Samsung UE78KS9590 (Test)

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Fernseher jenseits von 70 Zoll sind selbst in der Zeit stetig größer werdender Bildschirme eine Ausnahmeerscheinung: Einerseits benötigen sie viel Platz im Wohnzimmer, andererseits steigt der Preis überproportional zur Diagonale. Zwar kostet der 35 Zentimeter kleinere UE 65 KS 9590 (Test in audiovision 7-2016) mit 4.000 Euro nur fast die Hälfte, dafür macht der 78-Zöller aber auch doppelt so viel Spaß – wie alle Top-Modelle von Samsung kommt auch der UE 78 KS 9590 im Curved-Design daher.

Ausstattung und Praxis

samsung_ue78ks9590_proconVor dem Vergnügen kommt bekanntlich die Arbeit. Zum Glück liefert Samsung den Boliden bereits auf dem Standfuß aus, so dass der Aufbau in der Regel schnell vonstatten geht. Allerdings sollte man das Gewicht von annähernd 50 Kilogramm nicht unterschätzen – das gilt insbesondere bei der ebenfalls möglichen Wandmontage. Obwohl das Gehäuse hauptsächlich aus Kunststoff besteht, wirkt es hochwertig. Die Rückseite präsentiert sich dabei in schicker Riefenoptik, die dem Gerät auch mitten im Raum stehend einen eleganten Look verleiht. Das dortige Anschlussfeld beherbergt neben dem CI+ Slot lediglich einen USB-Port, eine Service- sowie eine Netzwerk-Buchse; der Rest wurde in die One-Connect-Box ausgelagert. Dazu gehören zwei weitere USB-Schnittstellen, der optische Audio-Digitalausgang, vier HDMI-Eingänge sowie die doppelte Satelliten-, Kabel- und DVB-T2-Empfangseinheit.

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Die Steuerung gelingt dank des Tizen-Betriebssystems und des Quad-Core-Prozessors angenehm flott, den Sendersuchlauf eingeschlossen. Über die Taskleiste am unteren Bildrand kann zwischen mehreren Anwendungen gewechselt werden. Leider lässt die Smart-Remote-Fernbedienung einige Direkttasten vermissen – angefangen bei der Quellenwahl bis hin zur Menütaste. Folglich erfordert die Navigation über die Benutzeroberfläche etwas Eingewöhnung. Der Weg zu den Bildreglern ist mit 19 Klicks besonders lang. In der Praxis dürfte man diese aber eher selten benötigen, zumal der KS 9590 sehr gute Voreinstellungen bietet. Dazu tragen nicht zuletzt die SUHD-Remastering-Engine und zahlreiche Bildverbesserungsschaltungen wie „Supreme Motion“, „Precision Black Pro“ oder „Peak Illuminator Ultimate“ bei; die beiden letztgenannten Technologien deuten auf ein Full-LED-Backlight samt Local-Dimming hin. Wie seine kleineren Brüder erfüllt auch der 78-Zöller die „Ultra HD Premium“-Norm, besticht also durch eine Helligkeit von über 1.000 Candela pro Quadratmeter sowie erweiterte Farbräume. Lob verdient zudem der „HDR+“-Spezialmodus. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie im Kasten „Mehr Helligkeit mit HDR“. Auf die HDR-Variante Dolby Vision muss man allerdings nach wie vor verzichten. Von 3D hat sich Samsung sogar komplett verabschiedet.

David kontrolliert Goliath: Der Zwei-Meter-Fernseher wird über die 16,5 mal 3,5 Zentimeter große Smart-Remote-Fernbedienung gesteuert. Sie liegt gut in der Hand, lässt jedoch Direkttasten vermissen.

David kontrolliert Goliath: Der Zwei-Meter-Fernseher wird über die 16,5 mal 3,5 Zentimeter große Smart-Remote-Fernbedienung gesteuert. Sie liegt gut in der Hand, lässt jedoch Direkttasten vermissen.

Zehn Watt mehr Ausgangsleistung bescheinigt Samsung dem Soundystem des Flaggschiffs im Vergleich zum 65-Zöller. Wirklich bemerkbar machen sich die 70 statt 60 Watt im Alltag aber nicht: Die Lautsprecher erzeugen einen gleichermaßen dynamischen Klang mit sattem Brustton. Wem sie dennoch zu schwach sind, der kann auf die separat erhältliche, ans Curved-Design angepasste Soundbar HW-J 8501 R (Silber) oder J 8500 R (Schwarz) mit externem (Wireless-)Subwoofer zurückgreifen. Kopfhörer lassen sich nur via Bluetooth verbinden.

Oberflächlich: Über die Bedienleiste können unter anderem der Bild- und Tonmodus ausgewählt werden, das eigentliche Gerätemenü liegt jedoch eine Ebene tiefer.

Oberflächlich: Über die Bedienleiste können unter anderem der Bild- und Tonmodus ausgewählt werden, das eigentliche Gerätemenü liegt jedoch eine Ebene tiefer.

Favoritenliste: Neben dem Programmführer, der Senderliste und der Aufnahmefunktion finden sich im Reiter „Live TV“ auch die persönlichen Lieblingskanäle.

Favoritenliste: Neben dem Programmführer, der Senderliste und der Aufnahmefunktion finden sich im Reiter „Live TV“ auch die persönlichen Lieblingskanäle.

Für die Ohren: In den Experteneinstellungen des Tonmenüs können zahlreiche Klanganpassungen vorgenommen sowie Bluetooth-Audiogeräte verbunden werden.

Für die Ohren: In den Experteneinstellungen des Tonmenüs können zahlreiche Klanganpassungen vorgenommen sowie Bluetooth-Audiogeräte verbunden werden.

Bildqualität

Am UE 78 KS 9590 dürften auch eingefleischte Projektoren-Fans ihre helle Freude haben – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Noch nie bekamen wir einen so leuchtstarken Zwei-Meter-TV zu Gesicht. Unsere Begeisterung gilt aber nur den Spitzlichtern in HDR-Videos, knackt der Samsung doch nur hier die 1.000-Candela-Marke. So wird der Zuschauer beispielsweise in „The Lego Movie“ regelrecht von den Scheinwerfern geblendet. Je größer der Weißanteil, desto stärker nimmt allerdings die Helligkeit ab; wobei 510 Candela immer noch ordentlich sind. Bei SDR-Material muss man sich mit maximal 470 Candela begnügen (Preset „Film“). Abhilfe schafft hier der „HDR+“-Modus, der normalen Blu-rays, TV-Sendungen und sogar YouTube-Clips mehr Dynamik und Strahlkraft verpasst.

Neutrale Nuancen: Bei der Farbwiedergabe leistet sich Samsungs SUHD-Bolide keine Schwächen, wobei der eine oder andere Rivale noch niedrigere Delta-E-Werte bietet.

Neutrale Nuancen: Bei der Farbwiedergabe leistet sich Samsungs SUHD-Bolide keine Schwächen, wobei der eine oder andere Rivale noch niedrigere Delta-E-Werte bietet.

Gut getarnt: Der Anschluss für die One-Connect-Box (siehe unten) befindet sich hinter einer Abdeckung, die dank der Oberfläche in Riefenoptik kaum zu sehen ist. Die Kabel bleiben allerdings sichtbar.

Gut getarnt: Der Anschluss für die One-Connect-Box (siehe unten) befindet sich hinter einer Abdeckung, die dank der Oberfläche in Riefenoptik kaum zu sehen ist. Die Kabel bleiben allerdings sichtbar.

Mehr Flexi­bilität: Die kompakte One-Connect-Box wird über ein zwei Meter langes Spezialkabel mit dem TV-Gerät verbunden und lässt sich so zum Beispiel hinter einer Wand positionieren. Neben USB und HDMI sind auch die Tuner-Buchsen an Bord.

Mehr Flexi­bilität: Die kompakte One-Connect-Box wird über ein zwei Meter langes Spezialkabel mit dem TV-Gerät verbunden und lässt sich so zum Beispiel hinter einer Wand positionieren. Neben USB und HDMI sind auch die Tuner-Buchsen an Bord.

Damit verknüpft ist der stark in Richtung Grün und Rot erweiterte Farbraum „Nativ“, wodurch vor allem Hauttöne etwas unnatürlich wirken können. Sollten die extremen Lichtreserven nicht nötig sein, empfehlen wir den klassischen Bildmodus „Film“. Dieser besticht durch eine äußerst saubere Farbreproduktion mit durchschnittlichen Delta-E-Werten von 1,9. Die etwas zu kühle Farbtemperatur von rund 6.200 Kelvin fällt dabei kaum ins Gewicht. Der Schwarzwert liegt mit 0,003 Candela auf exzellentem Niveau, so dass dunkle Szenen perfekt zur Geltung kommen. Selbstverständlich spielt die Local-Dimming-Schaltung hier eine entscheidende Rolle. Ohne sie würden zum Beispiel die schwach leuchtenden Sterne am Anfang des Weltraum-Thrillers „Gravity“ im hellen Schein der Erde absaufen.

Mit dem UE 78 JS 9590 brachte Samsung bereits im vergangenen Jahr einen Zwei-Meter-TV mit 10-Bit- und HDR-Unterstützung auf den Markt (Test in audiovision 8-2015). Das damals 13.000 Euro teure Flaggschiff zeigte bis zu 800 Candela helle Spitzlichter (APL von zehn Prozent) im 11.500 Kelvin kühlen Bildmodus „Dynamisch“. Doch ein vollflächiges Weißbild (APL 100 Prozent) brachte es im farbneutralen Preset „Film“ nur noch auf bescheidene 281 Candela pro Quadratmeter.

Der gleichgroße „Ultra HD Premium“-zertifizierte Nachfolger aus der aktuellen KS-9590-Serie schafft dagegen selbst mit besten Farben und neutraler Farbtemperatur von 6.300 Kelvin weit mehr: Rund 500 Candela sind es im Vollbild und bis zu 1.300 Candela erreicht er in Spitzlichtern – dank des neuen Spezialmodus „HDR+“ auch bei der Zuspielung normaler SDR-Videos. Diese sind sogar einen Tick heller als echte HDR-Clips, was wohl an der minimal kühleren Farbtemperatur-Einstellung für Weiß liegt (6.550 Kelvin). Im Vergleich zum Bildmodus „Film“ verdreifacht „HDR+“ die Helligkeit in Spitzlichtern von 466 auf 1.309 Candela. Damit verknüpft ist ein erweiterter Farbraum mit intensiveren Farben, aber keine nennenswerte Änderung der Detail- und Schärfedarstellung von HDTV-Material.

Die glänzenden Grashalme dieses HDR-Clips treten im Spezialmodus „HDR+“ aufgrund der Schärfeanhebung deutlicher hervor. Größere Flächen leuchten aber nicht heller als im normalen (HDR-)Bildmodus „Film“.

Die glänzenden Grashalme dieses HDR-Clips treten im Spezialmodus „HDR+“ aufgrund der Schärfeanhebung deutlicher hervor. Größere Flächen leuchten aber nicht heller als im normalen (HDR-)Bildmodus „Film“.

Lichtkonzentration: Im Vergleich zu besten OLED-TVs (gelbe APL-Kurve) liefert Samsungs SUHD-Bolide (blaue Kurve) doppelt bis viermal hellere Bilder. Im Vollflächen-Weiß schlagen ihn aber kleinere LCD-TVs wie Panasonics Flaggschiff TX-65 DXW 904 (pink).

Lichtkonzentration: Im Vergleich zu besten OLED-TVs (gelbe APL-Kurve) liefert Samsungs SUHD-Bolide (blaue Kurve) doppelt bis viermal hellere Bilder. Im Vollflächen-Weiß schlagen ihn aber kleinere LCD-TVs wie Panasonics Flaggschiff TX-65 DXW 904 (pink).

Das ändert sich bei der HDR-Zuspielung in UHD-Qualität, denn das Bild wirkt im Spezialmodus „HDR+“ subjektiv schärfer und kontrastreicher. Diesmal geht der Zugewinn an Dynamik vor allem auf die Anschärfung feinster Spitzlichter zurück. Motive aus unseren Testvideos wie einzelne glänzende Grashalme im sonnendurchfluteten Wald treten heller und schärfer hervor (siehe Screenshot oben). Auch kleinräumige Farbkonturen wie einzelne Lichterketten auf dem nächtlichen Oktoberfest leuchten intensiver. So erscheinen HDR-Videos noch plastischer und machen mehr Spaß. Dabei steigert „HDR+“ die Leuchtdichte verschieden großer Flächen (anders als die von SDR-Material) nicht: Je nach APL-Auslastung im Bild (Average Picture Level von zehn bis 100 Prozent) liegt sie zwischen 1.233 (zehnprozentiges Weißfenster auf Schwarz) und 489 Candela im vollen Weißbild.

Die schiere Helligkeit des riesigen SUHD-TVs beeindruckt, insbesondere im Vergleich zur OLED-Konkurrenz: Trotz Ultra-HD-Premium-Zertifizierung schafft zum Beispiel der in audiovision 8-2016 getestete LG OLED 65 E6 D bloß 610 beziehungsweise 127 Candela. Samsungs 78-Zöller lässt also Spitzlichter rund doppelt so hell und Vollflächen-Weiß sogar viermal heller leuchten. Einzig an Panasonics etwas kleineres LCD-Flaggschiff TX-65 DXW 904 (audiovision 3-2016) reicht er noch nicht heran: Bei Spitzlichtern liegen sie gleichauf, doch im Vollbild hat der japanische Konkurrent mit 880 Candela die Nase vorn (siehe Grafik APL-Messungen).

Virtuelle Bedienung: Auf Knopfdruck („123“) blendet der Fernseher zum Beispiel die Infotaste und das Ziffernfeld ein. Für die Quellenwahl sind mehrere Klicks nötig.

Virtuelle Bedienung: Auf Knopfdruck („123“) blendet der Fernseher zum Beispiel die Infotaste und das Ziffernfeld ein. Für die Quellenwahl sind mehrere Klicks nötig.

Überschaubar, aber gut: Der Samsung-TV stellt nicht so viele Internet-Dienste wie mancher Konkurrrent bereit, trotzdem ist hier für fast jeden Geschmack etwas dabei.

Überschaubar, aber gut: Der Samsung-TV stellt nicht so viele Internet-Dienste wie mancher Konkurrrent bereit, trotzdem ist hier für fast jeden Geschmack etwas dabei.

Surfen im großen Stil: Zum Smart-TV-Angebot gehört ein intuitiv bedienbarer Web-Browser. Bildlastige Seiten kommen auf dem XXL-Panel besonders gut zur Geltung.

Surfen im großen Stil: Zum Smart-TV-Angebot gehört ein intuitiv bedienbarer Web-Browser. Bildlastige Seiten kommen auf dem XXL-Panel besonders gut zur Geltung.

Überraschend gut für einen so großen Fernseher fällt die Bildhomogenität aus. Zwar offenbaren unsere Messungen leichte Abschattungen am oberen und unteren Rand, im TV-Alltag sind sie aber kaum zu sehen. Beim Schwenk über einen Fußballrasen stören ebenfalls keine Artefakte. Bewegungen gibt der Fernseher knackscharf und auf Wunsch absolut ruckelfrei wieder. Die Blickwinkelstabilität gehört hingegen zu den Schwachstellen: Aus seitlicher Perspektive nehmen sowohl die Helligkeit als auch der sonst hervorragende Kontrast deutlich ab. Nicht ganz unschuldig daran ist das Curved-Design, bei mittiger Betrachtung sorgt es bei dieser Größe jedoch für eine einhüllende Bildwirkung, die ihresgleichen sucht. mr/ur

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AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Samsung UE78KS9590 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 7500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 sehr gut

Wer das nötige Kleingeld hat, kann sein Wohnzimmer mit dem Samsung UE 78 KS 9590 in ein kleines Kino verwandeln. Dank „HDR+“ erstrahlen sogar SDR-Inhalte in neuem Glanz. Allerdings büßt das Bild aus seitlicher Perspektive an Dynamik ein, da Helligkeit und Kontrast deutlich zurückgehen.

Ein Kommentar

  1. Mag eigentlich jemand „curved“? Verkauft sich das gut? Ich kann’s mir irgendwie nicht vorstellen.

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