Samsung 65Q7FN (Test)

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Puristisch: Wenige Tasten zieren die kompakte Samsung-Fernbedienung. Auch ohne Zifferntasten gelingt die Navigation im TV-Alltag ohne Probleme. Sprachbefehle sind über die Mikrofon-Taste möglich.

Ausgelagerte Anschlussbox, Quantum-Dot-Technologie, Ambient-Modus und Einrichtung per Smartphone: Viele Features sind bei Samsungs 3.300 Euro teurem 65Q7FN ähnlich wie beim 700 Euro teureren Flaggschiff 65Q9FN, das in Ausgabe 6-2018 mit 91 Punkten ein Traumergebnis einfahren konnte – und damit die Messlatte sehr hoch gelegt hat. Wo also liegen die Unterschiede, und kann die günstigere Variante bildlich ähnlich überzeugen? Das wichtigste Technik-Merkmal: Während der Q9 über ein Full-LED-Backlight verfügt, kommt beim Q7 nur die Edge-LED-Variante zum Einsatz. Die Leuchtdioden sind hier nicht hinter dem Display, sondern am Rand verteilt. Dank Echtzeitszenenanalyse wird Samsung zufolge trotzdem jeder Bildbereich angesteuert (Local Dimming), um einzelne Bildbestandteile gezielt zu dimmen und bessere Schwarzwerte zu erzielen (mehr dazu unter „Bildqualität“). Qualitativ ist der 65Q7FN hochwertig verarbeitet: schicker und stabiler Fuß, eine Gehäuserückseite wie aus einem Guss, die sich auch frei im Raum stehend gut macht, und dank One Connect Box ist nur eine Kabelzuführung erforderlich.

Ausstattung und Praxis

Nicht am Q7 direkt, sondern an der Anschlussbox findet man unter anderem Twin-Tuner für Fernsehen per Satellit, Kabel und DVB-T2. TV-Mitschnitte lassen sich hier über eine externe USB-Festplatte realisieren, auch TimeShift ist verfügbar. Neben HDR10 und HDR10+ unterstützt der Samsung auch HLG, WLAN sowie Bluetooth für die Kopplung mit kabellosen Lautsprechern. Ein spezieller Game-Modus wirkt sich dank der kurzen Reaktionszeit von nur 6,8 Millisekunden positiv bei anspruchsvollen Spielen aus, die eine hohe Geschwindigkeit erfordern.

Uhr mal anders: Der Ambient-Modus verwandelt den Q7 auf vielfältige und originelle Weise in ein Schmuckstück, das nichts mehr mit einem Flat-TV gemeinsam hat.

Die Einrichtung des 65-Zöllers erfolgt konventionell über die schwarze Fernbedienung oder noch schneller via Smartphone über die iOS- und Android-App „SmartThings“, wodurch beispielsweise die WLAN-Einstellungen automatisch übernommen und die belegten Tuner  eigenständig erkannt werden.

Auch beim Q7FN baut Samsung auf sein innovatives Konzept One Invisible Cable – ein unsichtbares Kabel genügt, um den 65-Zöller in Szene zu setzen. Dies wird durch die One Connect Box möglich, die sich im Umkreis von fünf Metern um den Flat-TV auch versteckt platzieren lässt. Strom und AV-Signale fließen durch die silberne Pipeline von der schwarzen Box zum Fernseher. Sämtliche Komponenten werden am Terminal angeschlossen. Hier stehen vier HDMI-Buchsen, drei USB-Ports, ein optischer Audio-Ausgang, eine Ethernetbuchse und ein „CI+“-Slot zur Verfügung.

Schicker Rücken: Ein einziges Kabel steckt im 65Q7FN – über dieses erfolgt die Stromversorgung und die Übertragung von Audio- und Video-Daten.

Zudem kann der Samsung über das kompakte Kistchen per WLAN ins Internet eingebunden werden. Außerdem sind hier die Twin-Tuner für Kabel, Satellit und digital-terrestrisches Antennenfernsehen (DVB-T2) untergebracht. Das Konzept hat den Vorteil, dass der 65Q7FN frei im Raum platziert werden kann, weil die Rückseite sauber und aufgeräumt wirkt. Außerdem ist eine sehr nahe Wandmontage möglich, da keine Tuner und Strippen im Weg sind. Für noch mehr Flexibilität bietet Samsung optional das One Invisible Cable mit einer größeren Länge von stattlichen 15 Metern an.

Das Herzstück: Die One Connect Box wird mit einem fünf Meter langen Kabel mit dem Fernseher verbunden, hier sitzen auch die Tuner für den TV-Empfang.

 

Auch der Ambient-Modus ist an Bord des Q7. Vorinstallierte Stimmungsbilder, eigene Fotos und Collagen, Wetter-infos sowie Nachrichten machen den Samsung zum Hingucker oder nützlichen Accessoire, wenn dieser nicht zur Filmwiedergabe oder als Fernseher benötigt wird. Umfangreich sind das App-Angebot und die Liste der Sprachbefehle. Ein Druck auf die Mikrofon-Taste der Fernbedienung genügt, um unter anderem Sender, Ambient-Modus und Quellen zu wechseln, Infos wie Uhrzeit und Wetter einzublenden, die Foto-Galerie aufzurufen, nach Programmtiteln zu suchen oder Einfluss auf TV-Mitschnitte zu nehmen (Wiedergabe, Pause, Schnellvorlauf, Rücklauf, Vorherige, Weiter).

Alles im Blick: Oben das Live-Fernsehen, unten der Zugriff auf Sender, Einstellungen und Apps – das Tizen-Betriebssystem von Samsung bereitet viel Freude.

Alle Befehle sind im Gerät hinterlegt, um sich die Vielfalt besser einprägen zu können, und werden prompt mit minimaler Zeitverzögerung umgesetzt. Schade: Netflix reagiert (noch) nicht auf die Stimme und muss per Fernbedienung durchforstet werden. Extrem kurze Reaktionszeiten und eine intuitive Bedienung ermöglicht auch das Tizen-Betriebssystem mit seiner logischen und schnell zu verinnerlichenden waagerechten Menüstruktur mit Apps, Quellen und Einstellungen. Auf hohe Performance ist zudem der Mediaplayer ausgelegt: Beliebige Fotos und Videos stellt dieser auf Wunsch in einer 360-Grad-Ansicht dar und erlaubt sowohl das blitzschnelle Verändern des Winkels als auch das Ein- und Auszoomen.

Wie ist das Wetter? Diese und andere Infos stellt der Samsung gerne bereit – die Frage kann man ganz bequem über die Mikrofon-Taste stellen.

Bildqualität

Auch von der Seite ein Blickfang: Störende Kabel sieht man am Q7 nicht herumbaumeln, da die einzige Versorgungspipeline unsichtbar versteckt wird. 

Speziell im Sommer, wenn man die Rollos erst später runterlässt, sollte ein Flat-TV tageslichttauglich sein. Der 65Q7FN ist es garantiert. Einerseits, weil sein Display ordentlich entspiegelt ist. Andererseits, und das ist noch wichtiger: Der QLED hat gewaltige Leuchtkraft. Im HDR-Modus „Film“ kam er im Test auf stattliche 1.127 Candela. Das sind zwar knapp 400 Candela weniger als beim 65Q9FN, aber im Gegenzug 300 mehr, als der OLED65E8 von LG und der TX-65FZW954 von Panasonic im von uns bevorzugten Modus erreichen. Weiterer Vorteil: Während die OLEDs im vollen Weißfeld auf unter 200 Candela abstürzen, protzt der Samsung immer noch mit 635 Candela. Die natürlichsten Farben liefert der Q7 im Setup „Warm2“, wobei er mit 6.647 Kelvin ab Werk nicht perfekt eingestellt ist. Ebenfalls beachtlich für einen LCD-TV sind der Schwarzwert von 0,009 und der ANSI-Kontrast von 1.500:1. Beim Thema Schwarz unterscheidet sich der Q7FN allerdings vom Top-Modell Q9. Tagsüber fällt das nicht auf, sondern erst im dunklen Heimkino-Raum: Die Filmbalken oben und unten sind nicht so tiefschwarz wie beim 4.000 Euro teuren 65Q9FN, auch OLEDs spielen hier in einer anderen Liga. Zudem schimmert in den Ecken – wenn auch nur dezent – das Backlight des Displays durch. Im vollflächigen Schwarz, etwa beim Vorspann von Blu-rays, wird sichtbar, dass das Display nicht ganz gleichmäßig ausgeleuchtet ist – üblich bei einem Panel mit Edge-LED-Backlight.

Präzision pur: Der Samsung liefert perfekte Farben – in jedem Bereich des Farbsegels stimmt die Reproduktion der einzelnen Töne exakt.

Dafür begeistert der Samsung durch seine sehr kräftigen und leuchtenden Farben. Die Farbräume trifft er perfekt, im HDR-Modus dehnt der 65-Zöller bei Rot- und Grüntönen sogar das definierte DCI-P3-Spektrum leicht aus, wodurch diese Töne besonders rein dargestellt werden. Dolby Vision wird nach wie vor leider nicht unterstützt. Schon im reinen TV-Betrieb bietet der QLED eine ungemeine Detailfülle. In einer Reportage über Lüneburg arbeitet er jeden Pflasterstein der Straße, jeden roten Backstein eines historischen Hauses und die Maserung der Holzbalken so exakt wie unter dem Brennglas einer Lupe heraus. In der Blu-ray „Deutschland von oben“ leuchten die Schneefelder in den Bergen so hell wie auf keinem anderen Gerät in diesem Testfeld. Der Überflug ist butterweich. Aktiviert man jetzt den HDR-Modus, so erwacht der Winter mit voller Wucht und Brillanz. Das darstellbare Farbspektrum mit unterschiedlichen Abstufungen ist enorm weit gefächert – wunderbar sichtbar im Hamburger Hafen mit unzähligen farbigen Containern und der zugefrorenen Elbe, die in den unterschiedlichsten Weiß-, Grau- und Blautönen schimmert. Ab einem seitlichen Betrachtungswinkel von rund 45 Grad verliert der Samsung allerdings stark an Leuchtkraft. 

Voll ausgereizt: Auch bei der HDR-Darstellung verhält sich der Q7 vorbildlich. Im Rot- und Grünbereich holt er absolut unverfälschte Farben auf den Bildschirm.

Tonqualität

Für den guten Ton verfügt der 65Q7FN über ein 4.1-System mit 40 Watt Ausgangsleistung. Das ist etwas weniger als beim Q9, der mit zwei Subwoofern ausgestattet ist und 60 Watt leistet. Soll die Sprachverständlichkeit signifikant verbessert werden, so muss man den Tonmodus von „Standard“ auf „Optimiert“ umstellen. Im Zusammenspiel mit zusätzlichen Lautsprechern über den optischen Digitalausgang kann man die Audioverzögerung individuell anpassen. Das Bassvolumen des Flachmanns ist sehr anständig, ebenso das dreidimensionale Klangempfinden.

Der Testbericht Samsung 65Q7FN (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 3300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

86 sehr gut

Tolle Farben, enorme Helligkeit, natürliches Bild, üppige Ausstattung und hoher Bedienkomfort: Der Samsung 65Q7FN sammelt viele Pluspunkte. Mit dem teureren Musterschüler Q9 kann er aufgrund seines Edge-LED-Backlights aber nicht mithalten: Dazu müsste das Schwarz einen Tick dunkler und das Display gleichmäßiger ausgeleuchtet sein.
Jochen Wieloch

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