Sony KD-75XE9405 (Test)

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Weiche Haptik: Die gummiartige Oberfläche des Signalgebers fühlt sich angenehm an. Ein Gyrosensor ist nicht an Bord, dafür aber ein Mikrofon für Sprachbefehle.

5.000 Euro: Bis auf das Full-LED-Backlight bietet der Sony KD-75XE9405 praktisch die gleiche Ausstattung wie sein 55 beziehungsweise 65 Zoll großer Bruder der XE93-Serie. Das sichtbare Bild misst 189 Zentimter in der Diagonale.

Die XE93-Serie von Sony zählt zum Besten, was der LCD-Markt zu bieten hat, und ist dabei überraschend preiswert. So holten sich die Japaner sowohl in der Ausgabe 4-2017 als auch in der 10-2017 den Testsieg. Ob es ihnen mit dem großen Bruder KD-75XE9405 ein weiteres Mal gelingt, wird sich im Duell gegen Samsungs günstigsten QLED-Giganten QE75Q7F zeigen.

Ausstattung und Praxis

Die Vorzeichen stehen jedenfalls gut. Gemäß Sonys Nomenklatur ist der XE94 nämlich eine Stufe über dem XE93 positioniert. De facto unterscheiden sich die Modelle lediglich in der Art der Hintergrundbeleuchtung sowie in der Bewegungsglättung voneinander: Während der 55- und 65-Zöller zwei Edge-LED-Module parallel nutzen (Slim Backlight Drive), verfügt das Flaggschiff über ein direktes Full-LED-Backlight. Zudem arbeitet seine Motionflow-Schaltung mit einer Bildwiederholrate von 1.200 statt 1.000 Hertz, was in der Praxis jedoch kaum auffallen dürfte.

Auch von hinten sieht der KD-75XE9405 genauso aus wie die kleineren Modelle. Er verfügt im rechten Bereich allerdings über ein zusätzliches Lüftungsgitter, das wegen der Riffel-Optik kaum auffällt. Die Anschlüsse und Kabelführungen sind komplett verblendet.

Abgesehen davon sind die Fernseher identisch ausgestattet. Das Herzstück bildet der renommierte „X1 Extreme“-Prozessor, der selbst anspruchsvolle Videoaufgaben bravourös meistert. Dazu gehören das UHD-Upscaling und die Verarbeitung von HDR-Clips, die dank „Super Bit Mapping“ in 14-Bit-Qualität erscheinen sollen. Aktuell unterstützt der XE94 einzig das HDR-10- sowie das HLG-Format; auf das für Ende 2017 angekündigte Dolby-Vision-Update warteten wir bis Redaktionsschluss vergeblich – nach derzeitigem Stand soll es Ende Januar kommen.

Unübersichtlich, aber umfangreich: Auf der Rückseite finden sich alle wichtigen Schnittstellen, wobei die meistgenutzten unten positioniert sind. Die Kabel können komplett unsichtbar verlegt werden.

Immerhin kann man sich die Zeit bis zum Firmware-Update mit dem flexiblen Doppel-Tuner sowie unzähligen Smart-TV-Apps vertreiben – nirgendwo anders ist die Auswahl üppiger als in Googles Play Store. Schade nur, dass das Android-Betriebssystem im Vergleich zur Konkurrenz nach wie vor recht träge reagiert.

Der schlanke Rahmen lässt den 75-Zöller recht zierlich wirken. Dennoch ersetzt er mit beinahe zwei Metern Bilddiagonale den einen oder anderen Heimkino-Projektor.

Das 60 Watt starke Soundsystem erzeugt einen satten, dynamischen Klang mit solider Stereobasis. In Sachen Bass und Pegelfestigkeit bleibt es jedoch hinter den hauseigenen OLEDs zurück.

Geduld gefragt: Eine Schwäche des Android-Betriebssystems sind die langen Ladezeiten, was an den zahlreichen Bildern liegt. Die Navigation selbst gelingt einfach.

Bildqualität

Nicht bloß beim App-Angebot, auch bei den Bildmodi folgt Sony dem Motto „viel hilft viel“ – zum Leidwesen ambitionierter Cineasten. Denn es stehen gleich mehrere neutrale Presets zur Auswahl, die sich auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden. Um es kurz zu machen: Unser Favorit heißt nach wie vor „Cinema pro“. Dieser Modus zeigt in den Messungen die geringsten Farbabweichungen mit Delta-E-Werten von durchschnittlich 1,2 respektive 1,3 (Grau), weswegen die fehlende Korrekturmöglichkeit kein großes Problem darstellt. Typisch für das Triluminos-Display ist das zu Grün und Rot hin leicht erweiterte BT.709-Spektrum.

Der Doppel-Tuner liefert eine praxisgerecht vorsortierte Senderliste. Dank HLG-Unterstützung sind auch künftige HDR-Übertragungen kein Problem für den KD-75XE9405.

Ein noch bunteres Bild erzeugt auf Wunsch der dreistufige Farbbrillanz-Regler. Alternativ kann der Nutzer das Preset „Cinema home“ aktivieren, das bereits ab Werk einen größeren Farbraum abdeckt und obendrein wesentlich heller leuchtet.

Dank neutraler Werkseinstellungen kann man das fehlende Farbmanagement verschmerzen. Immerhin findet sich in Sonys Bildmenü ein detaillierter Weißabgleich.

Die Lichtausbeute steigt von etwa 400 auf über 600 Candela, womit der 75-Zöller auch tagsüber ausreichende Reserven bietet. An Samsungs Kontrahenten, der mit „HDR+“ ein spezielles Ass im Ärmel hat, kommt er dennoch nicht heran. Ebenso sind die Kontrastwerte mit 2.350:1 (ANSI) beziehungsweise 800:1 (Hellraum) trotz Direct-LED-Backlight etwas niedriger, was der Sony KD-75XE9405 jedoch durch eine bessere Blickwinkelstabilität (besonders beim Kontrast) kompensiert.

Normgerechte Nuancen: Auch wenn der Weißpunkt mit 6.320 Kelvin etwas zu warm abgestimmt ist, trifft der KD-75XE9405 die meisten Farbkoordinaten sehr präzise.

In Verbindung mit einem UHD-Blu-ray-Player sowie einer adäquaten Disc sollte dem Zuschauer sofort die deutlich höhere Leuchtkraft gegenüber SDR auffallen. Tatsächlich erschien das Bild bei unserem ersten Testdurchgang mit dem Samsung UBD-K8500 recht dunkel. Abhilfe schafft die im TV-Bildmenü unter „Erweiterte Einstellungen“ – „Video­optionen“ versteckte Schaltung „HDMI-Video­bereich“: Wechselt man hier von „Autom.“ zu „Voll“, liefert der X94 den gewohnten Punch. Jedoch übersteuern dann SDR-Inhalte, so dass die Anpassungen rückgängig gemacht werden müssen. Andere Zuspieler wie Sonys UBP-X800 (audiovision 7-2017) kommen ohne entsprechende Korrekturen aus.

Mit Sonys Schaltungen „X-tended Dynamic Range“, „Erw. Kontrastverstärker“ sowie „Autom. lokale Dimmung“ lässt sich die Bildqualität bei Bedarf optimieren.

Der Aufwand lohnt sich jedenfalls. Bei HDR-Signalen verdreifacht der 75-Zöller seine Leuchtkraft nahezu von maximal 440 Candela auf über 1.130 Candela im besten Preset „Cinema pro“ – die Auswahl an Bildmodi ist übrigens die gleiche wie im SDR-Betrieb. Spitzlichter beziehungsweise ein Zehn-Prozent-Weißfeld vor schwarzem Hintergrund entlocken den LEDs sogar annähernd 1.350 Candela. Damit gehört der KD-75XE9405 definitiv zu den hellsten XXL-TVs auf dem Markt. Offensichtlich kann er seine Local-Dimming-Zonen im vollflächigen Weiß (100 APL) aber nicht selektiv ansteuern, weshalb die Ausbeute auf knapp 580 Candela zurückgeht – immer noch ein gut dreimal höherer Wert, als ihn aktuelle OLEDs bei hundertprozentiger Aussteuerung erreichen können.

Notlösung: Der Bildmodus „Cinema home“ deckt den DCI-P3-Farbraum etwas besser ab als „Cinema pro“ – verschiebt Magenta aber noch stärker in Richtung Rot.

Was die HDR-Farbdarstellung betrifft, hinkt Sony der Konkurrenz leider hinterher: Wie seine Brüder deckt das 75-Zoll-Flaggschiff den maßgeblichen DCI-P3-Standard nicht vollständig ab und verschiebt Magenta in Richtung Rot. Allerdings fällt das – wenn überhaupt – nur im Direktvergleich auf; dynamikreiche Videos erscheinen dennoch ausgesprochen brillant.

Weitere Pluspunkte bringen ihm außerdem das tiefere Schwarz von 0,004 anstatt 0,035 Candela und die gleichmäßigere Ausleuchtung ein. In der Praxis profitieren davon vor allem dunkle Filmszenen: Einerseits sind die Halo-Effekte um das Space Shuttle oder die Astronauten in „Gravity“ schwächer ausgeprägt, andererseits wirken die Weltraum-Sequenzen beim Japaner generell ein wenig plastischer.

Abkürzung: Über das Action-Menü gelangt man schneller zu den wichtigsten Systemeinstellungen und zur Bild-in-Bild-Funktion, die mit Android 7.0 eingeführt wurde.

Beim Schärfeeindruck wiederum liegen die Probanden gleichauf: Von SDTV und HDTV über DVDs bis hin zu Blu-rays werden alle Inhalte sauber hochskaliert, obgleich natives UHD-Material erwartungsgemäß noch besser aussieht. Die Bewegungsdarstellung lässt keine Wünsche offen. Allerdings empfehlen sich für TV-Signale und Kinostreifen verschiedene Motionflow-Konfigurationen (siehe ideale Einstellungen).

Der Testbericht Sony KD-75XE9405 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 5000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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