Samsung QE55Q7C (Test)

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Lieben gelernt: Standen wir dem minimalistischen Bedienkonzept der Smart Remote anfangs skeptisch gegenüber, so gefällt uns der handliche und übersichtliche Signalgeber aus Aluminium inzwischen richtig gut.

Die Preisspanne von Samsungs Top-TVs reicht von 1.900 bis 23.000 Euro. Nichtsdestotrotz liegen die Modelle technisch nah beieinander, wie der QLED-Einsteiger QE55Q7C beweist.

Nach den

Testerfolgen des Samsung Q9 und Q8 in audiovision 7-2017 respektive 9-2017 lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, auch dem günstigeren Bruder Q7 auf den Zahn – pardon, auf den Pixel – zu fühlen. Der Kunde kann dabei je nach Geschmack oder Budget zwischen drei Curved- (49, 55, 65 Zoll) sowie vier Flat-Modellen (zusätzlich in 75 Zoll) wählen.

 

Optional verleiht dem durchgestylten QLED-Fernseher ein anderer Standfuß oder eine ultraflache Wandhalterung noch mehr Exklusivität.

Ausstattung und Praxis

Die dezente Biegung mit einem Radius von 4,2 Metern kosten beim Q7 rund 200 Euro extra. Gegenüber dem klassischen Flachbildschirm bietet sie aber keine technischen Vorteile – allenfalls ein schnittigeres Design.

Personalisierbar: Die Icons in der Taskleiste können beliebig verschoben oder gelöscht werden. Generell präsentiert sich das Tizen-Betriebssystem aufgeräumt.

Wem die Modellreihe äußerlich zusagt und wer ohne Logo-Beleuchtung sowie mit einem 40 Watt starken 2.2-Audiosystem aus-kommt, der kann sich die 400 Euro Aufpreis für den Q8 übrigens sparen. Abgesehen von den eben genannten Punkten sind die unterhalb des Q9 positionierten QLED-TVs nämlich baugleich.

Klangtüftler können das 40 Watt starke 2.2-Audiosystem des Q7 mittels Equalizer an die eigenen Bedürfnisse anpassen; allzu viel sollte man sich aber nicht erhoffen.

Das Highlight ist das namensgebende Quantum-Dot-Panel: Es basiert nach wie vor auf der LCD-Technik, deckt dank verbesserter Nanokristalle jedoch einen breiteren Farbraum ab als die vorangegangenen SUHD-Flaggschiffe.

Bunte Unterhaltung: Wer nach ein wenig Abwechslung sucht, der findet in Samsungs App-Portal zahlreiche Vorschläge an Internet-Diensten jeglicher Couleur.

Ferner unterstützen die neuen Geräte die (halbautomatische) „Autocal“-Kalibrierung der Software Calman. Zu guter Letzt erreicht das Edge-LED-Backlight nun eine deutlich höhere Maximalhelligkeit.

Volle Kontrolle: Die kompakte Smart Remote lässt sich auch als Universalfernbedienung einrichten und kann so praktisch die gesamte Heimkino-Umgebung steuern.

Wie bei Samsungs Flaggschiff-Fernsehern üblich, erfolgt die Signalverarbeitung extern in der One-Connect-Box. Neben dem dafür zuständigen „Q Engine“-Prozessor beherbergt sie auch sämtliche Anschlüsse inklusive Twin-Tuner. Die eigentliche Neuerung gegenüber den Vorgängern ist aber das Verbindungskabel, das jetzt aus Glasfaser statt Kupfer besteht. So konnte zum einen der Durchmesser auf zwei Millimeter reduziert werden und zum anderen sind größere Längen von bis zu 15 Metern möglich. Die Strippen für One-Connect-Box und Stromversorgung lassen sich nahezu unsichtbar durch den TV-Standsockel verlegen.

Sorgt für Spannung: Die 3,5 x 36,5 x 13 Zentimeter große One-Connect-Box besitzt ein eigenes Netzteil, da Glasfaserkabel keinen Strom übertragen. Zudem sind alle wichtigen Schnittstellen an Bord.

Seidener Faden: Das One-Connect-Kabel hat einen Durchmesser von 1,8 Millimetern.

28 statt 18 Kilogramm: Der Tower-Stand wiegt mehr als der QE55Q7C. Dafür verleiht er dem TV eine einzigartige Optik und ist um 35 Grad schwenkbar; mit 700 Euro aber nicht billig.

Bei der Namensgebung für die QLED-Schlüsselfunktionen haben sich die Südkoreaner nur bedingt kreativ gezeigt; beim Design allerdings umso mehr. Hinter dem Begriff „Q Style“ steckt nämlich ein durchdachtes Konzept, um den Fernseher perfekt in die Wohnumgebung beziehungsweise Räumlichkeit zu integrieren. Die Grundlage bildet eine elliptische Plattform auf der TV-Rückseite, an der man unterschiedliche Standfüße anbringen kann – den mitgelieferten Basic-Stand, den einer Staffelei nachempfundenen Studio-Stand für 600 Euro oder den um 35 Grad schwenk­baren Tower-Stand, der stattliche 700 Euro kostet.

Darüber hinaus ist der Anschluss mit dem „No Gap Wall-Mount“ (WMN-M11EA) kompatibel. Hierbei handelt es sich um eine

Fest auf dem Boden: Der Studio-Stand im dunkelbraunen Metall-Design lässt den Fernseher fast wie ein Gemälde wirken. Leider kann er weder gedreht noch geneigt werden.

extraflache Wandhalterung, die praktisch keine Lücke zwischen Mauerwerk und Fernseher verursacht. Klassische Vesa-Gewinde besitzen die Geräte natürlich

weiterhin, so dass alle standardkonformen Montagekits verwendbar sind. Ein wenig schade finden wir, dass keine Stöpsel zum Verschließen der Löcher bei Nichtgebrauch mitgeliefert werden, zumal Samsung besonderen Wert auf ein rundum sauberes Erscheinungsbild legt.

Für zusätzliche Ordnung sorgt die One-Connect-Box mit einem fast durchsichtigen Glasfaserkabel. Wem die fünf Meter nicht genügen, der kriegt für 300 Euro eine 15 Meter lange Strippe (VG-SOCM15).

Haarscharf: Samsungs „No Gap Wall-Mount“ lässt den QLED-TV ohne Lücke an der Wand hängen. Die Halterung kostet 150 Euro.

Das Audiosystem des QE55Q7C erzeugt einen sehr angenehmen und vollmundigen Klang, jedoch liefern die 60 Watt starken Boxen der teureren Brüder mehr Dynamik sowie einen satteren Brustton. Auch könnte die Basswiedergabe besser sein.

Bildqualität

Normalerweise dauert ein Firmware-Update selten länger als zehn Minuten. Die letzte Aktualisierung (Version 1138; Oktober 2017) scheint aber umfangreicher ausgefallen zu sein, da unser Testgerät geschlagene zwei Stunden beschäftigt war.

Zwei mit einem Klick: Mit der Bild-in-Bild-Funktion lässt sich in einem kleinen Fenster eine weitere Quelle einblenden. So können Werbepausen überbrückt werden.

Wer (wie wir) auf intensivere Farben steht, für den lohnt sich das Warten definitiv. Denn anders als bei früheren Samsung-TVs erweitern nun alle Bildmodi das Spektrum standardmäßig in Richtung Grün und Rot, so dass selbst das beste Preset „Film“ farbenfrohe Aufnahmen wie die Bahamas-Szenen unseres Sehtest-Klassikers „Casino Royale“ oder Animationsfilme à la „Shrek“ lebendig darstellt. Davon profitieren auch seitlich sitzende Zuschauer, zumal die Brillanz ab 30 Grad sichtbar abnimmt.

Ausgeblichen: Farben werden von der Seite zwar nicht verfälscht, jedoch nehmen Brillanz und Strahlkraft ab 30 Grad sichtbar ab. Darunter leiden vor allem Hauttöne.

 

Gleiches gilt für den Kontrast, der aus mittiger Perspektive noch bei sehr überzeugenden 1.800:1 (ANSI) respektive 920:1 (Hellraum) liegt – trotz weniger Local-Dimming-Zonen.

Bloß keine falsche Bescheidenheit! Wenn ein Fernseher die Darstellung erweiterter Farbräume beherrscht, darf er das auch gerne zeigen. Hier gilt jedoch: Die richtige Dosis macht‘s; sonst wirkt das Bild schnell unnatürlich. Ähnlich wie Sonys Triluminos-TVs schafft der Samsung QE55Q7C im Bildmodus „Film“ für unseren Geschmack die optimale Balance aus Farbneutralität und -brillanz. Einen separaten Regler mit mehreren Intensitätsstufen sucht man bei den Südkoreanern zwar vergeblich, allerdings lässt sich das Spektrum in der benutzerdefinierten Farbraumeinstellung auf BT.709 beschränken oder im Preset „Nativ“ ungefähr auf DCI-P3-Niveau vergrößern. Beim Namen genannt werden die Standards ausschließlich im „HDR+“-Modus.

Der „HDR+“-Modus poliert SDR-Clips ordentlich auf. Er hat aber nichts mit dem Format „HDR10+“ zu tun, das Samsung als Dolby-Vision-Alternative vorantreibt.

Spielt der Benutzer dem Gerät über HDMI, den Media­player oder Streaming-Dienste echte HDR-Videos zu, aktiviert es automatisch das DCI-P3-Spektrum, welches übrigens alle QLED-Modelle fast vollständig abdecken. Die besten Farben liefert auch hier das Preset „Film“.

Noch mehr Brillanz: In der Einstellung „Nativ“ wird der Farbraum auf DCI-P3-Niveau erweitert. SDR-Videos können dadurch aber unnatürlich und plakativ wirken.

Der „HDR+“-Modus ist ebenfalls aktivierbar, bringt – anders als im SDR-Betrieb – aber nicht mehr Helligkeit. Ganz im Gegenteil: Anstatt mit 830 Candela strahlt das Zehn-Prozent-Weißfeld vor schwarzem Hintergrund nur noch mit 630 Candela. Im Vollbild (100 Prozent Weiß) gehen beide Modi auf rund 570 Candela zurück. Derart helle Szenen sind in der Praxis aber selten. Trotzdem gibt es leuchtstärkere 55-Zöller wie den Sony KD-55XE9305 (audiovision 4-2017); dafür ist dessen Ausleuchtung nicht so homogen. Dunkle Szenen erscheinen auf den LCDs gleichermaßen plastisch, was auch am satten Schwarzwert von 0,038 Candela liegt.

Im benutzerdefinierten Farbraum lässt sich das erweiterte Spektrum punktgenau auf BT.709 verkleinern. Leider sind Mischfarben hier nicht ganz neutral.

Das Backlight regelt allerdings nicht immer perfekt. Kleinräumige Spitzlichter oder helle Schriften auf dunklem Grund zum Beispiel verursachen Halo-Effekte. Ungeachtet dessen leuchten die Edge-LEDs den 138 Zentimeter großen Bildschirm sehr gleichmäßig aus. Zudem haben sie ordentlich Dampf: Liefert das neutrale Preset „Film“ im Durchschnitt 450 bis 510 Candela, kommen die Modi „Standard“ sowie „Dynamisch“ auf Spitzenwerte von 730 beziehungsweise 970 Candela – wohlgemerkt: mit normalen SDR-Inhalten. Leider sind die Farben zu kühl abgestimmt.

Erwartungsgemäß gibt es an der Farbreproduktion des QLED-Einsteigers nichts auszusetzen: Alle Nuancen liegen nahe ihres Sollwerts; Hauttöne trifft er besonders genau.

Mit dem Spezialmodus „HDR+“ hat Samsung jedoch ein Ass im Ärmel. Dieser bietet nämlich noch höhere Helligkeitsreserven von bis zu 1.080 Candela, womit der Q7 den teureren Q8 sogar übertrifft. Abgesehen davon zeigen die Modelle keine Unterschiede in puncto Bildqualität.   


Der Testbericht Samsung QE55Q7C (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 2400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 gut

Spielen Design und Sound keine allzu große Rolle, ist der Samsung QE55Q7C die bessere Wahl gegenüber dem teureren Bruder Q8. Bei der Bildqualität steht er ihm in praktisch nichts nach, zeigt aus seitlicher Perspektive jedoch die gleichen Schwächen. Die One-Connect-Box sorgt für Zukunftssicherheit.
Martin Ratkovic / Udo Ratai

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