Samsung UE65MU7009 (Test)

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Nehmen und geben: Die Smart Remote besticht durch einen sehr hohen Bedienkomfort. Dank der Mehrfachbelegung einiger Tasten und des Mikrofons lassen sich die wichtigsten Features direkt abrufen.

Der Samsung UE65MU7009 sieht nicht nur stylish aus, er hat auch technisch einiges zu bieten und kostet dabei wesentlich weniger als die Top-Modelle der Südkoreaner.

Da die Vermarktung der 2017 vorgestellten QLED-TVs Priorität hatte, gab Samsung seine klassischen LCDs der MU-Generation erst spät zum Test frei. Höchste Zeit also, dass wir nach den ganzen Flaggschiffen auch einen der Mittelklässler unter die Lupe nehmen. Der UE65MU7009 erweist sich als perfekter Kandidat, bietet er doch ein hochkarätiges und zugleich bezahlbares Großbild.

Ausstattung und Praxis

Erfreulicherweise legt Samsung auch unterhalb seiner Spitzenriege verstärkt Wert auf Optik und Verarbeitung. Das 360-Grad-Design ist beim MU7009 durchaus als solches zu verstehen: Der hauchdünne Rahmen, die ebenmäßige, sich zu den Rändern hin verjüngende Rückseite und das durchdachte Kabelmanagement verleihen dem Fernseher eine rundum schöne Figur. Wie bei den Top-Modellen wurden die Anschlüsse in die One-Connect-Box ausgelagert – jedoch kommt hier die von den 2016er SUHD-TVs bekannte Mini-Variante mit gewöhnlicher Kupferstrippe zum Einsatz.

Neben vier HDMI-Eingängen, zwei USB-Ports und dem optischen Audio-Digitalausgang verfügt sie über die Antennenbuchsen des Twin-Tuners. Der CI+ Slot, die Ethernet- sowie eine weitere USB-Schnittstelle befinden sich hinten am TV-Gerät, welches zudem das Netzteil beherbergt.

Bildtechnisch ist der MU7009 nicht ganz so gut ausgestattet und leistungsstark wie seine deutlich teureren QLED-Brüder. Der größte Unterschied liegt im Panel: Dieses basiert im Vergleich nicht auf der Quantum-Dot-, sondern auf der „Dynamic Crystal Color“-Technologie, über die Samsung allerdings nicht viel verrät – außer, dass sie dank optimierter (Edge-LED-)Hintergrundbeleuchtung eine Spitzenhelligkeit von 1.000 Nits erreichen und den Farb-raum erweitern soll. Inwiefern das dem Mittelklässler gelingt, erfahren Sie weiter unten im Test.

Sauber abgeleitet: Durch den linken Standfuß verläuft ein Kanal für das Netz- und das One-Connect-Kabel. Die Rückseite des UE65MU7009 ist vollständig verblendet.

So viel vorab: Der Q7F (audiovision 2-2018) übertrifft den MU7009 in beiden Disziplinen, was vermutlich nicht zuletzt dem gegenüber der „Q Engine“ leistungsschwächeren „UHD Remastering“-Prozessor geschuldet ist. Außerdem fehlen ihm professionelle Einstellmöglichkeiten wie eine Kalibrieroption.

Elegantes Erbe: Die One-Connect-Box Mini stammt von Samsungs früheren Flaggschiffen und verfügt über einen Twin-Tuner. Der CI+ Slot für Pay-TV-Module befindet sich auf der Rückseite des Fernsehers.

Keine Abstriche muss man beim Bedienkomfort hinnehmen: Zwar kommt die Fernbedienung in veränderter Form und im Kunststoff- statt Aluminiumgehäuse daher, bietet aber dieselbe Funktionalität inklusive Mikrofon zwecks Sprachsteuerung. Diese versteht eine Reihe von Befehlen; beispielsweise zur Quellenauswahl, Sendernavigation, Lautstärke-regelung oder zur Anpassung einzelner Geräteeinstellungen. De facto gelangt man per Stimme häufig schneller ans Ziel, zumal es mehrere Klicks braucht, allein um in das Hauptmenü zu gelangen. Nichtsdestotrotz gefällt das Tizen-Betriebssystem mit einer aufgeräumten Benutzeroberfläche sowie kurzen Reaktionszeiten.

Das Tizen-Betriebssytem identifiziert die via HDMI angeschlossenen Geräte automatisch und erleichtert so die Quellenwahl. Die Oberfläche präsentiert sich aufgeräumt.

Anstatt zwei Woofern wie bei den teureren Brüdern verrichtet im MU7009 nur einer seinen Dienst. Folglich klingt das 2.1-Soundsystem subjektiv nicht ganz so satt, bringt Stimmen und Mitten aber dennoch sauber zu Gehör. Die Tondynamik könnte generell besser sein; speziell in Kinofilmen.

Doppelt belegt: Drückt man die Umschaltwippe auf der Fernbedienung, öffnet sich der Programmführer. Die aktuelle Sendung läuft in einem kleinen Fenster weiter.

Bildqualität

Mit ihren QLED-Fernsehern haben die Südkoreaner die Latte sehr hoch gelegt. Auch wenn der Mittelklässler einen Respektabstand zu ihnen hält, muss er keinen Vergleich scheuen. Das natürlichste Bild zeigt erwartungsgemäß der Modus „Film“, der sogar etwas besser abgestimmt ist als beim Q7F. Die Farbtemperatur liegt mit 6.670 statt 6.000 Kelvin nämlich viel näher am D65-Idealpunkt und sorgt so für entsprechend niedrigere Delta-E-Abweichungen von 1,9 – das fällt vor allem in der Grautreppe auf. In puncto Farbumfang bleibt Samsungs „Dynamic Crystal Color“-Technologie aber hinter den Quantum Dots zurück: Selbst der „HDR+“-Spezialmodus vergrößert das Spektrum des UE65MU7009 nur unwesentlich.

Eine Extraportion Farbe kann unserer Meinung nach nie schaden; besonders Animations- und Zeichentrickfilme profitieren davon. Leider knausert der MU7009 in dieser Disziplin ein wenig: Während der SDR- respektive HDTV-Farbraum BT.709 leicht erweitert wird, ist das für HDR maßgebliche DCI-P3-Spektrum gegenüber den QLED-TVs bei Grün und Rot sichtbar eingeschränkt. An der Neutralität haben wir jedoch auch hier kaum etwas auszusetzen. Der gleiche Effekt lässt sich übrigens bei sämtlichen SDR-Quellen mithilfe des „HDR+“-Modus erzielen.

Der HDR+ Modus verleiht SDR-Videos mehr Brillanz. Native HDR-Signale profitieren davon leider nicht, sind jedoch standardmäßig farbintensiv und angenehm hell.

Den nativen HDR-Presets verschafft dieser aber keine Vorteile. Im Gegenteil sogar: Er reduziert die Leuchtdichte eines zehnprozentigen Weißfelds vor schwarzem Hintergrund von standardmäßig 622 Candela (Bildmodus „Film“) auf 580 Candela. Samsung verspricht zwar eine Ausbeute von bis zu 1.000 Candela, doch erreichen die LEDs diesen Wert lediglich in sehr kleinen Spitzlichtern, die nicht in unsere Messung einfließen. Ein voll­flächiges Weißbild erstrahlt mit maximal 459 Candela pro Quadratmeter, was für einen Fernseher dieser Preisklasse kein schlechtes Ergebnis ist. Nichtsdestotrotz sollte man den Raum ein wenig abdunkeln. Dann kommen dynamische Szenen wie die von der UHD-Blu-ray „Lucy“ auf dem 65-Zöller hervorragend zur Geltung. Für echtes Kinofeeling fehlt es ihm allerdings etwas an Kontrast und einer besseren Differenzierung, zumal gelegentlich Halos beziehungsweise Aufhellungen stören.

Auf kleinerer Flamme: Anders als die Top-Modelle deckt der Samsung UE65MU7009 das DCI-P3-Spek­trum nicht vollständig ab. Die Farben wirken natürlich.

Dennoch sorgt das Preset für ein deutlich plastischeres sowie intensiveres Bild. Im Gegensatz zur Farbbrillanz steigt die Leuchtkraft nämlich massiv an; von maximal 436 auf respektable 632 Candela. Damit erscheinen SDR-Videos ebenso hell wie echte HDR-Inhalte. Lob verdient auch die sehr homogene Ausleuchtung, obgleich Spitzlichter vor schwarzem Hintergrund wie das Space Shuttle zu Beginn von „Gravity“ durchaus Halo-Effekte hervorrufen. Darunter leidet natürlich auch der Kontrasteindruck, weshalb wir im ANSI-Schachbrettmuster nur noch ein Verhältnis von 1.130:1 messen. In dunkler Umgebung mag das zwar ausreichend sein, allerdings bleicht das Display ab einem Blickwinkel von 20 bis 30 Grad zunehmend aus. Dafür punktet das Display aus jeder Perspektive mit knackiger Schärfe.  

      

Der Testbericht Samsung UE65MU7009 (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 2350 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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