Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC5500 (Test)

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Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 – Vor/Endstufe für 3.700 Euro

Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 - Vor/Endstufe für 3.700 € Vor/End-Kombis müssen nicht sündteuer sein: Onyko bereichert die lang verwaiste Mittelklasse mit einem hervorragend klingenden, ausgefeilten THX-Ultra2-Plus-Duo für 3.700 Euro.

Das gab es lange nicht mehr: Eine mehrkanalige Vor/End-Kombi zu einem relativ günstigen Preis. Im Jahr 2005 testeten wir ein solches Duo von Sherwood für 3.500 Euro; danach herrschte mit Ausnahme einer 4.400 Euro teuren Rotel-Kombi in dieser Preisklasse Stille. Eigentlich verwunderlich, denn der getrennte Aufbau von Vorstufe und Leistungsverstärker bietet technische Vorteile. Die meisten Großserien-Hersteller konzentrierten sich aber lieber auf integrierte Geräte, wobei sie manchmal wahre Wunder vollbringen müssen, um bis zu neun Endstufen und hochkomplexe Audio- und Video-Elektronik unterzubringen.
Ganz geradlinig verlief aber auch der Weg zur Onkyo-Kombi nicht: Die Japaner hielten mit einer separaten Vorstufe, der PR-SC 886, erst mal nur die Zehen ins Wasser. Das Gerät war ruckzuck vergriffen. Flugs brachte man die Nachfolgerin PR-SC 5507 und konnte an den Erfolg anschließen. Das machte Mut, den Sprung ins Wasser zu wagen und jetzt auch eine Mehrkanal-Endstufe anzubieten, nämlich die neunkanalige PA-MC 5500. audio­vision bekam sie frisch vom Containerschiff aus Japan und testet sie mit der aktuellen Vorstufe.

Ausstattung und Technik

Skeptiker könnten nun anmerken, dass es sich bei der Kombi im Grunde nur um Onkyos Receiver TX-NR 5007 (audiovision 11-09, 2.500 Euro) handele, aufgeteilt in eine Vorstufe und einen Leistungsverstärker mit jeweils eigenem Gehäuse. Doch ein Blick ins Innere zeigt, dass die Entwickler ordentlich Zusatzarbeit geleistet haben. So verfügt die Endstufe über einen deutlich voluminöseren und leistungsfähigeren Ringkerntrafo, und die Platinen weisen eine dicke­re Kupferauflage (70 Mikrometer) auf, damit die Leiterbahnen dem Strom weniger Widerstand entgegensetzen. An wichtigen Punkten, vor allem bei den Masseleitungen, sitzen zusätzlich Kupfer-Stromschienen, um die Leitfähigkeit weiter zu verbessern. Außerdem verwendet Onkyo in der Kombi einige edlere Bauteile, beispielsweise speziell für Audiozwecke entwickelte Kondensatoren. Nicht zuletzt besitzt die Endstufe für jeden Kanal neben dem Cinch-Eingang eine XLR-Buchse für symmetrische Verbindungen.

In Sachen Features entspricht die Vorstufe PR-SC 5507 tatsächlich weitgehend dem Receiver TX-NR 5007. Was keineswegs als Kritik gemeint ist, im Gegenteil, denn eine so üppige und vollständige Ausstattung bringt kaum eine andere Vorstufe mit. So stehen ProLogic IIz und Audyssey DSX mit ihren zusätzlichen Höhen- beziehungsweise Seitenkanälen zur Verfügung, ebenso natürlich die nötigen neun Ausgangskanäle. Dazu kommt die hochwertigste THX-Zertifizierung Ultra 2 Plus. Sie beinhaltet THX Loudness Plus, das auf Wunsch den Frequenzgang an den aktuellen Abhörpegel und die Eigenschaften des menschlichen Gehörs anpasst. Mit Dynamic EQ von Audyssey und Dolby Volume sind sogar zwei weitere, ähnliche Systeme an Bord. Alle drei funktionierten im Hörtest gut und beeinflussen die Klangqualität nur marginal. Hier ist der Kunde wirklich mal König – er bekommt in dieser Hinsicht alles geboten, was der Markt derzeit hergibt.
Satte sieben HDMI-Eingänge sitzen auf der Rückseite der Vorstufe. Auch in dieser Hinsicht gibt sie sich also ausgesprochen üppig, zumal auf der Front noch ein achter HDMI-Eingang auf seinen Einsatz mit portablen Geräten wartet. Die Videoverarbeitung gelingt dank des hochwertigen Bildprozessors Reon VX von HQV vorbildlich. Er setzt sämtliche analogen und digitalen Bildsignale in die digitale Ebene um und skaliert sie auf bis zu 1080p/60 hoch. Auch die Filmmode-Erkennung bei Interlaced-Bildern gelingt ihm ausgezeichnet, wenn auch manchmal – vor allem bei 576i – mit leichter Verzögerung. Hier knapst er auch ein paar hochfrequente Signalanteile ab, was sich in minimal sichtbaren Detailverlusten im Bild äußert.
Ein echtes Highlight sind die Video-Einstellungen. Für Rot, Grün und Blau getrennte Kontrast- und Helligkeitsregler und eine zehnstufige Feineinstellung erlauben eine penible Justage des Bild-Gammas – davon kann man bei vielen Projektoren und Fernsehern nur träumen. Ebenfalls erwähnenswert ist die "Inverse Telecine"-Funktion, die ruckelige 60 Hertz-Aufnahmen – wie von NTSC-DVDs aus den USA – wieder auf die ursprüngliche Bildwiederholfrequenz von 24 Hertz zurückholt.
Vom Receiver übernommen hat Onkyos Vorstufe erfreulicherweise auch die Multimedia-Funktionen: Dank des LAN-Anschlusses gelangen die Musikdateien eines DLNA-PCs oder -Musikservers zuverlässig ins Heimkino. Die übersichtlichen Menüs erlauben zudem mit Hilfe des vTuner-Dienstes den Zugriff auf Internet-Radiostationen. Ebenfalls möglich ist das Abspielen von Musikdaten der Internet-Seite Last.FM, sofern man dort zumindest über ein kostenloses Benutzerkonto verfügt (es gibt auch kostenpflichtige Konten mit mehr Leistungen, siehe www.lastfm.de).

Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 - Vor/Endstufe für 3.700 €

Vollständig fällt die Anschluss-Bestückung der beiden Onkyo-Geräte aus.
Sogar symmetrische Buchsen zur Überbrückung von weiten Entfernungen zwischen Vor- und Endstufe sind an Bord.

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Mehr Platz für Bauteile: Der Klang profitiert

Der Blick ins Innere der Vorstufe PR-SC 5507 (oben) und der Neunkanal-Endstufe PA-MC 5500 (rechts oben) führt deutlich vor Augen, warum getrennte Gehäuse auch in der Mittelklasse sinnvoll sind. Den Entwicklern steht schlicht mehr Platz zur Verfügung, sie müssen die nötige Technik nicht auf Teufel komm raus irgendwie in ein einziges Gehäuse quetschen. Das Ergebnis sind sauber aufgeteilte, übersichtlich angeordnete elektronische Bauteile, die sich gegenseitig genügend Luft lassen. Doch nicht nur die Übersichtlichkeit profitiert, sondern – viel wichtiger – auch der Klang. Denn dank des zusätzlichen Platzes lassen sich Bauteile wie Trafos, die unter Umständen Störungen verursachen können, weit weg von signalführenden Schaltungsteilen platzieren. Das ist auch beim Duo von Onkyo gut zu erkennen, denn die Trafos wurden bei beiden Geräten vorn, die Elektronik hingegen weiter hinten angeordnet. Bei der Endstufe schirmt zusätzlich noch ein wuchtiger, über die gesamte Breite des Geräts reichender Kühlkörper aus Aluminium die Elektronik ab. In der Vorstufe mit ihren kleineren, weniger stark störenden Trafos kann man auf eine solche Trennung verzichten.

Test Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 - Vor/Endstufe für 3.700 € - Seite 2

An der silbernen Beschriftung zu erkennen: Auf der obersten Platine an der Rückwand
der Vorstufe sitzt, fast genau in der Mitte, der hochwertige Videoprozessor Reon VX.
Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 - Vor/Endstufe für 3.700 € - Seite 2
Doppelfunktion:  Ein Kühlkörper aus Aluminium sorgt in Onkyos Neunkanal-Endstufe
PA-MC 5500 nicht nur für ausreichend Kühlung, sondern schirmt auch die Elektronik ab. 

Symmetrische Verbindungen

Vor allem unter High-End-Jüngern ist die Auffassung nicht totzukriegen: Symmetrische XLR-Verbindungen, wie sie die Onkyo-Kombi mitbringt, klingen besser als unsymmetrische mit normalen Cinch-Strippen. Das kann zwar in Einzelfällen zutreffen, ist aber keineswegs prinzipiell der Fall. Symmetrische Verbindungen dienen nämlich im Grunde nur der Fehlerbeseitigung in speziellen Fällen. Sie stammen aus dem Studio- und Livemusik-Bereich, wo oft lange Strecken per Kabel überbrückt werden müssen. Dabei besteht erhöhte Gefahr, dass elektromagnetische Einstreuungen das oft sehr schwache, beispielsweise von einem Mikrofon stammende Signal unzumutbar stören. Um das zu verhindern, behilft man sich mit einem Trick. Ein symmetrisches Kabel besitzt zwei Adern, die das gleiche Signal übertragen (deshalb der Begriff symmetrisch), mit einer Ausnahme: Auf einer Ader wird das Signal im sendenden Gerät um 180 Grad in der Phase gedreht, auf der Empfängerseite wiederum wird diese Drehung rückgängig gemacht. Damit erreicht man, dass sämtliche eingestreuten Störungen, die ja in beiden Adern auftreten, ebenfalls in der Phase gedreht werden und sich so beim anschließenden Summieren nahezu vollständig gegenseitig auslöschen. Diese Phasendrehungen lassen sich entweder mit speziell abgestimmten Mini-Trafos, so genannten Übertragern, erreichen oder aber mit Hilfe von elektronischen Schaltungen. Was bedeutet, dass im Vergleich zu normalen, unsymmetrischen Verbindungen in den meisten Fällen ein paar Bauteile mehr im Signalweg liegen. Das klingt dann zwar nicht unbedingt schlechter, macht es aber nicht sonderlich wahrscheinlich, dass der Klang sich per se verbessert.
Im Heimkino sind symmetrische Verbindungen nur dann sinnvoll, wenn beispielsweise Vorstufe und Leistungsverstärker mehrere Meter voneinander entfernt stehen. Sind sie hingegen direkt übereinander platziert, genügen Cinchkabel für die Verbindung vollends.

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In Sachen Klang und Ausstattung, aber auch optisch legt Onkyos brandneue Vor/End-Kombi
einen beeindruckenden Auftritt hin

 

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Tonqualität Surround

Letzte Zweifel, dass Onkyos Vorstufe doch nur eine Variante des Receivers TX-NR 5007 sein könnte, räumt unser Messlabor eindrucksvoll aus: So üppig und stabil gibt kein Receiver Mehrkanal-Leistung ab. Mit 5 x 128 Watt an acht Ohm und 5 x 196 Watt an vier Ohm beweist die Endstufe satte Kraft, die sich im Sieben-Kanal-Betrieb mit 128 Watt an acht und 175 Watt an vier Ohm kaum verringert.

Akustisch beeindruckt die Kombi erst recht. Ab dem ersten Ton – mal wieder mit "Away From The Sun" von 3 Doors Down – legt sie eine souveräne, dynamische Spielweise an den Tag, die auch bei satten Pegeln ihre Standfestigkeit behält. Da kommt selbst ein Receiver-Bolide wie Pioneers SC-LX 90 (audiovision 9-2008) für 7.000 Euro nicht mit. Er gibt im Direktvergleich zwar Details manchmal ein wenig feinsinniger und luftiger wieder, hat aber gegen die Festigkeit und Dynamik der Onkyo-Kombi das Nachsehen. Deren Bässe ertönen einfach zupackender und sauberer, Dynamiksprünge klarer konturiert und satter. Auch eine leisere Gangart mit "Listen Up!" von Omar Hakim überzeugt mit luftigem und räumlichem Klang. Der Spaß der Musiker an ihrer Session kommt sehr glaubhaft rüber.

Erstaunlich gut schlägt sich die Kombi sogar im Duell mit unserer Referenz, der Vor/Endkombi Anthem Statement D2v/A5 (audiovision 6-09, 14.100 Euro). In Sachen Dynamik halten die Onkyos bis zu sehr hohen Pegeln mit. Bassimpulse wie den Blitzschlag oder die Schrotflinten-Schüsse aus "Ratatouille" gelingen den Anthems aber noch sauberer, konturierter und mit mehr Tiefgang. Auch räumliche Feinheiten wie das Glucksen im Abwasserrohr, wenn Ratte Remy gen Paris treibt, ertönen akzentuierter und selbstverständlicher. Wohlgemerkt, das ist Meckern auf ganz hohem Niveau, die Anthem-Kombi kostet schließlich fast das Vierfache.

Beim Vergleich zwischen SP/DiF- und HDMI-Tonwiedergabe verbucht beim Onkyo-Duo HDMI kleine Pluspunkte. Bei "They Can’t Take that Away From Me" von den Legends of Jazz wirkt Jane Monheits Stimme einen Tick offener und weniger rau, der Raum erscheint insgesamt etwas sauberer umrissen und realistischer.

Tonqualität Stereo

Sehr eindrücklich tönt das Onkyo-Tandem auch mit Stereo-Signalen wie "Tiden Bara Gar" von Thérèse Juel. Stimmen und Instrumente sortiert die Kombi fein säuberlich im Raum, vor allem mit aktivierter "Pure Audio"-Funktion. Zudem wirkt die Wiedergabe engagiert und nicht so unbeteiligt und lustlos, wie es häufig bei preiswerteren AV-Receivern der Fall ist. Dass der allerletzte Tick an Feingefühl und Durchzeichnung fehlt, ist angesichts des relativ moderaten Preises zu verschmerzen.

Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 - Vor/Endstufe für 3.700 €

Praktisch: Die Firmware der Onkyo-Kombi lässt sich über das Internet aktualisieren. 

 

Fazit

Das müssen andere Hersteller erst mal toppen: Die Vor/End-Kombi von Onkyo kostet deutlich weniger als die meisten Receiver-Boliden, bietet aber vergleichbare, wenn nicht überlegene Qualität bei Klang und Ausstattung. Mit 94 Punkten schafft sie es locker in unsere Referenzklasse.   

Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 - Vor/Endstufe für 3.700 €

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Technische Ausstattung und Bewertung

Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC 5500 - Vor/Endstufe für 3.700 €

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Der Testbericht Onkyo PR-SC 5507 / PA-MC5500 (Gesamtwertung: 95, Preis/UVP: 3700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2010 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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