ASW Genius-Set (Test)

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Schiere Größe hat bei Lautsprechern eine eigene Qualität. Denn große Boxen arbeiten mit der Physik, nicht gegen sie. Dies stellt das 9.400 Euro teure Genius-Set von ASW eindrucksvoll unter Beweis.

ASW Genius-Set - 5.1-Boxenset für 9.400 € Dem auch bei Lautpsrechern um sich greifenden Downsizing-Trend widersetzt sich die Genius-Boxenserie des deutschen Traditionsherstellers ASW. Vor allem die Frontlautsprecher 510 sind mit ihrer Höhe von knapp 1,30 Meter nicht zu übersehen. Doch statt in einfallslosem Quaderform-Kistendesign schmeicheln sie mit edel wirkenden Rundungen der Seitenflächen dem Auge. Darüber hinaus gefiel unser Testset mit einer traumhaft verarbeiteten Oberfläche aus dem Tropenholz Wenge, an der wir trotz akribischer Kontrolle keine Fehler entdecken konnten – hier waren schon beim Aussuchen der Furnierstücke Experten am Werk. Wer eine andere Oberfläche – sei es Furnier oder Lack – haben möchte, ist bei ASW richtig: Denn dank einer eigenen Gehäusefertigung in Deutschland lässt sich nahezu jeder Kundenwunsch erfüllen.

Technik

Wenn Lautsprecher-Entwickler sich etwas wünschen dürfen, dann ist es, die Physik einmalt für sich arbeiten zu lassen statt gegen sie anzukämpfen. Sprich, eine Box zu entwickeln, deren Größe hauptsächlich von den akustischen Anforderungen bestimmt wird. Also dürfte ASW-Chef und Entwickler Willi Nienhaus die Arbeit an der Genius 510 so richtig Spaß gemacht haben: Denn deren beide 25 Zentimeter messende Bass-Chassis sind in ein Gehäuse von 126 Zentimetern Höhe, 29 Zentimetern Breite und 35 Zentimetern Tiefe untergebracht, schöpfen damit in Sachen Volumen also aus dem Vollen. Als Membranmaterial wählte Nienhaus von Holzfasern verstärktes Papier, das besonders stabil und resistent gegen Resonanzen sein soll.

Beide Tieftöner sind weit oben und unten auf der Front montiert. Dazwischen sitzen die mit Schwingeinheiten aus dem gleichen Material versehenen Mitteltöner, die je 15 Zentimeter durchmessen. In deren Mitte wiederum ordnete ASW den Hochtöner an, eine 25-Millimeter-Kalotte aus harter Keramik. Durch die jeweils zwei übereinander angeordneten Tief- und Mitteltöner wird der Schall in ihrem jeweiligen Übertragungsbereich vertikal gebündelt. So werden Raumreflexionen von Boden und Decke vermindert. Gerade Reflexionen vom Boden sind oft besonders störend, weil sie als erste nach dem Direktschall beim Hörer eintreffen und zum Einen für Verfärbungen sorgen, zum anderen die räum­liche Abbildung beeinträchtigen.

Der Center Genius 210 und die Surroundboxen Genius 110 sind als Zweiweg-Konstruktionen und somit deutlich konventioneller aufgebaut. Die Tieftöner – zwei Fünfzehner beim Center, je ein 17-Zentimeter-Chassis bei den 110ern, bringen ebenfalls das hochwertige, mit Holzfasern durchsetzte Papier-Membranmaterial mit, der Hochtöner ist identisch mit dem der Genius 510. Der Subwoofer Genius AS 10 ist ein alter Bekannter: Er wurde in Ausgabe 3-2012 getestet und bekam von uns ein „Highlight“ aufgrund seiner profunden Leistungen. Immer noch genial ist das PC-Programm, mit dem er über ein USB-Kabel in allen Parametern eingestellt werden kann (siehe unten).

Dank der luftigen Bauweise der Genius-Tieftöner sind Strömungsgeräusche am Korb ausgeschlossen. Als Antrieb dient ein kleiner, aber sehr kraftvoller Neodym-Magnet.

 

Subwoofer-Steuerung am Computer

Als einer der wenigen Hersteller gibt ASW dem Subwoofer Genius AS 10 ein Computer-Steuerprogramm sowie ein USB-Anschlusskabel mit auf den Weg. Sämtliche Parameter lassen sich über die Software einstellen. Als Basis dient dem AS 10 ein integrierter DSP, der sämt­liche Einstellungen in der digitalen Ebene vornimmt. Damit genießt der Anwender mehr Flexibilität als bei mechanischen Reglern. So lässt sich beispielsweise nicht nur die Übergangsfrequenz des Tiefpass­filters feinstufig zwischen 40 und 160 Hertz wählen, sondern man kann auch die Flankensteilheit zwischen 12 Dezibel pro Oktave (eher flach) bis zu 36 Dezibel pro Oktave (sehr steil) einstellen.

Zudem bietet der Subwoofer einen Equalizer mit neun Bändern im Terzabstand und vier festen sowie einer vom Benutzer belegbaren Voreinstellung. Damit lässt sich der ASW auf nahezu jeden Raum perfekt anpassen. Das PC-Programm ist zudem einfach bedienbar und bringt eine gute Anleitung mit. Was zur Perfektion fehlt, ist ein Messmikrofon, denn selbst ein Profi kann die umfangreichen Möglichkeiten des ASW-Subwoofers nur mit seinem Gehör nicht vollständig nutzen.

Zum normalen Betrieb benötigt man das Programm nicht, per mitgelieferter Fernbedienung ist der Wiedergabepegel regelbar. Man kann sogar zwischen den fünf Equalizer-Voreinstellungen wählen.

Per übersichtlicher Bedienoberfläche lässt sich der ASW Genius AS 10 bequem mit dem PC einstellen.

Tonqualität Surround

Die hervorragenden Messwerte von damals bestätigte das aktuelle Exemplar in vollem Umfang: satte 110 Dezibel Maximalpegel und ausgewogene Frequenzgänge lassen keine Zweifel an seinen Qualitäten aufkommen. Die Kurve der großen Genius 510 verläuft – wie von ASW gewohnt – nicht hundertprozentig gerade, da Willi Nienhaus einer temperamentvollen, musikalischen Wiedergabe den Vorzug vor glatten Frequenzgängen gibt. Jedoch nehmen die Welligkeiten keine besorgniserregenden Ausmaße an und lassen sich teilweise auch auf die spezielle Chassis-Anordnung, für die unser Messabstand von einem Meter eigentlich zu gering ist, zurückführen. Center und Surrounds zeigen sich linearer. Für schwachbrüstige Verstärker ist die Genius 510 allerdings nicht der richtige Partner: Mit ihrer Minimal-Impedanz von 2,74 Ohm bei 212 Hertz verlangt sie Endstufen einiges an Strom ab.

Mit einem adäquten Antrieb ist das Set allerdings kaum zu bremsen: Das Feuerwerk, das es mit „Terminator – die Erlösung“ abbrennt, ist fantastisch. Nicht nur, dass es Bassschläge in nahezu jeder beliebigen Lautstärke mit unmittelbar in die Magengrube fahrender, blitzschneller Reaktion quittiert, es arbeitet zudem akribisch auch feinste Details wie das leise Knarren eines Fallschirm­gurtes oder den kleinen Spritzer einer Welle heraus – und das mit einer Selbstverständlichkeit und Präsenz, die ihresgleichen sucht.

So macht auch Mehrkanal-Musik Spaß, sowohl mit lautstarkem Rock a la 3 Doors Down, dessen „Away From The Sun“ aus einem Guss, stabil und mit ordentlich Druck die Tester richtiggehend anspringt. Das räumliche Geschehen einer edlen Jazz-Darbietung wie „They Can‘t Take That Away From Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli bildet das Set ebenso mühelos und scharf fokussiert ab wie das San Francisco Symphony-Orchester unter der Leitung von Michael Tilson Thomas. Einen Nachteil hat eine solche analytische Spielweise: Schlechte Aufnahmen und schlechte Verstärker quittiert die Kombi mit Härte, die unangenehm werden kann.

ASW Genius-Set - 5.1-Boxenset für 9.400 €

Das Genius-Set ist in einer Vielzahl an unterschiedlichen Oberflächen lieferbar, hier als Beispiele Schleiflack anthrazit und Echtholzfurnier Kirsche.

Tonqualität Stereo

Auch als Einzelkämpfer schlagen sich die Genius 510 hervorragend. Auf Unterstützung vom Subwoofer sind sie nicht angewiesen und spielen mit Stereo-Material genauso anspringend, präzise und räumlich fokussiert wie im Mehrkanal-Betrieb auf. In einem Raum ab 30 Quadratmetern und einem Hörabstand von drei Metern können Sie ihre Fähigkeiten voll ausspielen.

ASW Genius-Set - 5.1-Boxenset für 9.400 € ASW Genius-Set - 5.1-Boxenset für 9.400 €

ASW Genius-Set - 5.1-Boxenset für 9.400 €

 

Der Testbericht ASW GENIUS-SET (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 9400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 sehr gut

Auch als Einzelkämpfer schlagen sich die Genius 510 hervorragend. Auf Unterstützung vom Subwoofer sind sie nicht angewiesen und spielen mit Stereo-Material genauso anspringend, präzise und räumlich fokussiert wie im Mehrkanal-Betrieb auf. In einem Raum ab 30 Quadratmetern und einem Hörabstand von drei Metern können Sie ihre Fähigkeiten voll ausspielen.
Michael Nothnagel

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