Philips 65PUS7601 (Test)

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Als einer der letzten namhaften Hersteller betritt Philips das HDR-Parkett: Konnte der PUS 8601 zum Testzeitpunkt (audiovision 4-2016) noch nichts mit High-Dynamic-Range-Inhalten anfangen, soll sie der 3.000 Euro teure 65 PUS 7601 nach einem jüngsten Firmware-Update in voller Pracht zeigen. Allerdings nur im offenen HDR-10-Standard, Dolby Vision bleibt wie bei Samsung und Sony außen vor.

Ausstattung und Praxis

philips_pus657601_proconJe höher die Zahl im Modellnamen, desto leistungsfähiger und teurer ist der Fernseher normalerweise. Bei Philips scheinen die Grenzen zwischen den beiden Serien jedoch zu verschwimmen: Der 8000er hebt sich zwar durch ein besseres Soundsystem, einen Twin-Tuner und ein vier- statt dreiseitiges Ambilight ab. Dafür kommt im 65 PUS 7601 anstelle des Edge-LED-Backlights eine vollflächige, direkte Hintergrundbeleuchtung mit 128 einzeln ansteuerbaren Zonen zum Einsatz („Micro Dimming Premium“). Dies gewährleistet eine bessere Kontrastwiedergabe und Bildhomogenität, jedoch bleibt die maximale Lichtausbeute laut Datenblatt unverändert bei 700 Candela pro Quadratmeter – wie viel der 65-Zöller wirklich schafft, dazu später mehr.

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Die Hardware selbst soll ebenfalls höchsten Ansprüchen genügen. Bewährt haben sich hier die „Perfect Pixel Ultra HD“-Engine sowie die „Perfect Natural Motion“-Schaltung. Neu ist der „Picture Performance Index“, welcher die 2011 eingeführte „Perfect Motion Rate“-Technologie ersetzt und – ähnlich wie Samsungs „Picture Quality Index“ – eine Art Indikator für die Bildqualität darstellt. Mit einem Wert von 2.600 markiert der PUS 7601 derzeit die Spitze der Philips-TVs. Allerdings wurde die Anzahl der Prozessor-Rechenkerne von sechs auf vier reduziert. Ungeachtet dessen reagiert das Gerät subjektiv genauso flott auf Befehle. Störende Ruckler oder Aussetzer können wir jedenfalls nicht feststellen. Das Blättern durch Menüs und das Navigieren gelingt flüssig. Einzig das Öffnen von Apps dauert manchmal ein paar Sekunden, was bei Android aber keine Seltenheit ist. Darüber tröstet das Betriebssystem mit einem großen Smart-TV-Angebot hinweg, wozu nun auch Amazon Video gehört. Von 3D hat sich Philips hingegen verabschiedet.

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Die Fernbedienung fällt recht groß aus, lässt sich aber gut handhaben. Zwar reagiert das als Touchpad ausgelegte Cursorfeld oft zu sensibel, dafür erleichtert die rückseitige Tastatur Texteingaben.

Gibt‘s nur bei Philips: Das Ambilight verläuft beim 65 PUS 7601 über drei Seiten. Die LEDs reagieren entweder auf Bildinhalte, den Ton oder auf eine Smartphone-App.

Gibt‘s nur bei Philips: Das Ambilight verläuft beim 65 PUS 7601 über drei Seiten. Die LEDs reagieren entweder auf Bildinhalte, den Ton oder auf eine Smartphone-App.

Auf Unterhaltung getrimmt: Das Android-Betriebssystem besticht durch ein exzellentes Smart-TV-Angebot. Im Google Play Store finden sich unzählige Apps.

Auf Unterhaltung getrimmt: Das Android-Betriebssystem besticht durch ein exzellentes Smart-TV-Angebot. Im Google Play Store finden sich unzählige Apps.

Statt eines einzigen Tieftöners wie bei früheren Modellen verfügt der 65 PUS 7601 über zwei, was vor allem der Stereowirkung zugutekommt. Jedoch strahlen die Boxen nach hinten ab und erzeugen so einen etwas unpräzisen, halligen Klang. An Lautstärke mangelt es ihnen dafür keineswegs.

Wie Sony bereitet auch Philips das HDR-Bild auf eigene Weise zu; uns fehlt hier aber ein wenig die Würze. Während der Rivale nämlich die Ultra-HD-Premium-Spezifikationen der UHD Alliance erfüllen würde – erforderlich sind unter anderem eine Leuchtdichte von mindestens 1.000 Candela und erweiterte Farbräume à la BT.2020, geht der 65 PUS 7601 mit maximal 422 Candela respektive BT.709 nicht über SDR-Niveau hinaus. Immerhin bleiben im Vollflächen-Weiß rund 87 Prozent davon übrig (365 Candela). Diese Werte basieren auf dem Bildmodus „HDR-Film“, der als einziger neutrale Farben erzeugt. Zusätzlich stehen sechs weitere HDR-Presets zur Auswahl, wobei „Lebendig“ mit knapp 570 Candela zwar die höchsten Helligkeitsreserven bietet, jedoch einen deutlichen Blaustich aufweist und für Cine­asten daher nicht infrage kommt.

Grundsätzlich stellen wir uns unter High Dynamic Range etwas anderes vor, zumal bei den Holländern die 10-Bit-Quantisierung ebenfalls auf der Strecke bleibt: In unserem Testbild zeigt der eigentlich fließende Grauverlauf sichtbare Stufen. Praxisnahes Filmmaterial sieht zunächst sauber aus, in manchen Landschaftsaufnahmen treten am Horizont allerdings leichte Banding-Artefakte auf. Trotzdem wirken HDR-Clips plastischer und knackiger als Standard-Inhalte. Nützlich finden wir die „HDR-Upscaling“-Funktion. Sie vergrößert den Kontrastbereich und sorgt so für mehr Dynamik in SDR-Videos, obgleich helle Bildpartien nach wie vor ein wenig flau erscheinen.

Die Schärfe hingegen ist genau nach unserem Geschmack: Der PUS 7601 rechnet nicht nur niedriger aufgelöste Bilder zuverlässig hoch, sondern zeichnet auch Ultra-HD-Blu-rays perfekt durch. Von den vier HDMI-Anschlüssen nehmen aber nur zwei HDR- beziehungsweise UHD-Signale mit bis zu 60p entgegen; Gleiches gilt für den HDCP-2.2-Kopierschutz. Als Quelle dienen außerdem die USB-Ports, wobei der Mediaplayer nicht alle Dateiformate erkennt. Etwas unsicher sind wir uns bei Amazon Instant Video: Offiziell stellt die App zwar ultrahochaufgelöste Streams bereit, doch wirft unten in der Wiedergabeleiste gelegentlich die Info „1080p“ Fragen auf. Die „HDR“-Einblendung verkneift sich der Fernseher (anders als via HDMI oder USB) komplett.

Kurz und knackig: Der Philips 65 PUS 7601 meldet die HDR-Wiedergabe vorbildlich mit einer kleinen Einblendung zurück. Die Helligkeit erhöht sich aber nicht.

Kurz und knackig: Der Philips 65 PUS 7601 meldet die HDR-Wiedergabe vorbildlich mit einer kleinen Einblendung zurück. Die Helligkeit erhöht sich aber nicht.

In den erweiterten Bildeinstellungen findet sich die „HDR-Upscaling“-Funktion. Sie lässt SDR-Videos auf Wunsch knackiger und kontrastreicher erscheinen.

In den erweiterten Bildeinstellungen findet sich die „HDR-Upscaling“-Funktion. Sie lässt SDR-Videos auf Wunsch knackiger und kontrastreicher erscheinen.

Auf kleinem Raum: HDR-Farbstandards à la BT.2020 sind dem Philips 65 PUS 7601 leider fremd. Besonders Rot könnte mehr Brillanz und Sättigung vertragen.

Auf kleinem Raum: HDR-Farbstandards à la BT.2020 sind dem Philips 65 PUS 7601 leider fremd. Besonders Rot könnte mehr Brillanz und Sättigung vertragen.

Bildqualität

Mit den von der Imaging Science Foundation (kurz: isf) zertifizierten Bildmodi macht man in der Regel nichts falsch. So liefert der 65 PUS 7601 – wie auch LGs OLED-TV auf Seite 40 – in den isf-Presets die neutralsten Farben und Graustufen. Leider deaktiviert Philips bei diesen die Local-Dimming-Schaltung, was zu Lichthöfen sowie Aufhellungen dunkler Inhalte führt. Das lässt sich über den Menüpunkt „Kontrastmodus“ zwar korrigieren. Da in unserer Wertungstabelle jedoch die Werkseinstellungen zählen, haben wir uns für den im Auslieferungszustand plastischer wirkenden Bildmodus „Film“ entschieden. Das verdankt er vor allem seinem satten Schwarzwert von 0,013 Candela bei bis zu 430 Candela Leuchtkraft. Folglich erscheinen TV-Sender, DVDs oder Blu-rays in der Praxis genauso hell wie HDR-Inhalte. Hier hatten wir uns mehr von Philips‘ stellvertretendem Flaggschiff erhofft, da lediglich das zu kühl abgestimmte Preset „Lebhaft“ beziehungsweise „HDR-Lebendig“ annähernd an die Herstellerangabe von 700 Candela herankommt (siehe Kasten „HDR auf Holländisch“).

Mehr Auswahl: Musste man bei Philips bisher auf die Online-Videothek von Amazon verzichten, bringt der 65 PUS 7601 die App ab Werk mit – samt UHD-Angebot.

Mehr Auswahl: Musste man bei Philips bisher auf die Online-Videothek von Amazon verzichten, bringt der 65 PUS 7601 die App ab Werk mit – samt UHD-Angebot.

Bunt und praktisch: Die Programmliste präsentiert sich optisch ansprechend mit Senderlogos. Das Blättern durch die zahlreichen TV-Kanäle gelingt ausgesprochen schnell.

Bunt und praktisch: Die Programmliste präsentiert sich optisch ansprechend mit Senderlogos. Das Blättern durch die zahlreichen TV-Kanäle gelingt ausgesprochen schnell.

Nicht perfekt, aber gut: Die „Perfect Natural Motion“-Schaltung sorgt auf Wunsch für glatte, flüssige Bewegungen, eliminiert jedoch auch den 24p-Kinolook.

Nicht perfekt, aber gut: Die „Perfect Natural Motion“-Schaltung sorgt auf Wunsch für glatte, flüssige Bewegungen, eliminiert jedoch auch den 24p-Kinolook.

UHD-Videos mit mehr als 30 Hertz nehmen nur die HDMI-Eingänge 1 und 2 entgegen. Dank Scart und Co. finden auch alte Zuspieler wie VHS-Recorder Anschluss. Rechts im Bild ist ein Teil des Ambilights zu sehen.

UHD-Videos mit mehr als 30 Hertz nehmen nur die HDMI-Eingänge 1 und 2 entgegen. Dank Scart und Co. finden auch alte Zuspieler wie VHS-Recorder Anschluss. Rechts im Bild ist ein Teil des Ambilights zu sehen.

Kann sich sehen lassen: Mit Delta-E-Werten von unter 3 gehört der 65 PUS 7601 zu den farbneutralsten Philips-Fernsehern, die wir bislang getestet haben.

Kann sich sehen lassen: Mit Delta-E-Werten von unter 3 gehört der 65 PUS 7601 zu den farbneutralsten Philips-Fernsehern, die wir bislang getestet haben.

Im sonnendurchfluteten Wohnzimmer hat der PUS 7601 Mühe, sich durchzusetzen: Unter Auflicht erzielt er ein Kontrastverhältnis von nur 492:1. Sein Revier sind aber ohnehin eher die dunklen Räume, wo das Ambilight perfekt zur Geltung kommt und der Augenermüdung vorbeugt. Ein weiterer Vorteil ist der exzellente Im-Bild-Kontrast von 2.200:1 im ANSI-Schachbrettmuster. Davon profitieren auch finstere Szenen wie zum Beispiel die Innenaufnahmen aus der „Krabat“-Mühle, die der Fernseher sauber differenziert darstellt. Dabei regelt die „Micro Dimming Premium“-Technologie das Licht über die gesamte Bildfläche gleichmäßig herunter und sorgt außerdem für tiefschwarze Letterbox-Balken. Bei hoher Helligkeit (großer Weißanteil) schatten die Ecken allerdings sichtbar ab. Lob wiederum verdienen die sehr gute Feinzeichnung sowie die ordentliche Bewegungsdarstellung.  mr/ur

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Stromsparer-2016

Der Testbericht Philips 65PUS7601 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 3000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 gut

Philips wagt sich mit dem 65 PUS 7601 in stark befahrenes Gewässer und wirft einige Altlasten über Bord: Zum einen sind die Farben sauber voreingestellt, zum anderen verbessert Local-Dimming den Kontrast. HDR-Videos könnten für unseren Geschmack aber heller und farbintensiver sein. Dafür macht das Ambilight Filmabende zum Erlebnis.

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