Samsung 65Q6FN (Test)

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Ganz in Schwarz: Der Samsung-Signalgeber liegt beim Q6FN nicht in Aluminium-, sondern in Kunststoff-Ausführung bei. Allerdings gefallen sowohl die Materialanmutung als auch die übersichtliche Gestaltung der Oberfläche.

Für 2.100 Euro ist der Samsung 65Q6FN der mit Abstand teuerste Apparat in unserem Testfeld. In der QLED-Reihe der Koreaner markiert er hingegen den Einstieg. Das merkt man unter anderem daran, dass Samsung auf die Connect Box verzichtet. Alle Anschlüsse sind wie bei allen anderen Herstellern in der Rückseite des Flachmanns untergebracht. Zudem kommt Edge-LED- und kein Full-LED-Backlight wie bei den teureren Q9FN und Q8DN zum Einsatz. Das Display ziert eine schicke und hochwertige Metallblende. Als besonders angenehm erweist sich die Montage des 65-Zöllers: Die beiden Füße werden einfach unten eingesteckt, schon steht der 6FN sicher. Außerdem lassen sich die Kabel für ein ordentliches Gesamtbild durch die Standfüße verlegen.

Ausstattung und Praxis

Die Ausstattung ist abgesehen von der fehlenden Connect Box komplett: Für Kabel, Satellit und DVB-T2 HD hat der Samsung Twin-Tuner an Bord. Aufnahmen und Time-Shift gelingen über eine externe USB-Festplatte. Neben WLAN und Bluetooth beherrscht der 65-Zöller die Bildschirmübertragung per DLNA von Mobilgeräten auf den QLED. Das Betriebssystem Tizen läuft flott und frei von jeglichen Haklern. Das Menü mit der waagerechten Leiste aus Einstellmöglichkeiten und Apps gefällt.

Tizen ist top: Oben das TV-Bild, unten die Einstellungen, Streaming-Portale und Apps – das Samsung-Betriebssystem erlaubt eine intuitive Bedienung.

Der kompakte Signalgeber ist zwar nur aus Kunststoff und nicht wie bei höheren Serien aus Aluminium, allerdings wirkt die Fernbedienung mit wenigen Tasten dennoch hochwertig. Über die Mikrofon-Taste stöbert man per Stimme in Inhalten und der Foto-Galerie, wechselt Quellen, startet Apps, fragt nach Wetter oder Uhrzeit, nimmt Bildanpassungen vor oder verändert den Ambient-Modus. Letzterer legt Fotos, Kunstwerke, News-Schlagzeilen und Wetter-informationen auf den Fernseher, wenn dieser mal gerade nicht für Filme oder Sport benötigt wird, und passt sich auf Wunsch auch der Tapete hinter dem Gerät an.

Flexibilität garantiert: Wer gerne Sendungen aufnimmt und gleichzeitig ein anderes Programm schaut, freut sich über Doppeltuner für alle Empfangswege.

Der leistungsstarke Mediaplayer spendiert Videos und Fotos einen 360-Grad-Look und eine Zoomfunktion. Auch hier legt der Samsung ein enormes Arbeitstempo an den Tag. Optional lässt sich der Flat-TV über die kostenlos für iOS und Android erhältliche App „SmartThings“ steuern.

Nachschlagewerk: Der 65-Zöller geizt nicht mit Funktionen. Da kommt das „e-Manual“ wie gerufen, um schnell mal in der virtuellen Anleitung zu stöbern.

Bild- und Tonqualität

Wow, selbst bei geringem Sitzabstand zum Display ist die Vorabendserie in HD extrem rauschfrei und scharf. Das erinnert mehr an eine Blu-ray als an klassisches Fernsehen. Das klare Abgrenzen von Objekten gelingt dem Samsung ausgesprochen gut. Lediglich bei Szenenwechseln oder schnellen Bewegungen bemerkt man mitunter kleine Nachzieher. Auf die schneebedeckten Berge zu Beginn von „Deutschland von oben“ haben wir uns gefreut. Zu Recht! Denn der leuchtstarke Samsung bringt die winterlich weiße Pracht zum Strahlen – im Bildmodus „HDR+“ sieht das besonders gut aus.

Virtuelle Kunst: Im Ambient-Modus avanciert das Display des 65-Zöllers zum Gemälde, bei Bedarf auch zur News-Zentrale oder zur Wetterstation.

Bei der Schwarzdarstellung kann der Q6 nicht verleugnen, dass er mit Edge-LED-Backlight arbeitet. Die Fläche ist zwar schön gleichmäßig ausgeleuchtet, aber mehr als ein sehr dunkles Grau schafft das Panel nicht. Blickt man von der Seite oder leicht von oben auf eine dunkle Fläche, so hellt diese deutlich auf. Tagsüber fällt die Schwarzproblematik kaum auf, im abgedunkelten Zimmer dafür umso mehr. Hier haben die hauseigenen Full-LED-Backlight-Modelle die Nase sichtbar vorne.

Wie wird das Wetter? Fragen Sie einfach mal per Stimme nach – der Samsung liefert die Antwort für die gewünschte Stadt mit Symbolen und Grad-Angaben.

Ihrem Namen alle Ehre macht die Kontrastverbesserung. Aus einem scheinbar grauen und monotonen Himmel holt man mir ihr deutliche Konturen heraus, wodurch das Bild an Lebendigkeit gewinnt. Die Skalierungseigenschaften des Samsung sind ausgezeichnet – das fällt nicht nur beim TV-Bild, sondern auch bei Blu-rays und sogar DVDs auf. Geschmeidige Bewegungen mit ruhiger Kameraführung sind für den Fernseher kein Problem – dazu sollte „Auto Motion Plus“ auf „Auto“ stehen. Unschärfe- und Judder-Minderung kann man notfalls manuell schrittweise nachjustieren.

Eine gute HDR-Performance ist nicht immer nur eine Frage des Geldes und absolut hochpreisigen Fernsehern vorbehalten. Das beweist der 65Q6FN. Während die – wenn auch etwas günstigeren – Panasonic TX-65FXW724 und LG 65UK7550 nicht über die 400-Candela-Grenze hinauskommen, erweist sich der Samsung als extrem heller Bursche. 905 Candela liefert er im HDR-Modus „Film“. So machen Streifen mit High Dynamic Range etwa bei Netflix oder von UHD-Blu-ray zugespielt richtig viel Spaß. Die Farben leuchten und sind kräftig, hinzu kommt ein ordentlicher ANSI-Kontrast von 900:1. Auch wenn der Weißanteil im Bild zunimmt, bleibt die Panel-Helligkeit hoch und erzielt Werte, von denen OLEDs nur träumen können. 600 Candela sind es im 50-Prozent-Weißfeld, 590 Candela bei vollflächiger Weißdarstellung.

Kräftig: Bei HDR-Inhalten zeigt der Q6FN sehr satte und natürliche Farben. Lediglich bei Gelb und Grün reizt er das Farbsegel nicht zu 100 Prozent aus.

Nicht perfekt ist die Farbtemperatur voreingestellt. Mit „Warm2“ und 7.106 Kelvin fährt man am besten. „Warm1“ liegt mit 8.622 Kelvin weiter daneben, „Standard“ fällt mit 11.122 Kelvin aus dem Rahmen. Über die Funktion „HDR+“ kann man auch SDR-Bildern einen kontrastreicheren und dynamischeren Look verpassen. Hier demonstriert der Samsung wieder seine enorme Helligkeit. Einem Fußballspiel im Freien bei der nächsten Gartenparty steht so garantiert nichts im Weg. Und auch wenn der Apparat im Wohnzimmer von der Sonne überflutet wird, trübt dies nicht den TV-Nachmittag.

Smarte Idee: Schon während der Einrichtung des Samsung entscheidet der Zuschauer, welche Apps direkt auf die Benutzeroberfläche gelegt werden sollen.

Beim Ton gilt: Bitte nicht zu laut aufdrehen! Sonst bereitet das 2.1-System mit einer Ausgangsleistung von 40 Watt wenig Freude. Bei niedrigeren Pegeln klingt der Samsung deutlich natürlicher und weniger metallisch. Stimmen sind klar, das Klangbild könnte etwas wärmer ausfallen.

Der Testbericht Samsung 65Q6FN (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 2100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 sehr gut

Dank seiner hohen Leuchtkraft von 900 Candela liefert der 65Q6FN helle Bilder und kräftige Farben. In Kombination mit dem guten Bedienkonzept und der tollen Ausstattung sichert er sich so den Testsieg. Bei der Schwarzdarstellung und der Blickwinkelstabilität offenbart aber auch der Samsung die Schwächen eines Edge-LED-Backlights.
Jochen Wieloch

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