Epson EH TW5000 (Test)

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Epson EH TW5000 – LCD-Projektor für 3.300 Euro

So gut war der Kontrast bei LCD-Projektion noch nie: Der neue Epson EH TW5000 stellt einen bemerkenswerten Rekord auf.

Epson hat sich viel Zeit gelassen, um das neue Topmodell EH TW5000 zu vollenden. Das Ergebnis rechtfertigt aber den Aufwand, denn so prächtige Farben bei derart hohem Bildkontrast hat noch kein LCD-Projektor vor ihm geschafft. Das in der "Light Power Edition" mitgelieferte Glasfilter braucht der Epson nur bei erhöhter Umgebungshelligkeit. Es verstärkt im Bildmodus "Lebendig" die Farben, was tagsüber zu einer vernünftigen Projektionsqualität beiträgt – allerdings nicht ganz ohne Nebenwirkungen (siehe Kasten "Epson Light Power Edition").

Ausstattung und Bedienung

Epson kauft im Projektorbereich nicht ein, sondern entwickelt selbst. Aus dem eigenen Forschungszentrum stammen nicht nur die D7-LCD-Panels mit verbesserter Fillrate, sondern auch die "E-Torl"-Lampe. Die soll unter idealen Bedingungen bis zu 4.000 Stunden lang halten; auf jeden Fall garantiert Epson eine Mindestlaufzeit von drei Jahren beziehungsweise 2.000 Stunden für die 350 Euro teure Lampe – einmalig in der Branche.
Wie beim Vorgänger TW2000 (Test in audiovision 2-2008) setzen die Japaner auf weitere eigene Technologien wie Deep Black zur Verbesserung der Polarisation und auf das Cinema-Filter, das direkt zwischen Lampe und Iris einschwenkt und den LCD-Kontrast sowie die Farbtemperatur der Lampe optimiert. Zwar gehört Epsons eigene Kontrast-angabe von 75.000:1 ins Reich der Fabel, doch in unseren Messungen schafft der TW5000 einen beachtlichen Dynamik-Kontrast von 21.500:1. Bei der Messung ohne die trickreiche Blende liefert der Projektor gar einen Ein/Aus-Kontrast von 6.800:1 – absolut einmalig bei den LCD-Projektoren. Bisheriger Rekordhalter im Labor von audiovision war der Mitsubishi HC 7000 (Test in 1-2009) mit vergleichsweise mageren 4.100:1, ebenfalls ohne alle Blendentricks gemessen.
Eine manuelle Lens-Shift-Optik vereinfacht die Installation des TW5000 und versetzt die Projektion um rund eine Bildhöhe vertikal oder eine halbe Bildbreite horizontal. Dazu spendiert Epson der Optik einen weiten Zoombereich von 2,2:1. Alles Maßnahmen, die eine Aufstellung flexibel und komfortabel machen. Eine motorische Einstellmöglichkeit von Fokus und Zoom gibt es aber leider nicht.


Zweimal HDMI 1.3: Die beiden digitalen Eingänge sind für x.v.Color vorbereitet,
weitere Feineinstellungen der Farbräume nach EBU, SMPTE und HDTV
sowie die isf-Kalibrierungen sind im Menü und auf Festspeichern hinterlegt. 

Fernbedienung

Übersichtlich: Die Fernbedienung gefällt durch ihr gut gegliedertes Tastenfeld.

Verbesserte Videoverarbeitung

Eine weise Entscheidung der Entwickler: Mit dem neuen Videoprozessor Reon VX von Silicon Optix macht Epson nicht nur die schwache SDTV-Vollbildwandlung des Vorgängers TW2000 vergessen, sondern verbessert zudem mit der Technik "Frame Interpolation" die Bewegungsschärfe. Ähnlich wie beim Panasonic PT-AE 3000 mit "Frame Creation" (audiovision 12-2008) errechnet der leistungsfähige Videoprozessor zusätzliche Bildphasen und fügt sie den Originalbildern hinzu. Die Anzahl der Bildphasen erreicht je nach Einstellung der dreistufigen Technik bis zu 100 Bewegungsphasen bei PAL und bis zu 120 bei NTSC.
Außerdem bringt Epsons neuer Projektor umfangreiche Video-Einstellungen mit, beispielsweise ein komplettes Farbmanagement und eine vierfache Schärferegelung. Leider versteckt er manche dieser Regler aber im weitgehend farblosen und etwas trostlos wirkenden Menü. Einmal gefunden, lassen sich die Einstellungen in neun Speicherplätzen ablegen, darunter auch die Idealwerte für das mitgelieferte Light Power-Glasfilter (siehe Kasten).

ideale Einstellungen
 

Zusatzinfo: Der kleine Bruder EH TW3800

Epsons zweiter aktueller Full-HD-Projektor EH TW3800 ist schon zum Preis von 2.350 Euro zu haben. Das bauähnliche Modell hat viele Merkmale inklusive der 2-D-Shiftoptik mit dem TW5000 gemeinsam und verfügt wie der TW5000 über die neuen D7-Panels. Das Logo für Epsons neueste "Deep Black" Technologie fehlt ihm aber, laut Hersteller erreicht der Maximalkontrast anstelle von 75.000:1 beim TW5000 maximal 20.000:1 mit Automatikblende. Mit gleicher 200-Watt-E-Torl-Lampe soll der TW3800 aber eine von 1.600 auf 2.000 ANSI-Lumen erhöhte Lichtstärke liefern.

Bezüglich der Videoverarbeitung verzichtet der EH TW3800 auf die Bildverbesserungstechnik "Frame-Interpolation", 24p-Kinofilme gibt er per 2-2-Pulldown mit 48 Hertz aus. Diese Darstellung dürfte sich allerdings subjektiv kaum von der 4-4-Wiedergabe des TW5000 mit 96 Hertz unterscheiden. Beide Darstellungsarten bewahren den originalen Filmlook mit einer auf 24 Bewegungsphasen pro Sekunde begrenzten Bewegungsauflösung. Mangels Frame-Interpolation zeigt der EH TW3800 Sportereignisse mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde bei Bewegung mit verschmierten Kanten.

Licht und Farbe

Von den sieben Farbmodi liefert "Natürlich" die beste Voreinstellung. In diesem Modus lassen sich die Regler für Farbtemperatur und Hautfarbe zwar nicht anwählen, aber das ist auch gar nicht nötig, genauso wenig wie das Aufsuchen der RGB- oder Farbmanagement-Menüs: Der TW5000 erzielt bereits so, wie er aus dem Karton kommt, perfekte Resultate. Sowohl Primär- als auch Sekundärfarben trifft er auf den Punkt, die Farbtemperatur von 6.750 Kelvin hält er über sämtliche Graustufen hinweg konstant. Eine reife Leistung und eine kundenfreundliche Haltung, die beileibe nicht allen Herstellern zu eigen ist.
Diese Perfektion, die sich im CIE-Diagramm (siehe Tabelle) widerspiegelt, erreicht der Projektor aber nur in der hohen Lampeneinstellung. Sie stellt bei einem Lüftergeräusch von 28 Dezibel helle Bilder mit 686 Lumen zur Verfügung. Im 22 Dezibel leisen Ecomodus hingegen brechen sowohl der Rotanteil im Lampenspektrum als auch die Helligkeit ein. Neben der Farbqualität reduziert sich dadurch auch die empfehlenswerte Leinwandbreite von 2,7 auf maximal 2,3 Meter.
Im hellen Lampenmodus besteht der Epson den direkten Vergleich zu unserem Referenzprojektor Samsung SP-A 800 B, der vom US-Video-Papst Joe Kane optimiert wurde, mit Bravour. Beide Projektoren liefern nahezu perfekte Farben sowie identische Graustufen. Beim Epson muss man dafür allerdings den voreingestellten Gammawert von 2,2 auf die etwas dunkleren Werte 2,3 oder 2,4 verändern; die Farben waschen aufgrund des enorm hohen Bildkontrasts selbst in diesen Einstellungen aus. Allerdings zeigt der Epson in Grauflächen leichte Farbabweichungen (Shading), was bei Samsungs DLP-Technik nicht vorkommt.

 

Besser denn je: Der EH TW5000 hebt den LCD-Kontrast auf ein
Top-Niveau und bietet tolle Kalibriermöglichkeiten,
die man dank der perfekten Voreinstellung aber eigentlich gar nicht braucht.

Bildqualität Standardsignale

Trotz der verbesserten Vollbildwandlung für Kino- und TV-Material überzeugen analoge Halbbilder nur bedingt, da der Epson sie vergleichsweise grob skaliert. Am YUV-Eingang lässt sich zwar ein kleinerer Bildbeschnitt (Overscan) einstellen, für S-Video oder FBAS jedoch nicht. Über diese Eingänge ist auch aufgrund der geringen Farbauflösung keine wirklich gute Großbildqualität hinzukriegen. Immerhin stellen kritische Filmsequenzen wie unsere erprobte Strandszene in "Sechs Tage, sieben Nächte" kein Problem dar; der Epson zeigt sie ohne Flimmern in den Liegestühlen. Progressive YUV-Signale skaliert der Epson feiner und mit sichtbar weniger Saumbildung auf Full-HD-Auflösung.

Noch besser sind die Resultate bei einer digitalen Zuspielung über HDMI, wobei der TW5000 auch das Interlaced-Format 576i erkennt. Wie aufgrund der Messungen erhofft, beeindrucken die strahlenden Farben und die dreidimensionale Tiefe der Projektion. In der "Herr der Ringe – Die zwei Türme" erhellen lodernde Flammen in der Unterwelt das Gesicht des Zauberers Gandalf, feine Strukturen im Dunkel der Felsen zeichnen sich genauso klar auf der Leinwand ab wie der rabenschwarze Abgrund. Auch ohne aktivierte Irisblende begeistern die Dynamik, Helligkeit und Tiefe der Projektion.

Kino-DVDs zeigt der Epson wahlweise mit oder ohne die eingebaute Bewegungsglättung. Um den originalen Kinolook beizubehalten, muss man sie ganz abschalten, sollte sie aber beim nächsten Formel-1-Rennen tunlichst wieder aktivieren. Mit aufgesetztem Rosafilter im Bildmodus "Lebendig" sorgt der maximal 1255 Lumen helle Epson dann selbst am lichten Nachmittag für ein faszinierendes Großbild-Erlebnis an der Rennstrecke.

Zusatzinfo: Epson "Light Power Edition"

Eine rosarote Brille soll der Projektion in heller Umgebung auf die Sprünge helfen: "Light Power Edition" nennt Epson das rosafarbene Glasfilter, das dem TW5000 ebenso beiliegt wie die empfohlenen Einstellungen im passenden Farbmodus "Lebendig". Damit erreicht der Projektor eine Farbtemperatur von rund 6.500 Kelvin sowie eine erhöhte Lichtleistung von 960 Lumen bei niedriger und bis zu 1.250 Lumen bei voller Lampenleistung. Allerdings ergeben sich mit dem Filter ein gelbliches Grün und ein ockerfarbenes Gelb, weshalb der Rasen bei einem Fußballspiel nicht frisch, sondern wie mit Moos durchsetzt scheint. Dazu streut das einfache Filter das auftreffende Licht stark: Der hervorragende ANSI-Kontrast von 440:1 im Modus "Natürlich" reduziert sich mit dem Filter auf nur noch 120:1.

Verminderter Kontrast: Das beiliegende rosafarbene Glasfilter ist zur
Optimierung der Farben im sehr hellen Bildmodus "Lebendig"
gedacht. Allerdings mindert es den ANSI-Kontrast deutlich, da es
auftreffendes Licht relativ stark streut.

   

 

Bildqualität HDTV

Zu Höchstform lief Epsons aktuelles Top-Modell (siehe Kasten unten) mit Blu-ray-Discs auf. In "Der Fuchs und das Mädchen" zeichnet der TW5000 bei 24p-Zuspielung geschmeidige Schwenks, die dem Kino-Original sehr nahe kommen. Alle Farbnuancen der grünen Wiesen und Wälder erstrahlen naturgetreu, ebenso die Sommersprossen im Gesicht des Mädchens. Zu verdanken ist diese gute Darstellung dem exakten Farbraum des Epson (siehe auch CIE-Farbsegel in der Tabelle) und der großen Strahlkraft, die auch für solch helle Szenen ausreicht. Düstere Filme wie "Königreich der Himmel" entpuppen sich ebenfalls als Fest für die Augen, weil der Epson die gesamte Palette der dunklen Farbnuancen und der nächtlichen Stimmungen glaubwürdig auf die Leinwand zaubert. Bei der für Cineasten so wichtigen 1080p-Performance liegt der Epson auf bzw. geringfügig über dem hohen Niveau der LCD-Konkurrenz von Pana­sonic, Mitsubishi und Sanyo.  
Dank des neuen HQV-Prozessors bringt der TW5000 auch HDTV-Satellitenfernsehen im Format 1080i flimmerfrei auf die Leinwand, bei Bedarf sogar mit verbesserter Bewegungsauflösung. Ohne die Schaltung "Frame Interpolation" sehen Test­sequenzen mit 60 Bewegtphasen auf dem Samsung knackiger aus, mit zeichnet sie hingegen der Epson deutlich schärfer. Bei einer Zuspielung von Blu-ray-Filmen im Format 24p deaktiviert sich die Schaltung automatisch, denn dann werden die Bilder mit 96 Hertz genau so wie im Kino ausgegeben (4-4-Pulldown); eingefügte Zwischenbilder sind hier überflüssig. Wer HDTV-Kinofilme mit Bewegungsglättung sehen will, muss sie dem Epson mit 60 Hertz zuspielen. Die leicht ruckelnde Kino-Anmutung bleibt dann außen vor, die Filme wirken wie TV-Produktionen. Die Tester von audiovision ziehen meist den leichten Ruckel-Look wie im Kino vor. Wer was bevorzugt, ist aber Geschmackssache. Schön, dass der Epson in diesem Punkt die Wahlmöglichkeit bietet.

Mehr Bewegungsschärfe: Epsons neue Schaltung "Frame Interpolation"
errechnet Zwischenbilder fürsichtbar schärfere Bewegungen mit bis zu 120 Hertz.

Mit HDTV-Testbildern zeigte der Epson hingegen kleine Schwächen in Form einer leichten Saumbildung und der fehlenden Wiedergabe ultraschwarzer Balken im Pluge-Testbild. Beide Schönheitsfehler lassen sich aber korrigieren: entweder, indem man im erweiterten Bildschärfe-Menü die horizontale und die vertikale Schärfe reduziert, oder dadurch, dass man im Menü "HDMI-Videobereich" von "Normal" auf "Erweitert" umstellt.

Wie fast alle Drei-Chip-Projektoren kann auch der Epson TW5000 feinste Muster in Testbildern nicht so scharf darstellen wie Ein-Chip-DLP-Beamer, die nicht mit dem Problem zu kämpfen haben, dass drei Projektionschips deckungsgleich ausgerichtet sein müssen. Weitere Unschärfen entstehen durch Abbildungsschwächen des Zoomobjektivs, Konvergenzfehler am Rand und die gröbere Struktur des LCD-Pixelrasters. Der Unterschied zur feineren Projektion von D-ILA- oder DLP-Modellen lässt sich aber nur auf sehr großen Leinwänden ab drei Metern und auf Testbildern erkennen

Fazit

Epsons LCD-Projektor EH TW5000 hebt die Bildwirkung der LCD-Projektion auf ein neues Niveau. Er begeistert mit herausragenden Farben, dem besten LCD-Kontrast aller Zeiten und hoher Bewegungsschärfe und bedient Einsteiger und Profis gleichermaßen gut. Allerdings reicht die Feinheit der Projektion selbst bei ihm noch nicht an die besten DLP- oder D-ILA-Beamer heran.

Technische Ausstattung und Bewertung

 

 

 

Der Testbericht Epson EH TW5000 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 3300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2009 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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