TCL U55X9006 (Test)

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Praktisches Duo: Der schwarze Steuerstab reicht im normalen TV-Alltag vollkommen aus. Die silberne Fernbedienung beherbergt unter anderem eine Sprachsteuerung und ist nützlich, wenn man Smart-TV-Funktionen nutzen möchte.

QLED-Premiere für TCL: Der U55X9006 setzt wie Samsung auf die Quantum-Dot-Technik. Die Bildqualität überzeugt, allerdings schwächelt die Austsattung.

Mit dem 2.000 Euro teuren U55X9006 bringt TCL als zweiter Hersteller neben Samsung sogenannte QLED-Fernseher auf den Markt. Das „Q“ weist darauf hin, dass hier ein Display mit Quantum-Dot-Nanokristallen zum Einsatz kommt, das extrem intensive und gleichzeitig natürliche Farben darstellen will. Wie die Technik funktioniert und welche Vorteile sie tatsächlich bietet, erklären wir Ihnen im Kasten auf der nächsten Seite. Anders als Samsung kombiniert TCL die QLED-Technologie mit Android als Betriebssystem. Beim neuen 55-Zöller hat sich TCL zudem – der chinesische Konzern ist nach eigenen Angaben bereits der drittgrößte TV-Hersteller der Welt – beim Akustikspezialisten JBL bedient und ein Drei-Wege-Soundsystem in die Front integriert. Optisch macht der Apparat einen äußerst hochwertigen Eindruck: Das 0,9 Zentimeter dünne Panel thront auf einem stabilen Metallfuß, die silberne Soundleiste aus Aluminium ist ein echter Hingucker.

Ausstattung & Bedienbarkeit

Mit einem Listenpreis von 2.000 Euro bewegt sich der U55X9006 eigentlich in der gehobenen Mittelklasse, der Marktpreis liegt allerdings bei gerade mal der Hälfte. Wie dem auch sei, wir hätten uns auf jeden Fall eine USB-Aufnahme-Option gewünscht. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind folglich auch nur einmal an Bord.

Mittelmaß: Drei HDMI-Buchsen sind bestenfalls Standard. Außerdem verfügt der 55-Zöller lediglich über Single-Tuner für Kabel, Satellit und Antennenfernsehen.

Drei HDMI-Buchsen dürften in den meisten Haushalten genügen, vier sind mittlerweile allerdings Standard. Ab Werk benötigt der 55-Zöller eine knappe Minute, bis er nach dem Einschalten einsatzbereit ist und ein Bild zeigt. In den Einstellungen sollte man unter „Betrieb“ unbedingt „Soforteinschaltung“ aktivieren – nach 5 Sekunden flimmern jetzt schon bewegte Bilder über den Schirm. Android 7.0, der Quadcore-Prozessor und zwei Gigabyte Arbeitsspeicher schnüren ein gutes Gesamtpaket: Der TCL arbeitet sehr flott, das Wechseln von Menüs gelingt zügig und Apps reagieren prompt auf ihren Steuerbefehl.

Android 7.0: Das Betriebssystem des 55-Zöllers reagiert sehr flott, die waagerechten Kacheln mit Apps und Einstellungen erlauben eine intuitive Bedienung.

Minuspunkt: Maxdome und Amazon Video fehlen (mehr zur App-Ausstattung auf Seite 58). Ruckelfreies Streaming ist dank des aktuellen WLAN-Standards Wi-Fi 802.11ac kein Problem. Die schmale Fernbedienung besitzt eine eigene Netflix-Taste, die Tastenanordnung ist schlüssig, die Druckpunkte sind gut.

Senderübersicht: Die empfangbaren TV-Programme werden in der linken Bildschirmhälte aufgelistet – so findet man schnell den gewünschten Sender.

Spätestens wenn man die Smart-TV-Funktionen intensiv nutzen will, greift man gerne zur zweiten, deutlich kompakteren Alu-Fernbedienung. Diese verwandelt sich bei Bedarf in einen Mauszeiger, um beispielsweise in Videotheken oder komplexen Menüs per Handbewegung bequem navigieren zu können. Ziffernfeld und Symboltasten für EPG, Videotext oder Senderlisten lassen sich einblenden. Außerdem steht eine Sprachsteuerung zur Verfügung, die gerade für Google Assistant nützlich ist. Wie wird das Wetter morgen in Hamburg? Wie hat Bayern München gespielt? Öffne YouTube! Spiele „Orange Is The New Black“! Diese und andere Fragen bzw. Befehle setzt der TCL zuverlässig um.

Gut gekachelt: Der App-Store ist übersichtlich gestaltet, das Angebot ordentlich.

Chromecast & Mediaplayer

Für das schnelle Übertragen von Filmen, Spielen, Musik oder TV-Sendungen hat der U55X9006 Chromecast an Bord. So genügt ein Fingertipp auf das Chromecast-Symbol in der Anwendung beispielsweise auf dem Smartphone, und die Inhalte werden sofort gespiegelt, ohne auf dem Flat-TV eine zusätzliche Einstellung vornehmen zu müssen. Er muss lediglich in dasselbe Netzwerk wie das Mobilgerät eingebunden sein.

Was läuft im Fernsehen? Natürlich gehört auch ein EPG zur Ausstattung. Allerdings ist der TCL nicht dazu in der Lage, Sendungen auf USB-Festplatte aufzunehmen.

Vom PC lassen sich ebenfalls per DLNA Media-dateien auf den TCL übertragen. Die Chinesen nehmen Nutzer dabei vorbildlich an die Hand und gehen mit ihnen die Einrichtung Schritt für Schritt durch. So erfährt man, dass „DLNA“ in den Systemeinstellungen des Fernsehers und die „Medienübertragung“ im Windows Media Player aktiviert sein müssen. Nachdem die „Medien-freigabe“ erteilt wurde, steht dem Teilen von Fotos und Videos nichts mehr im Weg. Im Test gelang auch der Zugriff auf die Dateien einer FritzBox und auf einen Raumfeld MediaServer auf Anhieb.

Foto vom USB-Stick: Bilder lassen sich vergrößern und drehen. Außerdem sind Diashows mit musikalischer Hintermalung auf dem TV-Bildschirm möglich.

Fotos, Videos und Musik vom USB-Stick werden in unterschiedlichen Ordnern dargestellt. Bilder lassen sich vergrößern und verkleinern, drehen sowie als Diashow mit Musik hinterlegen. Solange man sich in Menüs wie für Bildeinstellungen und Apps aufhält, lassen sich Videos in einem kleinen Fenster einblenden. Auch hier mangelt es nicht an Arbeitstempo.

Bild- und Tonqualität

Im TV-Alltag erweist sich der U55X9006 als nicht besonders kapriziös. Das bedeutet: Gerät einschalten, Bildmodus „Natürlich“ wählen, und schon ist man für Nachrichten, Talkshow und Vorabendserie bestens gerüstet. Die Hintergrundbeleuchtung kann man guten Gewissens auf 60 anheben. Für schön schwarze Cinemascope-Balken und auch sonst eine ordentliche Durchzeichnung in dunklen Szenen ist eine „Schwarzstufe“ von 50 zu empfehlen. Das TV-Menü für die Bildeinstellungen ist logisch aufgebaut und bietet viele Einstell-Möglichkeiten. Der „Dynamische Kontrast“ dunkelt das Bild ab, verbessert die Tiefenwirkung und die Plastizität aber spürbar. Bei HD-Sendern gefällt der TCL durch sein sehr ausgewogenes und natürliches Bild. Der ANSI-Kontrast liegt mit 850:1 im Bereich des Erwartbaren, der Schwarzwert von 0,057 ist überzeugend.

Voll ausgereizt: Im SD-Farbsegel geht der U55X9006 über die Limits hinaus und stellt Rot, Grün und Blau extrem rein und damit auch sehr ansprechend dar. 

Die auf Arte laufende Dokumentation „Russland von oben“ sieht auf dem 55-Zöller atemberaubend schön aus. Leuchtende Städte, türkisblaues Meer, goldbraune Steppen – kaum zu glauben, dass es „nur“ Fernsehen und keine Blu-ray ist. Filmfreaks werden mit dem QLED ebenfalls glücklich. Gleich zu Beginn von „Fack You Göhte 2“ im Autohaus begeistert der Apparat durch die detaillierte Darstellung der Lichtspiegelungen in den unterschiedlichen Lackoberflächen. Die Farben sind kräftig, überstrahlen aber nicht. Schwarz ist schön satt, das Jacket der Verkäuferin oder die graue Lederjacke von Elyas M‘Barek sind eindrucksvoll durchzeichnet. Ab einem seitlichen Blickwinkel von rund 40 Grad beginnen die Farben merklich auszubleichen. Trotz Edge-LED-Hintergrundbeleuchtung sind die Außenbereiche des Bildschirms angenehm dunkel und nur minimal durchleuchtet, was normalerweise nicht auffällt. Ebenfalls positiv: Das Panel strahlt sehr gleichmäßig, TCL analysiert das Bild in 192 getrennten Bereichen.

Das wirkt sich positiv auf den Kontrast aus. Bisher werden lediglich die High-Dynamic-Range-Formate HDR10 und HLG unterstützt, wodurch der 55-Zöller mit Punktabzügen leben muss. Während der QLED bei Netflix-Filmen mit UHD-Auflösung und HDR sofort in den HDR-Modus wechselte, spielte er 4K-Clips bei YouTube oft nur in HD-Auflösung ab. HDR stand hier auch bei Filmen nicht zur Verfügung, die in UHD liefen.

Das Soundsystem von JBL liefert eine ordentliche Ausgangsleistung von 2 x 24 Watt. Die Boxen strahlen nach vorne ab, das macht sich positiv bemerkbar. Die Sprachverständlichkeit ist exzellent. Bässe sind nicht furchteinflößend, aber gut vernehmbar. Ebenso gefällt die breite Stereobühne durch die außensitzenden Lautsprecher. Höhen arbeitet der TCL präzise heraus. Sieben unterschiedliche Klangmodi stehen unter anderem für Kino, Musik oder Sportübertragungen parat. 


Der Testbericht TCL U55X9006 (Gesamtwertung: 78, Preis/UVP: 2000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

78 gut

Respekt, von der Farbreproduktion her ist der TCL U55X9006 ein Spitzengerät. Im TV-Alltag schlägt er sich ebenso wacker wie beim Filmabend, der Ton ist überdurchschnittlich gut. Eine suboptimale Ausstattung (kein Dolby Vision, kein USB-Recording, kein Amazon Video) kostet ihn das „sehr gut“.
Jochen Wieloch

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