Sony STR-DN1070 (Test)

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Mit dem neuen Spitzenmodell STR-DN1070 (der über 2.000 Euro teure STR-ZA5000ES kommt vorerst nur in den USA auf den Markt) löst Sony den Vorgänger STR-DN1060 ab. Am Preis von 700 Euro hat sich nichts geändert und auch die äußere Hülle blieb praktisch unangetastet. Unter dem Deckel haben die Japaner aber an Details geschliffen, wenn auch nicht alle Chancen zur Optimierung genutzt.

Ausstattung und Technik

Sony_STR-DN1070_PCSo werden weder Dolby Atmos noch DTS:X unterstützt, was praktisch alle Mitbewerber in dieser Preisklasse leisten – das kostet Punkte. Nachgebessert hat man dagegen an der Kompatibilität der HDMI-Buchsen: Statt nur zwei unterstützen nun alle acht HDMI-2.0-Schnittstellen (sechs Ein- und zwei Ausgänge) den HDCP-2.2-Kopierschutz. Neu ist auch die HDR-Funktionalität, die Bilder mit erhöhtem Farb- und Kontrastumfang erlaubt. Leider wurde auch der Rotstift angesetzt: Während die Wegrationalisierung der YUV-Anschlüsse im Digitalzeitalter verschmerzbar ist, sparen die Japaner mit der Streichung von einem der ehemals zwei optischen Digitaleingänge an der falschen Stelle. Auch die weggefallene MHL-Fähigkeit könnten einige vermissen.

Leicht modifiziert: Sonys handlicher Geber ist immer noch klar strukturiert, die Tastenbelegung wurde im Vergleich zum Vorgängermodell jedoch leicht verändert.

Leicht modifiziert: Sonys handlicher Geber ist immer noch klar strukturiert, die Tastenbelegung wurde im Vergleich zum Vorgängermodell jedoch leicht verändert.

Mit sieben Endstufen ist der Sony für 7.2- bzw. 5.2-Setups plus zwei Präsenzlautsprecher gerüstet – Boxenklemmen gibt es neun Paar, um für die Mehrraumbeschallung flexibler zu sein. Trotz zwei Subwoofer-Pre-outs lässt sich im Menü nur ein Krawallmacher konfigurieren. Im 5.2-Betrieb können die verbliebenen zwei Endstufen für das Bi-Amping der Frontboxen oder eine weitere Hörzone genutzt werden, bei einem 3.2-Setup sind zwei weitere Räume aktiv ansteuerbar; in den autarken Hörzonen 2 (Cinch- und Boxenklemmen) und 3 (Boxenklemmen) ist man aber auf die analogen Eingänge sowie die Netzwerkquellen beschränkt. Praktisch: Die Konfiguration der Nebenräume – inklusive Quellenwahl – wird komfortabel über den neuen Reiter „Zone Controls“ (Bild rechts oben) im Hauptmenü gesteuert. Neu ist die „Wireless Surround“-Funktion, mit der Multiroom-Boxen von Sony (z.B. SRS-ZR5, SRS-ZR7, SRS-HG1) via WLAN als Surround-Speaker genutzt werden können – so spart man sich das Verlegen langer Kabel. Dies funktioniert bis 5.2-Boxen-Setups. Die „Wireless Multiroom“-Option ermöglicht zudem den Betrieb drahtloser Lautsprecher in Nebenräumen.

Das Web-Interface erlaubt die einfache Konfiguration vier verschiedener Nutzer-Setups („Custom Presets“).

Das Web-Interface erlaubt die einfache Konfiguration vier verschiedener Nutzer-Setups („Custom Presets“).

Während die Pegel und Distanzen aller Boxen mit 0,5-Dezibel- respektive 1-Zentimeter-Schritten optimal einstellbar sind, beschränkt sich der Equalizer auf „Bass“ und „Treble“, die für jede Boxengruppe (Rear- und Back-Rear nur gemeinsam) justiert werden können. Die Crossover-Frequenzen sind zwischen 40 und 200 Hertz wählbar, nach wie vor fehlt jedoch ein „Stereo Large plus Subwoofer“-Modus, der den Subwoofer auch bei 2-Kanal-Wiedergabe und groß definierten Front-boxen mitlaufen lässt.

Wie bereits erwähnt verzichtet der STR-DN1070 auf 3D-Ton, an klassischen Dekodern ist neben DTS Neo:6 und Dolby ProLogic IIz auch ProLogic IIx zur Erweiterung von 2.0- bzw. 5.1-Ton auf sieben Kanäle an Bord. Hinzu kommt – neben acht Klangprogrammen – Sonys eigene Klangentwicklung „HD-D.C.S.“, welche die Akustik des „Cary Grant Theatre“ der Sony Filmstudios imitiert. Das Einmess-System Advanced D.C.A.C. ermittelt Pegel, Distanzen, Crossover-Frequenzen sowie die Phase  und stellt zudem drei Klangkurven bereit.

Hi-Res-Audio

Die Front des STR-DN1070 ziert das „Hi-Res Audio“-Logo, was für eine Reihe an Features steht: So gibt der Sony via USB und Netzwerk alle gängigen hochauflösenden Stereo- und Mehrkanal-Audioformate wie AIFF, ALAC, DSD (5.6 MHz, 5.1), FLAC (5.1) und WAV (192 kHz / 24 bit, 7.1) wieder. Auch versteht das Gerät den rohen 1-Bit-Datenstrom einer SACD per HDMI, was längst nicht alle Receiver können. DSD-Signale von HDMI und Netzwerk werden wahlweise erst von einem neuen 32-Bit-DSP verarbeitet (z.B. für Klangprogramme) oder nativ (also unangetastet) zum 32-Bit-D/A-Wandler gereicht. Zur Klangverbesserung von CDs und MP3-Dateien verfügt der STR-DN1070 über die Schaltungen „D.L.L.“ (Digital Legato Linear) und „DSEE HX“ (Digital Sound Enhancement Engine). Die verlustfreie Bluetooth-Übertragung wird mit Sonys eigens entwickeltem Codec „LDAC“ gewährleistet, der mit einer Datenrate von 990 Kbit/s die Qualität hochauflösender Audiodateien bewahrt. Zu guter Letzt fungiert der Sony-Amp als Bluetooth-Empfänger und -Sender.

„Zone Controls“: Der neue Menüpunkt ermöglicht das problemlose Einrichten zweier weiterer Hörzonen.

„Zone Controls“: Der neue Menüpunkt ermöglicht das problemlose Einrichten zweier weiterer Hörzonen.

Kontakt zu Musik nimmt er über WiFi-Direct, DLNA, USB, iPod-Direktanschluss, NFC und  AirPlay auf. Ferner empfängt der Receiver Streams von Spotify sowie Apps mit Google-Cast-Unterstützung. Ein kostenloses Internet-Radio fehlt aber.

Video und Multimedia

Videoseitig beherrscht der Sony 4K/60p-Sig-nale samt HDR, HDCP 2.2 und verlustfreiem 4:4:4-Farb-raum; SD-/HD-Material skaliert er auf UHD-Auflösung, sofern dieses über HDMI zugespielt wird. Für die kabellose Spiegelung von Video-Inhalten via Smartphone und Tablet ist Miracast zuständig. Nach wie vor beherbergt das intuitive, doch bisweilen etwas langsam reagierende Menü trotz deutscher Sprachwahl viele englische Begriffe. Alternativ lässt sich der STR-DN1070 auch über Sonys „SongPal“-App (siehe Kasten „Bequem bedienen mit der SongPal-App“) sowie per Internet-Browser steuern.

Für 700 Euro gut bestückt: Zwei Antennen für Bluetooth und WLAN sorgen für sicheren Drahtlosempfang. Mit sechs HDMI-Eingängen (einer vorn) und zwei HDMI-Ausgängen dürften keine Engpässe entstehen; nur eine Toslink- und Koax-Buchse für Digitalton erscheinen uns allerdings etwas knapp bemessen. Ein Phono-Eingang fehlt.

Für 700 Euro gut bestückt: Zwei Antennen für Bluetooth und WLAN sorgen für sicheren Drahtlosempfang. Mit sechs HDMI-Eingängen (einer vorn) und zwei HDMI-Ausgängen dürften keine Engpässe entstehen; nur eine Toslink- und Koax-Buchse für Digitalton erscheinen uns allerdings etwas knapp bemessen. Ein Phono-Eingang fehlt.

Mit der kostenlosen App SongPal bietet Sony eine pfiffige Dreingabe für den STR-DN1070. SongPal ist eine Fernbedienung, mit der sich zahlreiche Funktionen und Einstellungen durchführen lassen. Weil die Kommunikation zwischen Smartphone und Receiver mittels WLAN oder Bluetooth erfolgt, ist die Reichweite größer als mit der normalen Infrarot-Fernbedienung.
Die Lautstärkeregelung funktioniert entweder feinfühlig mit „+/–“ Symbolen oder dem Verschieben eines Reglers – Letzteres birgt jedoch die Gefahr eines versehentlichen Aufreißens der Lautstärke. Der Clou ist, dass man weitere Audio-Apps, wie zum Beispiel seinen Lieblings-Musikplayer oder Netzwerk-Streamer, an die Quellen-Liste des Receivers anhängen und von dort aus aufrufen kann – als ob sie Bestandteil des Receivers wären. Ein Update der SongPal-App soll unter anderem die Funktionen „Wireless Surround“ und „Wireless-Multiroom“ hinzufügen.

Die SongPal-App für Android- und Apple-Smartphones besticht durch hübsche Optik und funktioniert tadellos. Über die „Applikationen hinzufügen“-Option kann man sogar Fremdsoftware in die App einbinden.

Die SongPal-App für Android- und Apple-Smartphones besticht durch hübsche Optik und funktioniert tadellos. Über die „Applikationen hinzufügen“-Option kann man sogar Fremdsoftware in die App einbinden.

Tonqualität

Mit 186 Watt bei Stereo (4 Ohm) und 86 (4 Ohm) bzw. 77 Watt (6 Ohm) im 7-Kanal-Betrieb verfügt der STR-DN1070 über die gleich hohen Kraftreserven wie sein Vorgänger und setzt sich damit an die Spitze des Testfeldes. Der Standby-Verbrauch bei aktivierter HDMI-Durchleitung von stolzen 24 Watt ist dagegen verbesserungsfähig.

Beim Hörtest hievte der Sony den Mehrkanal-Mix von Silje Nergaards Konzert-Scheibe „Live in Köln“ erfrischend dynamisch und schlackenfrei in unseren Hörraum; Kontrabässe drückten kräftig, aber konturiert. Auch bei Filmton spielte der Sony  schön groß und luftig und platzierte die wuchtigen Soundeffekte in „X-Men – Zukunft ist Vergangenheit“ dynamisch und greifbar.

Mit Stereo-Material von CD musizierte der STR-DN1070 nicht minder anspringend, sauber aufgelöst und räumlich akkurat. Die neue „Front Surround“-Funktion zur Erzeugung eines Rundumschallfeldes beim Betrieb von Stereoboxen fächerte Musik auf und schallte – je nach Quellmaterial – bisweilen auch etwas von den Seiten. Allerdings verfärbt der Klang hierbei auch, Ersatz für ein  echtes 5.1-Set bietet die Funktion nicht.

700 Euro: Zwar ist die Frontblende nur aus Plastik, das elegante Aussehen des ausschließlich in Schwarz erhältlichen STR-DN1070 kann aber überzeugen. Praktisch: der frontseitige USB- und MHL-HDMI-Eingang.

700 Euro: Zwar ist die Frontblende nur aus Plastik, das elegante Aussehen des ausschließlich in Schwarz erhältlichen STR-DN1070 kann aber überzeugen. Praktisch: der frontseitige USB- und MHL-HDMI-Eingang.

Sony_STR-DN1070_Wertung

Der Testbericht Sony STR-DN1070 (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

75 gut

Wer auf 3D-Ton verzichten kann, für den ist der STR-DN1070 eine echte Alternative zu den Modellen der etablierten Receiver-Hersteller. Für 700 Euro bekommt man guten Klang, High-Resolution-Audio-Wiedergabe und hohe Leistungsreserven.

2 Kommentare

  1. Hallo miteinander,
    ich habe zwei große Standlautsprecher (Wharfedale Diamond 10.7) zusammen mit einem passiven Subwoofer von Klimpsch im Stereobetrieb. Denken Sie, dass der Verstärker für dieses Setup ausreichend ist, um die volle Leistung aus den Boxen herauszuholen? In dem Artikel schreiben Sie, dass ein „Stereo Large plus Subwoofer“-Modus fehlt. Bedeutet das, dass meine großen Standlautsprecher nicht mit einem externen Subwoofer betrieben werden können?

    Welchen AV-Receiver können Sie mir empfehlen (falls möglich unter 1000 €)?

    LG und vielen Dank im Voraus, TobiWan

  2. PS.: Momentan hängt mein Sound-System an einem Yamaha RX-V477. Ich habe aber den Eindruck, dass dieser nicht ausreichend viel Leistung hat.

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