Sockelplatte befestigt sind. Für den nötigen Antrieb sorgt eine Schaltendstufe mit satten 500 Watt Sinusleistung.

Ein Bändchen-Hochtöner wie der von Quadral ist im Prinzip extrem simpel aufgebaut. Ein Streifen dünner Aluminium-Folie wird vom Tonsignal-Strom durchflossen und ist in einem kräftigen Magnetfeld aufgehängt. Der Teufel steckt aber auch hier, wie bei allen hochwertigen Lautsprecher-Typen, im Detail. So hat ein Aluminium-Streifen eine extrem geringe Impedanz von wenigen Milliohm, was kein normaler Verstärker verträgt. Also muss dem Bändchen ein Transformator, ein sogenannter Übertrager, vorgeschaltet werden, der die Impedanz auf für Verstärker verträgliche Werte hochtransformiert. Außerdem ist die Art der Aufhängung der Aluminium-Folie sowie ihre Faltung für die Klang­qualität entscheidend. Ferner sind kräftige Magneten notwendig, um mit einem Bändchen verwertbare Lautstärken zu erzielen. Und nicht zuletzt ist die Form­gebung und Dämmung der Kammer hinter der Mem­branfolie wichtig, damit dort keine Resonanzen und/oder Reflexionen auftreten können.

Der schmale, gefaltete Alu-Streifen in der Mitte ist die Membran des Quadral-Bändchenhochtöners (links). Der rechteckige Kasten auf der Rückseite des Hochtöners beherbergt den Übertrager.

Der schmale, gefaltete Alu-Streifen in der Mitte ist die Membran des Quadral-Bändchenhochtöners (links). Der rechteckige Kasten auf der Rückseite des Hochtöners beherbergt den Übertrager.

Die Vorteile der Bändchen-Bauweise wiegen aber ihre Nachteile bei Weitem auf: Die bewegte Masse der Membran beispielsweise ist extrem gering, das Impulsverhalten somit hervorragend. Membranresonanzen haben keine Chance, da die Folie vom Strom ganzflächig durchflossen und somit homogen angetrieben wird. Zudem lassen sich die Membranen von Bändchen-Hochtönern sehr schmal bauen, was ihr horizontales Rundstrahlverhalten breit und gleichförmig werden lässt. Vertikal richten insbesondere die langen Bauformen, wie sie von Quadral eingesetzt werden, hingegen stark, was Reflexionen an Boden und Decke verhindert.
Häufig werden übrigens magnetostatisch arbeitende Lautsprecher, also solche, auf deren Kunststoff-Membranfolie Leiterbahnen aufgebracht sind, auch als Bändchen bezeichnet.

Tonqualität Surround

Absolut vorbildlich und nur mit klanglich belang-losen Wellig-keiten beeindruckten die Frequenz-gänge von Vulkan und Titan Base. Mit einer kleinen Ausnahme: Der Center weist bei knapp 600 Hertz einen deut-lichen Einbruch auf, der auch bei seitlichen Messungen nicht ganz verschwindet. Auf Nachfrage bei Quadral-Entwickler Sascha Reckert, ob eventuell ein Defekt vorläge, kam die beruhigende Antwort, dass alles in Ordnung und dieses Verhalten normal sei. Die technische Erklärung: Die beiden Druckkammern für die Tieftöner bilden für den Schall des Mitteltöners in diesem Bereich einen Absorber. Hörbar soll dies jedoch kaum sein, da der Effekt äußerst schmal-bandig ist. Absolut vorbildlich und so gut kaum je bei einem anderen Center gesehen ist das Rundstrahlverhalten des Titan Base. Die beiden Subwoofer kommen bis 30 Hertz hinunter und können mit 112 Dezibel zudem richtig laut werden.

Eigentlich sollte man meinen, mit den insgesamt acht 20-Zentimeter-Basschassis der Vulkan und den zwei 25ern des Centers ist genügend Bassfläche vorhanden. Und in der Tat, auch schon ohne die beiden Orkus produziert das Set genügend Tiefdruck für opulenten Heim-kino- und Musikgenuss. Kommen jedoch die beiden Subwoofer-Spezialisten – bei rundum auf „large“ gestellten Lautsprechern – zusätzlich zum Einsatz, kommt nochmal ein Extraschub von ganz unten. Besonders beeindruckend: Der Überflug des Robot-Fliegers nach der Abschleppwagen-Verfolgungsjagd in „Terminator: Die Erlösung“. Da flattern glatt die Hosenbeine.

Stufenlos regeln lassen sich beim Orkus-Subwoofer Trennfrequenz und Pegel – die Phase ist nur zwischen 0 Grad und 180 Grad umschaltbar.

Stufenlos regeln lassen sich beim Orkus-Subwoofer Trennfrequenz und Pegel – die Phase ist nur zwischen
0 Grad und 180 Grad umschaltbar.

Die Basswiedergabe ist aber natürlich nicht die einzige Stärke der Aurum-Kombi. Zunächst macht das Set bei „Ratatouille“, wenn Remy bei der alten Lady nach Gewürzen sucht, einen unauffälligen und zurückhaltenden Eindruck. Die Stimmen kommen gut verständlich und unverfärbt, Umgebungsgeräusche natürlich und glaubwürdig. Bei genauerem Hinhören wird aus „unauffällig“ aber Präzision ohne jegliche Übertreibung, aus „zurückhaltend“ wird ansatzlose Detail- und Hochtonwiedergabe ohne jegliche Schärfe. Und diese Eigenschaften bleiben vollständig erhalten, wenn die Schrotflinte der alten Lady ihre mächtige Stimme erhebt oder Remy mit viel Getöse in der Kanalisation um sein Leben kämpft. Ohne jeglichen Ermüdungsfaktor für die Ohren werden mit diesem Set auch längere Heimkino-Sessions zum puren Genuss.

Ist bei einem Subwoofer partout kein Tieftonchassis oder zumindest eine Frontbespannung, hinter der sich ein solcher verbirgt, zu sehen, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Downfire-Konstruktion handelt. Bei dieser ist das Chassis im Boden des Gehäuses untergebracht und strahlt den Schall nach unten ab. Natürlich steht der Subwoofer nicht auf der Membran des Chassis, dann könnte sie sich ja nicht mehr bewegen. Es muss ein definierter Abstand zum Boden eingehalten werden, was mit Standfüßen der benötigten Länge erreicht werden kann. Manche Hersteller wie Quadral setzen darunter noch eine massive Bodenplatte, was die Standfestigkeit und Gehäusestabilität erhöht.
Der größte Vorteil dieses Bauprinzips ist zugleich auch sein größter Nachteil: Die Schallabstrahlung geschieht in direkter Nähe zu einer Raum-Grenzfläche (dem Boden). Nach den Gesetzen der Raumakustik folgt daraus, dass die Raumresonanzen, die von dieser Grenzfläche abhängen, besonders stark angeregt werden. In manchen Räumen ist das durchaus positiv, da so Frequenzen, die der Raum sonst schwach wiedergeben würde, verstärkt werden. In anderen Räumen ist das aber schon des Guten zu viel, so dass der Bass dröhnig und unpräzise wirkt.
Ein weiterer Vorteil ist ein Ladungseffekt, der durch das zwischen Subwoofer-Unterseite und Fußboden eingeschlossene Volumen verursacht wird, ähnlich einer Druckkammer wie bei Quadrals Hauptlautsprechern. Dieser Effekt ist aber bei den Arbeitsfrequenzen eines Subwoofers nicht sonderlich ausgeprägt.

Und noch ein letzter Effekt ist bei Downfire-Subwoofern zu beobachten: Ihre Impulswiedergabe ist – zumindest theoretisch – besser als bei auf einer Seite angeordneten Chassis. Denn der Impuls, den die beschleunigte Membran auf das Gehäuse ausübt, führt durch das Eigengewicht des Subwoofers nicht zu gegengerichteten Bewegungen des Gehäuses – zumindest bis zu dem Punkt, an dem die Beschleunigung des Gehäuses die Erdgravitation übertrifft. Beim Chassis auf einer Seite sind bei großem Membranhub oft nennenswerte Ausweichbewegungen zu beobachten, die den abgestrahlten Schall vermindern können.

Das Chassis des Quadral-Subwoofers versteckt sich zwischen Gehäuse-Unterseite und Bodenplatte.

Das Chassis des Quadral-Subwoofers versteckt sich zwischen Gehäuse-Unterseite und Bodenplatte.

Durch die Zusammensetzung mit vier gleichen Lautsprechern für Front und Surround ist das Aurum-Set für Mehrkanal-Musik perfekt prädestiniert. Unglaublichen Spaß macht beispielsweise Aaron Coplands „Apalachian Spring“ gespielt von der San Francisco Symphony. Die kleine Orchesterbesetzung spielt mit Freude und Schwung, die Violinen klingen wirklich wie Violinen, manchmal sanft, manchmal geradezu aggressiv, aber völlig ohne die unnatürliche gläserne Härte vieler anderer Lautsprecher. Für Freunde der etwas härteren Gangart empfehlen wir „Away from the Sun“ von 3 Doors Down, deren krachenden Gitarren-Rock die Quadral-Boxen ebenso glaubwürdig zum Besten geben.

Stufenlos regeln lassen sich beim Orkus-Subwoofer Trennfrequenz und Pegel – die Phase ist nur zwischen 0 Grad und 180 Grad umschaltbar.

Stufenlos regeln lassen sich beim Orkus-Subwoofer Trennfrequenz und Pegel – die Phase ist nur zwischen
0 Grad und 180 Grad umschaltbar.

Tonqualität Stereo

Auch als simples Stereo-Duo können die Vulkan VIII R absolut überzeugen: Hier zeigen sie ebenfalls eine Zurückhaltung, die sich bei längerem Hören beispielsweise mit Clair Marlos „All for the Feeling“ als überaus detailgetreue und präzise Wiedergabe entpuppt, die sich nicht nur im Hochtonbereich jeglicher Übertreibung und Verzerrung enthält. Einen extrem glaubwürdigen dreidimensionalen Raum spannen sie zudem bei „Jazz at the Pawnshop“ auf, bei dem man sich förmlich in den Jazzklub in Kopenhagen hineingesogen fühlt und bei geschlossenen Augen die Realität komplett vergisst. mino

Typisch: Einen hohen Wiedererkennungswert für Quadral bietet die Bauweise mit der über verspannte Gummiseile optisch begrenzten Bass-Druckkammer. Wer den massiven Center einsetzen will, braucht viel Platz im Heimkino.

Typisch: Einen hohen Wiedererkennungswert für Quadral bietet die Bauweise mit der über verspannte Gummiseile optisch begrenzten Bass-Druckkammer. Wer den massiven Center einsetzen will, braucht viel Platz im Heimkino.

Quadral_Aurum_Wertung

AuVi_AWARD-ReferenzAuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Quadral Aurum Vulkan Set (Gesamtwertung: 94, Preis/UVP: 24000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2014 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

94 sehr gut

Derart selbstverständlich und ruhig, dabei extrem natürlich und kein Detail unterschlagend, hat kaum ein Lautsprecherset bei audiovision gespielt. Auch abgrundtiefen Bass beherrschen Quadrals überarbeitete Klangkünstler. So landet die 24.000 Euro teure 5.2-Aurum-Kombi mit 94 Punkten auf dem ersten Platz in unserem Testspiegel.

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