Sony KD-55AF8 (Test)

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Gutes Gefühl: Die Sony-Fernbedienung liegt angenehm in der Hand, auch die Druckpunkte sind ordentlich. Lediglich die Bedeutung der Tasten-Bezeichnungen „Action Menu“ und „Home“ erschließt sich nicht auf Anhieb, hier muss man sich erst einarbeiten.

Auch beim 2.500 Euro teuren KD-55AF8 überträgt Sony den TV-Ton wie beim größeren Bruder KD-65AF8 (Test in audiovision 5-2018) direkt über den gesamten Bildschirm. Das führt dazu, dass der OLED trotz der Anschlussbuchsen auf der Geräterückseite mit einer Tiefe von 5,5 Zentimetern äußerst flach ausfällt. Das Panel thront auf einem stabilen Aluminium-Fuß, alle Kabel verschwinden auf der Rückseite hinter Kunststoffblenden, so dass der 55-Zöller auch frei im Raum platziert werden kann.

Die LED an der Front ist ein optischer Hingucker. Wer sich an ihr im dunklen Heimkino stört, kann sie bei Bedarf deaktivieren. Die Einrichtungszeit des Fernsehers lässt sich über ein Smartphone oder Tablet mit Android-Betriebssystem verkürzen.

Ausstattung und Praxis

Standard in dieser Preisklasse sind die Doppeltuner für Kabel, Satellit und DVB-T2. Diese lernt man bei TV-Aufnahmen auf eine externe USB-Festplatte zu schätzen, wenn man nicht zwangsweise den Sender schauen muss, den man aufnimmt. Leider hat Sony immer noch kein Software-Update nachgereicht, um TimeShift zu ermöglichen und das TV-Programm anzuhalten. Alle Mitschnitte findet man übersichtlich aufgelistet über einen Druck auf die Taste „Title List“. Ein reales Vorschaubild der jeweiligen Sendung ersetzen die Japaner durch ein Symbolbild für das jeweilige Genre. Praktische Zusatzinfos zur Sendung liefern Name, Datum und Uhrzeit der Aufnahme.

Hilfsbereit: Ob Fragen zur System-Aktualisierung, zu Fehlermeldungen bei YouTube oder zum Verbinden mit dem Internet – Sonys Support-Portal ist ausgezeichnet.

Ein nützliches Feature für alle, die gerne unkompliziert vom Smartphone oder Tablet-Computer beispielsweise YouTube- oder Netflix-Filme auf den KD-55AF8 streamen möchten, ist das integrierte Chromecast. Zum lauten Musikhören muss man nicht unbedingt einen kabelgebundenen Kopfhörer verwenden – dank Bluetooth gelingt die strippenlose Kopplung. Mit Miracast besteht die Möglichkeit, Bildschirminhalte auf den Fernseher zu spiegeln. Die Gratis-App „Video & TV SideView“ für iOS und Android erlaubt darüber hinaus den Zugriff auf TV-Aufnahmen, auf Videoportale sowie Apps und natürlich auch Senderwechsel.

Aufgeräumte Rückseite: Kabel lassen sich versteckt hinter Blenden aus Kunststoff verlegen. Zwei kleine Subwoofer sowie zwei Aktuatoren sind für den guten Klang in den Rücken des Fernsehers integriert.

Befeuert wird der Flachmann durch Android 7.0. Das läuft stabil, hinkt beim Bedientempo aber WebOS von LG oder Samsungs Tizen hinterher. Bemerkbar macht sich das mitunter beim Öffnen von Fotos und Videos – hier kam es im Test nicht immer, aber gelegentlich zu Verzögerungen. Beim Streamen von Videos aus dem Netz oder dem Starten von Apps agiert der 55-Zöller hingegen flott.

Reich bestückt präsentiert sich die Anschlussbuchse des Sony: Doppeltuner für Satellit, Kabel und DVB-T2 gehören ebenso zur Ausstattung wie ein optischer Digitalausgang und eine USB-Buchse für TV-Aufnahmen.

Angenehm: Zu Netflix und Google Play navigiert man über eigene Tasten auf der Fernbedienung. Etwas verwirrend und nicht selbsterklärend sind zunächst die Tasten-Bezeichnungen „Action Menu“ und „Home“ – hier kommt es selbst nach längerer Bedienung noch vor, dass man im falschen Menü landet. Hilfreich ist der integrierte Google Assistant, um beispielsweise den Sender per Stimme zu wechseln oder sich Auskünfte zum abendlichen Programm einzuholen.

Klare Struktur: Wer ein Android-Smartphone besitzt, dem ist die kachelartige Benutzeroberfläche des KD-55AF8 von Sony nicht fremd.

Bildqualität

Alle Stärken, die einen OLED-Fernseher auszeichnen, spielt der KD-55AF8 im reinen TV-Betrieb schon nach wenigen Minuten aus. In einer Reportage über die europäische Raumfahrt zeigt der 55-Zöller die riesigen Flächen rund um den Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan farblich sehr differenziert und kräftig in den unterschiedlichsten Grün- und Brauntönen. Die silbernen Triebwerke der Rakete schimmern metallisch im Sonnenlicht, bei Nahaufnahmen erkennt man einzelne Verstrebungen und Blenden.

Achtung, Aufnahme: Wahlweise zeichnet der Flachmann die komplette Sendung auf oder hält sich an die Zeitvorgabe, die man selbst definieren kann.

Die weißen Booster erstrahlen – zumindest in der Totalen – in hellem Weiß. Bei  vollflächiger Darstellung offenbart der Sony wie andere OLEDs ein Helligkeitsdefizit. Das ist aber auch die einzige nennenswerte Schwäche. Die Marsoberfläche in unzähligen Rot- und Braunabstufungen ist übersät mit kleinsten Schattierungen, Hügeln, Kratern und Dellen. Egal, ob sich die Zentrifuge mit dem Astronauten langsam oder schnell dreht – die Bewegungen sind flüssig, die Außenkanten bleiben sauber ohne Ausreißer. Auf die Rauschreduzierung kann man getrost verzichten, mit Bildrauschen hat der OLED keine Probleme.

Zuverlässiger Assistent: Über die Sprachsuche kann man dem Flat-TV nützliche Zusatzinformationen wie etwa zum abendlichen TV-Programm entlocken.

Spätestens beim Abspielen einer Blu-ray im Modus „Cinema pro“ sieht man anhand der Cinemascope-Balken und der schwarzen Titeleinblendung zu Beginn, wie der Sony Schwarz definiert: nicht dunkelgrau, sondern dunkel wie die Nacht ohne das geringste Streulicht mit einem guten Schwarzwert von 0,0026 cd/m2. Das Panel ist ausgesprochen gleichmäßig ausgeleuchtet. Auch auf äußeren Sitzpositionen jenseits der 30-Grad-Marke zur Mittelsachse büßt der 55-Zöller kaum an Qualität und Farbkraft ein.

Theorie und Praxis: Die Farbreproduktion des OLED im SDR-Bereich ist vorzüglich – das sieht man und das untermauern auch unsere Messungen.

Die Soundcharakteristik des AF8 ist angenehm warm, Stimmen sind sauber zu verstehen, auch die Raumklangeigenschaften überzeugen. Musik könnte etwas druckvoller erklingen.

Mit dem jüngsten Firmware-Update 6.560 unterstützt der AF8 auch Dolby Vision. In unserem Test wurden entsprechende Netflix-Filme oder UHD-Blu-rays (mehr dazu im Test des Pioneer LX500 auf Seite 18) nach dem Start durch eine Einblendung oben rechts kenntlich gemacht. Für die HDR-Darstellung ist der Bildmodus „Cinema pro“ am besten geeignet, hier zeigt der Sony den realistischsten Kino-Look. Auf 707 Candela kommt der AF8 in Spitzlichtern (APL zehn Prozent), erhöht sich der Weißanteil auf 50 Prozent, rutscht die Helligkeit auf 322 Candela ab. Bei vollflächigem Weiß sind es OLED-spezifisch nur noch 184 Candela.

Maßarbeit: Speziell bei Rot, Grün und Blau gelingt dem Sony bei der HDR-Messung im DCI-P3-Spektrum eine präzise Punktlandung.

Die Farbtemperatur sollte man auf „Experte 1“ stellen – mit 6.773 Kelvin ist die Abweichung vom Idealwert am geringsten, „Warm“ driftet mit 8.516 Kelvin schon deutlich weiter ab. Wer die Farben etwas kräftiger bevorzugt, kann gerne auch mal den Bildmodus „Cinema home“ ausprobieren, da hier sowohl im SDR- als auch im HDR-Betrieb ein etwas größerer Farbraum abgedeckt wird. Wer sich für „Cinema pro“ entscheidet, sollte die „Spitzenluminanz“ unbedingt auf die Stufe „Hoch“ stellen. Sowohl bei Blu-rays als auch bei Scheiben mit ultrahochauflösenden Inhalten hat sich gezeigt, dass dann die Durchzeichnung und die Detailfreudigkeit in dunklen Passagen am besten auf dem Display rüberkommen. Gerade düstere Szenen gewinnen so deutlich an Lebendigkeit, die vorher etwas trüb gewirkt haben.

Grünes Licht für Dolby Vision: Ein Software-Update hat den KD-55AF8 vor kurzem für den HDR-Standard fit gemacht, wie die Logo-Einblendung zeigt.

Der Testbericht Sony KD-55AF8 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 2500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 sehr gut

Auch als 55-Zöller ist der AF8 von Sony ein echter Heimkino-Profi, der speziell in kleineren Räumen bei geringerem Sitzabstand seine Stärken voll ausspielt. Schwarzwert, Farbbrillanz und seitlicher Betrachtungswinkel sind spitze. Dolby Vision rundet die gute Ausstattung ab. Lediglich beim Handling hat der KD-55AF8 noch etwas Luft nach oben.
Jochen Wieloch

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