Pures Hörvergnügen: Die Pure Audio Blu-ray

0

Kaum einer kennt die Pure Audio Blu-ray. Um dies zu ändern, lud das Münchener Tonstudio msm zur Präsentation. audiovision-Redakteur Andreas Oswald ließ sich nicht lange bitten. 

„Es gibt so viele Möglichkeiten“, sagt Stefan Bock, Geschäftsführer der Münchener msm-Studios und Schöpfer der Pure Audio Blu-ray, auf deren technische Vorzüge er sich bezieht. Bisher höchstens audio-philen Musikliebhabern bekannt, fristet der auf die High-Res-Audio-Wiedergabe fokussierte Blu-ray-Ableger auch knapp 10 Jahre nach seiner Einführung ein Schattendasein.

„Wir waren einfach zu früh dran“, erklärt uns Bock, als er und sein Team das Format 2008 aus der Taufe hoben; bereits 2009 kamen die ersten Scheiben auf den Markt, die nach der frühen Blu-ray-Format-Spezifikation 0.9 entwickelt wurden und auf allen Blu-ray-Playern problemlos abspielbar sind.

Es waren sowohl die mangelnde Gerätekompatibilität als auch die umständliche Bedienung regulärer Blu-rays, DVD-Audios und Super Audio CDs, die Stefan Bock auf die Idee brachten, einen neuen Disc-Standard zu erschaffen.

Heute scheint die Zeit aufgrund der großen Blu-ray-Verbreitung reifer für ein physisches Trägerformat, welches die bestmögliche Klangqualität mit immersivem Mehrkanalton wie Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3D und dem Abspielkomfort einer gewöhnlichen CD vereint: So lässt sich eine Pure Audio Blu-ray auch ohne Bild bedienen, mit den Nummerntasten der Player-Fernbedienung lassen sich Songs direkt wählen und über die vier Farbtasten kann man zwischen den Tonspuren wechseln. Wer trotzdem den Fernseher einschaltet, bekommt nicht etwa ein Schwarzbild, sondern durchdachte Navigationsmenüs – und Bonus-Inhalte: Denn auch Video-Dateien und Hi-Res-Medien-Files wie das komplette Album der Pure Audio-Disc im MP3-, FLAC- oder MQA-Format lassen sich mit auf den Datenträger packen und über die Netzwerkschnittstelle des Players lokal auf den PC, mobile Geräte oder den HiFi-Streamer herunter laden.

Und der Klang? „Es ist praktisch kein Unterschied zwischen dem Master in Pro Tools und der Qualität einer Pure Audio Blu-ray zu hören“, so msm-Tonmeister Tobias Wendl. Was klanglich in der Pure Audio Blu-ray steckt, wurde dann auch eindrucksvoll in diversen Beispielen von Jazz (Patricia Barber) bis Klassik (Terje Winge) zu Gehör gebracht.

Die Pure Audio Blu-ray basiert auf den Blu-ray-Spezifikationen gemäß AES-21 ID. Darauf Platz finden bis zu vier Tonspuren, mindestens eine muss in Stereo vorliegen, alle Tonspuren müssen verlustfrei gespeichert sein (LPCM oder andere verlustfreie Formate). Auch die Ablage von Mehrkanal-Aufnahmen in Dolby TrueHD, DTS-HD, Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3D auf dem Datenträger ist möglich. Die Audioauflösung der Musikstücke beträgt mindestens 96 kHz / 24 Bit, möglich sind Auflösungen bis 192 kHz / 24 Bit.

Laut Pure-Audio-Vorgaben muss die Disc auch ohne Bildschirm in allen Grundfunktionen über die Blu-ray-Player-Fernbedienung steuerbar sein, dies betrifft auch die direkte Wahl der Tonspuren über die vier Farbtasten des Gebers sowie die Anwahl von Songs über die Ziffern­tasten. Optional kann der Datenträger mit Videos oder Zusatzmaterial wie Audiodateien etwa in den Formaten MP3, MQA, FLAC, WAV oder DSD zum Download ausgestattet werden („mShuttle“-Funktion).

Doch einen audiovision-Redakteur von der Pure Audio Blu-ray zu begeistern, ist wie Eulen nach Athen zu tragen. Überzeugungsarbeit ist in erster Linie bei den großen Musik-labels zu leisten, die das Format bisher nicht auf dem Schirm haben.

Auch deshalb wurden im September in Kooperation mit der Pure Audio Group (www.pureaudiogroup.com) die „Pure Audio Days“ ins Leben gerufen – ein jährliches Event, um Entscheidern und Schaffenden aus der Musikwirtschaft mit Vorträgen und Vorführungen den Mehrwert des Formats schmackhaft zu machen.

Ein nicht unbeträchtlicher Aufwand, der sich hoffentlich lohnt. Denn die Pure Audio Blu-ray hätte einen größeren Erfolg verdient.    

Antworten