Samsung HW-Q90R (Test)

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Die Samsung-Fernbedienung ist eine alte Bekannte: Sie liegt gut in der Hand und besitzt separate Volume-Tasten für Soundbar und Subwoofer.

Samsung schickt mit der HW-Q90R sein neues Soundbar-Flaggschiff ins Rennen. Erneut kooperierten die TV-Experten mit den Sound-Spezialisten von Harman Kardon. DTS:X und Dolby Atmos gehören ebenso zu den Highlights wie ein Subwoofer und Rear-Boxen für 12-Kanal-Sound.

„QLED“ nennt Samsung seine Premium- Fernseher. Das „Q“ findet man nun auch im Namen der neuen Soundbars, mit der Quantum-Dot-Technologie der Bildschirme hat dies aber natür-lich nichts zu tun. Vielmehr soll das „Q“ auf die Zugehörigkeit zur TV-Modellpalette der Koreaner verweisen: So wurde das 1.400 Euro teure Soundbar-Flaggschiff HW-Q90R auf die TV-Spitzenmodelle Q90R und Q950R abgestimmt.

Natürlich lassen sich alle Klangriegel auch ohne einen Samsung-Fernseher betreiben – nur optisch passen Bar und TV dann nicht so harmonisch zueinander. An der Verarbeitung und Haptik der größtenteils aus Metall bestehenden Soundbar gibt es jedenfalls nichts zu meckern.

Startprobleme

Apropos Design: Hier ähnelt der Neuling dem bisherigen Spitzenmodell HW-N950H, dem wir in Ausgabe 3-2019 auf den Zahn gefühlt haben. Der Riegel ist 123 Zentimeter breit, 8,3  Zentimeter hoch und immerhin 8,5 Kilogramm schwer. Dank beiliegender Halterung lässt er sich auch an die Wand montieren. Wie die HW-N950H  hat die HW-Q90R einen externen Subwoofer sowie zwei kleine Surround-Boxen im Gepäck, die alle per Funk mit der Mutter-Bar kommunizieren. Im Test funktionierte das erst mal nicht, denn trotz positiver Verbindung (blaues Licht) blieben die Rear-Speaker und der Woofer stumm.

Auch das manuelle Pairing der Mitspieler half nicht. Erst nachdem wir die „ID Set“-Taste unter der Soundbar ebenfalls gedrückt hatten, spuckten die drei Trabanten Töne aus. So steht es zwar auch in der Bedienungsanleitung, jedoch nicht im relevanten Kapitel zum manuellen Pairing.

Dolby Atmos und DTS:X

Steht die Verbindung, verteilt die Q90R dank Dolby Atmos- und DTS:X-Decoder auf 7.1.4-Kanäle. An Klangschaltungen gibt es „Surround“, „Game Pro“ und „Adaptive Sound“, die alle einen 3D-Upmix durchführen, sich im Klang jedoch tonal und räumlich unterscheiden. „Standard“ gibt den anliegende Sound-Stream in seiner originalen Kanalkonfiguration wieder. Bei nativem 3D-Ton sperrt die Bar alle Klangmodi.

Für bestmöglichen Sound holten sich die Koreaner erneut die Expertise von Harman. Das überrascht nicht, ist das für seine Audio-Produkte bekannte Unternehmen inzwischen doch eine hundertprozentige Tochter von Samsung. Insgesamt verrichten 18 Lautsprecher ihren Dienst in der 4-Boxen-Kombi, die für diskreten 7.1.4-Kanal-Sound sorgt: In der Bar strahlen 2 Speaker zur Decke, von wo aus der Schall via Reflexionen zum Hörplatz zurückgeworfen wird.

Gewöhnliche Soundbars erzeugen Surround-Klang meist dadurch, dass sie Audiosignale so manipulieren, dass sich der Schall für das Ohr anhört, als käme er von seitlich oder hinten.

Samsung folgt dagegen dem klassischen Boxen-Ansatz mit 7.1.4 diskreten Kanälen: Die Soundbar HW-Q90R verfügt über 13 Chassis, die in gruppierter Form die Kanäle Center, Links, Rechts, Surround links und rechts sowie Top links und rechts abbilden. Die Höhenboxen werden dabei von 2 nach oben strahlenden Treibern simuliert; der von der Decke reflektierte Schall lässt den Zuschauer Töne von oben wahrnehmen. Nach dem gleichen Prinzip arbeiten die beiden seitlich abstrahlenden Surround-Kanäle, deren Schall von den Seitenwänden reflektiert wird. Komplett machen das Erlebnis jedoch erst die beiden Back-Rear-Boxen, die für einen Großteil der Surround-Wirkung verantwortlich zeichnen. Auch sie besitzen neben einem frontal abstrahlenden Chassis einen integrierten Up-Firing-Speaker auf der Gehäuseoberseite, der nach dem Reflexions-Prinzip arbeitet. Zu guter Letzt kommt ein separater Subwoofer für den Bass-Kanal hinzu.

Der Schall der zur Decke abstrahlenden Chassis wird via Reflexion zum Hörplatz geworfen.

Ob und wie es von oben bzw. seitlich neben dem Sitzplatz klingt, hängt auch von der Wand- und Deckenbeschaffenheit sowie dem Abstand des Hörers zur Soundbar ab. So mindern schallabsorbierende Decken, Schrägen oder Objekte im Schallweg der Reflexionen den 3D-Sound-Effekt merklich.

Seitliche Chassis simulieren die Rear-Speaker und sollen nach demselben Reflexions-Prinzip für seitlichen Surround-Sound sorgen. Auf der Front verbaute Samsung 9 Treiber – für jeden der Hauptkänale 3 Stück bestehend aus einem Hoch- und 2 Mitteltönern. Treiber Nummer 18 werkelt im Subwoofer. In Summe stehen laut Samsung 510 Watt an Verstärkerleistung zur Verfügung, das reicht auch für die lautstarke Beschallung großer Wohnzimmer.

Auch der 20,5 x 40,2 x 40,3 (B x H x T) Zentimeter große Subwoofer gehört zum Set, wiegt knapp 10 Kilo und leistet 160 Watt.

Ausstattung & Praxis

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Unterseite der Bar, Kabel werden durch Aussparungen geführt. Vorhanden sind zwei HDMI-Eingänge sowie ein HDMI-Ausgang inklusive Audio-Return-Channel (ARC). Alle HDMI-Terminals schleifen 4K/60p-Signale durch und beherrschen HDR10 und HDR10+ für erhöhten Kontrast und erweiterte Farben von der UHD-Blu-ray. Dolby Vision wird wie bei den Fernsehern nicht unterstützt. Alternativ kann via Toslinkkabel zugespielt werden; analoge Schnittstellen sind nicht vorhanden. Für das Audio-Streaming ist Bluetooth an Bord. Mit Samsungs „Smart Things“-App lässt sich die Q90R für die Heim-Automatisierung programmieren oder in ein Multiroom-System integrieren. Im Verbund mit einem „Alexa“-Lautsprecher kann die Bar auch via Amazons Sprachdienst gesteuert bzw. zum Abspielen von Musik und Co. genutzt werden. 

Alle Anschlüsse befinden sich an der Unterseite: Zu zwei HDMI-Eingängen sowie einem HDMI-Ausgang mit ARC gesellt sich eine Toslink-Buchse.

Ein Onscreen-Menü fehlt trotz HDMI, Rückmeldung gibt die Bar nur über das einzeilige Front-Display, das groß, aber schlecht leserlich durch das Front-gitter leuchtet. Die grundlegende Bedienung (Power, Quelle, Volume) kann über die Knöpfe an der Soundbar-Oberseite erfolgen, viel mehr Optio-nen offeriert jedoch die gut in der Hand liegende Fernbedienung; die Mehrfachbelegung einiger Tasten macht die Justage jedoch umständlich. Zum Glück richtet man die Soundbar aber nicht jeden Tag neu ein und besonders viel gibt es auch nicht einzustellen. Für das Klang-Tuning stehen Regler für Bass und Höhen bereit, aber kein Equalizer. Das justierbare Lip-Sync verzögert den Ton um bis zu 300 Millisekunden, eine Dynamik-Kompression fürs Leisehören bei Nacht fehlt. Für alle Boxen darf man die Pegel separat anpassen.

Unterstützendes Trio

Jeder der beiden hinteren Back-Rear-Lautsprecher verfügt über zwei Chassis, wobei eines auf der Oberseite verbaut ist und nach dem Prinzip von Dolby-Aufsatz-Speakern Schall zur Decke wirft. Die kleinen Aktiv-Lautsprecher (12 x 21 x 14,1 cm) sind zudem für den Mammut-Anteil des Surround-Sounds verantwortlich und sollten daher seitlich sowie hinter dem Hörplatz aufgestellt werden. Die Boxen lassen sich auch an der Wand befestigen, passende Halter müssen allerdings separat erworben werden.

Die aktiven Rear-Boxen gehören zum Lieferumfang und kommunizieren per Funk mit der Soundbar. Die Front- und Höhen-Chassis sollen für realistischen 3D-Sound sorgen.

Der mittelgroße Subwoofer verfügt über einen 160 Watt starken Verstärker sowie ein 8-Zoll-Chassis, das zur Seite hin abstrahlt. Auf der Rückseite befindet sich ein Bassreflexrohr. Die schwarz folierte Oberfläche ist sauber verarbeitet, wirkt aber nicht so edel wie das Metall der Soundbar.

Tonqualität

Mit über 500 Watt geht richtig die Post ab, bei „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) krachte es im Actionfinale gewaltig. Nicht nur saftige Pegel waren der Bar verzerrungsfrei zu entlocken, auch der Sub drückte mächtig. Zwar spielen ausgewachsene Woofer tiefer und sauberer, trotzdem brachte der kleine Bassquader das für die Action nötige Fundament und machte den Kampfpanzer im Bauch spürbar. Der Sub integrierte sich zudem perfekt ins Set und war nicht einzeln hörbar. Tonal spielte die Q90R für eine Soundbar recht ausgewogen, bei Chor- und Orchestermusik fielen allerdings Verfärbungen und die fehlende Durchzeichnung auf – bei  Rock, Pop und Co. hört man dieses Defizit weniger heraus.

Dialoge klangen auf der Q90R bei mittiger Sitzposition klar und verständlich, aus seit-lichen Hörwinkeln klang es hingegen etwas dumpfer. Der „Adaptive Sound“ ließ Stimmen tatsächlich etwas klarer und damit noch besser verständlich schallen, tonal spielte die Bar dann aber für unsere Ohren weniger natürlich. Von dem Upmixern machte „Surround“ die beste Figur, der Modus fand die richtige Balance zwischen Räumlichkeit und natürlicher Spielweise. Vor allem Pop und Rockmusik machten auf der Q90R so viel Spaß.

In oberste Soundbar-Klangsphären schwebt man mit der Q90R aber erst bei nativem 3D-Sound: Mit Atmos-Trailern bot das 4er-Set eine erstaunliche Räumlichkeit, die man so von Soundbars in der Regel nicht kennt und die an ausgewachsene Boxen-Sets erinnert. Surround-Effekte waren sogar seitlich hörbar, wenn auch nicht allzu greifbar. Effekte von hinten schallten dank der physischen Rear-Boxen gut ortbar und überzeugend.

Die Soundbar dehnte ihr Klangfeld auch nach oben aus und bot vor allem bei Umgebungsgeräuschen viel 3D-Sound-Feeling. Greifbar an der Decke herumschwirrende Effekte darf man beim Reflexionsprinzip mit Upfiring-Chassis zwar nicht erwarten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten schlägt sich Samsungs Q90R aber ausgezeichnet.

 

Der Testbericht Samsung HW-Q90R (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 sehr gut

Samsungs HW-Q90R bietet dank Rear-Boxen und Subwoofer satten Surround-Sound der Soundbar-Spitzenklasse. Auch die Verarbeitung ist klasse, bei der Bedienung ist aber noch Luft nach oben.
Andreas Oswald

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