Bang & Olufsen BEOVISION AVANT 55 (Test)

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Skandinavische Länder haben etwas Mys-tisches und Kraftvolles an sich. Auch der BeoVision Avant 55 kann seine Herkunft aus dem dänischen Hause Bang & Olufsen nicht verleugnen. Wie der gleichnamige Urahn aus dem Jahr 1995 läutet er eine neue Ära für die Luxusschmiede ein; Highlights sind dabei die Ultra-HD-Auflösung und das wegweisende Soundsystem. Zum Gerätepreis von 8.295 Euro kommen übrigens 1.455 Euro für den elektrisch ansteuerbaren Standsockel hinzu.

Ausstattung und Praxis

bang-pcÄußerlich sieht der BeoVision Avant 55 nicht übermäßig spektakulär aus. Einzig die schwarz-silberne Sandwich-Bauform mit einer um das Gehäuse verlaufenden Rille sowie der monumentale Standsockel setzen optische Akzente. Etwas deplatziert wirkt das Kunststoff-Modul rechts oben, das zwei Lichtsensoren (Vorder-/Rückseite) zur automatischen Anpassung der Leuchtkraft beherbergt – diese hätten wir uns etwas unauffälliger gewünscht. Im Gegensatz zu seinen großen Brüdern mit 75 und 85 Zoll Diagonale bietet der 55-Zöller nur ein Edge- statt Full-LED-Backlight. Das Panel bezieht Bang & Olufsen von Samsung, was eine sehr gute Bild-qualität verheißt – allerdings verzichten die Dänen auf tiefgreifende Bildregler.

Perfekt eingerahmt: Über den Regler „Cropping/Overscan“ in den Experten-Einstellungen können unsaubere Bildränder auch bei TV-Material einfach maskiert werden.

Perfekt eingerahmt: Über den Regler „Cropping/Overscan“ in den Experten-Einstellungen können unsaubere Bildränder auch bei TV-Material einfach maskiert werden.

Ein eindrucksvolles Schauspiel offenbart sich beim Einschalten des Fernsehers: Wie LGs einstiges Spitzenmodell 65 LA 9709 (Test in audiovision 12-2013) verfügt der BeoVision Avant über eine elektrisch ausfahrende Soundbar, wobei die dänische Variante eleganter und flüsterleise aus dem Gehäuse gleitet. Allerdings dauert der Start-vorgang eine Minute – wer nichts vom abendlichen TV-Highlight verpassen möchte, muss spätestens um 20:14 Uhr die Fernbedienung zur Hand nehmen. Am Gerät selbst finden sich keine Steuerelemente. Für den TV-Empfang steht ein Universal-Doppel-Tuner mit zwei CI+ Slots bereit. Externe Quellen finden an rekordverdächtigen sechs HDMI-Eingängen Anschluss, von denen fünf nach dem 2.0-Standard arbeiten; nur Nummer eins unterstützt HDCP 2.2.

Lang und dünn: Die polierte Aluminium-Fernbedienung des BeoVision Avant wirkt sehr edel. Mithilfe des integrierten Displays gelangt man direkt zu YouTube und Co.

Lang und dünn: Die polierte Aluminium-Fernbedienung des BeoVision Avant wirkt sehr edel. Mithilfe des integrierten Displays gelangt man direkt zu YouTube und Co.

In jedem Fall erfordert das Bedienkonzept eine gewisse Übung, zum einen ist die Benutzeroberfläche verschachtelt, zum anderen die Tastenverteilung der „BeoRemote One“ gewöhnungsbedürftig. Praktisch finden wir ihre drei individuell belegbaren Tasten, da sie direkten Zugriff auf häufig genutzte Funktionen erlauben.

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Bildqualität Fernsehen

Wie viel Samsung steckt wirklich im Avant 55? Jede Menge! Er kann sich locker mit den koreanischen Spitzenmodellen messen und deckt subjektiv sogar einen breiteren Blickwinkel ab. So bekommen auch bis zu 60 Grad seitlich sitzende Zuschauer noch ein kontrast- und lichtstarkes Bild zu Gesicht. Mit maximal 353 Candela pro Quadratmeter sind die Hellig-keitsreserven jedoch nur Durchschnitt; das könnte unter anderem der reflexmindernden Beschichtung geschuldet sein. Inwieweit diese das Display entspiegelt, sei angesichts des mäßigen Hellraumkontrasts von 494:1 dahingestellt.

Der elektronische Programmführer stellt die aktuell laufenden TV-Sendungen übersichtlich dar. Die Kanalsortierung des B&O ist leider wenig praxistauglich.

Der elektronische Programmführer stellt die aktuell laufenden TV-Sendungen übersichtlich dar. Die Kanalsortierung des B&O ist leider wenig praxistauglich.

Webmedia: B&Os Smart-TV-Portal stammt von TP Vision beziehungsweise Philips und ist optisch eher schlicht. Ein paar Dienste sind direkt per Fernbedienung abrufbar.

Webmedia: B&Os Smart-TV-Portal stammt von TP Vision beziehungsweise Philips und ist optisch eher schlicht. Ein paar Dienste sind direkt per Fernbedienung abrufbar.

In der App Gallery stehen weitere Anwendungen zum Download bereit, Maxdome-Alternativen und Skype sucht man vergeblich. YouTube erreicht nur 720p-Qualität.

In der App Gallery stehen weitere Anwendungen zum Download bereit, Maxdome-Alternativen und Skype sucht man vergeblich. YouTube erreicht nur 720p-Qualität.

Im Tuner-Betrieb geht „Film“ als bester Bild-modus hervor. Seine Vorzüge liegen vor allem in der angenehm intensiven Farbabstimmung und der guten Durchzeichnung. Selbst SDTV-Kanäle erscheinen knackscharf, wobei der De-Interlacer nicht ganz sauber arbeitet und gelegentlich Flimmereffekte hervorruft. Dafür ist der Overscan komplett abschaltbar. Zusätzlich spendiert Bang & Olufsen eine Cropping-Funktion, mit der man fehlerhafte Ränder beschneiden beziehungsweise maskieren kann – das kannten wir bislang nur von Projektoren. Da der Fernseher standardmäßig eine nicht abschaltbare Interpolation aktiviert hat, werden TV-Inhalte bei Bewegungen dezent geglättet.

Bildqualität Blu-ray

Normalerweise empfiehlt sich für Kinofilme derselbe Bildmodus wie im Tuner-Betrieb. Der BeoVision Avant 55 bildet eine Ausnahme: Da das Preset „Film“ feine Konturen und Details überschärft (der in den Experten-Einstellungen versteckte Schärfe-regler zeigt keine Wirkung), sind Cineasten mit „Monitor“ besser beraten. Das beweist zum Beispiel die belebte Markusplatz-Totale aus unserem Sehtest-Dauerbrenner „Casino Royale“, erscheint sie doch nun weniger plakativ und damit natür-licher. Die minimal höheren Farbabweichungen fallen mit bloßem Auge praktisch nicht auf. Am stärksten tanzen dabei Rottöne aus der Reihe, was auch am leicht erweiterten Farbraum liegt. Andererseits gewinnen dadurch einige Motive an Brillanz, ohne übersättigt oder gar künstlich zu wirken – Hautpartien werden naturgetreu dargestellt. Über das fehlende Farbmanagement können wir also ausnahmsweise hinwegsehen.

Wenn der Fernseher durchdreht, dann steht ihm entweder eine Reparatur bevor oder er verfügt über eine elektrische Positionsverstellung à la Bang & Olufsen. Das funktioniert aber nur mit dem motorisierten Boden­standfuß, der den BeoVision Avant per TV-Fernbedienung um bis zu 90 Grad in beide Richtungen dreht. Ebenso bieten die Dänen eine links- oder rechtsseitige Wandhalterung an, die den 55-Zöller um maximal 60 Grad und die großen Brüder bis 19 Grad in den Raum hineinschwenkt. Für das kleinste Modell gibt es außerdem einen Tischsockel. Dieser bringt den Bildschirm aus der nach hinten geneigten Ruhestellung in die Senkrechte. Beim Ausschalten nehmen alle drei Varianten automatisch wieder die ursprüngliche Position ein.

Der Bodenstandfuß treibt das Gesamtgewicht des Avant 55 auf 105 Kilogramm. Im Menü können neun automatisch anfahrbare Positionen festgelegt werden.

Der Bodenstandfuß treibt das Gesamtgewicht des Avant 55 auf 105 Kilogramm. Im Menü können neun automatisch anfahrbare Positionen festgelegt werden.

Der Kontrast ist sozusagen auf Kante genäht, so dass unsere Testbilder ebenso wie die Montenegro-Szene aus obigem James-Bond-Klassiker oder die Innenaufnahmen der „Krabat“-Mühle sauber differenziert erscheinen. Die Messergebnisse liegen mit 1.230:1 (Im-Bild) respektive 382:1 (ANSI) auf dem Niveau der aktuellen Flaggschiffe von Panasonic, Philips und Samsung (Tests in audiovision 4-2015). Ferner punktet der Edel-Däne mit einer für ein Edge-LED-Modell homogenen Ausleuchtung. Zum Glück gelingt die 24p-Wiedergabe auf Anhieb perfekt, denn Bang & Olufsens „Judder-Reduzierung“ funktioniert nur im zu plakativen Film-Modus.

Wer in die dritte Dimension eintauchen möchte, benötigt die entsprechende Shutter-Brille – diese muss separat für 100 Euro pro Stück geordert werden. Dafür belohnt der Avant 55 den Zuschauer mit einer authentischen Tiefenstaffelung, sattem Kontrast, ordentlichen Farben und voller Auflösung, obgleich er nicht ganz an den Schärfeeindruck mancher Samsung-TVs herankommt. Geister- beziehungsweise Doppelbilder treten selten auf. Kritik gibt es nur für den Helligkeitsverlust sowie das relativ starke Flackern bei einfallendem Raumlicht.

Bei den meisten Flachbildfernsehern hinkt der Klang der Bildqualität meilenweit hinterher. Ganz anders beim BeoVision Avant 55, der mit seinem sanft he­rausgleitenden Soundsystem nicht nur optisch, sondern auch akustisch zu beeindrucken weiß. Die steif und stabil gebaute Klangleiste beherbergt nicht weniger als drei exquisite Lautsprechersysteme für den Center sowie vier Mittel-Hochtontreiber für die Stereokanäle. Der vier Zoll große Centerbass wird zusätzlich von einem sechseinhalb Zoll großen Tieftöner auf der Rückseite unterstützt. Letzterer sitzt ebenfalls in einer steifen und akustisch toten Kammer und profitiert wie die anderen Chassis von Bang & Olufsens langjähriger Erfahrung bei der Entwicklung der Signalverarbeitungssoftware.
Dabei legen die Dänen die Messlatte für die Klangqualität des TV-Geräts traditionell hoch, damit das integrierte Drei-Kanal-Stereosystem auch große Wohnzimmer leistungsstark beschallen kann. Zugleich ist der BeoVision Avant 55 bereits für das Hinzufügen weiterer Aktiv- und Drahtlos-Schallwandler gerüstet, etwa um im Team mit den hauseigenen IWS-Klang­säulen samt Subwoofer ein 7.1-Aktivsystem anzusteuern.

Tatsächlich verspricht B&O keinesfalls zu viel, denn mit dem nervenden Klang überforderter oder indirekt abstrahlender Miniaturtreiber hat das Klangbild des Avant 55 nichts gemein. Besonders die Qualitäten des direkt aus der Mitte strahlenden Drei-Wege-Centers beeindrucken mit klarer Artikulation, sonorem Brustton und weit gefächerten Klangfarben. In dem ab Werk voreingestellten Tonmodus „Film“ erleben wir den atmosphärisch dichten Soundtrack der DVD „Arktis Nordost“ mit felsenfest aus der Mitte ortbarem Sprecherton und grummelndem Bassfundament. Längeres Einspielen steigert die Klangqualität und die Lockerheit im Bass. Dann bringt der rückseitige Tieftöner sauberen Tiefbass bei 38 Hertz mit rund 80 Dezibel Schalldruck. Im Oberbass bei 80 Hertz sind rund 90 Dezibel und mit Rosa Rauschen bis zu 100 Dezibel möglich – Wow!

Der Nutzer kann aus acht Klangprogrammen wählen, zum Beispiel den ähnlich überzeugenden Modus „Musik“. Die Zahl der Klangregler und Audio-Menüs übersteigt das übliche Niveau und würde den Rahmen dieses Tests sprengen. Erwähnen wollen wir aber Profi-Funktionen, die neben separaten Bass-/Höhenreglern auch eine Klangwaage (Frequenz-Tilt), Loudness, den maximal zulässigen Schallpegel, individuelle Grenzen für Bass- und Höhenregler oder im Menü „Dynamikeinstellungen“ einen Clip-Schutz sowie eine zweistufige Kompressionsschaltung aktivieren können.
Einen Ausblick auf weitere Steigerungen von Klangqualität und Komfort liefert die Software im Team mit dem beiliegenden Einmessmikrofon. Hier können bis zu neun Audiosettings je nach Winkel und Standfuß-Position gespeichert werden. Das Ganze funktioniert auch nach dem 7.1-Ausbau und berücksichtigt im Bassmanagement sogar den variierenden Wandabstand.

Weitere Optionen gehen über klangliche oder technische Fähigkeiten wie die Dekodierung von DTS und Dolby Digital Plus hinaus. So kooperiert Bang & Olufsen mit Internet-Musikdiensten wie Spotify und Deezer und bereitet mit der nächsten Firmware weitere Streaming- sowie Multiroom-Anwendungen vor.

Flexibel und professionell: Über die gut klingende Voreinstellung im Tonmodus „Film“ hinaus finden Tüftler zahlreiche Klangprogramme, Regler für Bässe, Höhen, Loudness und Klangwaage sowie Profi-Tools wie den Clip-Schutz.

Flexibel und professionell: Über die gut klingende Voreinstellung im Tonmodus „Film“ hinaus finden Tüftler zahlreiche Klangprogramme, Regler für Bässe, Höhen, Loudness und Klangwaage sowie Profi-Tools wie den Clip-Schutz.

Dicker Brummer: Der sechseinhalb Zoll große Tieftöner auf der Rückseite des BeoVision Avant 55 verhilft der Soundbar zu einem soliden Bassfundament.

Dicker Brummer: Der sechseinhalb Zoll große Tieftöner auf der Rückseite des BeoVision Avant 55 verhilft der Soundbar zu einem soliden Bassfundament.

Ohne AV-Receiver: Der BeoVision Avant 55 arbeitet perfekt mit Lautsprechern von B&O zusammen. Auf analoge AV-Anschlüsse wird verzichtet, dafür gibt es sechs HDMI-Eingänge.

Ohne AV-Receiver: Der BeoVision Avant 55 arbeitet perfekt mit Lautsprechern von B&O zusammen. Auf analoge AV-Anschlüsse wird verzichtet, dafür gibt es sechs HDMI-Eingänge.

4K-Wiedergabe

Unser Formattest fand ein schnelles Ende: Der Mediaplayer verweigert sämtliche 4K-Videos – egal, ob es sich um Amateur-aufnahmen, Democlips oder die herausfordernden Testsequenzen von Quality.TV handelt. Lediglich der Ton ist drei Sekunden lang zu hören, ehe man in die Ordneransicht zurückgeworfen wird. Fotos gehen leider nicht über Full-HD-Qualität hinaus. Bleibt zu hoffen, dass ein Firmware-Update diese Probleme behebt. (mr/ur/ff)

TV_BAO_Avant_55_front

bang-wertung

AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Bang & Olufsen BEOVISION AVANT 55 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 9750 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 sehr gut

9.750 Euro für einen 55-Zoll-Fernseher sind wahrlich kein Schnäppchen. Aber Bang & Olufsen spricht seit jeher die besser betuchte Kundschaft an – und die wird vom BeoVision Avant mit extravagenten Komfortfunktionen, ausgezeichneter Bildqualität sowie sattem Klang verwöhnt. Der Dänen-TV ist ein echtes Highlight in der UHD-Landschaft.

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