Pioneer VSX-933 (Test)

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Pioneer: Die mittelgroße, klar gegliederte Fernbedienung lässt Tasten viel Freiraum. Leider fallen die unteren Ecken recht scharfkantig aus.

Pioneer dreht den Verteuerungstrend vieler Hersteller einfach um: Der VSX-933 ist dem Vorgänger VSX-932 (Test in Ausgabe 9-2017) in Sachen Ausstattung überlegen, kostet aber 50 Euro weniger, nämlich im Vergleich zur Test-Konkurrenz günstige 550 Euro. Das hört man gerne.

Die Liste an Neuerungen ist erfreulich lang: DTS Play-Fi ist nun schon ab Werk an Bord, zu Google Chromecast gesellt sich jetzt auch der Google Assistant für die sprachgesteuerte Musikwiedergabe via Streaming. Ebenfalls neu ist Amazon Music, auf das man allerdings nur über Pioneers App zugreifen kann. Neben Software-Lösungen haben die Japaner auch an der Hardware getüftelt und die Anschlüsse des VSX-933 aufgestockt: Die Zahl der HDMI-Eingänge wuchs von 4 auf 6, die bereits ab Werk HDR-kompatibel zu Dolby Vision sind. HDMI-Ausgänge gibt es aber nach wie vor nur einen. Hinzu kam ein YUV-Bildeingang, die analogen Stereo-Cinch-Eingänge wurden von 2 auf 4 erweitert. Ebenfalls neu sind 2 Vorverstärkerausgänge für die passive Beschallung einer weiteren Hörzone, aber auch aktiv kann man nun einen zweiten Hörraum über die Endstufen des Pioneer ansteuern. DAB+ hat der Kleine allerdings noch immer nicht an Bord.

Ausstattung und Technik

Der VSX-933 verfügt über 7 Endstufen, damit sind 5.1-, 7.1- oder 5.1.2-Setups möglich. Mehr geht aufgrund fehlender Vorverstärkerausgänge nicht. Alternativ dürfen freie Endstufen für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher verwendet werden, die aktive oder passive (via Pre-outs) Beschallung eines zweiten Hörraums ist wie bereits erwähnt möglich. Schön ist die Phono-Buchse zum Anschluss eines Plattenspielers, je eine Toslink- und Koax-Schnittstelle sind allerdings etwas knapp bemessen, die USB-Ports hinten und vorne sind dafür praktisch.

Für ein 7.2-Einsteigermodell gut bestückt: Alle 7 HDMI-Buchsen unterstützen das volle 4K-Programm samt HDCP-2.2 und HDR. Zu 4 analogen Cinch-Pärchen gesellen sich 2 S/PDIF-Buchsen sowie ein Phono-Eingang für den Plattenspieler. Die fest montierten Antennen sollen optimalen Bluetooth- und WLAN-Empfang gewährleisten.

Am Design hat sich nicht viel verändert, das Gehäuse ist jetzt aber etwas größer und das Gerät ein wenig schwerer. Die Kunststoff-Front imitiert Aluminium, was dem Receiver aber erst beim Berühren anzumerken ist; der Lautstärkeregler läuft angenehm satt. Mit den beinahe unsichtbaren Bedienelementen unterhalb des großen Punktmatrix-Displays kann man den Receiver auch ohne Fernbedienung steuern. Apropos Fernbedienung: Sie wirkt nicht sonderlich übersichtlich, die unteren, spitzen Ecken drücken sich zudem unangenehm in den Hand-ballen. Alternativ lässt sich der VSX-933 mit Pioneers Remote App sowie der Music Control App bedienen, die zudem praktische Multiroom-Optionen offerieren.

Boxen-Setup: Bei 7.1- bzw. 5.1.2-Kanälen ist Schluss. Deckenboxen lassen sich vorn, mittig und hinten setzen.

Decoder und Klangtuning

Am bewährten Einmess-System MCACC hält Pioneer auch in der jüngsten Generation fest. Manuelles Feintuning am Klang darf man per 9-bandigem Equalizer betreiben, der jedoch erst ab recht hohen 63 Hertz greift. Die Ausnahme: Der Subwoofer lässt sich mit 4 Bändern ab 31 Hertz regeln. Die Pegel sind in 0,5-Dezibel-Schritten optimierbar, die Entfernungen der Lautsprecher kann man aber nur in 3-Zentimeter-Schritten angeben; wünschenswert wären 1-Zentimeter-Einheiten. Ebenfalls nicht optimal: Die Bassentlastungsfilter (Crossover) aller Lautsprecher lassen sich nur einmal zentral zwischen 50 und 200 Hertz einstellen.

Während Pioneer bei seinen großen AV-Receivern der LX-Baureihe die Einmess-Automatik „MCACC Pro“ einsetzt, müssen sich günstigere Modelle wie der VSX-933 mit der abgespeckten Variante „MCACC“ bescheiden. Letztere bietet kaum manuelle Möglichkeiten, in die Einmessung einzugreifen, was im Gegenzug die Bedienung für Laien erheblich vereinfacht:

Das MCACC-Menü untergliedert sich in die eigentliche Einmessung, die Ergebnisse und die manuellen Optionen; Letztere beschränken sich auf den Equalizer.

Nach dem Anschluss des mitgelieferten Mikrofons und der Einstellung der erforderlichen Boxenkonfiguration erfolgt die Einmessung aller Lautsprecher vollautomatisch, wobei der VSX-933 nur eine EQ-Klangkurve berechnet. Hinzu kommt eine Optimierung der Phasen aller Boxen („Phase Control“). Beide Filter lassen sich via „AV Adjust“-Taste der Fernbedienung aufrufen bzw. deaktivieren. Die wichtigsten Ergebnisse der Einmessung kann man sich in einem separaten Unter­menü anzeigen lassen; allerdings nicht die Optimierungs­kurven der automatischen Frequenzgang-Entzerrung.

Der 9-Band-Equalizer regelt alle Boxen von 63 Hertz bis 16 Kilohertz; den Subwoofer kann man zwischen 31 und 250 Hertz justieren.

Der manuelle Equalizer ist Teil des MCACC-Systems und kann zusätzlich zur Einmessung aktiviert werden; er regelt mit Ausnahme des Subwoofers allerdings erst ab recht hohen 63 Hertz.

Menü „AV Adjust“: Hier lassen sich diverse Klangfilter aufrufen, u.a. „MCACC“ und „Phase Control“.

 

An Tondecodern verbauten die Japaner Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X, die jetzt auch das Cross-Format-Upmixing – also die Wiedergabe von Dolby-Ton via DTS-Decoder und andersherum – erlauben; bisher war dies aus Lizenzgründen bei Pioneer nicht möglich. Eigene Klangprogramme spendierte Pioneer 10 Stück. Über die „AV Adjust“-Taste der Fernbedienung lassen sich eine Reihe von Klangschaltungen aktivieren, darunter „Phase Control“ für eine Bass-Optimierung, das „Theaterfilter“ zur dezenten Absenkung von Höhen sowie die Dynamikreduktion „DRC“, die bei Dolby- sowie DTS-Quellen funktioniert.

Das Cross-Format-Upmixing ist jetzt auch bei Pioneer möglich, hier wird DTS-HD via Dolby Surround abgespielt.

Video und Multimedia

Die Videotechnik akzeptiert 4K/60p-Signale samt HDCP-2.2 und HDR mit HDR10, HLG und Dolby Vision. Die rudimentäre Scaler-Funktion samt optionaler „Super Resolution“-Anschärfung rechnet nur 1080p-Signale auf 4K-Auflösung hoch.

Auf Multimedia-Seite gibt es neben dem kostenlosen Webradio TuneIn auch Spotify, Deezer und Tidal; Amazon Music ist nur via App zugänglich. Mit Chromecast, FlareConnect, DTS Play-Fi, Bluetooth, Airplay und DLNA unterstützt der Receiver zahlreiche Streaming-Protokolle. Der Mediaplayer akzeptiert auch hochauflösende Dateien wie FLAC, AIFF, ALAC und WAV mit 192 Khz / 24 Bit sowie DSD-Dateien bis 5,6 MHz Samplingrate.

Tonqualität

Im Messlabor lieferte der VSX-933 fast durchgängig ähnlich niedrige Leistungswerte wie das Vorjahresmodell; nur im 5-Kanal-Betrieb an 6 Ohm maßen wir mit 71 Watt gerade mal 3 Watt mehr. Rund 50 Watt pro Kanal (4 und 6 Ohm) im 7.1-Betrieb reißen ebenfalls keine Bäume aus, sind für mittelgroße Räume aber ausreichend.

Im Hörtest spielte der Pioneer rund und locker, dynamisch und mit guter Feinauflösung, ohne es in den Höhen zu übertreiben. Bässe drückten zwar sauber, aber auch ziemlich kräftig. Die Einmessung aller Boxen dauerte rund 4 Minuten und lieferte plausible Ergebnisse; allerdings nur für einen Mess-punkt. MCACC nahm die Höhen etwas zurück und gab dem Schallfeld mehr Größe und Tiefe.

Die „Phase Control“-Schaltung drückte eine kräftige Portion Bass dazu. Bei Atmos-Trailern wie „Amaze“ war der Tiefdruck für unseren Geschmack auch zu viel des Guten, so dass wir den Woofer-Pegel um satte 12 dB absenken mussten. Die Synthesizer im Atmos-Clip „Audiosphere“ waren auf der 2D-Ebene bestens ortbar, in der Höhe hatten wir bisweilen aber das Gefühl, die Klänge von vorne statt von oben zu hören; bei Betrieb von nur 2 Höhenboxen ist dies allerdings kein unbekanntes Phänomen und nicht dem Receiver anzulasten.

Im Stereo-Betrieb klang der VSX-933 im Pure-Direct-Modus neutral, dynamisch und fein auflösend – womit er von Pop über Rock bis zu Klassik jede Musik authentisch zu Gehör bringt.       

Der Testbericht Pioneer VSX-933 (Gesamtwertung: 69, Preis/UVP: 550 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

69 befriedigend

Pioneers VSX-933 ist mit 550 Euro einen Fünfziger günstiger als das Vorjahresmodell, bietet aber mehr Features. Guter Klang, 4K-Video und viele Multimedia-Optionen runden das Paket ab. Dass es letztlich nur zu einem „befriedigend“ reicht, liegt an den niedrigen Leistungsreserven.
Andreas Oswald

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