Epson EH-TW 6600 W (Test)

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Im Vergleich zum ebenfalls 2.000 Euro teuren EH-TW 7200 mit 0,74-Zoll-Panels (audiovision 8-2014) setzt Epson im 6600 W kleinere 0,61-Zoll-Chips ein. Dank integrierter Stereo-lautsprecher ist der LCD-Projektor auch als Alleinunterhalter für die spontane Fußball-Party einsetzbar, zählt aber mit 41 Zentimetern Breite und sieben Kilogramm Gewicht nicht mehr zu den ultrakompakten Geräten. Zuhause profitiert man von seiner Wireless-Box: Sie macht nicht nur lange Kabel überflüssig, sondern steuert auch ein zweites Display oder versorgt eine Surround-Anlage mit Digitalton. Wer das nicht braucht, bekommt den in Schwarz lieferbaren Bruder EH-TW 6600 (ohne W) für 300 Euro weniger.

Ausstattung und Praxis

epson-pcDas Epson-Paket ist ein praktischer Problemlöser für alle, die ihr Wohnzimmer nur gelegentlich in ein Heimkino verwandeln wollen. Dazu leistet die mit zwei HDMI–Ausgängen bestückte Wireless-Box gute Dienste: Per Knopfdruck wechselt sie vom fest verkabelten HDMI-Ausgang für den Flachbildschirm auf den drahtlosen HDMI-Funkbetrieb für den schnell aus dem Schrank geholten Projektor. Steht der EH-TW 6600 W auf einem kleinen Couchtisch vor dem Publikum, wird dieses auch gleich mit gut verständlichem Stereoton versorgt. Die kleine Wireless-Box besitzt vier HDMI-Eingänge hinten sowie einen MHL-fähigen HDMI-Port auf der Seite (siehe Kasten).

Für einen schnellen Start im Heimkino muss man die Projektorposition nicht so genau fest-legen, denn dank des 1,6-fachen Zooms sowie der manuellen Stellräder für die Linsenverschiebung (Lens-Shift) landet das Bild flott in korrekter Größe und Lage auf der Leinwand. Die Bildhöhe lässt sich großzügig um 60 Prozent nach oben oder unten verschieben, seitlich erreicht der Versatz bis zu 24 Prozent. Außerdem hilft der integrierte Testbild-generator mit weiß umrandetem Einstellbild und Fadenkreuz in der Mitte beim Fokussieren. Die besten Resultate liefert das Objektiv allerdings im Weitwinkel und nur bei einer möglichst geraden Projektion; in Telestellung (stärkste Vergrößerung) sowie bei einer stark versetzten Projektion leidet die Fokussierung deutlich.
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Ein nettes Feature liefert der voreingestellte Bildmodus „Automatisch“. Hier misst der Projektor das Umgebungslicht und stellt sowohl die in drei Stufen schaltbare Lampenhelligkeit als auch die Bildwerte selbstständig ein. Versierte Anwender dürften sich hier jedoch an dürftigen Farben und gesperrten Bildreglern stören.

Praktisch für den TV-Abend ist die Bild-in-Bild-Funktion: Der Projektor zeigt eine zweite Bildquelle im kleinen Fenster und wechselt die Priorität der Quelle. Bildtüftler freuen sich über Epsons Farbmanagement, das alle 18 Farbregler übersichtlich einblendet. Ein wenig in die Irre leitet das Menü „Motion Flow Intensität“, das die Vollbildwandlung regelt. Epsons Bewegungsverbesserung „Frame Interpolation“ fehlt leider ebenso wie die beste und kontraststärkste LCD-Technik des Hauses.

Groß, schwer und beleuchtet: Epsons Fernbedienung verlegt man selten. Eigene Tasten verzweigen direkt ins Farbmanagement oder wechseln die Quelle für die praktische Bild-in-Bild-Funktion des Projektors.

Groß, schwer und beleuchtet: Epsons Fernbedienung verlegt man selten. Eigene Tasten verzweigen direkt ins Farbmanagement oder wechseln die Quelle für die praktische Bild-in-Bild-Funktion des Projektors.

Licht und Farbe

Die im EH-TW 6600 W verbauten LCD-Panels sind laut Epson auf 2.500 Lumen ausgelegt und sollen mit Iris einen dynamischen Kontrast von 70.000:1 erreichen. Doch die Iris kann den in Wahrheit eher bescheidenen nativen Bildkontrast von 1.050:1 kaum retten: Sie reduziert zwar das bläuliche Restlicht in völlig schwarzen Bildern auf ein Zehntel, produziert aber nach Helligkeitssprüngen leichte Pumpeffekte sowie Regelgeräusche und nützt in dynamikreichen Szenen nichts. Hier hellt Streulicht dunkle Bildinhalte vielmehr stärker auf, weshalb der EBU- und der ANSI-Kontrast mit Werten von 410:1 beziehungsweise 220:1 bescheiden ausfallen. Vom Top-Niveau des LCD-Rekordhalters Epson EH-TW 9200 (audiovision 3-2014) trennen den 6600er Welten, schaffte das Flaggschiff schon ohne Iris einen nativen Panel-Kontrast von gut 7.000:1.

Moderne Vielfalt: Auch am Projektor stehen zwei HDMI-Eingänge bereit, einer davon ist MHL-kompatibel. Der Ton wird wahlweise analog, via HDMI-Kabel oder per HDMI-Funkverbindung empfangen und in Stereo über die rückseitigen Lautsprecher ausgegeben.

Moderne Vielfalt: Auch am Projektor stehen zwei HDMI-Eingänge bereit, einer davon ist MHL-kompatibel. Der Ton wird wahlweise analog, via HDMI-Kabel oder per HDMI-Funkverbindung empfangen und in Stereo über die rückseitigen Lautsprecher ausgegeben.

Lob verdient der EH-TW 6600 W allerdings für die harmonischen Farben im Bildmodus „Natürlich“ sowie für die hohe Lichtausbeute von 1.700 Lumen. Auf mittlerer Lampenstufe tönt der Epson drei Dezibel leiser bei 1.550 Lumen, im Eco-Modus erreicht er noch 1.240 Lumen und ist sogar ganze zehn Dezibel leiser (25 statt 35 dBA).

Eine weitere Stärke des EH-TW 6600 W ist die eindrucksvolle Lichtausbeute im hellsten 3D-
Modus: Er erreicht einen Spitzenwert von 300 Lumen, auch wenn die Farben nun etwas plakativ wirken und leichtes Kanal-Übersprechen auftaucht.

Im fest installierten Heimkino stellt das Verlegen einer längeren HDMI-Strippe keine unüberwindbare Hürde dar. Holt man den Projektor dagegen nur gelegentlich zu besonderen Anlässen aus dem Schrank, ist Epsons kompakte Wireless-Box praktisch: Sie überträgt Bild und Ton von fünf HDMI-Quellen in Full-HD-Qualität inklusive 3D bis zu zehn Meter weit drahtlos. Die Einrichtung und Kommunikation erfolgen automatisch.
Bei unseren Versuchen traten nur sehr selten kurze Bildstörungen auf, Aussetzer beim Ton gab es dagegen öfters. Besser klappte die Tonübertragung erst bei einer direkten Sichtverbindung und Ausrichtung der Box auf den Projektor. Alternativ hilft auch der optische Digitalton-Ausgang weiter. Er ist auch während der HDMI-Funkübertragung aktiv und koppelt auf Wunsch den PCM-Stereoton für einen Surround-Receiver aus.

Der mit einem Flachbildfernseher verbundene HDMI-­Ausgang der Box lässt sich nach drahtloser Heimkino-Vorführung über den Taster „Output“ aktivieren. Auf diese Weise verwaltet der kompakte Transmitter auch für das TV-Gerät per Input-Taster bis zu fünf weitere HDMI-Quellen. Eine davon ist MHL-kompatibel (Mobile High-Definition Link) und erschließt mobile Geräte wie Smartphones. Praktisch: Die USB-Buchse an der Seite kann zum Laden der 3D-Brille benutzt werden.

Praktisch: Epsons kleine Wireless-Box überträgt per Funk die Signale von fünf HDMI-Quellen zum Projektor. Digitaler Stereoton wird parallel ausgekoppelt oder alternativ der Flachbild-TV per HDMI-Kabel versorgt.

Praktisch: Epsons kleine Wireless-Box überträgt per Funk die Signale von fünf HDMI-Quellen zum Projektor. Digitaler Stereoton wird parallel ausgekoppelt oder alternativ der Flachbild-TV per HDMI-Kabel versorgt.

Schärfe und Videoverarbeitung

Beim Blick auf Testbilder kneifen anspruchsvolle Cineasten die Augen zusammen, da feine Linien-paare aufgrund der Drei-Chip-Projektion etwas flau wirken; zudem sind sie je nach Einstellung der zahlreichen Schärferegler leicht eingefärbt. Ein wenig Abhilfe bringt der Feinabgleich der Konvergenz, den Epson global oder selektiv in 187 Zonen ermöglicht. Auch das gröbere LCD-Pixelraster macht einen Unterschied auf einer großen Leinwand.

Die Vollbildwandlung von SDTV-Bildern klappt gut, während TV-Material im Format 1080i etwas unruhig erscheint. Das Flimmern bemerkt man aufgrund der schlechten Bewegungsschärfe jedoch erst auf den zweiten Blick. Ein Schwenk über den Fußballplatz verschmiert beispielsweise ebenso wie die wie Stege der rotierenden Roulettekessel im animierten Vorspann von „Casino Royale“ – das kostet Punkte.

Übersichtlich: Alle Einstellungen im Farbmanagement des EH-TW 6600 W lassen sich auf einen Blick darstellen.

Übersichtlich: Alle Einstellungen im Farbmanagement des EH-TW 6600 W lassen sich auf einen Blick darstellen.

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Etwas flau: Feine Testbildmuster erscheinen nicht mit maximaler Detailschärfe; in natürlichen Szenen ist das aber weniger stark erkennbar.

Dafür gelingt auch ohne aktive „Superresolution“ ein angenehm helles, farbenprächtiges und neutrales Bild – die Schaltung sorgt zwar für ein schärferes, aber etwas plakativ wirkendes Bild. Nur dezent kaschiert die Iris den schwachen Kontrast in der düsteren Montenegro-Szene: Sie halbiert das Restlicht in den Letterbox-Streifen und gleicht den Helligkeitsverlust mit leicht angehobenem Videopegel aus. Eine Verdoppelung des Bildkontrasts ist also möglich, jedoch weit unterhalb von 70.000:1.

Auf Wunsch konvertiert der Projektor den Bond-Klassiker nach 3D, wenn auch mit halbierter horizontaler Auflösung. Echte 3D-Streifen wie „Avatar“ erscheinen dagegen in voller Auflösung und ohne Flackern in den hellen Wolken, wie etwa am Hubschrauber-Landeplatz. In den nächtlichen Urwaldszenen steigert die Iris bei Bedarf den Kontrast leicht und bewegte Motivkanten erscheinen in 3D (anders als in 2D) kaum verwischt, nämlich mit erstaunlich scharfer Dreifachkante. (ur)

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Der Testbericht Epson EH-TW 6600 W (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 2000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 gut

Der Epson EH-TW 6600 W liefert gute Farben und eine hohe Lichtausbeute bei 2D und 3D. Dank WLAN und Stereo-Lautsprechern eignet er sich auch gut für den mobilen Einsatz. Im dunklen Heimkino fallen aber der schwache Kontrast und die geringe Bewegungsschärfe negativ auf.

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