Samsung QE65Q9F (Test)

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Mit eiserner Hand: Trotz ihrer wenigen Tasten und des kompakten Metallgehäuses bietet Samsungs neue Smart Remote einen hohen Bedienkomfort. Sie lässt sich sogar als Universalfernbedienung für externe Geräte einrichten.

prosconsFlach und mit nahezu unsichtbarer Kabelführung präsentiert sich Samsungs neue, auf Quantum-Dot-Technik basierende Spitzenserie Q9. De facto könnte man die QLED-TVs der Koreaner als Nonplusultra der LCD-Technik bezeichnen, soll doch die Bildqualität stark verbessert worden sein – angeblich „aus nahezu jedem Blickwinkel und bei fast jeder Lichtsituation“. Klingt, als ob die Entwickler den Hauptkritikpunkt der bisherigen Spitzenmodelle beseitigt haben. Unser Test des QE65Q9F bringt Klarheit.

Ausstattung und Praxis

Irgendwie erinnert uns die aktuelle Designlinie der Südkoraner an den Bauhaus-Stil: Schnörkellos, minimalistisch und modern. So ähnelt der Bildschirm des Flaggschiffs einer einfachen Tafel, da er keinerlei Ausbuchtungen oder Anbauten besitzt und über die gesamte Fläche 2,5 Zentimeter dick ist.

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Digitales Zeitalter: Da die Fernbedienung nur über die wichtigsten Tasten verfügt, wird zum Beispiel das Ziffernfeld auf Knopfdruck als On-Screen-Menü eingeblendet.

Wer nun auf eine vollflächige Hintergrundbeleuchtung hofft, der wird enttäuscht – Samsung stattet die Q-Serie, die übrigens je nach Displayform ein „C“ (Curved) oder „F“ (Flat) am Namensende trägt, lediglich mit Edge-LEDs aus. Immerhin verfügt der nur im Flat-Design erhältliche Q9 gleich über zwei Lichtleisten (oben und unten), während sich die günstigeren Brüder mit einer begnügen müssen. Kein Wunder, dass er im Vergleich zum Q8 respektive Q7 eine deutlich höhere Helligkeit von bis zu 2.000 statt 1.500 Candela erreichen soll. Ob oder in welchen Situationen ihm das gelingt, dazu später mehr.

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Weite Ebene: Auf der Rückseite des Samsung QE65Q9F befinden sich keinerlei Ausbuchtungen. Die Kabel für One-Connect-Box und Stromversorgung können durch die Standfüße verlegt werden.

Der hierzulande einzig in 65 Zoll angebotene Fernseher kann mittels einer optionalen Halterung beinahe lückenlos an der Wand oder auf unterschiedlichen Standfüßen montiert werden. Hier stehen der stylische „Gravity Stand“ sowie der hohe „Studio Stand“ zur Auswahl. Beim mitgelieferten Basic-Modell handelt es sich um zwei T-förmige Stahlkonstruktionen. Sehr praktisch finden wir den Kabelkanal, durch den sich die Strippen für Stromversorgung und One-Connect-Box unsichtbar verlegen lassen.

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Mit ihren Aufgaben gewachsen: Die neue One-Connect beherbergt sämtliche AV-Eingänge sowie ein eigenes Netzteil, weshalb sie deutlich größer ausfällt als die bisherige Mini-Version.

Wie bei den Top-TVs der Koreaner üblich, wurden sämtliche Anschlüsse in den Quader ausgelagert – vier HDMI-Eingänge, drei USB-Ports, der optische Audio-Digitalausgang (Toslink) sowie die Antennen-Buchsen der doppelten Tuner-Einheit samt CI+ Slot. Die Verbindung zum TV-Gerät erfolgt über ein extrem dünnes, fast transparentes Licht-leiter- respektive Glasfaserkabel. Da dieses allerdings keinen Strom überträgt, ist die neue Box auf ein eigenes Netzteil angewiesen und fällt deshalb größer aus als die frühere Version (36,2 x 3,4 x 12,8 statt 20,3 x 2,1 x 9 Zentimeter). Das beiliegende Kabel misst 5 Meter; wer es über eine längere Strecke verlegen möchte, erhält optional auch eine 15-Meter-Variante. Zur Vermeidung von Knoten oder Beschädigungen sind beide auf einer Art Gummiring aufgewickelt.

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Jo-Jo-Effekt: Das dünne, fünf Meter lange Glasfaserkabel der One-Connect-Box ist zum Schutz vor Beschädigungen auf einem Ring aufgewickelt.

Natürlich hat das Gerät wieder zahlreiche Bildverbesserungs-Schaltungen an Bord – angefangen bei „Supreme UHD Dimming“ und „Precision Black Ultimate“ zur Kontraststeigerung über den „Auto Depth Enhancer“ für eine bessere Tiefenwirkung bis hin zur bekannten Bewegungsglättung „Auto Motion Plus“. Um die Signalverarbeitung kümmert sich der neue „Q Engine“-Prozessor. Geht es nach den Entwicklern, sorgt diese Konstellation für eine nie da gewesene Bildqualität; zumindest attestieren sie dem Q9F einen „Picture Mastering Index“ von 3.400, während bisherige Top-Modelle wie der UE65KS9590 (getestet in audiovision 7-2016) maximal 2.700 Zähler erreichen.

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Der dunkelbraune Studio Stand für den Samsung Q9 (in Deutschland „Staffelei-Standfuß“) macht den TV-Tisch überflüssig, ist mit 600 Euro allerdings kein Schnäppchen.

Der eigentliche Star ist und bleibt jedoch das 10-Bit-Panel: Es setzt auf eine weiterentwickelte Form der Quantum-Dot-Technologie, wodurch der DCI-P3-Farbraum noch präziser abgedeckt und die Farben in allen Helligkeitsbereichen nuanciert wiedergegeben werden sollen.

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Verständigungsprobleme: Bei allgemeinen Sprachbefehlen reagiert der Q9 aufs Wort, Suchbegriffe und Web-Adressen sollte man aber besser von Hand eingeben.

Darüber hinaus verspricht Samsung eine höhere Blickwinkelstabilität und – wie auf der vorigen Seite erwähnt – rekordverdächtige Lichtreserven von 2.000 Candela. Damit übertrifft der QE65Q9F locker die Ultra-HD-Premium-Anforderungen der UHD Alliance. Zu den unterstützten HDR-Formaten gehören HDR-10 und HLG; Dolby Vision bleibt wie beim Panasonic leider außen vor. Derzeit gibt es auch keine Pläne für eine Nachrüstung per Firmware-Update. Stattdessen wollen Samsung und Amazon Video mit „HDR10+“ einen alternativen Standard etablieren.

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Punkt für Tizen: Samsung hat sein Betriebssystem stark verbessert, so dass man sich nun schneller zurechtfindet. Menüs und Apps sind direkt über die Taskleiste abrufbar.

Trotz der zahlreichen bildtechnischen Neuerungen kommt die Akustik nicht zu kurz: Das verbaute 4.2-Soundsystem leistet 60 Watt und erzeugt einen sehr vollmundigen, dynamischen Klang mit sattem Brustton. Jedoch fehlt es den Boxen an Tiefgang sowie Pegelfestigkeit bei höherer Lautstärke.

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Abseits vom Mainstream: Samsungs App-Portal hält viele Alternativen zu den vorinstallierten Video-Diensten bereit.

Bildqualität

Der QE65Q9F lässt erahnen, wie sich die „geblitzdingsten“ Protagonisten aus der Science-Fiction-Komödie „Men in Black“ fühlen müssen. So liefern die Backlight-LEDs bereits im werksseitigen SDR-Bildmodus „Standard“ fantastische 1.018 Candela; „Dynamik“ erhöht die Ausbeute sogar noch einmal um beinahe 30 Prozent. Leider sind beide Presets mit einer Farbtemperatur jenseits von 10.000 Kelvin zu kühl abgestimmt. Wie üblich ist das Preset „Film“ also die beste Wahl. Für möglichst perfekte Farben unterstützt Samsung in der neuen Q-Serie erstmals die „Autocal“-Funktion der Kalibrier-Software Calman. Hierüber werden nicht nur die relevanten Bildoptionen per Software zugänglich, sondern es kann eine halbautomatische Anpassung der Graustufen in Bezug auf Farbe und Pegel durchgeführt werden – sogar separat für HDR und SDR. Ähnliches gab es zwar vorher auch schon bei den Spitzen-TVs von Panasonic, aber mit der 20-Punkt-Kalibrierung setzt Samsung neue Maßstäbe.

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Warmes Gemüt: Der Bildmodus „Film“ gibt alle Farbtöne originalgetreu wieder (Delta-E 1,4), obgleich er bei kühleren Nuancen eher zu Abweichungen tendiert.

Die angebliche Verbesserung der Blickwinkelstabilität bezieht sich nach unseren Erkenntnissen leider nicht auf den Kontrast, sondern auf Gamma und Farben, die im Standard-Modus durch geschickte Ansteuerung der Subpixel erreicht wird, sich aber im Film-Modus nicht separat zuschalten lässt. Ein großer Vorteil des neuen Panels ist die Fähigkeit, mehr Streulicht zu absorbieren – der Leuchtdichtefaktor beziehungsweise Hellraumkontrast hat sich im Vergleich zum Vorgänger annähernd verdoppelt und liegt jetzt bei über 1.000:1.

Samsung war bei den Fernsehern schon immer eine Art Trendsetter. Auch High Dynamic Range wäre ohne die Südkoreaner nicht das, was es heute ist: eine hochinnovative TV-Technologie. Das kostenpflichtige Dolby-Vision-Format lehnen sie ab und setzen lieber auf offene Standards, die mit Partnern wie Amazon Video weiterentwickelt werden. Beispiel: „HDR10+“; hier handelt es sich um eine neue Erweiterung zum bestehenden Standard, die das klassische HDR-10 um Metadaten für dynamisches Tone-Mapping ergänzt. So können Filmemacher die Präferenzen für Helligkeit und Kontrast ähnlich einem Equalizer für jede Szene individuell anpassen. Speziell bei Geräten mit eingeschränkter Leuchtkraft (also nicht der Q-Serie) kann sich das lohnen. HDR-10 wird damit Dolby Vision immer ähnlicher. Erste Inhalte respektive Streams sollen bereits ab Juli verfügbar sein.

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Intensives Erlebnis: Der Q9 deckt das für HDR-Clips maßgebliche DCI-P3-Spektrum beinahe vollständig ab, wobei der Bildmodus „Film“ am neutralsten erscheint.

Nicht verwechseln sollte man das Format mit dem Spezialmodus „HDR+“, der in allen aktuellem UHD-TVs von Samsung zu finden ist. Dieser aktiviert unabhängig vom Quellmaterial (also auch im SDR-Betrieb) einen erweiterten Farbraum sowie die Lichtreserven von bis zu 1.700 Candela. Er verleiht jedoch vor allem echten HDR-Clips ein entscheidendes Plus an Bilddynamik und -schärfe: In einer Testszene im dunklen, vereinzelt mit Sonnenstrahlen durchzogenen Wald stechen die glänzenden Grashalme vor den Bäumen plastisch hervor und die gesamte Szene wirkt farbenprächtiger, detailreicher sowie heller. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schärfefiltern werden dabei raffinierte Anpassungen des Tonwerts, der Farbdarstellung und des Helligkeitsverlaufs in Spitzlichtern vorgenommen. Daraus resultiert ein verblüffend natürlicher Bildeindruck ohne störende Artefakte wie Säume oder Rauschen. Noch beeindruckender finden wir allerdings die enorme Stabilität in großflächig hellen Szenen: Selbst im vollen Weißbild erreicht der Samsung Q9 mit 952 Candela eine beinahe vierstellige Leuchtdichte.

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Ass im Ärmel: Der Spezialmodus „HDR+“ findet sich beim Q9 in den Experteneinstellungen und verleiht sowohl SDR- als auch HDR-Clips deutlich mehr Dynamik.

Ferner liefern die QLED-TVs im DCI-P3-Spektrum ein deutlich größeres Farbvolumen (Color Volume): Die volle Intensität und Sättigung von Farben bleibt gegenüber OLED- und vielen konventionellen LCD-Fernsehern auch in hellen Szenen erhalten, was in allen Situationen für kräftigere und realistische Bilder sorgt.

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Bild im Bild: Über die PiP-Funktion (Picture in Picture) lassen sich zwei Signalquellen gleichzeitig wiedergeben. Die Größe und die Position des Fensters sind anpassbar.

Auch dank des „HDR+“-Modus und der hohen Helligkeit schlägt sich der Q9 in heller Umgebung hervorragend und löst somit ein Hauptproblem in vielen Wohnzimmern, wo bisher eine tolle Bildqualität und Licht im Raum einfach nicht zusammengepasst haben. Nur in sehr dunklen Räumen rufen Spitzlichter vor finsterem Hintergrund wie das Space Shuttle zu Beginn von „Gravity“ sichtbare Halo-Effekte hervor. Gewohnt gut ist die Bewegungsdarstellung, wobei Kinofilme wahlweise geglättet oder im originalen 24p-Look erscheinen.    

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Der Testbericht Samsung QE65Q9F (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 5500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 sehr gut

Der neue Samsung QE65Q9F beeindruckt mit seiner enormen Helligkeit, die anders als bei OLED-Fern­sehern in allen Szenen erhalten bleibt. Auch Bild­-Dynamik und Farbwiedergabe liegen auf absolutem Top-Niveau. Einzig bei der Blickwinkelstabilität ist noch Luft nach oben.
Martin Ratcovic/Udo Ratai

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